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Erdkunde, Oberstufe, Gesamtschule, Gymnasium

Diercke Praxis SII

Diercke Praxis SII
Herausgegeben von Latz, Wolfgang
Erschienen Braunschweig: Westermann, 2014
Seitenanzahl 240
ISBN 978-3-14-114940-1
Geeignet für Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Thüringen
Rezensiert von Lehmann, Rocco (Lehrer), 8. Juli 2015

Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)


Einleitung
Das Arbeits- und Lernbuch Diercke Praxis für die Einführungsphase ist eine Empfehlung für alle Lehrenden, die mit Hilfe von viel Bildmaterial ihren Unterricht visualisieren möchten und methodenreich arbeiten wollen. Das Buch bietet für diese Kollegen eine sehr gute Grundlage, die aber zugleich umfangreiches Vorwissen der Lernenden voraussetzt.

Überblick zu Zielgruppen
Die Lernenden der Sek. II, für die dieses Buch konzipiert wurde, werden sicher vom Layout angesprochen werden, da die gelungene Gestaltung zeitgemäß und schlicht ist. Die Ansprache der Lernenden ist sachlich, da bei allen Arbeitsaufträgen mit Operatoren gearbeitet wird und auch sonst im Text kein persönlicher Bezug zu den Lernenden aufgebaut wird.

Überblick über Konzept, Inhalt, Aufbau und Gestaltung
Das Buch beginnt mit einem Abkürzungs- und Erläuterungsverzeichnis, damit die Lernenden gut mit dem Buch zurechtkommen. Daran schließt sich das sehr umfangreiche Inhaltsverzeichnis an. Die Hauptüberschriften sind farblich hervorgehoben, damit der Leser schnell einen Überblick erhält. Jedes Kapitel beginnt mit einer Doppelseite, die stets sehr gut in das Thema einführt, da hier gleich zu Beginn mit vielen passenden Abbildungen (Fotografien, Landkarten, Schaubilder), aber auch kurzen Textbausteinen gearbeitet wird. Die Aufgaben sind entsprechend des Materials ausgewählt und zeigen dem Lehrenden auf, inwieweit Vorwissen vorhanden ist.

Das Kapitel fährt dann fort mit inhaltlichen Elementen und Methodentraining, bis hin zu zusammenfassenden Seiten und Übungsseiten als Klausurtraining. Der Kapitelumfang variiert zwischen 18 und 40 Seiten.

Inhaltlich werden sieben Schwerpunkte gesetzt:

1)     Zwischen Ökumene und Anökumene. Lebensräume des Menschen in unterschiedlichen Landschaftszonen

2)     Lebensgrundlage Wasser

3)     Leben mit endogenen Kräften der Erde

4)     Förderung und Nutzung fossiler Energieträger. Im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie

5)     Neue Fördertechnologien. Verlängerung des fossilen Zeitalters mit kalkulierbaren Risiken

6)     Regenerative Energien. Realistische Alternative für den Energiehunger der Welt

7)     Klima im Wandel

Es schließt sich ein siebenseitiges Methodenlexikon an, dass alle im Buch genutzten Methoden noch einmal kurz erläutert. Exemplarisch seien hier die vielen Formen und Interpretationshinweise für die Auswertung von Diagrammen, der Umgang mit Kartenmaterial und die Erhebung eigener Daten genannt. Dem folgt eine Übersicht über die im Buch verwendeten Operatoren mit entsprechender Erläuterung, damit für den Lernenden klar ist, was erwartet wird, wenn die Aufgabenstellung mit „Nenne“ oder „Beschreibe“ beginnt. Ebenso wird der Kompetenzbegriff aufgeschlüsselt. Eine sehr gute Idee sind die nachfolgenden Seiten, die den Lernenden im Bedarfsfall Tipps für die Herangehensweise bzw. für die gesuchte Lösung für einen Teil der Aufgaben im Lehrbuch an die Hand geben. Für etwaige Berechnungen ist eine Tabelle mit verschiedensten Maßeinheiten eingefügt. Das Register verweist auf die wichtigsten Einträge. Das zehnseitige Glossar erläutert nicht nur Fachbegriffe, sondern verweist ebenfalls auf die entsprechende Stelle im Lehrbuch. Mit einem Bildquellenverzeichnis schließt das Buch ab.

Texte, Materialien, Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Am Ende des Inhaltsverzeichnisses geben die Autoren den Hinweis, dass die verwendeten Materialien bewusst aus unterschiedlichsten Quellen ausgewählt wurden und dass dadurch inhaltlich verschiedene Aussagen und Meinungen deutlich werden.

