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Sozialkunde / Politik, 5./6. Schuljahr, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium

Rechtsextremismus

Rechtsextremismus
Herausgegeben von Behrens, Rico
Erschienen Schwalbach/Ts.:Wochenschau, 2018
Seitenanzahl 43
ISSN 2190-3611. Bestellnummer 1118.
Geeignet für Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen
Rezensiert von Lehmann, Rocco (Lehrer), 3. Mai 2018

Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)


Einleitung
Kompakt wird hier das Thema Rechtsextremismus in seinen verschiedenen Facetten beleuchtet. Methodisch abwechslungsreich ist dem Wochenschau-Verlag hier wieder ein sehr gutes Heft gelungen.

Überblick über Inhalte und Zielgruppe
Das Heft thematisiert insgesamt sechs verschiedene Aspekte von Rechtsextremismus:
1)     Rechtsextremismus - Was ist das eigentlich? (7 Seiten)
2)     Rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft (4 Seiten)
3)     Rechtsextreme Erlebniswelten (6 Seiten)
4)     Rechtsextreme Netzwerke (10 Seiten)
5)     Rechtsextremismus - angeboren, anerzogen oder einfach Zufall? (2 Seiten)
6)     Aktiv gegen „Rechts“: Was kann ich tun? (8 Seiten)

In diesen Überschriften zeigt sich bereits die Vielschichtigkeit des Hefts. Es bietet sich an, die einzelnen Unterpunkte in der gegebenen Reihenfolge im Unterricht zu thematisieren. Es lassen sich aber auch einzelne Bereiche separat in den Unterricht eingliedern.

Kapitel 1: Rechtsextremismus - Was ist das eigentlich?
Zu Beginn sollen die Lernenden selbstständig überlegen, was Rechtsextremismus überhaupt für sie bedeutet. Nachfolgend schließt sich eine kleine Gruppenarbeitsphase an, um unter anderem verschiedene „-ismen“ zu definieren und die Grundlage für die weiterführende Arbeit mit dem Heft zu legen. Zum Schluss sollen sich die Schülerinnen und Schüler über die Frage der „Deutschlandfähnchen und Patriotismus“ eine eigene Meinung bilden.

Kapitel 2: Rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft
Am Anfang steht eine aktivierende Aufgabe, wo unterschiedlichen Aussagen verschiedene Merkmale (Fremdenfeindlichkeit oder beispielsweise Rassismus) zugeordnet werden sollen. Die Schülerinnen und Schüler können hier auch eigene Beispiele, wenn möglich, beisteuern. Danach soll anhand von zwei aktuellen, kontroversen Aussagen von AfD-Politikern über die Meinungsfreiheit gesprochen werden. Auch verschiedene Grafiken sollen innerhalb des Kapitels analysiert werden.

Kapitel 3: Rechtsextreme Erlebniswelten
Damit die Schülerinnen und Schüler über mögliche Angebote und Ausdrucksformen „rechter Strömungen“ im Bilde sind, werden diese im Kapitel 3 beleuchtet. Vorgestellt werden unter anderem ein Liedtext einer rechtsextremen Band, Storch Heinar, die satirische Antwort auf die Kleidermarke Thor Steinar und typische rechtsextreme Symbole sowie Codes der Szene. Letzteres ist sicher auch für Lehrende, die nur bedingt in der Thematik stecken, sehr informativ.

Kapitel 4: Rechtsextreme Netzwerke
Auch in Kapitel 4 gilt es, anhand von Grafiken, Tabellen und Texten sich die Bandbreite des rechtsextremen Spektrums in Deutschland zu erschließen. Auch die „Reichsbürger“, die „Identitäre Bewegung“ und der „NSU“ werden hier mit benannt und behandelt.

Kapitel 5: Rechtsextremismus - angeboren, anerzogen oder einfach Zufall?
Kurz, aber prägnant fasst das fünfte Kapitel unterschiedliche Einstiegsvarianten für junge Menschen in die rechte Szene zusammen. Anhand von drei Biografien wird hier das mögliche Abdriften aufgezeigt. Ob selbige zu 100% von den Lernenden als authentisch aufgefasst werden, vermag ich nicht zu beurteilen. Zumindest die Biografie der Anwältin Julia finde ich dahingehend schwierig, sie erscheint mir in Zügen unrealistisch zu sein.

