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Sachkunde, Grundschule

ErlebnisWelt 1

ErlebnisWelt 1
Herausgegeben von Egger, Ulrike et al.
Erschienen München: Oldenbourg, 2001
Seitenanzahl 63
ISBN 978-3-637-02603-2
Geeignet für Bayern
Rezensiert von Nickel, Markus (Student), 13. September 2012
Projekt TU Dortmund, Wintersemester 2011/12, Schulbücher für den Sachunterricht

Rezension von Nickel, Markus (Student)


Einleitung
Das Lehrbuch „ErlebnisWelt" ist nach den neun großen Hauptthemen „Wir gehen in die Schule", „Bei uns zu Hause", „Zeiträume", „All das kann ich", „Alles sauber", „Spielen", „ Die Wiese", „Luft und Wetter" und „Anton und Amanda" gegliedert. Diese beinhalten die Bereiche Schule, Verkehr, Familie, Zeiträume, Sinne, Hygiene, Spielen und Natur. Somit werden sowohl gesellschaftliche als auch naturwissenschaftliche Inhalte angesprochen und soziale Umgangsformen thematisiert.
Die im bayerischen Lehrplan für die erste Klasse vorgesehenen Hauptthemen werden in diesem Schulbuch umgesetzt. Eine Ausnahme bildet lediglich der Unterpunkt „Wasser als Lösungsmittel". Auf diesen wird gänzlich verzichtet. Die Kapitel an sich bauen nicht aufeinander auf. Dies liegt an den vielseitigen Themenfeldern, die im Lehrplan des Sachunterrichts angesprochen werden.
Es wird versucht, mittels Übergängen in ein neues Thema einzuleiten. Dies gelingt z.B. durch das Unterkapitel „Komm, ich nehme dich mit" (S. 13). Dieses schließt das Kapitel „Wir gehen in die Schule" ab, das sich mit der Thematik „Entführungsgefahr auf dem Schulweg" beschäftigt und leitet „Bei uns zu Hause" ein. Hier wir das Thema Schule mit dem sozialen Umgang in der Familie verknüpft. Allerdings kann diese Verknüpfung auf Grund der teils weit auseinandergehenden Thematiken nicht konsequent durchgesetzt werden.
Kritisch anzumerken ist die Umsetzung des Themas „Die Wiese". Hier werden den Kindern sehr spezielle Gattungen von Tieren und Pflanzen vorgestellt, die meines Erachtens nach nicht altersgemäß nicht angepasst sind. Beispiele: „Tagpfauenauge", „Schaumzikade", „Wiesensauerampfer" etc (S.46 ff.).

Aufbau/Struktur
Das Buch beginnt mit einem nach Hauptthemen gegliederten Inhaltsverzeichnis,. Jedem Thema wurde zur Kenntlichmachung eine eigene Farbe zugeordnet. Die Farben finden sich auch auf den jeweiligen Arbeitsseiten wieder. Die Seiten sind im Aufbau klar strukturiert. So werden das Hauptthema auf jeder Seite in der Fußzeile und das Unterkapitel in der Kopfzeile jeweils in der zugeordneten Farbe aufgeführt. Dies bietet den Kindern eine gelungene Orientierungsmöglichkeit. Die Themeneinordnung ist so gestaltet, dass sich ein Thema entweder auf genau eine Seite oder auf eine Doppelseite erstreckt.
Die Seitenzahlen befinden sich im äußeren Bereich der Fußzeile, die durch eine klare Grenzziehung markiert ist. Ausnahmen finden sich nur auf Seiten, bei denen große Abbildungen die gesamte Seite einnehmen (z.B. S. 24/25). Zwischen Kopf- und Fußzeile befinden sich die Themen, Aufgaben, Abbildungen und Texte. Jeder Grafik ist ein Text zugeordnet. Neben Aufgaben und Erklärungen werden auch nützliche Alltagstipps und Hilfestellungen gegeben. Auf Zusammenfassungen und Lerntipps wird verzichtet. Das Buch schließt mit einem übersichtlichen Register ab, in dem alle wichtigen Begriffe noch einmal alphabetisch aufgelistet sind.
Durch die Themen führen die beiden Leitfiguren „Amanda und Anton". Diese finden sich in allen vier Ausgaben der „ErlebnisWelt" wieder. Amanda und Anton sind Ameisen, die auf den meisten Seiten auftreten und zur Auflockerung diverse Themen kommentieren. Nur in Ausnahmen (vgl. S. 38-41) bieten sie sinnvolle Ergänzungen und Anleitungen. Ansonsten sollen sie die Kinder anregen, sich mit diversen Themen weiter auseinanderzusetzen, z.B. dadurch, dass eine der Ameisen in einer Alltagssituation Fragen nach den Regeln eines unbekannten Spiels (S. 44) stellt.

