Geschichte, 5./6. Schuljahr, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Gesamtschule, Gymnasium
Buchners Kolleg Geschichte 11
Herausgegeben von | Lanzinner, Maximilian |
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Erschienen | Bamberg: C. C. Buchner, 2010 |
Seitenanzahl | 417 |
ISBN | 978-3766173065 |
Geeignet für | Baden-Württemberg |
Rezensiert von | Schrenk, Marcel (Student), 14. December 2011 |
Projekt | Leibniz Universität Hannover, Sommersemester 2011 |
Rezension von Schrenk, Marcel (Student)
Einleitung
"Das zweibändige Oberstufenwerk für die Jahrgangsstufen 11 und 12 ist Lern- und Arbeitsbuch zugleich. Es bietet einerseits die Materialenbasis für einen vielseitigen und methodenorientierten Unterricht und ist andererseits für die selbstständige Wiederholung des Unterrichtsstoffes und für eine systematische Vorbereitung auf das Abitur geeignet."
So kann man es einleitend zu der Schulbuchreihe: Buchners Kolleg Geschichte – Neue Ausgabe Baden-Württemberg, auf der Homepage des Buchner-Verlages nachlesen. Ob der Verlag seinen Ansprüchen gerecht wird, soll ein kurzer Einblick in das Unterrichtswerk zeigen.
Formal-praktische Kriterien
'Buchners Kolleg Geschichte 11' hat ein einfach gestaltetes Hardcover. Das Gewicht ist mit einem Kilo sehr hoch. Motive auf dem Cover sind die "Germania" von Philipp Veit und "Rain, Steam, and Speed-The Great Western Railway" von William Turner. Beide Bilder stehen stellvertretend für die zwei großen Themengebiete des Schulbuches und werden in diesen auch wieder aufgegriffen. Die Abbildungen informieren über den Inhalt des Buches, wecken andererseits aber auch das Schülerinteresse am Inhalt.
Schlägt man nun das Buch auf, springen einem sofort die drei Anforderungsbereiche samt ihrer typischen Basisoperatoren entgegen. Sie sind unterteilt und bieten einen kurzen einführenden Text, ideal um eine Aufgabe zu verstehen und sich die Bedeutung der verschiedenen Operatoren nochmals ins Gedächtnis zu rufen.
Einleitend zum Schulbuch wird dessen Konzeption vorgestellt, auf die im weiteren Verlauf der Rezension noch eingegangen wird.
Das Inhaltsverzeichnis ist schlicht, die zwei großen Themen des Buches sind farblich (rot und grün) voneinander getrennt. Einzelne Unterthemen sind fett in der Überschrift markiert.
Aufbau
Im Inhaltsverzeichnis entdeckt man auch direkt drei entscheidende Ansprüche des Schulbuches; es wird in speziellen kapiteln auf Methodenlernen, regionale Bezüge und Abiturvorbereitung hingewiesen.
Die beiden Großkapitel unterteilen sich jeweils in drei Kapitel, welche sich nochmals in mehrere kleinere Kapitel unterteilen.
In jedem Kapitel finden sich, neben den Darstellungstexten und anschließenden Materialen extra Kapitel, welche speziell auf Methodenlernen, regionale Bezüge und „Erinnern“ hinweisen. „‘Erinnern‘ zeigt anhand typischer Beispiele, wie sich der Umgang mit historischen Ereignissen im Laufe der Geschichte verändert. Es wird deutlich, dass Individuen und Staaten in ihrer Gedenkkultur einem zeitgemäßen Selbstverständnis Ausdruck verleihen.“ So schreibt es der Verlag auf der Einführungsseite zum Schulbuch. Schade nur, dass dieses nur dreimal im ganzen Buch passiert.
In die zwei großen Themengebiete wird jeweils auf einer Seite problemorientiert eingeleitet. Weiterhin findet man hier eine Information über die Kompetenzen, welche die Schülerinnen und Schüler in diesem Großkapitel erwerben sollen. Die zweite Einführungsseite zeigt Abbildungen, die jeweils themenspezifisch gewählt sind.
