Sachkunde, Grundschule
Pusteblume 3/4
Herausgegeben von | Kraft, Dieter |
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Erschienen | Braunschweig: Schroedel, 2010 |
Seitenanzahl | 192 |
ISBN | 978-3-507-46230-4 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Hessen, Bremen, Brandenburg, Berlin, Thüringen |
Rezensiert von | Zipp, Aileen (Studentin), 19. July 2012 |
Projekt | TU Dortmund, Wintersemester 2011/12, Schulbücher für den Sachunterricht |
Rezension von Zipp, Aileen (Studentin)
Einleitung
Bei dem Schulbuch „Pusteblume – Das Arbeitsbuch 3 und 4" handelt es sich um eine Kombination aus einem Arbeitsheft und einem Schulbuch. Das Lehrwerk ist, laut Verlagsangaben, für die 3. und 4. Klassenstufen der Grundschulen in allen Bundesländern Deutschlands, ausgenommen Bayern, konzipiert. Zu dem Arbeitsbuch gibt es neben den Lehrermaterialien auch eine Lernsoftware, welche ebenfalls in Verbindung mit dem Arbeitsbuch für einen geringen Aufpreis erhältlich ist. Das Pusteblume Arbeitsbuch und die eben genannten Materialien sind auch für die Jahrgangsstufen 1 und 2 erhältlich, so dass der Sachunterricht der gesamten Grundschulzeit mit dem Pusteblume Material gestaltet werden kann.
Erster Eindruck
Wenn man das Arbeitsbuch zum ersten Mal in der Hand hält, erscheint es zunächst recht schwer. Es ist etwas größer als das übliche DIN-A4-Format, da die perforierten Seiten des Buches heraustrennbar sind. Daher wird das anfänglich sehr schwer empfundene Buch im Laufe der zwei Klassenstufen allmählich immer leichter. Der Einband des Buches ist aus einer etwas stabileren Pappe. Da das Arbeitsbuch häufig zum direkten Bearbeiten der Aufgaben auf den entsprechenden Seiten konzipiert ist, ist es nicht zum mehrfachen Gebrauch vorgesehen. Das gezeichnete Titelbild zweier forschender Kinder, wie auch der hell unterlegte Hintergrund, wirken sehr freundlich und angenehm. Die leicht gräulich gesprenkelte gelbe Fläche auf der Vorder- und Rückseite des Einbandes verhindert, dass das Buch im Gebrauchsprozess nicht dreckig und benutzt aussieht.
Aufbau
Das Arbeitsbuch ist in fünf Themenbereiche gegliedert, welche jeweils durch eine zugeordnete Farbe gekennzeichnet sind. Dies sorgt für eine gute Übersicht und erleichtert den Schülern, zügig die benötigten Themen zu finden. Auf der ersten Seite findet man neben allgemeinen Informationen Platz für einen Briefumschlag, in dem die Schüler beispielsweise ausgeschnittene Abbildungen oder kleine Hefte aufbewahren können. Anschließend folgt ein ausführliches dreiseitiges Inhaltsverzeichnis, das sehr wichtig ist, da ansonsten kein weiteres Stichwortverzeichnis vorhanden ist. Darauffolgend findet man eine Anleitung „So arbeitest du mit diesem Buch", die durch das komplexe Konzept des Buches auch von Nöten ist. Leider stiftet die Anleitung durch ihre vielen Pfeile etwas Verwirrung.
Die Grundidee des Arbeitsbuches ist es, einzelne Themenhefte zu erstellen, da, wie bereits oben erwähnt, die Seiten des Buches die Möglichkeit zum Heraustrennen und Einheften in verschiedene Schnellhefter geben. An dieser Stelle gibt es den ersten größeren Kritikpunkt: Die Übersicht gliedert den Sachunterricht in verschiedene Bereiche, indem eine farbliche Gestaltung vorgenommen wurde und die Themen in eine chronologische Reihenfolge gebracht wurden. Die Ordnung wird natürlich durch das Herausreißen einzelner Seiten zerstört. Da durch zeitlichen Mangel sicher nicht alle Seiten thematisiert werden, bleiben einige in dem Arbeitsbuch zurück und nur einige Seiten landen in den entsprechenden Schnellheftern. Man hat nun nicht mehr alles kompakt in einem Lehrwerk, sondern in fünf einzelnen Themenheften und dem Arbeitsbuch, welche allesamt schneller verlegt oder vergessen werden können. Der Perspektivrahmen Sachunterricht der GDSU sieht eine Vernetzung der einzelnen Bereiche als unabdingbar an, jedoch kann man den getrennten Themenheften keinerlei Vernetzungsmöglichkeiten entnehmen. Die Idee, die Seiten des Arbeitsbuches herauszutrennen, hat natürlich auch eine gut gemeinte Intention. Viele der Aufgaben werden nicht in dem Buch, sondern auf losem Papier bearbeitet, daher könnte man diese Blätter direkt an die richtige Stelle in die entsprechenden Themenhefte heften. Um den negativen Aspekten aus dem Weg zu gehen und die positiven Aspekte der Idee sinnvoll zu nutzen, wäre ein Vorschlag anstatt der fünf einzelnen Schnellhefter, einen größeren Ordner anzulegen, um alle Bereiche als Gesamteinheit beizubehalten.
