Das Projekt „Schulbuchrezensionen“ wurde zum 1. Januar 2019 nach fast 15 Jahren Laufzeit abgeschlossen.
Bisher verfasste Rezensionen bleiben weiterhin auf edu.reviews einsehbar. Ein Verfassen neuer Rezensionen ist leider nicht mehr möglich.

Zurück zur Übersicht

Erdkunde, 5./6. Schuljahr, Gymnasium

Diercke – Geographie / Nordrhein-Westfalen 1

Diercke – Geographie / Nordrhein-Westfalen 1
Herausgegeben von Latz, Wolfgang
Erschienen Braunschweig: Westermann, 2008
Seitenanzahl 176
ISBN 978-3-14-114475-8
Geeignet für Nordrhein-Westfalen
Rezensiert von Strebe, Sandro (Student), 5. Mai 2010

Rezension von Strebe, Sandro (Student)


Einleitung
Der Band „Diercke Geographie 1“ ist vom Westermann Verlag zum Gebrauch in Gymnasien in Nordrhein- Westfalen vorgesehen. Thematisch entspricht er im Wesentlichen den curricularen Vorgaben des nordrhein-westfälischen Kultusministeriums für das Fach Erdkunde. Das Lehrwerk wurde 2008 erstmals vertrieben und umfasst 176 Seiten. Es ist auf den ersten Blick ein modernes adressatengerechtes Lehrwerk, welches die Vielschichtigkeit des Faches Erkunde für Schülerinnen und Schülern interessant und motivierend vermittelt.

Konzept und Aufbau
Zuerst fällt dem Leser auf, dass das Inhaltsverzeichnis, ebenso wie die Kapitel, farbig gestaltet ist. Das erleichtert die Orientierung nach Inhaltsgebieten und ist als besonders adressatengerecht zu bewerten. Darüber hinaus sind in die Hauptkapitel Teilkapitel eingestreut, die zur Erreichung der Kompetenzen des Kernlehrplans von 2008 nicht unbedingt behandelt werden müssen. Diese Kapitel sind gesondert gekennzeichnet.

Ähnlich wie in vergleichbaren Werken wird unter der Überschrift „Erdkunde – Wir entdecken die Welt“ zuerst das Fach erkundet. In diesem Kapitel wird Erdkunde als neues Fach vorgestellt und in die Arbeit mit Karten sowie dem Atlas eingeführt. Dies erscheint sinnvoll, da insbesondere der Atlas ein wesentliches „Werkzeug“ in der Erdkunde darstellt. Am Ende des Kapitels kann man das Erlernte mit einem Nordrhein-Westfalen-Spiel in die Praxis umsetzen.

Im folgenden Kapitel „Leben in Stadt und Land – in Nordrhein-Westfalen“ sollen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Lebenswelten Stadt und Land kennen lernen. Auch hier wurde adressatengerecht gearbeitet, so wurden Beispiele gewählt, die den Schülerinnen und Schülern größtenteils bekannt sein dürften (z.B. Köln). Dadurch wird eine besondere lebensweltliche Nähe zur Thematik hergestellt. Wie auch schon im ersten Kapitel wird auch hier an der Entwicklung von Kompetenzen gearbeitet. So lernen die Schülerinnen und Schüler Bilder und Tabellen auszuwerten sowie mit Modellen zu arbeiten. Methodenseiten sind gesondert gekennzeichnet, klar erkennbar und schaffen Transparenz.  Darüber hinaus erhalten die Schülerinnen und Schüler Anregungen zur Projektarbeit.

„Versorgung durch Landwirtschaft – in Deutschland und Mitteleuropa“ ist das dritte Kapitel überschrieben. Dieser Teil enthält gleich auf den ersten Seiten zwei Abschnitte zur ökonomischen Bildung („Lebensmittel und unseren Geschäften – aus Deutschland und der Welt“, „Die Kunden entscheiden, was gekauft wird – auf dem Wochenmarkt“). Das Kapitel ist zukunftsorientiert strukturiert. Thematiken wie „Sonnenklar, das Klima ist wichtig“ oder „Bio? Aber logisch! Die ökologische Wirtschaftsweise“ verdeutlichen dies. Außerdem wird sehr viel Wert auf anwendungsorientierte Aufgaben gelegt. So werden z.B. Orientierungsaufgaben gestellt und dazu aufgefordert, Fachtexte themenbezogen auszuwerten und verschiedene Materialien miteinander zu verknüpfen.

