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Sozialkunde / Politik, 5./6. Schuljahr, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium

EU

EU
Herausgegeben von Cöster, Florian
Erschienen Schwalbach/Ts.: Wochenschau, 2015
Seitenanzahl 48
ISSN 2190-3611
Geeignet für Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Bayern, Thüringen
Rezensiert von Lehmann, Rocco (Lehrer), 29. Oktober 2015

Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)


Einleitung
Aus dem vielfältigen Themenangebot über die Europäische Union hat der Wochenschau Verlag in Zusammenarbeit mit Florian Cöster drei aktuelle und völlig unterschiedliche Inhalte ausgewählt und für die Sekundarstufe I aufbereitet. Auch wenn die Texte und Aufgaben zu Teilen anspruchsvoll sind, so wird dem Lehrenden die Möglichkeit gegeben drei inhaltlich unabhängige Felder sehr gut in den Politikunterricht einzubauen.

Überblick über die Inhalte und Zielgruppen
Das Wochenschau-Heft „EU“ legt insgesamt drei unabhängig voneinander einsetzbare Schwerpunkte vor. Die Kapitelüberschriften lauten:

1.      Verbraucherschutz: Bevormundet die EU ihre Bürgerinnen und Bürger? (9 Seiten)

2.      Flüchtlingspolitik: Die Festung Europa (11 Seiten)

3.      EU-Integration: Vom Staatenbund zum Bundesstaat? (15 Seiten)

Die einzelnen Kapitel sind noch mit Unterkapiteln versehen, auf deren Nennung an dieser Stelle verzichtet wird. Neben diesen Überschriften wurden kurze, einleitende Sätze für jeden Abschnitt formuliert.

Überblick über Konzept, Gestaltung und Aufbau
Die Titelseite zeigt eine junge Frau, die lachend eine Europaflagge hinter sich herzieht. Die farbliche Gestaltung ist typisch für das Layout des Wochenschau-Heftes und macht es auf diese Art und Weise dem Leser vertraut.

Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Verbraucherschutz und zeigt durch die Verwendung von Zeitungsausschnitten, Verbrauchermeinungen aus Internetforen, Textbausteinen vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde und foodwatch eine sehr gute Multiperspektivität auf. Erläutert wird in diesem Abschnitt ebenfalls der Weg eines Gesetzes auf EU-Ebene.
Der zweite Abschnitt steigt mit Hilfe eines Placemats zu einer Bildcollage inhaltlich ein. Nachfolgend sollen die Schüler einen Selbsteinschätzungsbogen vor und nach der Arbeit an diesem Kapitel ausfüllen und gegebenenfalls Änderungen in der eigenen Ansicht feststellen.

Dieses Thema ist immer noch hochaktuell und brisant. Dieser Abschnitt stellt eine gute Grundlage für eine eventuell notwendige Debatte im Unterricht dar.
Negativ fällt in diesem Abschnitt nur auf, dass in einem Interview mit Elmar Brok FRONTEX genannt, jedoch, ganz im Gegensatz zu anderen Begrifflichkeiten in diesem Heft, nicht auf der Randzeile erläutert wird.

Gut gelungen ist die Umsetzung des Rollenspiels. Mit nur vier verschiedenen Rollen und dazugehörigen Materialien können die Lernenden ihre Empathiefähigkeit und Argumentstechniken ausbauen. Interessant ist ebenfalls die Methode des Vergleiches einer Karikatur und eines Kommentars zum gleichen Thema.
Das dritte und umfangreichste Kapitel widmet sich der EU-Integration und der Frage „Vom Staatenbund zum Bundesstaat?“ (Seite 26). Zitiert werden hier zu Beginn historisch bedeutsame Persönlichkeiten und aktuelle Politiker, aber auch „normale“ Bürger der EU kommen zu Wort. Im Verlauf dieses Abschnitts soll das Arbeitsblatt „Das ist mein Land, das ist das Ausland“ ausgefüllt werden. Interessant ist dies sicher in sehr heterogenen Klassen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen der Schüler, um die Vielfalt der Ansichten einmal aufs Tableau zu bringen. Gefragt sind hier nämlich unter anderem „typische Merkmale und Eigenschaften meiner Nation und der ihr zugehörigen Menschen“ (Seite 28).