Textebene
Sprache und Satzstrukturen sind sehr einfach gehalten. Es werden überwiegend einzelne Begriffe und kurze Hauptsätze benutzt. Den Großteil machen Fragen bzw. Aufgaben aus. Neben der Kopf- und Fußzeile sind auf fast jeder Seite Schlagwörter zu den jeweiligen Themen aufgelistet. Diese befinden sich entweder direkt in der Abbildung oder stehen oberhalb der Fußzeile. Zu Beginn eines jeden Kapitels stehen überwiegend Nomen, im weiteren Kapitelverlauf sind dann auch Adjektive (z. B.: S. 34) und Verben (z. B.: S. 28/29) gelistet, so dass die Schüler ihren Wortschatz sukzessive erweitern.
Auch die Bildergeschichten enthalten Text in Form von Sprechblasen (z.B. S. 13). Alltagstipps sind auch ab und zu auf den Seiten zu finden (z.B. S. 40/41: „Nach dem Klogehen, vor dem Essen, Händewaschen nicht vergessen") auf den Seiten. Erklärungen von Sachverhalten (z.B. S. 39) erläutern Abbildungen und unterstützen diese. Die Leitfiguren Amanda und Anton reden und denken in Sprech- und Gedankenblasen (z.B. S. 59) und auf der letzten Seite des Buches befindet sich ein Gedicht (S. 61). Kinder werden in den Aufgaben direkt angesprochen (S. 21 „Kannst du […]?"), in Beschreibungen wird ein Erzähler eingesetzt (S. 37 „Das ist Susi […]"), in Comics sind Dialoge vertreten (S. 13 „Komm, ich nehme dich mit" – „"Nein, ich will nicht mit Fremden fahren"). Auch werden Sachverhalte aus verschiedenen Perspektiven dargestellt, z.B. wird aus der Sicht von Tieren gesprochen (S. 60 „Wir können uns wehren" etc.). Auch Tipps werden aus der Position des Lesers geäußert (S. 35 „Auf meine Haut muss ich aufpassen"). Die dominierende Schriftfarbe ist schwarz, die Schriftart ist in allen Textarten durchgängig gleich. Ausnahmen bestehen nur auf sehr dunklen Hintergründen. Dort wird die Schrift farblich abgesetzt. Zwar wirkt dies einheitlich, jedoch wäre eine farbliche Veränderung für die Zuordnung der Textgattungen wünschenswert, da dies zu einer besseren Übersicht führen würde. Die Schriftgröße variiert zwar je nach Textgattung (vgl. die Schriftgröße der Alltagstipps mit der der Schlagwörter auf S. 40/41), hält jedoch eine Mindestgröße ein, die für das Alter ausreichend lesbar und somit angemessen ist. Die Positionierung ist zum Großteil so gewählt, dass die Texte dem jeweiligen Bild zugeordnet werden können. Im Verlauf des Buches steigt der Textanteil zwecks Förderung der Lesekompetenz. Anzumerken ist, dass sich ab der ersten Seite in jedem Kapitel Text befindet, so dass sich Frühleser nicht langweilen müssen und der „normale Leser" später einsteigen kann. Dies fördert den differenzierten Leseunterricht und ist somit dem Alter entsprechend angemessen und dem Lesefortschritt angepasst.

Bildmaterialien
Da es sich bei diesem Exemplar um ein Schulbuch für Erstklässler handelt und die Kinder erst das Lesen erlernen, machen die Illustrationen und Bilder flächenmäßig den größten Teil aus.
Sie variieren in Größe, Form und Darstellungsart. Sie treten als große, gezeichnete Abbildungen über ein bis zwei Seiten, oder als Panels, wie bei einem Comic, auf. Dabei kommen Fotografien in etwa demselben Verhältnis wie Zeichnungen vor.
Die Bilder sind zumeist sehr gut gewählt, da sie Thematiken eindeutig wiedergeben. Sowohl Fotos als auch Zeichnungen haben meist eine gute Qualität, wirken scharf, eindeutig und zeitlos. Die Fotos haben eine ausreichende Auflösung und wirken scharf. Durch die bunte und kraftvolle Farbgebung sprechen sie die Kinder optisch an.
Die Zeichnungen weisen insgesamt einen ähnlichen Stil auf, wirken aber dennoch nicht langweilig, da die Kinder durch die wechselnden Thematiken vieles entdecken können.
Auf Grund der teils hohen Komplexität bei den großen Abbildungen (z.B. S. 8/9) sind die Panelsequenzen (z.B. S. 12/13) zum Arbeiten besser geeignet. Sie sind weitestgehend selbsterklärend und kommen daher mit wenig Text aus.
Die Art der Illustrationen ist wenig variabel, was aber nicht negativ auffällt. So wird ein gleichbleibender Stil verfolgt und die Kinder werden nicht durch zu viele Veränderungen irritiert. Lediglich Kreisläufe (S. 20/21) und zeitliche Abfolgen (S. 50) grenzen sich von den üblichen Illustrationen ab. Auch Aspekte der Heterogenität werden berücksichtigt. So finden sich sowohl Jungen als auch Mädchen, Erwachsene als auch Kinder und Herkunftsdeutsche als auch Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund in den Abbildungen wieder.