Der folgende große Abschnitt thematisiert den sekundären sowie tertiären Sektor: „Versorgung durch Industrie und Dienstleistungen – in der EU“. Für Nordrhein-Westfalen typisch, wird in diesem Kapitel der Fokus auf das Ruhrgebiet gelegt. Auffallend positiv ist, dass gerade dieser Bereich durch wenig Textinformationen und eine Fülle von Grafiken, Schemas, thematischen Karten und Fotos geprägt ist. Wie auch an vielen anderen Stellen im Lehrbuch, so findet man auch hier rechts oben eine Karte zur Orientierung. Als besonders gelungen ist die Projektarbeit „Wir erkunden einen Handwerksbetrieb“ zu bewerten, da hier die enge Verzahnung von Theorie und Praxis auf regionaler Ebene möglich ist.

Das letzte große Teilkapitel ist der Freizeitgestaltung gewidmet: „Freizeitgestaltung mit Auswirkungen – in Europa“. Wie auch schon im Abschnitt zuvor, wird versucht, die Fragestellung nicht nur auf die Region zu beziehen, sondern es wird auch über die Landesgrenzen hinaus geschaut. So enthält das Kapitel u.a. Raumbeispiele aus Italien und Spanien. Auch andere Beispielregionen sind so gewählt, dass die Schülerinnen und Schüler schon einmal dort gewesen sein könnten. Dieses Kapitel ist ebenso wie die vorherigen durch den Erwerb geographischer Kompetenzen gekennzeichnet (Methoden-, Orientierung- und Projektarbeit).

Der letzte Abschnitt „Langeoog – ein Raum unter der Lupe“ wirkt nicht nur durch seinen geringen Umfang sondern auch dadurch, dass es im Inhaltsverzeichnis farblich als eigenständig gekennzeichnet ist, thematisch als Sonderfall. Es würde, leicht verändert, thematisch auch gut in das vorige Kapitel passen.

Sehr gelungen ist der Anhang gestaltet, da er adressatengerecht den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, eigenständig Arbeitsmethoden und Fachbegriffe nachzuschlagen. Allerdings können Schüler und Lehrkräfte, aufgrund seiner Unübersichtlichkeit, mit dem Bildquellenverzeichnis nur wenig anfangen. Als Nachweis ist ein solches Verzeichnis  notwendig,  die Angaben wären für eine leichtere Ein- und Zuordnung aber besser an der Quelle direkt unterzubringen.

Am Ende eines jeden Kapitels befindet sich der Abschnitt „Gewusst – gekonnt.“ Hier wird den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben das Erlernte zu kontrollieren. Es gibt die unterschiedlichsten Formen von Aufgaben. So haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Fachbegriffe zu erklären, Diagramme zu vervollständigen oder Fotos zuzuordnen. Darüber hinaus soll jede Aufgabe mit einer Ampelfarbe markiert werden, um selbst zu kontrollieren ob die Aufgabe „gut“, „mit Hilfe“, oder „nicht zu lösen“ war – eine sinnvolle und unkomplizierte Möglichkeit der Selbstkontrolle. Aber auch für die Lehrkraft bietet sich dadurch die Möglichkeit zu überprüfen, wie Stoffinhalte vermittelt wurden und an welchen Stellen ggf. Nachholbedarf besteht. Besonders positiv fällt auf, dass auch auf Methoden Bezug genommen wird, indem z.B. Schritte themenbezogener Auswertung von Fachtexten genannt werden sollen.

Abschließend steht die beigefügte CD-Rom im Mittelpunkt. Es werden kurz und knapp Hinweise zu ihrer Nutzung gegeben, was vor allem dann sinnvoll erscheint, wenn man die CD im Unterricht z.B. im Rahmen einer Projektarbeit nutzen will.

Neben den genannten Themenkapiteln gibt es ein Kapitel „Methode.“ Es dient der methodischen Erschließung des dargebotenen Materials. Somit können die Schülerinnen und Schüler entsprechende Fachkompetenzen erwerben bzw. erweitern. Dazu gehören u.a. das Zeichnen und Auswerten von Diagrammen, die Präsentation von Arbeitsergebnissen, das Arbeiten mit dem Internet als Informationsquelle und die Orientierung mit dem Stadtplan. Leider vermisst man an nahezu allen Stellen Quellenangaben. Zwar werden an einigen Stellen, um weiterführendes Material zu recherchieren, Internetverweise gegeben, doch wären auch in Klassenstufe 5 Angaben zur Herkunft des Materials wichtig.

