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Geschichte, Oberstufe, Gymnasium, Gesamtschule

Zeiten und Menschen 1

Zeiten und Menschen 1
Herausgegeben von Lendzian, Hans-Jürgen
Erschienen Paderborn: Schöningh, 2010
Seitenanzahl 528
ISBN 978-3-14-024975-1
Geeignet für Baden-Württemberg
Rezensiert von Jansen, Marie-Luise (Studentin), 24. August 2010
Projekt Leibniz Universität Hannover, Wintersemester 2010/11

Rezension von Jansen, Marie-Luise (Studentin)


Erste Orientierung
Grundlage dieser Rezension ist der Schülerband „Zeiten und Menschen 1“, erschienen im Jahr 2010 und zugelassen für die Kursstufe des Gymnasiums (G8) in Baden-Württemberg. Vom Verlag angekündigt ist derzeit weiterhin der Fortsetzungsband „Zeiten und Menschen 2“. Zu jedem Schülerband ist außerdem ein Lehrerband in Vorbereitung. „Zeiten und Menschen 1“ ist ein kompetenzorientiertes Lern- und Arbeitsbuch, das entsprechend dem 2004 veröffentlichten Bildungsplan und den stufenspezifischen Hinweisen für die Kursstufe in Baden-Württemberg, den inhaltlichen Schwerpunkt auf die „Modernisierung“ besonders im 19. und 20. Jahrhundert legt. Das Schulbuch wurde entwickelt, um einen gegenwartsbezogenen und problemorientierten Geschichtsunterricht zu unterstützen. Die Zielsetzung des Schulbuches ist offensichtlich. Bereits in der Einleitung wird das Konzept offen gelegt: neben reinem Faktenwissen werden die Schülerinnen und Schüler zur historischen Methode angeleitet. Ziel ist die Ausbildung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins. Dies gelingt, indem die Abiturientinnen und Abiturienten dazu aufgefordert werden, das vielfältige Quellenmaterial kritisch zu analysieren und historische Problemstellungen im Licht heutiger Erfahrungen zu betrachten.
Das Layout des Schulbuches besticht durch seine einheitliche Gestaltung (Farbe, Schrift, Mehrspaltigkeit). Mit farbigen Markierungen wird sparsam umgegangen, so wird sichergestellt, dass farblich hervorgehobene Begriffe oder Tipps auf den ersten Blick von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen werden können. Wünschenswert wäre dennoch eine deutlichere Abhebung von Autorentexten und Quellen. Die Qualität der abgedruckten Materialien, dazu werden sowohl Bilder, Karten, Statistiken, Karikaturen, etc. gezählt, ist angemessen. Dementsprechend können auch wichtige Details, beispielsweise auf politischen Plakaten, erkannt werden.
Das Lern- und Arbeitsbuch ist als Hardcover gebunden, entspricht annähernd dem DIN A4 Format und ist aufgrund der Seitenzahl von 528 Seiten entsprechend schwer. Der Einband ist abwischbar.

