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Ethik / Philosophie, 7./8. Schuljahr, Gymnasium

Fair Play 7/8

Fair Play 7/8
Herausgegeben von Pfeifer, Volker und Ulrike Hanraths
Erschienen Paderborn: Schöningh, 2007
Seitenanzahl 252
ISBN 978-3-14-025013-9
Geeignet für Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Berlin, Schleswig-Holstein
Rezensiert von Christian Ewald, Vanessa Glinski und Jessica Henneke (Studierende), 7. November 2012
Projekt Justus-Liebig-Universität Gießen, Sommersemester 2012, Schulbücher im Ethik- und Philosophieunterricht

Rezension von Christian Ewald, Vanessa Glinski und Jessica Henneke (Studierende)


Einleitung
„Soll ich das jetzt machen?“, „Ist das denn richtig?“, „Müsste ich nicht eher anders handeln?“. Diese und andere Fragen stellen sich Kinder und Jugendliche beinahe täglich und die entsprechenden Entscheidungen sind nicht immer leicht zu treffen. Fair Play möchte versuchen, mit den Schülerinnen und Schülern vernünftige Lösungen für diese Fälle zu finden und geht deshalb in jedem Kapitel auf die Lernenden intensiv ein.
Das Lehrbuch bietet einen roten Faden für einen handlungsorientierten, lebendigen Unterricht, der sehr schülerorientiert aufgebaut ist. Aktuelle ethische Fragen beziehen Alltagserfahrungen mit ein und regen zu selbständiger ethischer Reflexion an, die die Schülerinnen und Schüler in diesem Buch bearbeiten können. Es bietet einen großen Umfang an Themen, die für die Lernenden sehr wichtig sind. Allgemein kann man sagen, dass Fair Play ein sehr gutes Schulbuch für den Ethikunterricht ist, da es sehr abwechslungsreich gestaltet ist und den Lehrenden zusätzlich gute und neue Methoden bietet, um den Unterricht kreativer zu gestalten.
Das Schulbuch enthält sehr viele ethisch und moralisch attraktive Themen für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8. Themen, wie „Konflikte“ oder „Medien“ sprechen die Lernenden direkt an und erleichtern ihnen die Identifikation. Das Buch zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass bei den Schülerinnen und Schülern keine Langweile auftauchen kann, da sie immer aktiv am Unterrichtsgeschehen mitwirken können.
Das komplette Lehrbuch ist nach drei grundlegenden Fähigkeiten aufgebaut, die die Schülerinnen und Schüler im Laufe der Zeit entwickeln werden. Sie sollen lernen, über sich selbst, ihre Wünsche, ihre Motive und ihre Gründe ihres Handelns nachzudenken. Zudem lernen sie dabei auch, andere mit ihren eigenen Gefühlen und Meinungen besser zu verstehen. Sie sollen lernen, sich in andere hineinzuversetzen und die Welt durch ihre Augen zu sehen. Und schließlich lernen die Schülerinnen und Schüler durch Gespräche und Diskussionen besser zu argumentieren und damit ihre Meinung besser und überzeugender zu begründen.
Das Lehrbuch bietet sich für alle Schulformen an, wobei es dem Gesamteindruck, den Schwierigkeitsanforderungen der Aufgaben und der Themenwahl nach besonders gut für Haupt- und Realschulen geeignet ist. Positiv auffallend ist der feste Einband, der dem Schulbuch Stabilität, Schutz und auf diese Weise Langlebigkeit verleiht. Dagegen schaut das äußere Erscheinungsbild nicht sonderlich ansprechend aus, da die Farben kalt wirken und das Bild nicht passend gewählt ist.