Aufgabenstellungen
Auf den ersten Blick fällt dem Leser auf, dass eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgabenstellungen zu jedem Bereich angeboten wird. So gibt es die Möglichkeit geographische Themen binnendifferenziert zu vermitteln. Dies geht sogar soweit, dass es ganze Seiten mit Aufgabenstellungen gibt. Jedoch stören diese nicht, sondern geben die Möglichkeit, Sachverhalte vielfältig zu bearbeiten. Alle Aufgaben sind adressatengerecht gestaltet, auf Materialien im Buch bezogen und doppeln sich nicht. Besonders gelungen ist die konsequente Anwendung von Operatoren. Diese ermöglichen einerseits zielgerichtet Lösungen zu erarbeiten, andererseits aber durch ihre Vielfalt auch eine Binnendifferenzierung hinsichtlich der Anforderungsbereiche.

Materialien
Die Autoren haben sich bemüht, den Schülerinnen und Schülern vielfältige Materialien zur Verfügung zu stellen. Es wurde versucht, ein Gleichgewicht zwischen Tabellen, Fotos, Diagrammen, Schemazeichnungen etc. herzustellen. Dabei fällt sofort die Dominanz von Abbildungen gegenüber den Informationen auf, die in Textform enthalten sind. Materialien sind dem Inhalt entsprechend passend ausgewählt und adressatengerecht gestaltet. Dies gilt  ebenso für die Texte. Diese sind gut verständlich und entsprechend dem Adressatenkreis formuliert. Informationskästchen sind mit der entsprechenden Kapitelfarbe eingerahmt und dienen der knappen Erklärung von Fachwörtern oder Sachverhalten. Zusätzlich gibt es Infokästen, welche durch einen roten Rand gekennzeichnet sind. Da beide Kastenformen sich stark ähneln und inhaltlich nicht trennscharf auseinander zu halten sind, hätte man sich auf eine einheitliche Art Infokasten einigen können.

Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es eine Doppelseite, die mit der Thematik sowie aussagekräftigen Fotos versehen ist. Diese sind nahezu durchgehend inhaltsgerecht und interessant gestaltet. Einzig die gegensätzlichen Fotos zum Kapitel „Leben in der Stadt und Land – in Nordrhein-Westfalen“ hätten besser gewählt werden können. So ist das Foto, das das typische Leben auf dem Land darstellen soll, eine unansprechende Aufnahme einer Dorfstraße im Herbst bzw. Winter. Sicherlich hätte man hier ein passenderes Bild auswählen können. Zudem ist die Aufnahme im Vergleich zu anderen Fotos unscharf.

Die Größe aller Abbildungen ist so gewählt, dass die daraus zu entnehmenden Informationen ohne Probleme zu erkennen sind. Auch wurde vermieden, dass sich Abbildungen hinsichtlich ihrer Aussage doppeln. An Stellen wo es sinnvoll erscheint, wurde darauf geachtet, dass die Materialien Standpunkte von unterschiedlichen Perspektiven aus darstellen. Besonders gelungen erscheint dieser Aspekt im Kapitel „Versorgung durch Landwirtschaft – in Deutschland und Mitteleuropa.“ Hier wurde die Thematik nachhaltiger landwirtschaftlicher Nutzung bzw. ökologische Landwirtschaft in einem geeigneten Verhältnis zur konventionellen Produktion gesetzt.

Weiterführendes Material steht den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung die einen PC besitzen, denn auf der Innenseite des Einbandes befindet sich eine CD-ROM mit vielfältigem  Material. Inwieweit dieses für Hausaufgaben oder im Unterricht genutzt werden kann, muss sich  aus der konkreten unterrichtlichen Praxis ergeben. Meiner Meinung nach ist derartiges Material zeitgemäß, adressatengerecht und ein klares Plus des Lehrwerkes.

Fazit
Insgesamt liegt ein hervorragendes, auf moderne, fachspezifische Unterrichtsmethoden zugeschnittenes Buch vor, welches das Fach Erdkunde interessant und adressatengerecht vermittelt.