Aufbau
Das Inhaltsverzeichnis der Neubearbeitung von „Zeiten und Menschen 1“ ist wenig übersichtlich. Erst auf den zweiten Blick können die Hauptthemen des Lehrwerks ausgemacht werden. Das liegt unter anderem daran, dass der erste Schwerpunkt „Auf der Schwelle zur Moderne - Politische Revolutionen: Amerika, Frankreich, Russland“ erneut unterteilt wird. Diese Art der Unterteilung erfolgt bei den sechs weiteren Schwerpunkten von „Zeiten und Menschen 1“ jedoch nicht. Zudem sind die Methodenseiten schwer auszumachen. Eine stärkere farbliche Markierung zur schnelleren Orientierung wäre an diesen Stellen wünschenswert.
Die Konzeption und die inhaltliche Struktur der einzelnen Kapitel in „Zeiten und Menschen 1“ sind besonders positiv hervorzuheben. Jedes Kapitel beginnt mit einer Auftaktdoppelseite. Dieser folgen Autorentexte (im Inhaltsverzeichnis als „Info“ bezeichnet) sowie Themenseiten, auf denen historische Problemstellungen zur weiteren Bearbeitung vorgeschlagen werden. Arbeitsanregungen unterstützen das selbstbestimmte, eigenständige Lernen mit Hilfe der zahlreichen Materialien, die sich an die Themenseiten anschließen. Ferner werden Methodenseiten angeboten, die der Ausbildung fachspezifischer Kompetenzen dienen und die Arbeit mit dem Materialteil unterstützen. So wird die Methode der Interpretation statistischer Quellen dem Materialteil im Kapitel „Industrialisierung: Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich“ vorangestellt, in dem sechs Statistiken zum Thema vorliegen. Lobenswert ist die erneute Aufnahme und Übung der verschiedenen Methoden im Klausurtraining am Ende der jeweiligen Kapitel, in diesem Fall: Interpretation einer Statistik.
Darauf aufbauend sollen die Schülerinnen und Schüler auf den Seiten, die „Forum“ genannt werden, ihre Urteils- und Diskussionskompetenz in Bezug auf historische Forschungspositionen schulen, z.B. bei der kritischen Analyse von verschiedenen Standpunkten von Wissenschaftlern oder populärwissenschaftlichen Beiträgen. Am Ende eines jeden Kapitels folgt außerdem das „Üben-Vertiefen-Anwenden“. Auf der Doppelseite, die im Inhaltsverzeichnis kurz als „ÜVA“ ausgewiesen ist, erhalten die Abiturientinnen und Abiturienten die Möglichkeit, ihr Wissen über das Erlernte mit Hilfe von unterschiedlichen Fragestellungen zu testen. Besonders hervorzuheben ist, dass den Aufgaben auch Verweise auf die Seitenzahlen hinzugefügt wurden, so dass die Schülerinnen und Schüler schnell nachschlagen können, um die richtigen Antworten zu finden. Ferner werden Kernbegriffe des Kapitels zusammengefasst und ein Klausurtraining zur Verfügung gestellt, z.B. die Interpretation eines Gemäldes als historische Quelle. Musterlösungen zu den Übungen sucht man im Schülerband aber vergeblich.
„Zeiten und Menschen 1“ verfügt zusätzlich über einen Themenschwerpunkt, der drei Projekte, die sich mit den Menschenrechten, der Familie im Zeitenwandel sowie Migration beschäftigt, umfasst. Eine Besonderheit des Schulbuchs stellt das kurze Kapitel „Methodenkompetenz für Geschichte“ dar. Ergänzend zu den Methodenseiten in den einzelnen Kapiteln werden in diesem Teil Basismethoden zur schrittweisen Interpretation von schriftlich historischen Quellen, zur kritischen Analyse und Auseinandersetzung mit historischer Sekundärliteratur und der Interpretation von Bildquellen angeboten.
Außerdem steht ein „Basisoperatorenkatalog“ zur Verfügung, der die Schülerinnen und Schüler zur zielgerichteten und erfolgreichen Beantwortung von Arbeitsaufträgen anleitet. Am Ende des Lern- und Arbeitsbuches ist ein umfangreiches Glossar und Register zu finden, in dem sowohl Kerngriffe als auch Personen und Ereignisse aufgeführt werden.   

Didaktische Ansätze
Das Autorenteam, das sich hauptsächlich aus Lehrern/innen, Schulleitern und Mitarbeitern der Universität Bielefeld zusammensetzt, stellt sein Konzept unter der Überschrift „Arbeiten und Lernen mit ´Zeiten und Menschen`“ auf der dritten Seite des Schulbuches vor. Hier werden die fachdidaktischen Ansätze und Zielsetzungen, die sich vor allem an der Didaktik des problemorientierten und gegenwartsbezogenen Geschichtsunterrichts anlehnen, offen gelegt. Ferner wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es sich bei „Zeiten und Menschen 1“ um einen Band handelt, der für die vierstündige Kursstufe ausgelegt ist. Für den zweistündigen Geschichtsunterricht müsse eine Reduktion vorgenommen werden.