Die einzelnen Themenbereiche starten mit einem Titelbild und Leitfragen, welche im weiteren Verlauf beantwortet werden. Im Anschluss findet man ein Lerntagebuch, in dem die Schüler eintragen, zu welchen Zeitpunkten sie an welchem Thema gearbeitet haben, was ihnen gefallen bzw. nicht gefallen hat und was sie gelernt, oder nicht verstanden haben. Eine derartige Reflexion und Lernstandssicherung ist sehr positiv zu bewerten, jedoch ist die Gestaltung dieses Lerntagebuchs, mit nur einer Zeile pro Aspekt nicht sehr gut gelungen. Die Themenbereiche sind ansonsten durch viele Abbildungen, Texte und Aufgaben geprägt. Die Themen sind, laut Verlag, so konzipiert, dass die Lehrkräfte nach ihren Schwerpunkten auswählen und die Reihenfolge der Themen selbst festlegen können. Auf den letzten beiden Seiten erfolgt eine Einschätzung der individuellen Leistung, die den Schülern verdeutlichen soll, was sie im Sachunterricht gelernt haben. Da in den Lerntagebüchern ebenfalls abgefragt wird, was man gelernt hat, wirkt es zunächst doppelt. Anders als im Abschlusstest werden allerdings im Lerntagebuch keine ausformulierten Sätze geschrieben, sondern lediglich angekreuzt: „Ich kenne/weiß… noch nicht gut, gut, richtig gut". Zudem wird das Lerntagebuch direkt nach jedem Thema eingesetzt und der Test erst, wenn man das gesamte Buch durchgearbeitet hat. Als Abschluss der vierten Klasse und besonders als Zusammenfassung aller Bereiche ist dies daher durchaus sinnvoll.
Abbildungen
Visualisierungen und Illustrationen wirken generell sehr motivierend auf die Schüler. Man findet in diesem Arbeitsbuch eine Vielzahl von ihnen. Auf jeder Seite, außer im Lerntagebuch, findet man mindestens eine Abbildung. Häufig nehmen die Abbildungen über die Hälfte der Seite ein, so dass man sich schnell fragt, ob dies nur der reinen Illustration und Verschönerung der Seiten gilt. In den meisten Fällen sind die Abbildungen sinnvoll gewählt, da die darunter liegenden Texte und Aufgaben sich auch direkt auf die Bilder beziehen, so dass eine gute Text-Bild Beziehung hergestellt ist. Komplexere Darstellungen wie Diagramme, Tabellen und Zeitleisten sind ebenfalls aufzufinden. Besonders loben kann man die Auswahl der Abbildungen: Es besteht ein Mix aus Fotografien und gezeichneten Bildern, welche für einen hohen Grad an Abwechslung sorgen. Beide weisen eine sehr gute Qualität und viele Details auf und geben den Schülern einen realitätsnahen Einblick in die Thematiken.
Themen
Da das Arbeitsbuch für alle Bundesländer, außer Bayern, gedacht ist, muss es kompatibel mit den Lehrplänen all dieser Bundesländer sein. Im Folgenden gehe ich auf den Lehrplan Nordrhein-Westfalens näher ein. Dieser gliedert sich in die Bereiche: Natur und Leben, Technik und Arbeitswelt, Raum / Umwelt und Mobilität, Mensch und Gemeinschaft, sowie Zeit und Kultur. Dieser Einteilung entspricht das Pusteblume-Abeitsbuch mit seiner Gliederung in die fünf Bereiche Natur, Technik, Raum, Gesellschaft und Zeit in etwa. Es orientiert sich allerdings am Perspektivrahmen Sachunterricht, welcher in folgende fünf Perspektiven unterteilt ist: Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektive, Raumbezogene Perspektive, Naturwissenschaftliche Perspektive, Technische Perspektive und Historische Perspektive.