Der Textanteil ist zu Gunsten von vielen verschiedenen Abbildungen, wie Fotografien, Grafiken, Schaubilder oder Schemata nur sehr gering ausgefallen. Es wird hier sehr auf der bereits vorhandenen Sachkenntnis der Lernenden aufgebaut, da teilweise die Inhalte auf Doppelseiten nur anhand von Darstellungen erläutert werden (S. 22/23).
Die Fotos, Grafiken und Abbildungen sind alle von guter Qualität und Aktualität. Die verwendeten Beispiele, an denen Inhalte erarbeitet werden sollen, stammen aus allen Teilen der Welt und machen dadurch die Vielfalt auf unserer Erde noch besser deutlich. Teilweise sind die Materialien auch in Englisch belassen (unter anderem S. 65, S. 85). Dadurch lassen sich gegebenenfalls Synergien mit dem Fremdsprachenunterricht erzeugen.

Die Aufgabenstellungen sind durchweg mit Hilfe von Operatoren formuliert und verweisen darüber hinaus stets auf die entsprechende Quelle auf der Doppelseite, damit es hier keine Unklarheiten gibt. Die Aufgaben sind in ihren grün hinterlegten Kästchen leicht auszumachen und variieren in ihrem Anforderungsniveau von oben (leicht) nach unten (schwer). Hervorgehoben werden hier noch mit einem W – weiterführende Aufgaben und Z – Zusatzaufgaben. An wenigen Stellen im Buch gibt es auch Experimentieranleitungen, um Inhalte einmal praktisch nachzuvollziehen.
Die Zusammenfassung des jeweiligen Kapitels ist sehr gut gelungen. Sie bietet jedem Lernenden die Möglichkeit eventuelle Wissenslücken durch wiederholende Lektüre zu schließen. Auch der Kompetenz-Check hilft den eigenen Wissensstand festzustellen. Der Lernende kann hier anhand eines Fragebogens, untergliedert in die verschiedenen Kompetenzbereiche, in Gedanken die gestellten Fragen abhaken und bei Unsicherheiten auf den verwiesenen Seiten noch einmal nachschlagen.

Das Klausurtraining bietet den Schülern eine gute Option sich selbst auf die anstehende Kontrolle vorzubereiten. Auch wenn hier keine fertigen Lösungen formuliert sind,werden die Lernenden nicht mit den gestellten Aufgaben allein gelassen. Zu vielen Aufgaben gibt es Hinweise für die zu erledigen Arbeitsschritte bzw. Hilfen und Tipps, wie sie bestimmte Dinge angehen sollen. Die Komplexaufgaben sind sehr gut formuliert und binden auch an dieser Stelle eine Vielzahl an unterschiedlichen Materialien ein.
Die Methodenvielfalt im Buch ist sehr groß. Unter anderem ist im Lehrbuch die Option gegeben das Thema der Desertifikation in Form einer Stationsarbeit zu behandeln. Ob es jetzt wirklich sinnhaft ist, dies als „Station“ zu bezeichnen, da die Lernenden ja alle Materialien im Lehrbuch vor sich haben und trotzdem ein Wechsel von Station zu Station sein muss, sei dahin gestellt. Dennoch ist es eine gute Grundlage, um den Unterricht zu variieren. Eine weitere sehr gut gestaltete Methode ist die Projektmethode im siebten Kapitel.

Sonstiges
Im siebten Kapitel wird im Einstieg der Bezug zu den vorhergehenden Themen genommen und der Inhalt über die Form der Projektmethode vermittelt. Nach einer umfassenden Einführung in die Projektmethode werden hier verschiedenste „Spuren“ zum Thema „Klima im Wandel“ verfolgt.

Leider funktioniert der hier angegebene Link (S. 195) zu den Onlinematerialien nicht. Die anderen im Buch angegebenen Links funktionieren. Hier gibt man den vorliegenden Code auf www.diercke.de ein und man wird weitergeleitet. Dort findet man eine Vielzahl von Karten, die um erläuternde Texte ergänzt wurden. Die Karten lassen sich auch in Google Maps öffnen und die Grafiken lassen sich speichern.

Fazit
Interessierte Lernende, die auch schon eine Menge Vorwissen mitbringen, werden vom Unterricht mit diesem hervorragend gestalteten Lehrbuch begeistert sein. Lernende, die keine fundierten Kenntnisse über Geografie besitzen, könnten mit dem Buch überfordert sein.