Autorentext
„Zeiten und Menschen 1“ zeichnet sich durch Autorentexte aus, die in einer verständlichen und altersangemessenen Sprache verfasst wurden. Essentielle Fachbegriffe werden in gelungener Form in einer zweiten Spalte neben dem Text gesondert definiert. Eine visuelle Hervorhebung der im Glossar aufgeführten Begriffe wie z.B. „Bill of Rights“ wäre wünschenswert. Werturteile wurden in den Autorentexten nicht identifiziert. Die Autoren bemühen sich um eine objektive Darstellung der historischen Ereignisse unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven, z.B. wird der Begriff des „Manifest Destiny“ zunächst als „Rechtfertigung der außerkontinentalen Expansion der USA“ bezeichnet. Im nächsten Paragraphen wird dann das Leiden der amerikanischen Ureinwohner im Kontext des „Manifest Destiny“ thematisiert. Die knapp formulierten Autorentexte werden in gelungener Art und Weise durch die multiperspektivischen, zeitgenössischen Quellen und kontroversen Deutungen von Wissenschaftlern unterstützt.

Quellen und Materialien
Den Autorentext ergänzen vielfältige grafische Materialien wie Datentafeln, geographische Karten, zeitgenössische Zeichnungen oder Fotografien von wichtigen historischen Persönlichkeiten sowie Lektüretipps und Links auf Internetseiten, die weiterführende Informationen zum Thema anbieten. Die Auswahl an Bildquellen ist vielfältig – abwechselnd werden Plakate, Karikaturen, Karten, Fotografien etc. gezeigt, ohne dass einzelne Seiten für den Betrachter „überladen“ wirken. Dennoch muss angemerkt werden, dass Informationen über Künstler, Entstehungsdaten, das Originalformat etc. beispielsweise in Bezug auf Gemälde und Fotografien fehlen, beziehungsweise unvollständig sind. Während das Kartenmaterial und Schaubilder zusätzliche Auskünfte erteilen, haben die Abbildungen, abgesehen von ein paar Ausnahmen (z.B. eine Fotografie einer Versammlung des Ku-Klux-Klans mit weiteren Informationen, S. 33), meist nur eine visualisierend illustrierende Funktion. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die nicht vorgenommene Unterscheidung zwischen Quellen und Materialien. Sowohl schriftliche Quellen, als auch Bilder, Statistiken, etc. werden mit „M“ als Materialien gekennzeichnet. Lobenswert ist dagegen die vielfältige, multiperspektivische Auswahl an schriftlichen Quellen. Für den Materialteil des ersten Unterkapitels „Die Amerikanische Revolution“ wurden verständliche, schriftliche Quellen aus amerikanischer und europäischer Sicht aufgenommen, dabei ist anzumerken, dass auch auf das Selbstverständnis der Indianer eingegangen wird (S. 56).

Methodenkonzept und neue Medien
Das Methodenrepertoire in „Zeiten und Menschen 1“ ist vielfältig und reicht vom Recherchieren im Internet, der Interpretation von Wahlplakaten oder Karikaturen bis zur Analyse und dem Vergleich historischer Urteile. Die Schülerinnen und Schüler werden besonders auf den Methodenseiten zur kritischen Quellenanalyse angeleitet, indem beispielsweise vorgeschlagen wird, mehrere politische Reden miteinander zu vergleichen. Ferner wird z.B. bei der Recherche im Internet dazu aufgefordert, mit Hilfe eines Fragenkatalogs die Qualität der Websites kritisch zu überprüfen (S. 472). Besonders gelungen ist die Einbindung der Methodenseiten in die einzelnen Kapitel.
Besonders auffallend ist, dass „Zeiten und Menschen 1“ eine abwechslungsreiche Vielfalt an Sozialformen und Handlungsmustern bietet. Im Thementeil werden die Schülerinnen und Schüler im Wechsel aufeinander folgend zu Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit aufgefordert. Ferner wurde darauf geachtet, die Lernenden zu verschiedenen Präsentationsformen anzuleiten; sie üben schriftliche Statements zu verfassen, darauf aufbauend Thesenpapiere anzufertigen, foliengestützte Vorträge zu halten sowie Mindmap-Skizzen und Cluster zu erstellen. Im Kontext des handlungsorientierten Geschichtsunterrichts führen die Abiturientinnen und Abiturienten in Expertengruppen Gesprächsrunden durch. Das Üben traditioneller und computergestützter Präsentationsformen stellt sicher, dass in Einklang mit den PISA-Anforderungen über das Fach hinausgreifende Schlüsselkompetenzen erworben werden. Zur Reflexion über das Erarbeitete muss allerdings die Lehrkraft anleiten, denn das Schulbuch fordert im Kontext der Gesprächsrunden leider nicht dazu auf.

