Ethik / Philosophie, 5./6. Schuljahr, Gymnasium
Wege finden
Herausgegeben von | Kriesel, Peter et al. |
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Erschienen | Stuttgart: Klett, 2011 |
Seitenanzahl | 192 |
ISBN | 978-3-12-006579-1 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Bremen, Brandenburg, Berlin, Thüringen |
Rezensiert von | Akkas, Elif, Judith Börner und Hauke Hufmann (Studierende), 7. November 2012 |
Projekt | Justus-Liebig-Universität Gießen, Sommersemester 2012, Schulbücher im Ethik- und Philosophieunterricht |
Rezension von Akkas, Elif, Judith Börner und Hauke Hufmann (Studierende)
Einleitung
Das Schulbuch „Wege finden 1“ ist für den schulischen Gebrauch in der 5. und 6. Klasse konzipiert. Zu diesem Zeitpunkt findet oftmals die erste Berührung der Schülerinnen und Schüler mit dem Ethikunterricht statt, sodass Themen wie Toleranz und Integration behandelt werden. Gerade im Ethikunterricht erwirbt man diverse Kompetenzen, zum Beispiel Konfliktlösekompetenz, man findet als Schüler oder Schülerin neue Wege, um Konfliktsituationen zu lösen. Auch wird das gesellschaftliche Miteinander gefördert, da Themen wie „Regeln, Regeln“, „Zusammenleben in der Schule“ und „Zusammenleben der Generationen“ thematisiert werden. Schülerinnen und Schüler erlernen bzw. finden immer wieder (neue) Wege, in diesem Buch nicht zuletzt durch die Methodenseiten, um Kompetenzen, die durch die Bildungsstandards vorgeschrieben sind, zu erwerben und zu vertiefen.
Gestaltung und Aufbau
Das Buch beinhaltet sechs übergeordnete Kapitel: Umgang mit Erfolg und Misserfolg, Zukunft gestalten, Wege zu einem friedlichen Zusammenleben, Vorurteile überwinden, Weltbilder und Weltreligionen kennenlernen und Fähigkeiten des Menschen beschreiben, die im Inhaltsverzeichnis vorgestellt werden. Zunächst ist zu sagen, dass dieses Buch farblich und inhaltlich sehr ansprechend für Schülerinnen und Schüler im 5. und 6. Schuljahr gestaltet ist. Die Farben des Einbandes finden sich auf der Überblicksseite jedes Kapitels wieder. Weiterhin ist orange ein dominierender Farbton des Buches. Weniger gut ist der dünne Einband. Ein festerer Einband würde die Qualität des Buches langfristiger erhalten und sich beispielsweise bei einer Anschaffung als Klassensatz besser bewähren.
Das Layout auf den Umschlagseiten findet man auf den Kapitelauftaktseiten wieder: im oberen Drittel befindet sich ein Bild, im zweiten Drittel das Thema des Kapitels und im unteren Drittel werden dann die Lernziele für die Schülerinnen und Schüler aufgezeigt. Als Bild hätte teilweise ein passenderes Motiv gewählt werden können. Weiterhin sind die Kapitel durch verschiedene Linien gekennzeichnet. Leider kann man nicht sofort eine klare Struktur am Rand des Buches erkennen, welche es erleichtern würde, auf die verschiedenen Kapitel zuzugreifen. Erkennt man bei genauerem Hinsehen diese Struktur jedoch, sieht man, dass jedes Kapitel eigene Linien hat, z.B. gewellte oder gepunktete. Diese Gestaltung ist jedoch erst auf den zweiten oder dritten Blick zu erkennen, was die Arbeit damit erschwert bzw. gar nicht ermöglicht. Sinnvoller wäre es, wenn die Farbe Orange oben am Rand des Buches je nach Kapitel variieren und sich nicht in der Form durch das ganze Buch ziehen würde. Diese Linien findet man im Inhaltsverzeichnis oberhalb der inhaltlichen Kapitelauflistung außerdem noch einmal, um einen Erkennungswert zu haben, was durchaus gut ist, nur leider, wie oben beschrieben, nicht viel zur Orientierung beiträgt.
