Sozialkunde / Politik, 9./10. Schuljahr, Oberstufe, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium, Hauptschule
Die EU im Unterricht. Neun Unterrichtsvorschläge für den Politik- und Ökonomieunterricht
Herausgegeben von | Jacobs, Heinz |
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Erschienen | Schwalbach/Ts.: Wochenschau, 2015 |
Seitenanzahl | 80 |
ISBN | 978-3-7344-0144-2 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Bayern, Thüringen |
Rezensiert von | Lehmann, Rocco (Lehrer), 2. October 2015 |
Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)
Einleitung
„Die EU im Unterricht“ stellt eine gelungene Ergänzung für die eigene Unterrichtsvorbereitung dar. Hier werden aktuelle Themen umfangreich aufgearbeitet und dank der beiliegenden CD-ROM auch sehr gut mit Materialien ausgestattet.
Überblick zu Inhalten, Zielgruppen, Gestaltung
Das Buch ist für den Einsatz im Politik- und Ökonomieunterricht in der Sekundarstufe I und II konzipiert und bietet Arbeitshilfen und viele Materialien für einen praxisnahen Unterricht in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Recht. Die Titel der neun Unterrichtsvorschläge lauten:
(1) The (Euro)Crisis as a Call for New Economic Thinking? Eine Denkfabrik zu den Herausforderungen für die Wirtschaftswissenschaften und die Wirtschaftspolitik
(2) Kontinuität oder Bruch? – Unterrichtseinstiege zur EU zwischen Fortsetzung und Ausblick
(3) Auswege aus der Euro-Krise? – Modelle der Urteilsbildung am Beispiel aktueller Lösungsansätze.
(4) Getting our ball back – Should the United Kingdom leave the European Union for economic Reasons? Eine aktuelle Auseinandersetzung zu den Absetzungstendenzen der britischen Regierung (mit bilingualen Unterrichtsmaterialien)
(5) „Trübe Wasser“ – Mit Hilfe eines Comics die Arbeit des EU-Parlaments besser verstehen
(6) Best-Practice – Beispiele
(6.1) Was ist Europa? Was soll es sein? Integrationstheorien
(6.2) Wer soll worüber entscheiden? Die EU und die Subsidiarität
(6.3) Zehnjährige Staatsanleihen als Unterrichtsmaterial – Grafikanalyse als Unterrichtsmethode
(6.4) Sollte die Handyproduktion gründlicher kontrolliert werden? Kritische Prüfung eines EU-Verordnungsentwurfs
Die vier letztgenannten Best-Practice-Beispiele sind nur sehr knapp dargestellt und umfassen gerade einmal je 4 oder 5 Seiten. Die anderen fünf Beispiele sind etwas ausführlicher formuliert und liegen im Umfang zwischen acht und 14 Seiten.
Bis auf das Cover und die Rückseite ist das gesamte Heft in Schwarz-Weiß gehalten. Da das Heft nur der Information des Lehrenden dient und alle Materialien auf der beiliegenden CD-ROM vorhanden sind, ist diese schlichte Aufmachung durchaus gerechtfertigt.
Überblick über das Konzept und den Aufbau
In jedem Kapitel gibt es eine inhaltliche Einführung und je nach Autor mehr oder weniger umfangreiche Hinweise zu den Materialien auf der CD-ROM. Es gibt Literatur- und Internettipps sowie eine Übersicht über die Materialien auf der CD-ROM-Beilage.
Texte, Materialien, Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Die vorgestellten Bausteine sind vielfältig und können ein Element für den abwechslungsreicheren Unterricht im Fach Wirtschaft/Ökonomische Bildung sein.
Die Denkfabrik des ersten Kapitels ist die erste Methode im Buch, die sich der Frage nach „Herausforderungen für die Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolitik“ stellt. Die „Fabrik“ wird ausführlich erläutert und gibt dem Lehrenden viel Material an die Hand. Unter anderem greifen die Autoren auf einen Youtube-Clip zurück, der leider nur in englischer Sprache ohne Untertitel zur Verfügung steht. Sie haben zwar eine Vokabelliste erarbeitet, jedoch könnte der fremdsprachliche Clip gerade bei leistungsschwachen Schülern zu Unmut führen und die Einführung in diese Thematik kippen. Die Aufgabenstellungen sind leider größtenteils als W-Fragen und nicht mit eindeutigen Operatoren formuliert. Sehr gut ist hier aber der Verweis auf die Graphic-Novel „Economix“, die auf einem schülergerechten Niveau Erläuterungen zu verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten liefert.
Zusammenfassend lässt sich für diesen ersten Abschnitt sagen, dass die Materialfülle schier unendlich ist. Die Autoren haben sich bemüht ein vielschichtiges und umfassendes Bild zu kreieren. Jedoch könnten eben diese Menge und das anspruchsvolle Niveau viele Lernende überfordern.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Thema „Kontinuität oder Bruch? - Unterrichtseinstiege zur EU zwischen Fortsetzung und Ausblick“. Dies wird zugleich mit Übungen zur geographischen Lage der Länder verknüpft und ist darüber hinaus auch mit Bewegung im Klassenzimmer verbunden. Die Arbeitsaufträge sind in diesem Abschnitt mithilfe von eindeutigen Operatoren formuliert.
