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Sozialkunde / Politik, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Oberstufe, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium

Kann ICH die Welt retten?

Kann ICH die Welt retten?
Herausgegeben von Schüppel, Katrin
Erschienen Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr, 2017
Seitenanzahl 112
ISBN 978-3-8346-3544-0
Geeignet für Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen
Rezensiert von Lehmann, Rocco (Lehrer), 22. December 2017

Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)


Einleitung
Der Verlag an der Ruhr hat mit dem Heft „Kann ich die Welt retten? Unterrichtsmaterialien zu verantwortungsvollem Leben und nachhaltigem Konsum“ ein Buch vorgelegt, welches Lehrenden über 70 verschiedene thematische Ideen für die Unterrichtsgestaltung an die Hand gibt.

Überblick über die Zielgruppe
Die fächerübergreifenden Unterrichtsmaterialien in diesem Buch sind für die Jahrgänge der Klassen 8 bis 13 konzipiert. Die Lernenden werden direkt angesprochen. Bei der Auswahl und Formulierung der Texte wurde darauf geachtet sich nah an der Lebenswelt der Jugendlichen zu bewegen.

Überblick über Konzept, Inhalte, Gestaltung und Aufbau
Auf dem Cover sieht man einen vor einem grünen Hintergrund platzierten Erdball, welcher in einer Plastiktüte verpackt ist. Das Buch geht der Frage „Wie viel Konsum verträgt die Welt“ nach und versucht seinen Leserinnen und Lesern zu verdeutlichen, wie man auch mit geringem Budget und dem (noch) eingeschränkten Handlungsspielraum jugendlicher Konsumenten dennoch verantwortungsbewusst und nachhaltig leben kann. Für dieses Unterfangen werden den Lehrenden mit diesem Heft Hintergrundinformationen, exemplarische Beispiele und viele Arbeitshinweise an die Hand gegeben. Die Themen sind vielfältig und umfassen Bereiche, denen sonst im Unterricht nur wenig Raum gegeben wird.
Bereits im Vorwort werden thematisch passende Schlagworte dick hervorgehoben. Diese Begriffe lassen sich im Verlaufe des Buches wieder entdecken. Darüber hinaus erfährt man Grundlegendes über den Aufbau des Arbeitsmaterials. Es gibt fünf große Themengebiete, die hier behandelt werden:

1)     Worum geht es eigentlich? (auf 7 Seiten aufbereitet)

2)     Hintergründe und Probleme (17 Seiten)

3)     Essen und Trinken (16 Seiten)

4)     Körperpflege, Gesundheit, Kleidung und Haushalt (36 Seiten)

5)     Freizeit, Reisen und Engagement (13 Seiten)

Diesen fünf breit aufgestellten Bereichen schließt sich ein siebenseitiger Lösungsteil, eine Seite Literaturtipps, drei Seiten Internetlinktipps (Stand November 2016), die alle funktionierten, und Büchertipps aus dem Verlag an der Ruhr an.
Grundsätzlich sind alle Seiten kopierfreundlich in Bezug auf das Format (A4) und die Farbgebung (alles ist in schwarz-weiß) gehalten. Es ist nicht zwingend notwendig, jede einzelne Seite im Unterricht aufzugreifen, da die Inhalte, selbst innerhalb der Kapitel, nicht direkt aufeinander aufbauen.

