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Ethik / Philosophie, 5./6. Schuljahr, Gymnasium

Leben leben 1

Leben leben 1
Herausgegeben von Rösch, Anita
Erschienen Stuttgart: Klett, 2010
Seitenanzahl 200
ISBN 978-3-12-695230-9
Geeignet für Nordrhein-Westfalen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt
Rezensiert von Saricam, Cagla (Studentin), 17. March 2015
Projekt Leibniz Universität Hannover, Wintersemester 2014/15, Schulbuchanalysen: Säkular-weltanschauliche Diversität im Werte und Normen-Unterrichtsmaterial

Rezension von Saricam, Cagla (Studentin)


Einleitung
„Wer genau bin ich? Und was geschieht alles in meinem Umfeld?“ Einflüsse der Medien oder anderen Faktoren führen dazu, dass Kinder sich viel früher mit sich selbst und auch mit den eigentlichen Dingen um sich herum beschäftigen. Um an diesem Punkt Anschluss zu finden, greift das Schulbuch „Leben leben 1“ für die 5. und 6. Jahrgangsstufe an Gymnasien, Haupt-, Real- und Gesamtschulen diese Thematik auf.
Anhand eines sinngemäßen Aufbaus der Inhalte versucht das Buch von innen nach außen Fragen auf methodische und ethische Art und Weise zu beantworten. Besonders wichtig soll in der vorliegenden Rezension die weltanschauliche Diversität aus religionswissenschaftlicher Perspektive sein.

Gestaltung des Layouts und der Aufbau
Das Buch betrachtet die inhaltlichen Punkte aus verschiedenen Perspektiven. Im Hinblick auf den Unterricht bieten beide Lehrbücher eine recht übersichtliche Orientierung auch für den Lehrer. Als Zusatzmaterial ist ein Lehrerband erstellt worden. Außerdem gibt es noch einen digitalen Unterrichtsassistenten (CD-ROM).
Das Cover des ersten Bandes ist in seiner Farbwahl von einem hellen Grün, sehr ansprechend für Kinder des 5. und 6. Jahrgangs.
Der Inhalt des Buches ist mit angemessenen Überschriften, Farbgebungen und Bildern versehen. Ganz besonders an den Fotografien und Bildern/Comics ist auffällig, dass sie sehr interessant und ansprechend ausgewählt worden sind. Die Texte werden auf jeder Seite visuell gut unterstützt. Die Bilder sind sehr modern und altersgerecht.
Das Inhaltsverzeichnis ist klar gegliedert und der Nutzer gewinnt mit einem Blick sofortige Kenntnisse über die Struktur des Bandes. Farbliche Kennzeichnungen dienen einer schnellen Orientierung.
Die Unterthemen sind jeweils farblich aufgeteilt: grün für Lernaufgaben, lila für Kompetenzen, schwarz für W-Fragen, blau für Vertiefungen und orange für Überprüfungen. Das Buch ist damit inhaltlich und farblich klar und übersichtlich strukturiert. Vom äußeren Erscheinungsbild ist das Lehrwerk „Leben leben 2“ dem 1. Teil sehr ähnlich.
Die Lehrerausgabe ist komplett in schwarz/weiß gedruckt und beinhaltet keine Bilder. Der Aufbau ist am Schülerbuch orientiert und klar strukturiert, sodass man den Überblick über die Kapitel und den Inhalt behält.