Aufgabenstellungen
Lobenswert sind zudem die präzise gestellten Aufgabenstellungen in „Zeiten und Menschen 1“, die durch die Verwendung von Operatoren den Schülerinnen und Schülern auf den ersten Blick vermitteln, welche Leistungen von ihnen verlangt werden. Konsequent wird eine Differenzierung nach den Anforderungsbereichen I bis III sowohl in den Aufgabenstellungen im „Klausurtraining“ (z.B. S. 104) als auch in den Bereichen „Thema“ vorgenommen. Ebenso wurde Wert darauf gelegt, dass die Aufgaben nicht additiv aufeinander folgen, sondern ein Problematisierungszusammenhang als aufbauender Lösungsweg klar erkennbar ist. Die Lernenden werden konsequent dazu aufgefordert, zunächst eine Sachanalyse vorzunehmen, bevor sie zu einem Sachurteil kommen, um anschließend ein begründetes Werturteil fällen zu können. Im Bereich „Thema“ werden den Schülerinnen und Schülern stets übergeordnete Problemfragen dargeboten, die es zu bearbeiten gilt. Darauf folgen Anleitungen zum selbstständigen Lernen und zum Arbeiten in Partner- oder Gruppenarbeit. Dabei werden den Abiturientinnen und Abiturienten gelungene Tipps zum Erstellen eines Vortragskonzepts oder zur Präsentation geboten.

Fachdidaktische Aspekte
Neben der Schülerorientierung gehört die Problemorientierung zum fachdidaktischen Grundgerüst dieses Lern- und Arbeitsbuches. Allerdings werden den Schülerinnen und Schülern grundsätzlich Leitfragen präsentiert, statt die Lernenden zum selbstständigen Erarbeiten von Problemfragen zu motivieren. Während, wie bereits angemerkt, es an der Lehrkraft ist, eine Rekapitulation der Problemstellung der erarbeiteten Hypothesen etc. durchzuführen, wird regelmäßig dazu angeleitet, Gegenwartsbezüge zu den Leitfragen herzustellen (z.B. „Welche Rolle spielt die nationalsozialistische Vergangenheit in der Gegenwart der Deutschen?“, S. 452). Ferner wird großer Wert auf die Arbeit mit kontroversen Deutungen und Darstellungen von Wissenschaftlern gelegt.
Im „Forum“ werden stets Forschermeinungen aus verschiedenen zeitlichen Epochen präsentiert, z.B. zur Frage der weltpolitischen Bedeutung der Russischen Revolution (Forschungsmeinungen aus den Jahren 1990-2007 sowie aus einem DDR-Schulbuch, S. 136-139). Weiterhin werden multiperspektivische Quellen z.B. im Kontext der Haltungen zum Nationalsozialismus zur kritischen Analyse angeboten („Als ´Neger` im Dritten Reich“, „Erfahrungen einer Ausgestoßenen“, S. 421-425). Gelungen ist außerdem die Einbindung multiperspektivischer Darstellungen zur Vermittlung von Kompetenzen zur Analyse ideologisch-einseitiger Bilder beispielsweise im Kapitel „Die Amerikanische Revolution“ (neben einer romantisierten Darstellung einer Baumwollplantage wird eine Fotografie eines ausgepeitschten Sklaven gezeigt, S. 49f.).
Die Integration von außerschulischer Geschichtskultur in Form von Medien- und Filmbeiträgen sowie Computerspielen erfolgt nur selten. Immerhin werden außerschulische Lernorte als Erkundungsorte vorgeschlagen, z.B. die örtliche Bibliothek/Archiv/Denkmäler, um auf lokale beziehungsweise regionale Spurensuche zu gehen. Als einzige historische Ereignisse außerhalb Europas werden die Amerikanische  und Russische Revolution, die Industrialisierung in den Vereinigten Staaten von Amerika und England thematisiert. Die Konzentration auf die deutsche Geschichte dürfte an der engen Anlehnung der inhaltlichen Konzeption des Schulbuches an den Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg liegen.
    