Aufgabenstellung
Hier wird nur auf die explizit im Buch genannten Aufgabenstellungen eingegangen. Die Aufgaben sind genau wie die Texte in schwarz verfasst. Somit herrscht keine farbliche Abgrenzung zu den Erklärungen oder Schlagwörtern. In der Regel stehen die Fragen unter den dazugehörigen Bildern. Die Zuordnung ist dann irritierend, wenn die Aufgabe zwischen zwei ähnlichen Bildern eines Themas positioniert ist (vgl. S.51: „Wie verändert sich die Wiese im Jahreslauf?"), da besonders in diesem Beispiel der Bezug zwischen Aufgabe und Abbildung nicht erkennbar wird und die Aufgabe somit nicht gelöst werden kann. Zudem werden teilweise rhetorische Fragen, an die Schüler gestellt (z.B. „Kennst du noch andere Spiele?" (S. 22)). Kinder könnten in diesen Fällen denken, dass ein „ja bzw. nein" die Frage beantworten könnte. Alternative Fragen könnten lauten: „Welche Spiele kennst du noch? Nenne weitere Spiele.". Die im Buch ersichtlichen Aufgaben sind insgesamt sehr variabel. So finden sich Operatoren wie „schlage nach", „beobachte" und „ordne zu". Der Charakter der Aufgaben wird dennoch nicht immer ganz deutlich; z.T. fehlen Operatoren, die ersichtlich werden lassen, dass es sich bei den Fragen um Arbeitsaufträge und nicht um bloße Fragen handelt.
Ein möglicher Aufgabentyp könnte so aussehen, dass die einzelnen Schlagwörter zu den Bildern in diesen Bildern wiedergefunden und zugeordnet werden sollen. Das Arbeiten mit den Schlagwörtern ist in jedem Kapitel möglich, könnte auf Dauer aber an Reiz verlieren. Die Arbeitsaufträge sind größtenteils für Einzelarbeiten konstruiert worden, können allerdings auch in Partner- und Gruppenarbeiten durchgeführt werden. Diese Entscheidung bleibt der Lehrperson überlassen. Als ansprechend empfinde ich die praktischen Versuche, z.B. zum Thema „Luft" (S. 44/45). Diese verlangen Kreativität und Logik und bieten eine nette Abwechslung zu den sonstigen Arbeitsaufträgen. Bei Aufgaben wie: „Sammle Bilder, die von deinem Leben erzählen" (S. 27), könnte die Gefahr bestehen, dass Kinder nicht die Möglichkeit haben, Fotos mitzubringen bzw. mitbringen zu dürfen und diese daher nicht umsetzen können. Ansonsten bleibt anzumerken, dass die Aufgaben in Umfang und Komplexität dem Alter entsprechend und für die Kinder verständlich sind. Sie können ohne Hilfe der Lehrperson bearbeitet werden. Die Lehrperson hat außerdem die Möglichkeit, zu den gut aufgearbeiteten Materialien eigene Arbeitsaufträge zu erstellen und muss sich nicht an den Vorschlägen orientieren. Die Materialien sind sehr offen gestaltet und bieten viele Möglichkeiten der individuellen Umsetzung.

Fazit
Bei dem Sachunterrichtsbuch „ErlebnisWelt 1" sind die Bilder und Illustrationen positiv hervorzuheben, da diese kindgerecht und ansprechend erscheinen und viele Möglichkeiten für neue Aufgabenstellungen bieten. Auch Autorenkonzept und Aufbau sind klar gegliedert und wurden konsequent umgesetzt. Die Themen des Lehrplans werden schwerpunktmäßig mit leichten Variationen eingehalten. Die Leitfiguren können noch sinnvoller eingesetzt werden. Sie sind nicht optimal platziert. Sie tauchen nur sporadisch auf und halten sich proportional zu Bild und Text dezent im Hintergrund. Die Aufgabenstellungen möchte ich in diesem Fall nicht bewerten, da ohne das Lehrerhandbuch nötige Unterlagen nicht vorliegen und mir daher kein objektives Urteil zu fällen möglich ist.