Grundkonzeption
Es gibt in keinem der beiden Ausgaben ein Vorwort, in dem die Autorin ihr Konzept vorstellt, andererseits gibt es jedoch eine genaue Anleitung zu Beginn des Buches, wie genau zu arbeiten ist. Die Aufteilungen nach Farben im Inhaltsverzeichnis lassen sich auch auf den einzelnen Seiten wiederfinden.
Die Themen beginnen jeweils mit einer kurzen Zusammenfassung, welche durch eine Fotografie oder einem Comic unterstützt wird.
Zu jedem Hauptthema findet die Einführung mit einer Lernaufgabe statt. So wird zunächst der Schüler dazu angeregt, über das Thema ohne viel Vorwissen nachzudenken. Erst nach dieser Aufgabe widmet sich der Inhalt den Kompetenzen.
Nach der intensiven Beschäftigung mit den Fragen findet die Vertiefung und somit  die Einbettung des Themas statt. Hier werden weiterführende Fragen und Alltagsbeispiele diskutiert, die die Schüler die Thematik mal aus einer anderen Perspektive beleuchten lässt. Letztendlich wird das Kapitel abgeschlossen, indem eine Selbstüberprüfung stattfindet. Hier haben die Lernenden die Möglichkeiten mit diversen Aufgabenstellungen und Fragestellungen sich selbst zu überprüfen, ob sie das Thema verstanden haben. Auf den letzten Seiten ist eine Begriffserklärung aufgeführt. Im Grunde sind die Bände 1 und 2 klar strukturiert.
Betrachtet man die Themen näher, so ist eine inhaltlich aufeinander aufbauende Gliederung erkennbar. Das Buch „Leben leben 1“ ist an den 5. und 6. Jahrgang gerichtet. In diesen Klassenstufen sind Schüler (im Normalfall) auf eine neue, weiterführende Schule gewechselt. Dass genau aus diesem Grund die einführenden Themen sich mit diesem Inhalt der Begriffe „Neu“ und „die Selbstentfaltung“ beschäftigt, ist sehr gut gewählt. Daraufhin beziehen sich dann die Themen auf Freunde, Menschen im Umfeld, Natur und dann wird der Bezug zu anderen Kulturen und Religionen hergestellt.
Am Ende wird die Entstehung der Welt thematisiert und als letztes Thema Tiere im Zoo behandelt. Auffällig ist dabei die Entwicklung der Themen von innen nach außen. Zunächst liegt der Fokus auf dem Schüler selbst und man erweitert seinen Radius immer mehr, indem man immer weiter sein Umfeld beleuchtet und Bezug auf dieses nimmt.
Da sich die Themen in beiden Bänden auf das Leben der Schüler beziehen, sind sie dementsprechend ausgewählt. In beiden Büchern sind die Themen jeweils dem Alter passend formuliert und auch eingeführt. Dabei finden die Prologe meistens mit einem Bild, einem Comic oder einer Fotografie statt. Somit ist der Zugang zu den Themen altersgerecht und interessant gestaltet.
Innerhalb der Kapitel hat die Autorin auf eine klare Verknüpfung verschiedener Disziplinen großen Wert gelegt. In Band 1 sind religionskundliche, philosophische und sozialwissenschaftliche Ansätze zu erkennen. Dabei wird unter anderem die Frage aufgegriffen, wie die Welt entstanden ist. Ohne sofort Bezug auf die Frage zu nehmen, wird der Schüler zunächst darauf vorbereitet, wie ein Begriff aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann. Dabei ist zum Beispiel eine Tabelle dargestellt, die einen Begriff aus der Perspektive der Physik, der Religion, der Literatur und aus Erzählungen darstellt.