Auf den jeweiligen Themen-Doppelseiten ist durch das ganze Buch auch ein farbliches und inhaltliches Konzept erkennbar: Aufgabenfelder sind grün und Projektfelder blau unterlegt. Die Marginalspalte am Rand jeder Seite beinhaltet wichtige Begriffe, die im Kontext verwendet werden. Sie sind rot hervorgehoben. Weiterhin wird auf Differenzierungsmöglichkeiten und Methodenseiten durch verschiedene Symbole hingewiesen. Die Rückblickseite für jedes Kapitel ist rötlich unterlegt und enthält sowohl Bilder als auch Aufgaben zur eigenen Überprüfung.
Nach den sechs Kapiteln folgt der Anhang, welcher sich aus Methodenseiten, Glossar und Quellenverzeichnis zusammensetzt. Die Methodenseiten werden noch einmal unterteilt in „Kommunikation trainieren“ (rot unterlegt) und „Arbeitstechniken lernen“ (blau unterlegt). Sie grenzen sich durch die farbliche Gestaltung so von dem anderen Teil des Buches ab. Auf den Methodenseiten finden die Schülerinnen und Schüler zur Verdeutlichung des Inhalts ein Bild oder eine Arbeitstechnik als Beispiel sowie die Beschreibung. Das Glossar beinhaltet wichtige Begriffe, die alphabetisch geordnet und altersgerecht beschrieben sind.
Konzeption
Auf den ersten Seiten des Buches erläutert das Autorenteam sein Konzept. Dabei findet man auf einer Doppelseite einen kurzen Überblick über die verschiedenen Seiten des Buches und eine kurze Beschreibung für die Lernenden, wie sie mit dem Buch arbeiten können. Daraufhin folgt das Inhaltsverzeichnis. Jedes Kapitel beginnt mit einer Einstiegsseite, auf der man ein oftmals passendes Bild zum Überthema und die Lernziele für das kommende Kapitel findet. Dieser Einstiegsseite folgen mehrere Doppelseiten, auf denen sich mit dem übergeordneten Thema auseinandergesetzt wird. Es werden unterschiedliche Bereiche bearbeitet, beispielsweise im ersten Kapitel zum Thema „Umgang mit Erfolg und Misserfolg“ wird zunächst die allgemeine Rolle von jedem Schüler und jeder Schülerin individuell in der Gesellschaft thematisiert, dies mündet in das Thema „Erfolg und Misserfolg“ und das wiederum leitet das neue Unterthema „Entscheidungen treffen“ ein. Jedem einzelnen Thema wird eine Doppelseite gewidmet. Am Ende jedes Kapitels befindet sich eine Evaluationsseite, die die Schülerinnen und Schüler auffordert, über das Gelernte zu reflektieren und eventuell Ungeklärtes zu erfragen.
Weiterhin werden zu Anfang des Buches die Symbole der Differenzierungsaufgaben, der Aufgaben zum Trainieren von Kommunikation und Verweise auf das Material geklärt. Diese Symbole findet man auf fast jeder Doppelseite in den Aufgabenfeldern wieder, sodass die Schülerinnen und Schüler sich mit den Aufgaben gut zurechtfinden. Die Aufgabenfelder sind grün hervorgehoben und auf jeder Doppelseite vorhanden. Des Weiteren gibt es in den einzelnen Kapiteln blaue Projektfelder, die die Themen vertiefen. Sie fördern weiterhin das Miteinander in der Klasse. Auf den Doppelseiten werden in roter Schrift in der Marginalspalte unbekannte Begriffe geklärt, welche im Text ebenfalls rot gedruckt sind, sodass die Schülerinnen und Schüler sofort die altersgerechten Definitionen und Erläuterungen vor Augen haben. Beispielsweise findet man im Kapitel 3, welches sich mit Wegen zu einem friedlichen Zusammenleben befasst, auf der Doppelseite zum Unterthema „Allein oder gemeinsam?“ die Begriffe Philosoph, Antikes Griechenland, Demokratie, Einwanderer, Integration und Toleranz erklärt. Anhand dieses Beispiels erkennt man schon, dass es teilweise auch vorkommt, dass die komplette Spalte mit Begriffserläuterungen belegt ist. Es ist zwar gut, dass den Schülerinnen und Schülern, teilweise auch wiederholt, durch die Marginalspalte Begriffe erläutert werden, auf einigen Seiten wirkt es jedoch überfüllt und kann dadurch kaum mehr detailliert wahrgenommen werden.
