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Ethik / Philosophie, Oberstufe, Gymnasium

Philos – Philosophieren in der Oberstufe

Philos – Philosophieren in der Oberstufe
Herausgegeben von Bekes, Peter, Volker Frederking und Axel Krommer
Erschienen Paderborn: Schöningh, 2010
Seitenanzahl 608
ISBN 978-3-14-025051-1
Geeignet für Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Thüringen
Rezensiert von Jakob, Anna-Elisabeth und Cansu Rüzgar (Studierende), 26. March 2014
Projekt Justus-Liebig-Universität Gießen, Wintersemester 2013/14

Rezension von Jakob, Anna-Elisabeth und Cansu Rüzgar (Studierende)


Einleitung
Was ist Philosophie? - Diese und viele weitere Fragen werden im Lehrbuch „Philos - Philosophieren in der Oberstufe“ schülergerecht beantwortet. Das Schulbuch ist 2010 im Schöningh Verlag erschienen und wurde für die Klassenstufen 11-13 konzipiert. Im Inhaltsverzeichnis wird die klare Struktur des gesamten Buches deutlich, da zu Beginn eine Einführung in die Philosophie gegeben wird und sich die einzelnen Kapitel an den vier Grundfragen Kants orientieren. Es ist anzumerken, dass die Reihenfolge der Grundfragen dem Lehrplan von Hessen angepasst ist. Das Buch ist jedoch auch in weiteren Bundesländern zugelassen.

Darstellung
Ein Blick auf die Titelseite des Schulbuches „Philos“, dessen stabiler Einband positiv auffällt, gewährt Sicht auf das Meer und einen Mann, der mithilfe einer Leiter über ein aufgestelltes Buch hinausklettert. Die Aufmachung der Titelseite lässt bereits erste Vermutungen über den Inhalt und die Ansprüche desLehrbuches zu. Die Schülerwerden dazu animiert, über den „Buchrand hinauszublicken“. Auch im Vorwort der Autoren werden die Schüler zum Diskutieren, eigenständigen Denken, kritischen Auseinandersetzen und Philosophieren angeregt. Hierbei wird deutlich, dass großer Wert auf die Kompetenzbildung, wie zum Beispiel Argumentations-, Lese- und Schreibkompetenz, gelegt wird. Zudem werden in gelungener Weise die Grundideen der Philosophie vorgestellt, welche mit aktuellen Filmen verknüpft werden. Die Auftaktseite jedes neuen Themenbereichs besteht in der Auflistung aller Unterkapitel, die anhand von Fragen gegliedert und in Form von Kästchen visualisiert werden. Auf diese Weise erhält der Schüler einen guten Überblick über die Themeninhalte. Die Struktur der Auftaktseiten jedes Kapitels ist immer gleich aufgebaut. Auf diese Weise entsteht ein hoher Wiedererkennungswert aufseiten der Schüler.