Säkular-weltanschauliche Diversität

Religiöse und säkulare Weltanschauungen, ziehen sich so gut wie komplett durch die beiden Bände. Innerhalb dieser Kapitel ist das Verhältnis zwischen säkularem Wissen und religiösem Wissen nicht immer im Gleichgewicht gehalten.
Im ersten Band werden in den Kapiteln „Monster des Alltags”, „von Anderen lernen“, „Menschen engagieren sich für die Natur“ und „Alles geregelt“ keine Bezüge zur säkularen Weltanschauung vorgenommen. In den restlichen Kapiteln werden jeweils Bezüge hergestellt.
Betrachtet man den zweiten Band, so fallen Parallelen auf. Wie im ersten Teil wird auch in dieser Ausgabe die Säkularität nicht durchgehend im Buch behandelt. Die ausgewählten Themen, die im Zusammenhang mit säkularer Weltanschauung in beiden Büchern betrachtet werden, sind sich recht ähnlich.
In Band zwei befindet sich das Thema in dem Kapitel „Eine Reise in die Welt des Christentums“. Dabei wird zunächst der Schüler auf einen Perspektivenwechsel vorbereitet, indem Aufgaben gestellt werden, die das Übernehmen einer Perspektive von einer anderen Gruppe erfordert. Diese werden mit Beispielen untermauert und anschließend, nach einer näheren Betrachtung des Christentums, verallgemeinert, indem alle Religionen einbezogen werden.
Auffällig ist dabei, dass selbst bei der Betrachtung des Christentums Separationen und Aufteilungen in verschiede Konfessionen stattfinden, wie zum Beispiel aus katholischer Sicht und aus protestantischer Sicht.
Letztendlich werden alle drei monotheistischen Weltreligionen in Bezug auf eine Aussage miteinander verglichen. Es findet also ein Perspektivenwechsel statt, jedoch wird keineswegs von der Autorin, zum Beispiel Gott gegen die Wissenschaft gestellt. Damit wird das Thema ziemlich eingegrenzt und wenig aus einer säkularisierten Perspektive betrachtet. Dabei ist deutlich zu erkennen, dass eine Kompetenzenentwicklung angestrebt ist, nämlich der Perspektivenwechsel.
Aufgrund der perfekten Abfolge der Themen wird diese Entwicklung sehr gut trainiert. Das Hineinversetzen in eine Situation aus dem Alltag zeigt zunächst dem Schüler, die Sicht zu wechseln. Erst nach dieser Einführung werden die wesentlichen Themen bearbeitet und damit gewinnt der Schüler an Transparenz. Die visuelle Unterstützung ist sehr gut ausgewählt und gut platziert. Es findet eine sinnvolle Verknüpfung der Texte mit den Bildern statt.
Im Gegensatz dazu ist der erste Band etwas ausführlicher, denn dort wird explizit auf die Entstehung der Welt Bezug genommen und ein ganzes Kapitel nur diesem Thema gewidmet. Dabei ist deutlich zu erkennen, dass die Thematik aus verschiedenen Perspektiven vorgestellt wird. Die Wissenschaft wird dem Glauben vergleichend gegenübergestellt. Anders als im zweiten Band gibt es keine verkürzte Beschäftigung mit dieser Thematik. Allerdings ist hier eine Kompetenzenentwicklung nicht deutlich zu erkennen. Es findet zwar ein Aufbau der inhaltlichen Punkte statt, aber eine klare Einführung und Entwicklung wie in Band 2 ist leider nicht zu erkennen. Die Auswahl der Bilder und Grafiken vermittelt den Schülern inhaltlichen Aspekt sehr gut.

Aktualität

In Bezug auf die Aktualität lassen sich die beiden 2013 und 2014 erschienenen Ausgaben sehr gut untersuchen. In Band 1 und 2 werden Themen aus Sicht verschiedener Disziplinen beleuchtet. Dabei werden Kapitel aus den Bereichen der Sozialwissenschaft, der Religionswissenschaft und teilweise aus der Philosophie thematisiert. Ein deutlicher Unterschied ist in Bezug auf die Quantität unterhalb der Themen zwischen den beiden Bänden zu erkennen.
In beiden Büchern kommt die Thematik der Religionswissenschaft im Vergleich zu der Sozialwissenschaft zu kurz. Die Themen innerhalb dieses Kapitels werden nur oberflächlich angerissen und nicht ausführlich behandelt. Die Kapitel sind, wie bereits am Anfang der Rezension erwähnt, logisch aufeinander aufgebaut und man erkennt eine klare Struktur. Dabei wird kein Bezug auf die Religion im Hinblick auf das Individuum selbst gesetzt. Vielmehr wird die Religion in beiden Ausgaben aus einer objektiven Brille betrachtet und auch religiöse Gemeinschaften und Symbolbestände werden thematisiert.
Ein direkter Aktualitätsbezug wird in Band 1 nicht hergestellt. Die Kapitel sind in beiden Büchern sehr interessant und aktuell formuliert. Es wurden hauptsächlich Themen ausgewählt, die nicht nur altersentsprechend sind, sondern auch der Jugend von heute die Identifikation sehr schnell ermöglichen. Des Weiteren sind Grafiken aufgenommen, die Entwicklungen bis 2012 zeigen. Häufig findet man in beiden Bänden aktuelle Comics oder Plakate. Das bedeutet, dass nicht nur Themen und Grafiken, sondern auch die Bilder sehr aktuell gehalten worden sind.