Geschichte, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium
Reise in die Vergangenheit 7/8
Herausgegeben von | Ebeling, Hans, Wolfgang Birkenfeld und Uwe Lagatz |
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Erschienen | Braunschweig: Westermann, 2010 |
Seitenanzahl | 260 |
ISBN | 978-3-14-140767-9 |
Geeignet für | Sachsen-Anhalt |
Rezensiert von | Albers, Kristin (Studentin), 21. Dezember 2011 |
Projekt | Leibniz Universität Hannover, Sommersemester 2011 |
Rezension von Albers, Kristin (Studentin)
Einleitung
Wie schon der Titel des Buchs verrät, lädt das Schulbuch die Leser der siebten und achten Klassen auf eine „Reise in die Vergangenheit“ ein. Diese „Reise“ startet mit der Kolonialisierung Amerikas, gibt weiter Einblicke in die Zeit der Reformation und des Absolutismus, der Französischen Revolution und der Entstehung des deutschen Kaiserreichs, um mit der Industrialisierung zu enden. Hinzu kommt ein Längsschnittkapitel über Migration und ein „Methodenpraktikum: Sachtexte zur neuzeitlichen Geschichte“. Schaut man in die Rahmenrichtlinien für Sachsen-Anhalt, so vermisst man die Thematisierung „China - Reich der Mitte“. Alle anderen Themen entsprechen aber den Vorgaben der Rahmenrichtlinien.
Die Reise in die Vergangenheit ist den Herausgebern des Schulbuches gut gelungen. Das Buch ist mit vielen Illustrationen ansprechend und lebendig gestaltet.
Aufbau und Konzept
Das Buch ist in neun Kapitel unterteilt, die durch weitere Unterkapitel schon im Inhaltsverzeichnis einen guten Überblick über die inhaltlichen Themen dieses Buches bieten. Jedes Kapitel beginnt mit einem Bild, das sich über eine Doppelseite zieht. So wird den Schülern und Schülerinnen schnell deutlich, dass ein neues Kapitel beginnt. Auch bietet diese Auftaktseite eine gute Möglichkeit mit einer Bildbetrachtung einen Einstieg in das Thema zu finden. Das Schulbuch orientiert sich mit einigen Ausnahmen am Doppelseitenprinzip. Somit ist das Buch gut strukturiert und der Schüler weiß, was er zu erwarten hat. Am Ende der Doppelseiten stehen zumeist Arbeitsaufträge, die sich auf die jeweiligen Seiten mit Thementexten, Quellen und Materialien beziehen. Die Arbeitsaufträge haben laut Vorwort das Ziel, die Schüler und Schülerinnen anzuleiten „Texte und Abbildungen auszuwerten und die Zusammenhänge zu verstehen“. Dieses Ziel wurde in meinen Augen weitestgehend erfüllt. Auf einer Doppelseite findet man sowohl Autorentexte als auch Quellen und Materialien, die sehr variationsreich sind.
Oft findet man in Randspalten kleine Anmerkungen, die mit einem „i“ gekennzeichnet sind. Hier werden laut Vorwort „unbekannte Begriffe und schwer verständliche Wörter erklärt“. Diese Worterklärungen sind klar abgetrennt von den anderen Texten, Materialien und Quellen und deutlich und knapp beschrieben. Die Begriffe, die genauer erläutert wurden und in den Texten benutzt wurden, sind durch kursive Schrift deutlich gemacht. Oft werden die Begriffe gut beschrieben. Bei Fremdwörtern wird erklärt, woher sie stammen. Allerdings erscheint mir die Auswahl der Wörter, die näher erläutert werden, etwas unverständlich. So werden Ausdrücke wie „Nautik“ und „Jüngste Gericht“ erklärt, andere Begriffe wie „Navigation“, „Kartografie“ und „Aquädukt“ werden als bekannt vorausgesetzt. Auch kommt es vor, dass ein Begriff wie zum Beispiel „Philosoph“ erklärt wird, obwohl er schon auf vorigen Seiten benutzt wurde. Die Worterklärung gefällt mir gut, da dem Schüler auch deutlich gezeigt wird, dass es nicht schlimm ist, wenn er Begriffe nicht kennt. Auch ist es ein guter Anfang, die Schüler auf den Gebrauch von Lexika vorzubereiten, doch ist die Wahl der Begriffe uneinheitlich und der Lehrer hat die Aufgabe, die Schüler dazu anzuregen, weitere fremde oder schwierige Begriffe in externen Hilfsmitteln wie Lexika nachzuschlagen. Hierbei muss man aber auch anerkennen, dass durch die Arbeitsaufträge oft Anreize geschaffen werden, dies zu tun.