Texte und Arbeitsvorschläge der einzelnen Kapitel
Im Kapitel 1 fällt unter anderem der Text „Wollen denn alle die Welt retten?“ als lebensnah auf, der den Trend aufgreift, keinerlei tierische Produkte mehr zu konsumieren. Dies hat sich vom Randthema in die Richtung der Mitte der Gesellschaft weiterentwickelt. Natürlich gibt es auch hier gegenläufige Tendenzen, welche im Unterricht der kontroversen Behandlung des Themas dienlich sein können. Manche der Seiten lassen sich auch sehr gut fächerübergreifend einsetzen bzw. können mit Hilfe der Materialien auch andere Fachperspektiven, wie beispielsweise Ethik, bei dem Thema „Tierethik“ (Seite 11) mit hinzugezogen werden. Bezogen auf die Schülerinnen und Schüler können sich hier interessante Debatten im Verlauf des Unterrichts entwickeln, wenn man die Frage „Welche Rechte man Tieren zugestehen soll?“ aufwirft. Je nach Gesinnung und Motivation kann eine Debatte dort den regulären Unterrichtsrahmen sprengen - was aber auch nicht unbedingt verkehrt sein muss
Ein weiteres lebensnahes Beispiel in Kapitel 1 ist die Vorstellung verschiedener Lebensstile. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler überlegen, welche Personen aus ihrem Bekanntenkreis sich den einzelnen charakterisierten Typen zuordnen lassen. Durch solche Aufgaben wird die Theorie für viele Lernende sehr gut greifbar. Zum Abschluss des Kapitels 1 sollen die Schülerinnen und Schüler mögliche Greenwashing-Tricks mehreren vorgefertigten Beispielen zuordnen.
Das Kapitel 2 widmet sich unterschiedlichen Hintergründen und Problemen. Es beginnt mit der Auseinandersetzung, ob die Erde ausreichend Platz für alle Menschen bietet. Die Aufmachung hier ist schwierig, da zum einen die graphische Gestaltung einer kindlichen Figur immer gleich ist – da hätte kreativer vorgegangen werden können. Zum anderen sind die vorgebrachten Einwände des Kindes sehr platt formuliert. Es stellt sich auch die Frage, ob die Lernenden mit den wenigen gegebenen Informationen hier ausreichend fundiert antworten können. Weiterhin wird in diesem Abschnitt auf die Erderwärmung, endliche Ressourcen und das Müllaufkommen eingegangen. Die meisten Seiten sind inhaltlich gut gelungen und weisen einen aktuellen Bezug auf (VW-Skandal, Seite 18). Beim Punkt Müll wird auch einmal die Perspektive auf die globale Ebene gewechselt und die Situation in Indonesien kurz dargestellt. Die relevanten Begriffe Recycling, Müllverbrennung und Deponierung werden ebenfalls erläutert.
Die Aufgaben sind weitgehend gut einsetzbar. Bei der Frage der Nachhaltigkeit ist die Aufgabe der Gesetzesformulierung (Seite 22, Aufgabe 3) eventuell etwas überfordernd. Hier müssen Lehrende gegebenenfalls noch inhaltlich vorarbeiten, damit diese Aufgabe den Anforderungen am Ende im Groben entspricht. Die Rechenaufgabe auf Seite 23 ist dagegen nicht sehr anspruchsvoll – man muss nur bestimmte Werte addieren. Die Schülerinnen und Schüler sind aber an vielen Stellen auch aufgefordert in größeren Zusammenhängen zu denken. Beispielsweise sollen sie aus der Zusammensetzung des ökologischen Fußabdrucks Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern ziehen. An dieser Stelle ist es nötig, zuerst über die Seite „Persönlicher ökologische Fußabdruck“ zu sprechen, sonst könnten diese Aufgaben manchen Schüler überfordern. Auch auf der nachfolgenden Seite zum Punkt „ökologischer Rucksack“ kann es dazu kommen, da sich die beiden Aufgaben mit Hilfe des kurzen Erklärtextes nicht allen Lernenden erschließen werden. Der Text „Zu Besuch bei einer alten Dame“ erscheint mir hierfür nicht zielführend. Die Aufgabe 2 „Warum wird der ökologische Rucksack einer Jeans im Laufe ihres „Lebens“ immer schwerer?“ kann man auch so verstehen, dass es unsinnig ist, Produkte länger zu verwenden. Hier bedarf es unbedingt einer Diskussionsrunde im Rahmen des Unterrichts, um alle Lernenden in die richtige Richtung zu leiten. Fächerübergreifende Bezüge bieten die Aufgaben auf den Seiten 28 und 29. Hier soll ein neuer Vers gedichtet werden (Deutsch) und über die Medikamententests an Menschen in Ländern des globalen Südens gesprochen werden (Ethik).
Im Kapitel 3 scheint es beim Thema Bio-Siegel (Seite 34) so, dass die EU-Rechtsvorschriften sehr streng festgelegt sind. Das es jedoch noch viel stärker reglementierte Siegel und Produktionsgemeinschaften wie Demeter etc. gibt, bleibt (nicht nur) an dieser Stelle unerwähnt. Schade! Die zu erledigende Umfrage und der Preisvergleich zum Punkt „Gründe für den Einkauf von Bioprodukten“ sind zwei Aufgaben, die für Abwechslung im Schulalltag sorgen. Auch das Thema „Fairtrade“ wird unter anderem hier thematisch eingefügt.
Im Kapitel 4 „Körperpflege, Gesundheit, Kleidung und Haushalt“ geht es vor allem um Inhaltsstoffe von Kosmetika, Kleidung – mögliche grüne Labels und die Entsorgung von Altkleidern. Aber auch Inhalte zu Papier, elektronischen Geräten, Leitungswasser und eine Anleitung zum richtigen Putzen findet man hier.
Das letzte Kapitel 5 steht unter der Überschrift „Freizeit, Reisen und Engagement“. Hier wird an lebensnahen Beispielen aufgezeigt, wie und wo man sich einbringen kann oder ein Verzicht beziehungsweise eine Beschränkung des eigenen Konsums ratsam wäre. Auch wenn dieses Kapitel am Ende des Buches steht, sollten diese Anknüpfungspunkte bereits schon in den anderen Abschnitten vorab immer wieder vom Lehrenden in den Unterricht eingebaut werden. Die eine oder andere Aufgabe in den Kapiteln 1 bis 4 wird (hoffentlich) bei den Lernenden einen Denkmoment verursachen, welcher vielleicht zu einer Verhaltensänderung führt.
Leider kommt sehr häufig der Arbeitsauftrag der selbstständigen Recherche zu kurz, welches ich als größtes Manko betrachte. Hier hätte auf eine größere Variation geachtet werden können. Ebenso schleicht sich auf manchen Seiten noch eine W-Frage im Bereich der Aufgabenstellung ein. Exemplarisch seien an dieser Stelle Aufgaben auf den Seiten 10, 11 und 81 genannt.
Es wird in diesem Buch ein sehr breites Spektrum an Inhalten aufgemacht. Problematisch ist hierbei, dass die Materialien manchmal nicht allein im Unterricht verwendet werden können, da die Inhalte zu Teilen sehr knapp dargestellt sind und nicht jeder Lernende zu diesen unterschiedlichen Aspekten bereits ein (breites) Vorwissen mitbringt. In diesen Fällen müssen Lehrende individuell vor- und nachbereiten.

Fazit
Für Lernende kann dieses Buch verschiedene Anreize bieten, um aktuell drängende Fragen in den Unterricht einzubauen. Ob man jede Seite des Lehrwerkes aufgreift, sei dahin gestellt. Für eine kompakte Aufarbeitung des nachhaltigen und verantwortungsbewussten Lebens ist dieses Buch grundsätzlich als gelungen zu betrachten.