Ethik / Philosophie, 5./6. Schuljahr, Gymnasium
Abenteuer Ethik 1 – Ausgabe Hessen
Herausgegeben von | Hack, Natalie und Monika Sänger |
---|---|
Erschienen | Bamberg: C. C. Buchner, 2013 |
Seitenanzahl | 248 |
ISBN | 978-3-7661-6575-6 |
Geeignet für | Hessen |
Rezensiert von | Glasauer, Ruben und Fabian Kreutz (Studierende), 26. March 2014 |
Projekt | Justus-Liebig-Universität Gießen, Wintersemester 2013/14 |
Rezension von Glasauer, Ruben und Fabian Kreutz (Studierende)
Einleitung
„Jetzt stürzt euch beherzt ins Abenteuer Ethik und verliert nicht den Kopf dabei!“, heißt es im Vorwort von ‚Abenteuer Ethik‘. Das bei C.C. Buchner erschienene Buch hat zudem den Anspruch, dass die Schüler während ihres „Abenteuers“, die dem Buch (und somit auch den aktuellen Bildungsstandards) zugrunde liegenden Kompetenzen erwerben und festigen. Im Folgenden wollen wir deshalb erläutern, ob der Anspruch des Buches, ein kompetenzorientiertes Abenteuer zu bieten, eingehalten werden kann.
Aufbau und Layout
Das Layout des Buches ist ziemlich schlicht gehalten. Der Einband ist trotz des Preises von 22€ lediglich broschiert. Dafür überzeugt der Druck des Buches. Hier werden intensive, bunte Farben verwendet und das Papier ist ebenfalls als hochwertig einzustufen. Begleitmaterial sucht man leider vergebens.
Zu Beginn des Buches richtet sich ein Vorwort unmittelbar an die Schüler, welches zum einen kurz auf den Aufbau des Buches eingeht und motivierend wirken soll. Zum anderen wird auf die fünf zugrunde liegenden Kompetenzbereiche eingegangen. Dies geschieht leider nur sehr spärlich. Das anschließende Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich gestaltet und präsentiert die Themen und ihre Unterthemen in angemessener Weise.
Die Kapitel werden jeweils von einer bebilderten Auftaktdoppelseite eingeleitet, die einen ersten Zugang zum Thema präsentieren. Anhand der Bilder und der im jeweiligen Kapitel enthaltenen Themenbereiche, die ebenfalls ihren Platz auf der Auftaktseite finden, können Schüler Erwartungen formulieren oder Assoziationen knüpfen. Weitgehend erachten wir die Bilder als gut gewählt, auch wenn sie vereinzelt ein höheres Anregungsniveau bieten könnten. Innerhalb der Kapitel entspricht jeweils eine Doppelseite einem Themenunterpunkt. Jedes Kapitel schließt mit einer Wiederholungsdoppelseite, die sich ‚Was wir wissen - Was wir können‘ nennt. Der Bereich ‚Was wir wissen‘ wird jeweils mit einem Kasten, der das Grundwissen des vorangegangenen Kapitels meist anhand von Definitionen zusammenfasst, abgehandelt, was insgesamt gut gelungen ist. Der Bereich ‚Was wir können‘ erweckt hingegen einigen Kummer. Hier finden sich meist spielerische Aufgaben, deren Mehrwert oftmals schleierhaft bleibt. Beispielsweise findet man ein Bilderrätsel vor (S. 149), welches den kompletten ‚Was wir können‘ Bereich abdeckt. Folglich lässt es die an sich gute Idee einer Wiederholungsseite aufgrund ihrer Umsetzung nicht zu, diese effektiv als Übungsseite oder als Klausurvorbereitung zu nutzen.