Die erste Seite der jeweiligen Unterkapitel zeigt je einen Zeitstrahl, welcher die wichtigsten Daten und Entwicklungen des folgenden Unterkapitels zusammenfasst.
Auffällig ist, dass sowohl Farbwahl (rot und grün), als auch die Abbildungen wiederkehrende Erkennungsmerkmale sind. So finden sich die Abbildungen, die zu Beginn der Großkapitel auf der einleitenden Seite zu finden sind, auch in den folgenden Unterkapiteln wieder.
Die jeweiligen drei Unterkapitel werden durch einen Autorentext zusammenfassend beschrieben und zeigen die Bedeutung des Themas für unsere heutige Zeit auf. Weiterhin wird bewertet, wie die heutige Sicht in Fachkreisen auf die historische Entwicklung ist, allerdings geriet dies doch sehr kurz und könnte aufgrund des geringen Umfanges weggelassen werden.
Die einzelnen Kapitel der Unterkapitel zeigen die klassischen Merkmale eines Schulbuches auf. Hier lassen sich kurze Autorentexte finden, deren Inhalt wie eine Überschrift zu Anfang der Absätze vom Text farbig abgesetzt ist. Sehr positiv fällt hierbei auf, dass Fachbegriffe am Rand erklärt werden. Einige Absätze des Autorentextes verweisen am Ende auf ein bestimmtes Material, welches den Autorentext belegt. Der Autorentext geht maximal über 8 Seiten, jedoch wird er auch immer wieder durch Abbildungen unterbrochen, es kann also nicht behauptet werden, dass der Schüler durch das Lesepensum überfordert werden würde.
Abbildungen und Materialen
Die Abbildungen im Autorentext unterstützen den Inhalt des Autorentextes. Die wichtigsten Quellenangaben werden angeführt, manchmal ist sogar eine kleine Bildbeschreibung dabei, welche den Schülerinnen und Schülern leider die Arbeit abnimmt; beigefügt finden sich auch interessante Zusatzinformationen, wobei einige aber auch überflüssig erscheinen.
Dem Autorentext folgt der Material- und Arbeitsteil des Schulbuches. Die Materialen im Buch sind vielfältig: Diagramme, Gemälde, Postkarten, Quellen und Karten werden den Schülerinnen und Schülern als Arbeitsmaterial angeboten. Alle Materialen enthalten Quelleninformationen. Jedes Material wird durch Aufgaben ergänzt, meistens sind es drei, welche auch den drei Anforderungsbereichen entsprechen.
Methodenlernen
Die Kapitel zu den Methoden können unabhängig von ihrem Überkapitel benutzt werden, hierdurch wird das Methodenlernen der Schülerinnen und Schüler unterstützt. Weiterhin können diese Methodenseiten als Gedächtnisstütze dienen und das selbstständige Lernen unterstützen.
Die Methodenseiten im Buch unterliegen alle dem gleichen Aufbau. Zuerst wird das Material (Diagramme, Sekundärliteratur, Internetrecherche, Denkmäler, Plakate, Historische Spielfilme) erklärt, so wird beispielsweise erläutert, was ein Plakat ist, welches Ziel ein Plakat allgemein hat und wo man es finden kann.
Darauf folgt ein Exkurs über die Entwicklung der jeweiligen Materialart, ihre speziellen Charakteristika und ihren Aussagegehalt.
Methodenorientiert wird nun ein Leitfaden zur Auswertung bzw. zur Analyse des Materials bereitgestellt. Dieser ist bei jeder Materialart gleich: Formale Kennzeichen bestimmen, den Inhalt wiedergeben, in den historischen Kontext einfügen und die Intention und die Wirkung bestimmen.
Anschließend folgt ein Beispiel, in dem alle Punkte anschaulich abgearbeitet werden, bei den nicht-schriftlichen Materialen wird sogar direkt am Material analysiert.
Auf den ersten Blick ist die Methodenvielfalt als äußerst positiv zu bewerten.
Leider liegt das Hauptaugenmerk der Arbeitsaufträge auf den Texten. Nur selten werden direkt Aufgaben zu Karikaturen oder ähnlichem Bildmaterial formuliert. Ab und an findet sich direkt unter dem Bildmaterial eine Aufgabe, jedoch wird diese nicht in den Kanon der anderen Fragen zum historischen Ereignis oder Problem eingebunden.