Materialien
Die Textsorten sind weniger vielseitig ausgewählt. Überwiegend sind Autorentexte vorhanden, welche in informierender Weise zu einem Thema beitragen. Beispielsweise wird auf einer Vertiefungsseite des zweiten Kapitels mit dem Thema „Rechte kennen“ in einer Quelle über die Rechte der Kinder in Bezug auf die Grundrechte jedes Menschen, weiter über die Kinderrechtskonvention 1989 der Vereinten Nationen bis hin zu Hilfsorganisationen informiert. Unseres Erachtens ist das ein altersgerechter Zugang zu einem eigentlich schwierigen Thema. Als weniger passend muss man exemplarisch jedoch die Quellenauswahl im fünften Kapitel, welches sich mit den Weltreligionen beschäftigt, betrachten. Erhofft hatten wir uns Auszüge aus religiösen Schriften wie der Bibel. Auch dort fanden wir nur Autorentexte vor. Im Vergleich zu anderen Quellen nehmen die Autorentexte ungefähr ein Drittel ein. Weniger oft trifft man andere Textsorten wie Märchen, Fabeln oder Gedichte an, aber wenn, dann sind auch hier altersgerechte Zusatzinformationen über den Autor oder Derartiges in der Marginalspalte gegeben. Im dritten Kapitel gibt es beispielsweise zum Thema der Goldenen Regel eine Fabel („Der Fuchs und der Storch“), welche altersgerecht die Goldene Regel sehr gut zum Ausdruck bringt. Als Quellen werden hauptsächlich Bilder und Karikaturen gewählt. Hier muss man unterscheiden, ob ein Bild einen bereits vorhandenen Text unterstützt oder als erneute Quelle mit neu zu bearbeitenden Aufgaben angegeben ist. Generell ist zu sagen, dass die Bilder gut auf die Aufgaben abgestimmt sind. Teilweise kommen bei uns jedoch Fragen auf. Beispielsweise kann man im dritten Kapitel zum Thema „Wege zu einem friedlichen Zusammenleben“ und dem Unterthema „Kontakte friedlich lösen“ auf der Doppelseite erkennen, dass eine Karikatur 75% der gesamten Gestaltungsfläche einnimmt, obwohl sie eigentlich nur eine Situationsbeschreibung für eine einzige Aufgabe ist. Allgemein kann man zu den Materialien noch anmerken, dass sie aktuell und alltagsbezogen sind, wie an den oberen Beispielen zu sehen ist. Weitere Themen sind beispielsweise „Erfolg und Misserfolg“, „Zusammenleben in der Schule“, „Wirklichkeit und Medien“, „Gegen Vorurteile“ und „Fremden Kulturen begegnen“ - diese stellen allesamt Themen und Problemfelder dar, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler nach einem Schulwechsel zur 5. Klasse beschäftigen. Weiterhin legen sie Grundsteine zu einem friedlichen Zusammenleben in der Gesellschaft. Weitere Begleitmaterialien werden in Form von vereinzelten Onlinelinks präsentiert. Diese sind einerseits Homepages, beispielsweise von Organisationen wie der „Arche“ oder zu Themen wie den Menschenrechten und Gewalt. Andererseits sind Onlinelinks vom Verlag selbst auf den Rückblickseiten jedes Kapitels, welche zum Selbstüberprüfen für die Schülerinnen und Schüler vorgesehen sind. Diese bieten Arbeitsblätter, jeweils zwei Seiten, zusammen mit Lösungsvorschlägen an. Für uns ist es aber kaum vorstellbar, dass die Lernenden zuerst ihre Aufgaben des Arbeitsblattes lösen und dann erst die Lösung anschauen. Die Aufgaben sind als Wiederholung eigentlich so gemacht, dass die Lehrkraft diese einfach nur als Kopie zur Bearbeitung austeilen müsste.