Kapitel 6: Aktiv gegen „Rechts“: Was kann ich tun?
Nachdem in den fünf vorangegangenen Abschnitten Rechtsextremismus sehr vielfältig abgebildet wurde, wird nun im letzten Abschnitt den Lernenden deutlich gemacht, wie und wo sie sich selbst einbringen können, um gegen Rechtsextremismus vorzugehen. Hier findet man auch vier praktische Tipps für das eigene Handeln in möglicherweise brenzligen Situationen. Das Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ wird vorgestellt und auch die Frage nach „zivilem Ungehorsam“ aufgegriffen.
Die Zielgruppe des Heftes sind  die Lernenden, welche sich durch die Auseinandersetzung mit den Inhalten auch mit ihrer persönlichen Einstellung zum Rechtsextremismus auseinandersetzen können bzw. vielleicht einmal über die eigene Meinung nachdenken müssen. Im besten Fall wird ein Teil der Jugendlichen danach gut gegen „Rechts“ argumentieren können oder sich selbst vor Ort engagieren. Natürlich kann dieses Heft auch Lehrenden als aktuelle Vorbereitungslektüre dienen.

Überblick über Konzept, Gestaltung und Aufbau
Das Konzept des Heftes „Rechtsextremismus“ entspricht den üblichen Erwartungen an ein Produkt aus dieser Reihe. Im Inneren wird mit dem üblichen Farbkonzept gearbeitet. Die Schriftart ist gut lesbar, da serifenfrei und in einer angenehmen Schriftgröße gedruckt. Textbausteine sind durch fett hervorgehobene Überschriften oder durch farbliche Kästchen gekennzeichnet.

Texte, Materialien sowie Methoden- und Arbeitsvorschläge
Die Texte und Materialien sind vielfältig ausgewählt. Es gibt Auszüge von Pressemitteilungen, von Onlineseiten (beispielsweise: bpb, spiegel, lvz, Thüringer Allgemeine), einen Liedtext, Auszüge aus Interviews, Autorentexte, u.v.m. Die Textbausteine stammen größtenteils aus den Jahren 2017 und 2018. Nur wenige sind „älter“, aber immer noch aktuell.
Im Heft sind verschiedene Methoden verankert, die zu einer abwechslungsreichen und konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus beitragen können. Zum Überblick seien die Methoden hier benannt, welche auch nochmal im Heft ausführlicher erläutert werden: Statistiken und Tabellen auswerten, ein Webquest, Zivilcourage gegen „Rechts“ - aber wie?, Regeln für mehr Toleranz und Achtung: „Anti-Diskriminierungs-Kodex“, Konfliktanalyse. Natürlich gibt es darüber hinaus noch viele weitere Methodenvorschläge, darunter befindet sich auch die Analyse von insgesamt „nur“ zwei Karikaturen. Gerade das zeigt, dass es neben den üblichen Herangehensweisen auch noch andere Möglichkeiten zur Aufarbeitung eines Themas gibt.
Die Arbeitsvorschläge wurden vielfältig ausgewählt. Neben den Aufgaben des Lesens, Zusammenfassens und Diskutierens gilt es, Tabellen und Grafiken zu analysieren, Fotos und Abbildungen zu betrachten und zu hinterfragen. Die Quellenarbeit ist aufgrund der Textlänge ohne Probleme in der Sekundarstufe I möglich.
Fast im gesamten Heft sind Aufgabenstellungen mit Operatoren versehen. Nur an wenigen Stellen, und da teilweise nur zur Einleitung, findet man noch W-Fragen.
Ein zusätzlicher Didaktikteil ist nicht ins Heft integriert, sondern steht zum Download bereit.

Fazit
Das Heft bietet sich an, wenn der oder die Lehrende das Thema Rechtsextremismus im Unterricht behandeln möchte. Da die Beispiele sehr aktuell sind, wird das eine oder andere den Lernenden bekannt sein, und daran kann man anknüpfen. Auch für die Lehrenden selbst ist die Lektüre dieses Heftes sehr zu empfehlen.