Vorstellung des Konzepts
Das Autorenteam Volker Pfeifer, Ulrike Hanraths, Helmut Wamsler und Andrea Welz stellen ihr Konzept und den Aufbau des Bandes auf den Seiten 3, 4 und 5 detailliert vor, indem sie sich nach dem Inhaltsverzeichnis mit einem Vorwort an die Schülerinnen und Schüler wenden. Die Begleitworte sind größtenteils als sehr nützlich einzustufen. Sie geben den Lernenden sowie den Lehrenden eine grobe Orientierung und Einblicke in die Struktur des Schulbuches. So wird zum Beispiel deutlich gemacht, wie jedes Kapitel aufgebaut ist und wie man sich am schnellsten zurechtfindet. Vor allem durch das Farbkonzept und das Doppelseitenprinzip kann man den Buch- und Kapitelaufbau als sehr gelungen einstufen. Für die Schülerinnen und Schülern ist dies eine wertvolle Unterstützung und sie werden sich dadurch leicht zurechtfinden.
Jedes Kapitel umfasst eine Auftaktseite, welche sich über zwei Seiten erstreckt. Diese ist immer sehr farbenfroh gestaltet und damit fällt der Einstieg in ein neues Thema sicherlich nicht schwer. Ob mit Abbildungen, Comics, Gedichten oder allgemeinen Fragen, mit denen sich das Kapitel im Folgenden befassen wird, wird bei den Lernenden sofort das Interesse geweckt.
Annähernd jede Seite enthält eine Methodenecke. Hier wird eine neue, zu dem Thema passende Methode charakterisiert. Dies ist eine sehr große Stütze für die Lehrkraft, um den Unterricht spannender zu gestalten. Nach jedem Kapitel erfolgt eine „Überprüfe dein Wissen und Können“-Seite. Die Doppelseite beinhaltet zum einen eine Art Zusammenfassung und zum anderen eine hinreichende Übung für die Schülerinnen und Schüler. Auf diesen Seiten wird das ganze Kapitel noch einmal wiederholt und die wichtigsten Fakten auf den Punkt gebracht. Im Anhang findet man noch Kurzbiografien, ein Glossar, ein Register und ein Bildquellenverzeichnis. Weitere Internet-Links oder ähnliches sind leider nur sehr vereinzelt enthalten.
Die Themen sind sinnvoll ausgewählt, didaktisch reduziert und aufbereitet. Sie entsprechen voll und ganz den gängigen Themen für Realschulen. Alle Themen sind ausnahmslos schülergerecht aufbereitet und problemorientiert gestaltet. Außerdem sind auch viele aktuelle Themen wie Mobbing, Umweltschutz oder Religionen enthalten. Diese Themen betreffen die Lernenden direkt und sie haben Freude daran, mehr darüber zu erfahren. Bei allen Themen wird ein altersangemessener Zugang gewählt. Die Abbildungen und Fragen sprechen 12- und 13-Jährige direkt an.
Viele Aspekte, vor allem mit philosophischen oder sozialwissenschaftlichen Hintergrund, werden in allen Kapiteln behandelt. Religionskundliche Aspekte findet man dagegen in zwei gesonderten Kapiteln („Glauben, hoffen und wissen“, „Judentum – Glaube und religiöses Leben“). Die Heterogenität der Lernenden in Bezug auf ihre Kultur, Sprache und Religion wird bei den Themen meistens berücksichtigt. Jedoch beinhaltet das Buch viele europäische Abbildungen, nur wenige internationale Bilder sind aufzufinden.
In allen Kapiteln wird zunächst auf das Vorwissen der Lernenden zurückgegriffen, danach erfolgt meistens eine Texterarbeitung, der sich eine Anschlusskommunikation anschließt, was bedeutet, dass viele Fragen gestellt werden, die oft an die Schülerinnen und Schüler selbst gerichtet sind. Damit werden in jedem Fall die Erkenntnisse der Leseforschung berücksichtigt.
Das didaktische Konzept von „Fair Play 7/8“ baut gleichermaßen auf alltäglichen und philosophischen Themen aus. Auf der einen Seite wird auf Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler zurückgegriffen, auf der anderen Seite wird neues Wissen vermittelt. Im Großen und Ganzen scheint das didaktische Konzept als sehr gelungen.

Texte, Aufgabenstellungen und Materialien
Hinsichtlich der Texte lässt sich eine große Vielfalt feststellen. Dies scheint sehr positiv, da somit ein großer Überblick gegeben wird und die Themen, die das Buch behandelt, nicht nur von einer Seite beleuchtet werden. Die Schülerinnen und Schüler können somit lernen, sich mit verschiedenen Textsorten auseinanderzusetzen. Um aufzuzeigen, wie vielfältig das Schulbuch ist, möchten wir gerne verschiedene Textsorten an einigen Beispielen kurz aufzeigen: Vorwiegend findet man in dem Schulbuch literarische Texte, die sich jedoch noch in Untergruppen unterteilen lassen. Man entdeckt verschiedene Geschichten (z.B. Seite 8 „Die Besucher vom Mars“), Lieder und Gedichte (z.B. Seite 21 „My own song“) und Zitate von bekannten Persönlichkeiten (z.B. Seite 25 Konfuzius oder Aristoteles). Ein informierender Text ist auf Seite 25 vorhanden („Jugendlichen sind Freunde wichtiger als Eltern oder Schule). Philosophische Texte werden eher selten angeboten. In dem Kapitel „Alle gerecht behandeln“ findet man ein Gespräch von Sokrates und seinen Freunden, die darüber philosophieren, was Gerechtigkeit ist. Im Anhang sind u.a. Kurzbiografien enthalten, die wichtige Persönlichkeiten nochmal knapp schildern (siehe Seite 243 und 244). Nennenswert trotz geringem Anteil im Buch sind die diskontinuierlichen Texte wie beispielsweise auf Seite 122 „Ist das Handy für dich ein Grundbedürfnis“. Wünschenswert wäre, mehr von solchen Diagrammen oder Statistiken im Schulbuch aufzunehmen, da diese kurz und knapp wichtige Fakten darstellen. Religiöse Texte sind vor allem in Kapiteln wie „Judentum – Glaube und religiöses Leben“ präsent.
Positiv fallen die Quellenangaben unter jedem Text auf. Hilfreich ist dies vor allem für die Lehrkräfte, damit bestimmte Fakten nachgeschlagen werden können. Ein Lehrerhandbuch mit Zusatzmaterialien und Erläuterungen wird angeboten. Neue Medien wie DVD oder Internet-Links werden dagegen sehr selten mit eingebunden.
Die Aufgabenstellungen sind durchgehend alle sehr klar und eindeutig formuliert. Alle Fragen sind durch passende Operatoren gekennzeichnet. Durch eine äußerst sinnvolle Auswahl der Arbeitsaufträge ist mit einem hohen Lernerfolg der Schüler und Schülerinnen zu rechnen, wenn man mit dem Schulbuch und seinen Materialien richtig umgeht und es den Schülern angemessen vermittelt. Allgemein kann man vermerken, dass die Aufgaben in einem sinnvollen Zusammenhang aufeinander folgen. Dieser folgt einem klassischen Aufbau: Zunächst wird das Vorwissen der Schüler und Schülerinnen aktiviert, daraufhin erfolgt eine Einordnung des Wissens in den jeweiligen Kontext und endet mit einem Austausch und einer Bewertung des Ganzen.
Das Problem wird in der Regel selbst von den Schülerinnen und Schülern benannt, indem sie zunächst auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Die Problemlösung erfolgt immer am Ende eines Kapitels bei der Bewertung eines Themas. Festzuhalten ist, dass alle Aufgabenstellungen schülerangemessen und nie eintönig gestaltet sind. Sie sprechen die Schülerinnen und Schüler direkt an und regen zum Nachdenken an. Negativ aufgefallen ist jedoch, dass öfter mehr als acht Aufgabenstellungen auf einer Doppelseite zu finden waren. Dies kann für die Schülerinnen und Schüler schnell zur Motivationslosigkeit führen und ist aus diesem Grund nicht sehr vorteilhaft. Manchmal ist weniger dann doch mehr.
Alles in allem kann man vermerken, dass die angebotenen Texte, Materialien und Aufgabenstellung es ermöglichen, ethische Fragen zu erkennen und zu verstehen und zudem unterschiedliche Positionen, Interessen und Zielsetzungen wiederspiegeln.