Aufgabenstellung
Wenn man sich nun die Aufgabenstellungen genauer anschaut, sind sie entweder direkt auf eine Quelle bezogen, regen zum eigenen Nachdenken an oder leiten zum nächsten Thema auf der kommenden Doppelseite über. Leider sind sie wenig abwechslungsreich. Zum einen gibt es häufig eine wiederkehrende Abfolge der Aufgaben, in denen die Schülerinnen und Schüler zunächst einen Text lesen sollen, wobei aber nie in der Art des Lesens unterschieden wird. Sollen sie den Text überfliegen, die wichtigsten Informationen herausfiltern oder auf einen bestimmten Aspekt hin untersuchen? Danach folgt eine Vergleichsaufgabe in Bezug auf die unterschiedlichen Quellen und diese mündet dann in eine Transferphase, in der die Schülerinnen und Schüler die gelernten Inhalte auf ihr eigenes Leben übertragen. Zum anderen wird diese Abfolge auch andersherum dargeboten. Dort wird zuerst im Hinblick auf die Sensibilisierung Bezug auf die persönlichen Erfahrungen der Lernenden zu einem Thema genommen und dann erst mit den Quellen gearbeitet, was bei Themen, die die Schülerinnen und Schüler direkt betreffen, auch sinnvoll ist. Oft ist in den Aufgabenfeldern noch eine Differenzierungsaufgabe und eine Aufgabe zum Trainieren von Kommunikation vorhanden und mit den dafür vorgesehenen Symbolen gekennzeichnet. Durch verschiedene Operatoren wird den Schülerinnen und Schülern in den Aufgaben verdeutlicht, was sie tun sollen. Oft werden die Aufgaben so gestellt, dass die Lernenden ihre Meinung äußern sollen. Hier können durchaus Meinungsverschiedenheiten entstehen, wodurch die Schülerinnen und Schüler ihre Urteilskompetenz und ihre Konfliktlösekompetenz stärken. Ebenfalls ist meist auch eine Aufgabe in dem dafür vorgesehenen Feld vorhanden, in der Anregungen zum selbstständigen und problemlösenden Denken gegeben werden. Allgemein kann man sagen, dass es Lernaufgaben gibt, die die Kompetenzen des oder der Lernenden fördern, aber keine Übungsaufgaben, die diese üben. Aktuelle, für die Altersgruppe relevante Themen werden berücksichtigt. Hier kann man Beispiele wie „Umweltschutz“ und „Menschenrechte“ nennen.
Fazit
Trotz der Informationsfülle, die die Marginalspalte teilweise mit sich bringt, den Aufgabenblöcken, die teilweise über eine halbe Seite hinausragen und die kaum vorhandene Vielfalt der Texte, ist zu sagen, dass das Lehrbuch alles in allem unsere Erwartungen übertroffen hat. „Wege finden 1“ versucht einen Überblick über grundlegende ethische Themen zu geben, was ihm durchaus gelingt. Es ist ein Wechselspiel von Bildern und Texten vorhanden, was dazu führt, das man Spaß hat, mit diesem Buch zu arbeiten - auch wenn die Quellen durch die zu häufige Verwendung von Autorentexten nicht immer gut gewählt sind. Die ausgewählten und immer wiederkehrenden Symbole vor den einzelnen Aufgaben erleichtern den Umgang mit diesen, da sie einen hohen Wiedererkennungswert haben. Die einzelnen Verweise auf die Methodenseiten zeigen, dass das Buch die Methodenseiten nicht nur zu Anfang vorstellt, sondern explizit immer wieder dazu auffordert, diese zu benutzen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Lehrkraft, wenn sie mit diesem Buch arbeitet, kaum Vorbereitungen zu treffen braucht, da die Gestaltung des Buches so gewählt ist, dass man ausschließlich mit diesem Buch arbeiten könnte, um die ethischen Themen den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln. Außerdem wird die Selbstständigkeit des oder der Lernenden durch dieses Lehrbuch immens gefördert. Durch das Glossar, die Methodenseiten und die Marginalspalte, auf die die Lernenden selbstständig immer wieder Zugriff haben, können sie sich durch das Lesen vieles selbstständig beibringen.
Zum einen lernt ein Schüler oder eine Schülerin mit „Wege finden“ neue Wege, um Kompetenzen zu erwerben (durch die Lernaufgaben) und zum anderen lernt er oder sie die ethisch-moralisch relevanten Themen in unserer Gesellschaft einzuordnen und genau dieser Aspekt führt dazu, dass wir dieses Lehrbuch als gelungen beurteilen.