Während der Kapitel stößt man immer wieder auf Infoboxen, die wichtige Begriffe erklären. Diese sind hilfreich und insgesamt gut gelungen. Im Anschluss an die Kapitel findet sich ein umfangreiches Glossar, welches leider auch undifferenziert bleibt, da hier kein besonderer Fokus auf ethisch relevante Begriffe gelegt wird. Ebenfalls hätten wir uns angesichts der Altersstufe für ein weniger umfangreiches und sprachlich weniger komplexes Glossar entschieden. Nach dem Literaturverzeichnis findet man schließlich noch einen Comic, der die fünf Kompetenzbereiche erläutern soll. Dieser ist zwar ganz nett gemacht, kann jedoch die ausbleibenden Kompetenzerläuterungen nicht ersetzen. Eine Besonderheit im Aufbau stellt noch eine Übungsdoppelseite zum Thema „Aktionen und Methoden zur Konfliktbewältigung“ (S. 82/83) dar, die positiv heraussticht. Gerade aufgrund des Projektcharakters, der hier zum Tragen kommt, werden die Schüler gut eingebunden. Mehr solcher Seiten hätten dem Buch unserer Meinung nach nicht geschadet. Wer sich ansonsten in ‚Abenteuer Ethik‘ auf die Suche nach Methoden- und Kompetenzseiten macht, wird enttäuscht. Gerade Seiten, auf denen die Kompetenzen gründlich erläutert und die Schüler zu deren Erlernen angeleitet werden, bleiben vollkommen ausgespart. Dies halten wir bei einem als kompetenzorientiert beworbenen Buch für schwer vertretbar.
Inhalt und Materialien
Inhaltlich geht das Buch mit den Bildungsstandards konform. Alle wichtigen Bereiche sind vertreten, wobei hier das erste Kapitel ‚Spielen und Lernen‘ aus dem Rahmen fällt. Warum dieses Einzug in das Buch gefunden hat, ist uns nicht wirklich schlüssig, da es in den Bildungsstandards eigentlich nicht vorgesehen ist. Vermutlich sollte anhand dieses Kapitels ein leichter Einstieg für die noch jungen Schüler gewährleistet werden. Nichtsdestotrotz erachten wir ein ganzes Kapitel als übertrieben. Auch finden wir schade, dass zu den einzelnen Religionen lediglich für die Religion spezifische Feste thematisiert werden, was uns etwas wenig vorkommt. Insgesamt nehmen Schöpfungsmythen einen größeren Umfang als die Religionen ein. Positiv hierbei ist jedoch, dass die Anteile der verschiedenen Religionen homogen sind und keine Stereotype oder Klischeedenken in den Texten oder Aufgabenstellungen zu finden sind.
Insgesamt überwiegen Autorentexte, wobei auch einige Buchauszüge, gerade aus Kinder- und Jugendbüchern, vertreten sind. Die Texte sind sprachlich einfach gehalten und dem Schwierigkeitsgrad der Jahrgangsstufe angemessen. Auch bemühen sich die Texte, Fragen aufzuwerfen und regen zum kritischen Reflektieren an. Jedoch erachten wir die Anzahl und den Umfang der Texte als insgesamt zu hoch. Die große Textlastigkeit des Buches wirkt sich höchstwahrscheinlich negativ auf die Schülermotivation aus.
Die Themenüberschriften orientieren sich zudem an den Bildungsstandards, wobei die Texte und Darstellungen oftmals wenig zusammenhängen und willkürlich gewählt erscheinen. So kann es vorkommen, dass sich die Texte und Darstellungen auf einer Doppelseite sehr stark voneinander abgrenzen. Ebenfalls scheinen die Bilder oft keinen Bezug zu den Texten zu haben. Bedauernswerterweise entsteht so der Eindruck vieler kleiner Einzeltexte und Einzelmaterialien, die keinen roten Faden oder ein Konzept auf einer Doppelseite erkennen lassen. Die Aktualität der Materialien ist in dem erst 2013 erschienenen Buch gegeben.
Didaktisches Konzept
Der bereits erwähnte Anspruch auf Kompetenzorientierung soll durch die Aufgabenstellungen eingelöst werden. Dazu wird jeder Kernkompetenz des Faches Ethik eine Farbe zugewiesen. Vor jeder Aufgabenstellung im Buch, mit Ausnahme der Aufgaben auf den Wiederholungsseiten, ist nun ein Kasten zu sehen, der in der Farbe der jeweiligen Kompetenz gehalten ist, die durch die Aufgabe geschult werden soll. Dies ist an sich eine nette Idee, wobei die Umsetzung leider wieder Mängel aufweist. So ist bei einigen Aufgaben die Zuordnung nicht überzeugend. Beispielsweise wird die Beurteilung der Idee „gute Noten mit Geld zu belohnen“ dem Kompetenzbereich „Wahrnehmen und Deuten“‘ zugeordnet, wobei uns „Argumentieren und Urteilen“ schlüssiger erscheinen würde (S. 61). Folglich scheint die Zuordnung stellenweise etwas zwanghaft zu sein, nur damit jede Aufgabe eine klare Kompetenzzuordnung erhalten kann. Die Gewichtung der einzelnen Kompetenzen ist insgesamt allerdings ausgeglichen, wenngleich bei einigen Seiten bestimmte Kompetenzen dominieren, was allerdings aufgrund der Seltenheit nicht weiter störend ist.