Enthalten ist in diesem Abschnitt auch eine Übersicht über die Entwicklung der Europäischen Union, beginnend mit der Montanunion.
Ebenfalls thematisiert wird der Rechtsruck der letzten Europa-Wahl im Mai 2014. Die verschiedenen extremistischen Parteien werden steckbriefartig vorgestellt und deren Ansichten im Anschluss im Plenum debattiert.

In der Mitte des Wochenschau-Heftes befinden sich, wie üblich, die didaktischen und methodischen Hinweise für den Lehrenden. Hier erfährt man etwas über die dem Heft zugrundeliegende Zielstellung, die fachliche und didaktische Intention, den Verweis auf weiterführende Literatur und findet einen kurzen Abriss der drei Kapitel mi entsprechenden Lösungsansätzen.

Texte, Materialien, Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Die Arbeitsaufträge sind überwiegend mit eindeutigen Operatoren formuliert. Nur vereinzelt haben sich noch W-Fragen eingeschlichen (unter anderem S. 29).

Das Material ist sehr vielfältig (Texte, Schaubilder, Grafiken, Tabellen, Karikaturen, aktuelle Fotografien) und lebensnah (Verbraucherschutz, Flüchtlingsproblematik) zusammengestellt und der Unterricht lässt sich so abwechslungsreich, schülerzentriert und aktiv gestalten. Beispielsweise sind die Schüler angehalten ihre eigene Meinung darzustellen oder durch Rollenübernahmen Empathie zu üben. Das „älteste“ Material stammt aus dem Jahr 2011.
Neben der Arbeit am Text werden im Heft verschiedene Methoden für die Gestaltung des Unterrichts vorgestellt und angewandt:

-          Flussdiagramm erstellen (Seite 11),

-          Konfliktanalyse (Seite 13),

-          Selbsteinschätzungsbogen (Seite 15),

-          Rollensimulation: Flüchtlingsgipfel (Seite 25),

-          Positionslinie (Seite 37),

-          Gruppenpuzzle (Seite 38).

Daneben liefert das Heft auch Arbeitsblätter, die der Lernende im Verlauf der Bearbeitung des Themas auszufüllen vermag. Auch diese Blätter wurden inhaltlich an das Thema dieses Wochenschau-Heftes angepasst und thematisieren:

-          Vergleich von Karikatur und Kommentar (Seite 19),

-          Meinungsvergleich (Seite 22)

-          Das ist mein Land, das ist das Ausland (Seite 28)

-          Stereotype (Seite 29)

Die Felder, die durch die Lernenden ausgefüllt werden sollen, erscheinen ausreichend groß bemessen.
Auftauchende Fachbegriffe werden in einem farblich abgesetzten Kästchen an entsprechender Stelle dem Leser kurz und verständlich erläutert.

Auch wenn im didaktisch und methodischen Abschnitt (Heftmitte) von Binnendifferenzierung im Aufgabenbereich gesprochen wird (M2) so scheint hier „nur“ eine Differenzierung des Anspruchsniveaus der Aufgaben vorzuliegen, wobei ab und an eine W-Frage zu finden ist. Eine Binnendifferenzierung – die Formulierung von verschiedenen Arbeitsaufträgen, die das gleiche Ziel verfolgen – jedoch unterschiedliche Wege dahin einschlagen, liegen im Auge des Rezensenten hier nicht vor.

Fazit
Das EU-Heft des Wochenschau-Verlages ist sehr gut recherchiert und aufbereitet. Die Inhalte sind vielfältig gestaltet. In interessierten Klassen kann der Lehrende mithilfe dieses Heftes sehr gut den Unterricht gestalten.