Didaktisches Konzept
Das Schulbuch gewährt einen altersangemessenen Zugang zu anspruchsvollen philosophischen Themen. Anzumerken ist, dass anfänglich zahlreiche unterstützende Fotos und Abbildungen genutzt werden, um das Verständnis der Schüler zu fördern. Im Verlauf des Buches ist auffallend, dass vermehrt längere Texte auftreten, sich die Schwierigkeit dieser stetig erhöht und das Buch somit sehr textlastig wirkt. Jedoch muss beachtet werden, dass die Schüler während der Oberstufe lernen, komplexere Texte mit höherem Abstraktionsniveau mithilfe von verschiedenen neu eingeführten Methoden zu bearbeiten. Dies kann durchaus positiv bewertet werden, da es dem Oberstufenniveau angepasst ist. Mit Blick auf die Heterogenität der Schüler achten die Autoren auf eine vielfältige Text- und Themenwahl von bekannten Philosophen, Psychologen und Soziologen sowie auf die Einbindung unterschiedlicher verständniserleichternder Methoden und die angemessene Förderung einzelner Kompetenzen. So gibt es beispielsweise hilfreiche „Kontext“-Kästen, die überwiegend aus begleitenden Informationstexten bestehen. Auch sind Fremdworterklärungen vorzufinden, die den Schülern bei allen Texten zur Verfügung stehen. Trotz Kürzung zahlreicher Texte werden die Kernthesen deutlich hervorgehoben. Eine kritische Auseinandersetzung mit den einzelnen Themen wird durch kreative, motivierende und dem Oberstufenniveau entsprechende Aufgabenstellungen gewährleistet. Sehr hilfreich erscheint hier das Kapitel über philosophische Methoden, das am Anfang des Buches eingeführt wird und in welchem die einzelnen Operatoren erläutert werden. Von besonderer Bedeutung ist zudem das didaktisch sinnvolle Konzept des Dreischritts, welches zur Bearbeitung nahezu aller Texte dient. Der Dreischritt ist in die Kategorien „Vor-Denken“, „Mit-Denken“ und „Nach-Denken“ gegliedert und dient als besonders gute Unterstützung zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff. Die Phase des „Vor-Denkens“ dient der Wissensaktivierung, das „Mit-Denken“ besteht meist aus Zwischenfragen im Text und die letzte Phase, das „Nach-Denken“, beinhaltet unter anderem Diskussionen, philosophische Problemstellungen und verschiedene Angebote zur Wissenssicherung. Das Schulbuch ist kompetenzorientiert aufgebaut, jedoch werden die einzelnen Kompetenzen nicht konkret genannt. Diesbezüglich ist zu überlegen, ob nicht eine höhere Transparenz von Vorteil gewesen wäre, damit die Schüler besser erkennen, in welcher Kompetenz sie gerade geschult werden.
Positiv auffallend ist weiterhin die binnendifferenzierende Methode „Philosophische Fingerübung“, die in einigen Kapiteln vorzufinden ist. Hierbei handelt es sich um zusätzliche Knobel-Aufgaben, bei denen die Schüler beispielsweise Logisches Schließen üben oder die Argumentationsstruktur eines besonders schweren Textes herausarbeiten. Gerade diese Aufgaben eignen sich, um leistungsstarke Schüler zu fördern und zu fordern. Jedoch hätte der Aspekt der Binnendifferenzierung sorgfältiger und umfangreicher ausgearbeitet werden müssen, da nur ein mäßiges Angebot an differenzierten Aufgaben vorzufinden ist. Der Fokus liegt lediglich auf der Unterstützung und Forderung der leistungsstarken Schüler. Hierbei wäre es von Vorteil gewesen, ebenfalls auf die Bedürfnisse von leistungsschwächeren Schülern einzugehen. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Erarbeitung eines umfangreichen Angebots an unterschiedlichen Aufgaben eine Herausforderung darstellt. Mit Blick darauf, wäre eine größere Zahl von fachspezifischen Methoden wie zum Beispiel  Gedankenexperimenten oder Dilemma-Diskussionen wünschenswert gewesen. Besonders zum Themengebiet der angewandten Ethik, wie zum Beispiel der Präimplantationsdiagnostik, würde sich dies anbieten. Es ist wichtig, dass Schüler üben, sich kritisch mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen und ihr erlerntes Wissen über philosophische Ansätze anzuwenden. Des Weiteren wird unter anderem die Argumentations- und Diskussionskompetenz geschult, indem sie in philosophischen Diskussionen lernen, ihren Standpunkt zu vertreten.
Insgesamt verfügt das Buch über eine abwechslungsreiche Vielfalt an Aufgaben- und Methodenkonzepten, welche von der Lehrkraft gezielt eingesetzt werden können. So gibt es je nach Schwierigkeitsgrad des Textes unterschiedliche Erarbeitungsmöglichkeiten, um die Grundaussagen des jeweiligen Textes verstehen zu können. Darauf aufbauend gibt es weitere Vorschläge zur Anwendung des erlangten Wissens anhand von zahlreichen Aktivitäten und Übungen, um die unterschiedlichen Kompetenzen zu fördern (z.B. philosophisches Tagebuch, Vergleich von Texten). Möglichkeiten zur kreativen Auseinandersetzung sind ebenfalls vorhanden, wie zum Beispiel die Erstellung eines Posters und das Entwerfen eines philosophischen Rollenspiels. Eine auffällige Besonderheit im Buch ist der Fokus auf die amerikanische Zeichentrickserie „Die Simpsons“. In zahlreichen Kapiteln werden Ausschnitte der Serie dargelegt und auf philosophische Art und Weise hinterfragt. Weiterhin gibt es Texte von anderen Autoren, die den philosophischen Kern der Serie herausarbeiten. So wird zum Beispiel die kantische Moralvorstellung mithilfe der Aussagen des Charakters Lisa Simpson erklärt. Es ist zwar anzunehmen, dass viele Schüler Interesse an den „Simpsons“ haben, aber man hätte eventuell auch andere moderne Serien wählen sollen, um interessendifferenziert vorzugehen.

Fazit
Abschließend ist zu sagen, dass das Schulbuch „Philos-Philosophieren in der Oberstufe“ insgesamt eine ausgezeichnete Grundlage für den Ethik- und Philosophieunterricht bietet. Das Layout des gesamten Buches ist ansprechend und strukturiert gestaltet und motiviert die Schüler zum Philosophieren, kritischen Nachdenken und weckt das Interesse an der Philosophie. Dabei haben die Autoren darauf geachtet, die Bearbeitung der einzelnen Themenkomplexe altersangemessen und schülerorientiert aufzubauen. Im Laufe des Buches kann ein zunehmender Schwierigkeitsgrad der Texte festgestellt werden, deren Bearbeitung anhand von einer äußerst hilfreichen Methodenvielfalt unterstützt wird. Besonders positiv auffallend ist das Konzept des Dreischritts, welches die Grundstruktur des gesamten Buches definiert und den Schülern und der Lehrkraft in jedem Kapitel Orientierung bietet. Des Weiteren ist hervorzuheben, dass „Philos“ den Schülern ermöglicht, in kreativer Weise tätig zu werden, indem sie beispielsweise Poster anfertigen oder ein philosophisches Tagebuch verfassen, und sich damit den vielschichtigen Strukturen der Philosophie nähern. Aufgrund der tief gehenden Auseinandersetzung mit dem Schulbuch ist letztlich anzumerken, dass es äußerst empfehlenswert ist und sowohl die Lehrkraft als auch die Schüler im Ethik- und Philosophieunterricht gut unterstützt.


Lizenz: CC BY-ND 4.0 Lizenz „Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ (CC BY-ND 4.0)


Info Zitation Jakob, Anna-Elisabeth und Cansu Rüzgar. Rezension zu: Philos – Philosophieren in der Oberstufe von Bekes, Peter, Volker Frederking und Axel Krommer (Hg.). Paderborn: Schöningh 2010, ISBN 978-3-14-025051-1, Edumeres 2014, https://edu-reviews.edumeres.net/en/reviews/reviews/jakob-anna-elisabeth-und-cansu-ruezgar/, zuletzt geprüft am 26.03.2024.