Es wurden an dieser Stelle zur methodischen Abwechslung Schätzfragen eingebaut, die jedoch größtenteils auf Daten aus dem Jahre 2010 aufbauen. Eine Aktualisierung wäre hier wünschenswert gewesen.
Die „Auswege aus der Euro-Krise?“ werden im dritten Abschnitt in Form von drei verschiedenen „aktuellen Lösungsansätze[n]“ diskutiert. Der ESM, die Eurobonds und der Austritt aus der EU werden sehr umfangreich und detailliert dargestellt. Ein Arbeiten an diesem Thema ist besonders Fortgeschrittenen und interessierten Lernenden empfohlen, da diese Inhalte einige Lernende, zum Beispiel aus der Sek. I., überfordern werden.
Das Kapitel 4 ist ebenfalls sehr aktuell, da es sich inhaltlich mit der Position der britischen Regierung in Bezug auf ein Ja oder ein Nein zur Europäischen Union auseinander setzt. Das Material dieses Kapitels ist in Englisch aufbereitet und ermöglicht so einen fächerübergreifenden Unterricht. Geeignet erscheint dafür der Englischleistungskurs in der Sek. II. Die Materialien wurden aus unterschiedlichen Bereichen (zum Beispiel: Zeitungsüberschriften, Karikaturen, Textquellen) zusammengestellt und bilden das Thema auf vielfältige Art und Weise ab.
Das Kapitel 5 widmet sich der Arbeit des EU-Parlaments. Ein Comicstrip, der von der Generaldirektion für Information des Europäischen Parlaments 2007 veröffentlicht wurde, stellt dafür die Grundlage dar. Leider scheint jedoch bei dem Arbeitsblatt 5.2.1 ein Formatierungsfehler vorzuliegen, da die Darstellung nicht vollständig ist. Schwierig könnte es im Rahmen der ersten Station auch dahingehend werden, dass nicht nur der Hauptcharakter des Comics beschrieben werden soll, sondern auch noch weitere Rollen eingenommen und beispielsweise eine Rede aus einer anderen Position heraus, formuliert werden soll. Das auszufüllende Glossar im Schritt II ist sehr umfangreich. Wenn hier von allen fünf A4-Seiten für jeden Schüler eine Kopie, bestenfalls farbig, erstellt werden soll, kann dies die Kosten sehr in die Höhe treiben. Bei einer Verkleinerung auf A5 kann es eventuell zu Leseschwierigkeiten kommen. Der letzte Arbeitsauftrag dieses Materials erscheint etwas überambitioniert: „Niemand in der ganzen Schule kennt das europäische Gesetzgebungsverfahren. Ihr seid jetzt die Einzigen! Deshalb überlegt, in welcher Form ihr es anderen Schülerinnen und Schülern, euren Lehrern oder der Öffentlichkeit vermitteln könnt. Und zwar so, dass sie es auch wirklich verstehen.“ (digitales Material, Kapitel 5, S. 22). Dennoch gilt hier für alle Arbeitsaufträge, dass die Formulierungen klar und eindeutig gewählt sind.
Die Best-Practice-Beispiele sind im Buch, aber auch auf der CD-ROM sehr knapp gefasst, aber dennoch inhaltlich sehr tiefgehend. Die Inhalte scheinen für weit vorgeschrittene Lernende ausgewählt zu sein, da hier unter anderem eine EU-Verordnung kritisch durchleuchtet werden soll, eine Grafik über die Renditeentwicklung von Staatsanleihen analysiert und Hypothesen formuliert sowie unterschiedliche Integrationstheorien diskutiert werden sollen.
Sonstiges
Die Materialien lassen sich unmittelbar einsetzen, jedoch muss der Lehrende sich manche Literatur vorab besorgen, auf die im Verlauf einzelner Übungen zurückgegriffen wird.
Die meisten Unterlagen sind in schwarz/weiß gehalten und lassen sich so kopiererfreundlich ausdrucken. Da die Dokumente alle als Word-Dokument vorliegen, lässt sich auch alles sehr gut eventuellen schulischen Gegebenheiten anpassen. Viele Texte wurden durch die Autoren selbst erstellt und so gut an die Planung der Unterrichtseinheiten angepasst.
Fazit
Das Buch „Die EU im Unterricht“ enthält trotz der geringen Größe eine Vielzahl an Ideen und (tiefgreifenden) Materialien, die der Lehrende in Zusammenarbeit mit interessierten Lernenden, gezielt und gewinnbringend im Unterricht einsetzen kann. Darüber hinaus wurde hier auch eine gelungene bilinguale Vorlage erstellt.
Dass der Ökonomieunterricht hiermit bereichert werden kann, steht außer Frage.