Der Themenbereich „Natur" des Arbeitsbuches Pusteblume behandelt verschiedene Getreidesorten, Pflanzen, Tiere und deren Lebensräume, Wasser, Luft, Wetter, Feuer und den Strom. Überzeugt hat mich das Schulbuch an dieser Stelle, da es auch aktuelle Themen wie beispielsweise die erneuerbaren Energien und wichtige Themen wie Ernährung, Bewegung und Gesundheit aufgreift. Dies entspricht durchweg den Vorgaben des Lehrplan NRWs zum Bereich Natur und Leben.
Der Themenbereich „Technik" bezieht sich auf Entwicklungen anhand einiger Beispiele bedeutender Erfindungen, auf die Berufe und die Arbeit, die Planung eines Schulbasars in Hinblick auf Werbung und Verkauf, so wie das Bauen bzw. Konstruieren, das Morsen, das Filzen und das Bauen mit Papier und von einer Waage. Auch dies entspricht größtenteils den Vorgaben des Lehrplan NRWs.
Der Themenbereich „Raum" deckt ebenfalls die Vorgaben des Lehrplans ab. Der eigene Ort, die Himmelsrichtungen, der Kompass, verschiedene Pläne und besonders ausführlich der Verkehr und das korrekte Verkehrsverhalten werden thematisiert. Der Umweltschutz und die Nachhaltigkeit werden anhand der Luftverschmutzung dargestellt.
Der Bereich der „Gesellschaft" ist zwar mit seiner Darstellung von Zuneigung, Zärtlichkeit, Liebe, einem Vergleich zwischen der Entwicklung von Jungen und Mädchen, der Planung eines Ausflugs, der Klassensprecherwahl wie auch der Behandlung von Konfliktlösungen kompatibel mit dem Lehrplan Nordrhein-Westfalens, gerät aber durch das komplette Fehlen der Aufgaben des Gemeinwesens viel zu kurz. Stattdessen wurde an dieser Stelle in dem Buch ein kleiner Exkurs zu einem Computerkurs gemacht. Die Möglichkeit, den Schülern einen bewussten Umgang mit den neuen Medien, wie dem Internet und den darin enthaltenen Suchmaschinen, oder auch das Erlernen des Textschreibens mittels eines Computers, näherzubringen, ist ein sehr toller Aspekt des Buches.
Der Themenbereich „Zeit" ist wie schon der Themenbereich „Gesellschaft" kritikwürdig: Der geschichtliche, historische Teil, mit einer Historie der Schule und des Weihnachtsfestes, Themen wie Ritter und Burgen, der Eisenbahn und der 50er-Jahre, entspricht den Vorgaben des Bundeslandes. Jedoch heißt dieser Bereich im Lehrplan NRWs „Zeit und Kultur" und die Kultur wird an dieser Stelle in dem Arbeitsbuch vernachlässigt. Die Bereiche „Ich und Andere" und „Viele Kulturen – eine Welt", sind im Themenbereich Zeit nicht berücksichtigt. Da sich das Arbeitsbuch am Perspektivrahmen Sachunterricht und nicht am Lehrplan NRWs orientiert, wäre es naheliegend, dass sich die sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektive im Themenbereich „Gesellschaft" des Arbeitsbuches befindet. Doch auch hier sind keinerlei kulturwissenschaftliche Aspekte aufzufinden. Andere Kulturen werden nur durch das sogenannte Luziafest in Schweden und den weltweiten Trinkwasserverbrauch angerissen. Es ist generell schwer, gerade bei einem Schulbuch, das für fast alle Bundesländer gedacht ist, jedem Lehrplan genauestens zu entsprechen, aber gerade ein Thema wie Kultur und somit das Kennenlernen von anderen Kulturen und ihren Eigenarten ist angesichts des stetig wachsenden Anteils von Schülern mit Migrationshintergrund unerlässlich.