Problematischer hingegen ist, dass die Aufgaben in den allermeisten Fällen auf ein einziges Material beschränkt bleiben. Auch gibt es umgekehrt meist pro Text oder Bild nur eine Aufgabenstellung. Hier hätten wir uns mehr Aufgabenstellungen gewünscht, die thematisch aufeinander Bezug nehmen. So entsteht bedauerlicherweise wieder öfter der Eindruck von Willkür. Ansonsten sind die Aufgabenstellungen angemessen. Sie verwenden fachspezifische Operatoren und regen oftmals zum Nachdenken an. Auch Aufgabenvielfalt ist gegeben. Einziger Wermutstropfen hierbei ist der Mangel an kreativen Aufgaben, die noch mehr das Abstraktionsniveau der Schüler anregen und kreatives, eigenständiges Lösen erfordern würden.
Die Schwierigkeit der Aufgaben entspricht zwar insgesamt dem Niveau der Jahrgangsstufen, allerdings findet dabei eine Binnendifferenzierung leider nicht stattf. Jedoch werden verschiedene Sozialformen aufgegriffen, um die Aufgaben zu erarbeiten. Hier ist der Lehrer gefordert, bezüglich der Aufgaben und Sozialformen der Klasse entsprechend selbst Entscheidungen zu treffen. Die Aktualität der Aufgaben ist besonders durch häufigen Lebensweltbezug gegeben.
Positiv ist, dass Gedankenexperimente und andere Konzepte vertreten sind. Allgemein werden fachdidaktische Konzepte zwar in den Aufgaben aufgegriffen, jedoch ohne besonders aufeinander aufzubauen oder miteinander im Verbund zu stehen.
Die Kompetenzorientierung bleibt im Ganzen trotz der kompetenzangereicherten Aufgaben sehr unklar, da die Kompetenzen weder für die Schüler noch für die Lehrkraft transparent gemacht werden und nur andeutungsweise im Vorwort und dem Comic am Buchende vorgestellt werden. Ebenfalls ist keine Progression fachspezifischer Kompetenzen ersichtlich. Diese werden immerhin mit den Inhalten verknüpft.
Fazit
Fraglich bleibt, inwiefern der Anspruch des kompetenzorientierten Abenteuers eingelöst werden kann. Stellenweise führte uns das Abenteuer in einen Irrgarten mit einigen Sackgassen, und wirklich nachvollziehen konnten wir die Kompetenzorientierung auf unserer Reise leider auch nicht. Zwar hat das Buch einige auch Schüler ansprechende, spannende Momente zu bieten, jedoch halten wir das Gesamtkonzept für zu berechenbar, um wirklich von einem Abenteuer sprechen zu können. In Bezug auf den Kompetenzorientierungsanspruch ist unserer Meinung nach auch noch viel Luft nach oben. Trotz vieler Schwächen hat ‚Abenteuer Ethik‘ aberauch durchaus akzeptable Aspekte zu bieten. Allerdings müsste es, um der Kompetenzorientierung gerecht zu werden, umstrukturiert und ergänzt werden.
Sehr erfreulich ist, dennoch in ‚Abenteuer Ethik‘ ein modernes Lehrwerk gefunden zu haben, das auf Aktualität setzt und die Lebenswelt der Schüler beherzigt. Wenn man sich als Lehrkraft auf ‚Abenteuer Ethik‘ einlässt, sollte man sich mit seinen Schüler jedoch über das Buch hinaus mit Kompetenzen befassen. Alles in allem muss man die Vor- und Nachteile abwägen. Zwar hat man ein aktuelles Lehrwerk, das den Bildungsstandards entspricht, andererseits trüben die Schwächen die gute Aussicht.