Fachdidaktische Auseinandersetzung
Das Schulbuch folgt einer Vielzahl von Unterrichtskonzepten. Den Großteil davon nehmen die Aufgaben ein, die von den Schülerinnen und Schülern in Form von Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Projektarbeit beantwortet werden sollen. Dabei handelt es sich vor allem um Diskussionen oder Rollenspiele über ethische Themen wie zum Beispiel Konflikte, Werte und Normen, Freiheit und Verantwortung oder Glück und Sinn. Dabei sollen sich die Lernenden in Form des entdeckenden Lernens ihr Wissen selbständig aneignen. Da diese Aufgaben grundsätzlich ohne Darbietung einer Musterlösung gestellt werden, sind die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler auf dem Gebiet der Selbstbeurteilung besonders hoch. Aber gerade durch die gut geschriebenen Texte sind die Aufgaben für die Schüler gut zu bewältigen.
Die Schülerinnen und Schüler müssen oft verschiedene Positionen einnehmen und unter einer bestimmten Fragestellung miteinander diskutieren. Dies fördert nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern regt die Lernenden auch an, sich in andere Meinungen hineinzuversetzen.

Aktualitätsbezug
Es ist wichtig, dass ein Lehrbuch schülergerechte und lebensnahe Themen verwendet, um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, damit sie Interesse an den Inhalten des Buches bekommen. Das Buch berücksichtigt alle zentralen Dimensionen des Faches. Erkennen kann man dies vor allem an der Themenauswahl. Die Themen: „Ethik – Was ist das eigentlich?“, „Konflikte“, „Alle gerecht behandeln“ und „Werte und Normen“ behandeln primär die Dimension der Philosophie. Religionswissenschaft wird in den Themen „Glauben, Hoffen und Wissen“ und „Judentum – Glaube und religiöses Leben“ behandelt. Sozialwissenschaft und Naturwissenschaft bilden die Grundlage der Themen „Freiheit und Verantwortung“, „Konsum“, „Medien“ und „Natur“.

Fazit
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass es sich hier um ein sehr gelungenes Ethiklehrbuch für Sekundarstufe I handelt. Es ist aktuell und spricht sehr lebensnahe Themen an, die die Schülerinnen und Schüler interessiert. Die Texte sind gut und verständlich geschrieben und es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Arbeitsaufträgen, mit denen die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Sozial- und Aktionsformen arbeiten können. Mit diesem Buch hat man als Lehrender eine hervorragende Grundlage, um den Ethikunterricht interessant gestalten zu können und um die Kinder für die Ethikthemen zu begeistern. Das Buch ist daher sehr empfehlenswert.


Lizenz: CC BY-ND 4.0 Lizenz „Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ (CC BY-ND 4.0)


Info Zitation Christian Ewald, Vanessa Glinski und Jessica Henneke. Rezension zu: Fair Play 7/8 von Pfeifer, Volker und Ulrike Hanraths (Hg.). Paderborn: Schöningh 2007, ISBN 978-3-14-025013-9, Edumeres 2012, https://edu-reviews.edumeres.net/en/reviews/reviews/christian-ewald-vanessa-glinski-und-jessica-henneke/, zuletzt geprüft am 26.03.2024.