Fachwissenschaftliche Aspekte
Verschiedene Dimensionen der Geschichte werden in „Zeiten und Menschen 1“ präsentiert, dennoch dominiert die Politik- und Wirtschaftsgeschichte. Geschlechtergeschichte nimmt nur einen marginalen Teil (S. 86-92, 256-258, 282-284) des 528 Seiten starken Lern- und Arbeitsbuches ein. Ähnlich ist es um die Familiengeschichte (S. 192-198) und die Geschichte von Minderheiten (S. 308-314, 386-389) bestellt. Immerhin widmet sich eins der drei ausgewiesen Projekte im letzten Schwerpunkt „Individuum und Gesellschaft im Wandel: Ein Projekt durchführen“ zusätzlich mit der Familiengeschichte im Zeitenwandel (S. 480-490). Transnationale und transkulturelle Geschichte wird weitestgehend ebenfalls im Projekt „Migration - Warum wandern Menschen?“ angerissen. Aufgrund der genauen Orientierung am 2004 verabschiedeten Bildungsplan und den stufenspezifischen Hinweisen Baden-Württembergs spielt beispielsweise Umweltgeschichte in „Zeiten und Menschen 1“ keine Rolle. Gleiches gilt für die Wissenschaftsgeschichte, die lediglich im Kontext der Industrialisierung thematisiert wird. Der Bereich der Gesellschafts- und Kulturgeschichte wurde ebenfalls, wie im Baden-Württembergischen Bildungsplan, stark vernachlässigt. Interessante und motivierende Themen der Gesellschafs- und Kulturgeschichte wie die Goldenen Zwanziger oder Familie zur NS-Zeit sucht man in „Zeiten und Menschen 1“ vergeblich.
 Lobenswert dagegen ist die Betonung des Prozesscharakters von Geschichte. Im Kapitel „Der Aufstieg der USA zur Großmacht“ werden beispielsweise Ursache-Folgen-Zusammenhänge dargestellt, in dem Prozess der Industrialisierung, die Folgen der Industrialisierung sowie die Expansion der Vereinigten Staaten miteinander in Verbindung gebracht werden, um zu betonen, dass die USA aufgrund verschiedener Prozesse, die ihre Schattenseiten hatten, zur Großmacht aufstiegen.

Fazit
„Zeiten und Menschen 1“ ist ein gelungenes kompetenzorientiertes Lern- und Arbeitsbuch für die Kursstufe, das Schülerinnen und Schüler zum selbsttätigen Arbeiten auf der Basis von zentralen Leitfragen und Problemstellungen anregt. Hervorgehoben werden sollen an dieser Stelle das Training des konsequent kritischen Umgangs mit diversen Quellen, die Anleitung zum historischen Arbeiten und die gleichzeitige Förderung des Geschichtsbewusstseins. Die nicht existierende Unterscheidung zwischen Materialien und Quellen stellt allerdings einen Widerspruch zum Konzept des Lern- und Arbeitsbuches dar, das einen Schwerpunkt auf die Vermittlung der historischen Methode legt. Die Autoren betonen die Wichtigkeit der Rekonstruktion von Geschichte mit Hilfe von Quellen, eine Grundvoraussetzung dafür wäre aber Quellen tatsächlich als Quellen zu kennzeichnen. Besonders gelungen ist dagegen die Aufforderung in verschiedenen Sozialformen zu arbeiten und das Üben verschiedener Präsentationsformen stellvertretend für über das Fach hinausreichende Schlüsselkompetenzen. Ein weiteres positives Charakteristikum von „Zeiten und Menschen 1“ sind die Rubriken „Üben-Vertiefen-Anwenden“ und „Klausurtraining“ am Ende der einzelnen Kapitel zur idealen Sicherung des Erlernten und Vorbereitung auf das schriftliche Abitur, das besonders den Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern entgegen kommen dürfte.