Fachwissenschaftliche Kriterien
Schaut man sich zu Beginn an, wer an der Erstellungen dieses Buch mitgewirkt hat, sollte man davon ausgehen können, dass wissenschaftlich, didaktisch und pädagogisch alles sehr gut durchdacht sei. Namen wie Maximilian Lanzinnern (Hrsg.), Ralph Erbar, Eberhard Sieber und weitere zeugen von hoher Qualifikation.
Die Autorentexte sind sehr gut und verständlich geschrieben, allerdings weisen sie nur selten oder nie aktuelle Forschungsdiskussionen auf, diesem erhöhten Niveau wird jedoch in den sehr engen Lehrplänen kein Raum ermöglicht. Daher sind die Texte im allgemeinen als sachlich und werturteilsfrei zu charakterisieren.
Die Autorentexte sind gut reduziert, die Anmerkungen am Rand ergänzen sinnvoll die Autorentexte.
Wie schon erwähnt, erscheinen die Quellen- und Bildnachweise korrekt, jedoch ist die Auflistung im Bildverzeichnis in alphabetischer Form ungeeignet, da sie kaum Orientierung für den Schülerinnen und Schüler bietet. Besser wäre an dieser Stelle eine Auflistung in chronologischer Reihenfolge, nach den Seiten auf denen sie verwendet werden. Dieses würde es dem/der Schüler/in ermöglichen die Bildquellen durch einen kurzen Blick zu finden.
Fazit
Buchners Kolleg Geschichte 11 für Baden-Württemberg ist von seinem Konzept her ein solides Schulbuch. Die Aufarbeitung der Themen ist gut, die Materialwahl ist vielseitig. Die Aufgaben beziehen sich leider zumeist nur auf die Textquellen, das sollte die Schülerinnen und Schüler bzw. die Lehrkräfte jedoch nicht daran hindern, die erlangte Methodenkompetenz auch an den anderen Materialien zu trainieren.
Das Buch orientiert sich an den aktuellen Bildungsstandards, man erkennt an der Struktur und den Aufgabenformulierungen seinen starken Hang zum methodischen Lernen. Die Anforderungen an ein gutes Schulbuch werden grundsätzlich erfüllt. An manchen Stellen gehen zwar inhaltliche Punkte zugunsten der Methodik verloren, aber das Konzept ist in sich stimmig.
Positiv ist die klare Struktur, der gut akzentuierte Teil zum selbstständigen Lernen und die Materialvielfalt zu bewerten. Die Teile, welche sich speziell auf das Methodenlernen verstehen, sind sehr gut aufgearbeitet und auch die spezielle Vorbereitung auf die Abiturprüfung zeugen von Schülerorientierung.
Negativ fällt auf, dass die Materialen nur selten durch gezielte Aufgaben genutzt werden. Die Reduktion der Autorentexte fordert auch in diesem Buch weitere Recherchen von Seiten der Schülerinnen und Schüler. Für diese unangenehm dürfte das Gewicht von rund einem Kilo sein und die, zumindest bei dem rezensierten Exemplar, Verarbeitung des Buches (die ersten Seiten scheinen sich zu lösen, obwohl das Buch gerade mal vier Wochen genutzt wurde, ohne das es ständig aus der Tasche ein- und ausgeräumt wurde).
Neutral zu bewerten sind die weiterführenden Tipps zur Internetrecherche oder weiterführender Literatur. Hier werden zwar aktuelle Titel angegeben, jedoch ist die Auswahl für das Thema "Modernisierung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft" sehr begrenzt. Für das Thema "Deutschland im Spannungsfeld zwischen Demokratie und Diktatur" ist die weiterführende Literatur besser gewählt, Autoren wie Wildt, Kershaw und Benz sind sicher auch für Schülerinnen und Schüler gute Empfehlungen.
Letztendlich leidet das Buch an einigen selbsterstellten Fehlern, ist jedoch in seiner Konzeption gelungen und für einen an die Bildungsstandards angelegten Unterricht durchaus geeignet.