Aufgabenstellungen
Die Aufgabenstellungen in dem Arbeitsbuch sind durch die Vielzahl an verschiedenen Arbeitstechniken, wie Unterstreichen, Beschriften, Vervollständigen, Vergleichen, Messen, Lesen, Beschreiben etc. sehr abwechslungsreich. Sie sind vom Schwierigkeitsgrad dem Alter der Schüler angepasst und sind durchgängig verständlich und korrekt formuliert. In den meisten Fällen wird der Schüler in der Du-Anrede aufgefordert, die Aufgabe zu bearbeiten. An manchen Stellen ist die Aufgabenstellung allerdings im Plural formuliert (Bsp.: „Sprecht über die Geschichte" S.147). Diese Veränderung lässt auf einen gewünschten Wechsel der Sozialform schließen, in dem die Schüler nicht mehr alleine die Aufgabe bearbeiten, sondern als Gruppe. Bis auf diese sprachliche Auffälligkeit im Arbeitsauftrag, wird in dem gesamten Buch nie explizit gesagt, ob man die Aufgaben in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit lösen soll, was durchaus positiv ist, da der Lehrer nun diese Entscheidung selbst in die Hand nehmen kann und persönlich entscheiden kann, wann eine Änderung der Sozialform sinnvoll ist und an welchen Stellen eher nicht. Lösungshilfen, beispielsweise Musterlösungen, sind nicht vorhanden. Die meisten Aufgaben sind durch die gegebenen Texte und Abbildungen erschließbar und somit auch ohne die Lehrkraft lösbar. An vielen Stellen sind trotzdem konkretere Einweisungen durch den Lehrer ratsam. Auffällig an dem Pusteblume-Arbeitsbuch ist der große Anteil an Beobachtungsaufgaben, Experimenten und Versuchen, die sich häufig auf den farblich unterlegten „Werkstatt"-Seiten des jeweiligen Themenheftes wiederfinden. Experimente, etwa um den Aggregatzustand von Wasser zu erforschen, die Entwicklung und das Wachstum von Pflanzen über Wochen zu beobachten oder das Bauen einer Waage und eines Kompasses, sind hervorragende Möglichkeiten, das entdeckende Lernen der Schüler zu fördern. Jedoch muss man beachten, dass diese besondere Vermittlungstechnik zeitaufwändig ist und für die meisten Versuche das benötigte Material noch selbst angeschafft werden muss. Der zusätzliche Kostenpunkt muss hierbei berücksichtigt werden. Alle Experimente können daher sowohl aus zeitlichen, wie aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt werden. Der Fachlehrer sollte sie dennoch nicht ignorieren, sondern sich individuell die Experimente heraussuchen, welche sich unter den jeweiligen Gegebenheiten am besten verwirklichen lassen. Dass nicht nur reine Textbearbeitung erfolgt, ist enorm motivierend für die Schüler. Immer wieder tauchen Rätsel auf, welche stets für Abwechslung sorgen und das Erknobeln von Lösungswörtern stellt eine Motivation für die Schüler dar. Des Weiteren decken die Aufgabenstellungen zum größten Teil den Interessenbereich der Schüler ab, besonders die aktuellen Themen, wie der Computerkurs. Auch dieser ist nur mit bestimmten Rahmenbedingungen, wie dem Vorhandensein eines Computerraums oder einigen Computern innerhalb des Klassenraumes, realisierbar. Einige Aufgabenstellungen gehen über den Unterricht hinaus, beispielsweise indem die Schüler zur Recherche im Internet oder in Büchern aufgefordert werden. Dass ein gewisses Angebot an Büchern oder ein Internetzugang in den Haushalten verfügbar ist, ist nicht selbstverständlich, daher wäre es ratsamer, solche Recherchen schulintern in Bibliotheken oder Computerräumen durchführen zu lassen, um für alle Schüler Chancengleichheit zu gewähren. Ein gelungener Aspekt des Arbeitsbuches ist, dass den Schülern Rückmeldung über ihren Lernerfolg gegeben wird. Am Ende jeder Themenreihe wird das jeweilige Wissen der Kinder getestet und durch die erreichte Punkteanzahl ein gutes Feedback an die Schüler weitergegeben.
Fazit
Trotz der größeren Mängel, wie der Erstellung einzelner Themenhefte, und der Zweifel an der zeitlichen Durchsetzbarkeit aller Aufgaben, handelt es sich bei dem Pusteblume-Arbeitsbuch um ein gelungenes Arbeitsbuch. Dennoch ist das Fehlen der oben genannten, im Lehrplan NRWs verankerten Themen, sicher ein Ausschlusskriterium, das Arbeitsbuch ohne ein weiteres Sachbuch für den Sachunterricht auszuwählen. Es eignet sich allerdings hervorragend für Lehrkräfte, die sich hier viele Anregungen holen können und ist daher empfehlenswert, um einen abwechslungsreichen, spannenden Sachunterricht zu gestalten.