Die Doppelseite „Kompetenz-Check“ bietet durch verschiedene Materialien, Quellen, Sekundärquellen und Arbeitsaufträge den Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit, das in dem vorangegangenen Kapitel Erlernte zu wiederholen und somit den eigenen Leistungs- und Wissensstand zu überprüfen. Auf jeder Kompetenz-Check-Seite gibt es eine Zielscheibe, diese teilt dem Schüler jeweils vier Punkte mit, die er in dem vorigen Kapitel erlernt haben sollte. Diese Punkte beziehen sich auf unterschiedliche Operatoren, Methoden und auf das Fachwissen. Der Schüler kann nun für sich selbst entscheiden, ob er diesen Arbeitsauftrag sehr gut ausführen kann oder ob er etwa noch üben muss. Hier wäre es vielleicht hilfreich, nicht auf die Einschätzung des Schülers zu vertrauen, ob er eine Aufgabe sehr gut oder nur mit Unterstützung lösen kann, sondern dem Schüler auch mögliche Lösungen, bzw. den Anforderungshorizont, den eine jede Aufgabenstellung hat, transparent zu machen. So könnte der Schüler noch besser einschätzen auf welchem Leistungsstand er sich befindet. Die Idee der selbstständigen Leistungseinschätzung finde ich gut, doch erscheint diese Seite nicht ausgereift genug. Ich bezweifle auch, dass man die Umsetzung von operationalisierten Aufgaben, die Verwendung von Methoden und das in dem Kapitel behandelte Fachwissen in jedem der sieben Kapitel auf genau vier Punkte festlegen kann, oder ob hier nicht aufgrund der Einheitlichkeit gestreckt, bzw. gekürzt worden ist.
Desweiteren enthalten die Kapitel noch andere besondere Seiten, die das Ende eines jeden Kapitels darstellen. Eine dieser Seiten bezieht sich auf die „Geschichtskultur“ und hebt sich optisch durch eine orangene Hintergrundfarbe vom restlichen Kapitel ab. Diese Doppelseiten sind sehr unterschiedlich. Es wird besprochen, wie in der heutigen Zeit eine historische Person wie Columbus oder Martin Luther dargestellt wird. Es bezieht sich auf Gebäude und Orte und die Menschenrechte, nationale Symbole und die Industrialisierung. Besonders auf den geschichtskulturellen Seiten wird an die Lebenswelt der Schüler angeknüpft.
Die Kapitel enden mit einer grünen Seite „In Kürze“, diese bietet dem Leser einen kurzen Überblick über das inhaltliche Thema. Zuoberst wird ein Zeitstrahl für den jeweiligen Themenbereich dargestellt, der dem Schüler eine zeitliche Orientierung bietet. Wichtige Geschehnisse werden hier vermerkt. Außerdem werden wichtige Begriffe, die in dem Kapitel behandelt wurden, und in dem zusammenfassenden Text dieser Seite auftauchen, aufgelistet. So hat der Schüler die Möglichkeit schnell zu überprüfen, ob er mit den Begriffen etwas anfangen kann und in der Zusammenfassung nachlesen, ob er eine richtige Vorstellung von der Bedeutung dieser Begriffe hat. Diese Seite erscheint mir sehr gelungen. Dem Schüler wird deutlich, was die wichtigen Punkte des Kapitels waren und er bekommt hier noch eine zusätzliche Möglichkeit seinen Wissensstand einzuschätzen.
Zwei Kapitel zum Ende des Buches heben sich von den anderen Kapiteln ab. Das Kapitel „Längsschnitt: Migration“ behandelt die Gründe für Migration und bietet hierzu Beispiele. Eine wichtige Quellengrundlage sind Auswanderbriefe, zu denen Arbeitsaufträge geboten werden. Das zweite Kapitel „Methodenpraktikum: Sachtexte zur neuzeitlichen Geschichte“ am Beispiel Eisenbahn und Industrialisierung ähnelt einer Methodenseite, da hier den Schülern erläutert wird, Sachtexte selbst zu schreiben. Dies können die Schüler an verschiedenen Beispielen mit passenden Arbeitsaufträgen erproben. Die Kapitel heben sich insofern von den anderen Kapiteln ab, da sie selbst keine Methoden-, Projekt-, Geschichtskulturseiten oder ähnliches enthalten. Sie bieten aber inhaltlich und methodisch wichtige Punkte für den Geschichtsunterricht.
Es folgen übersichtliche, alphabetisch geordnete Worterklärungen. Dies kann den Schülern und Schülerinnen eine Einführung für den Gebrauch von Lexika bieten. Bei den Worterklärungen wäre es schön, wenn bei Begriffen, die aus den Texten stammen, ein Seitenverweis stattgefunden hätte.
Arbeitsaufträge
Die Arbeitsaufträge sind äußerst vielseitig. Quellen, Materialien und Thementexte werden gut einbezogen und zu deren Verständnis beigetragen.
Bei der Formulierung der Arbeitsaufträge werden die gängigen Operatoren verwendet. Allerdings wird der Erwartungshorizont, der bei den jeweiligen Operatoren entsteht, nie aufgeführt. Es wäre sehr hilfreich, wenn die Schüler und Schülerinnen zum Beispiel auf den letzten Seiten des Buches nachschlagen könnten, was genau ihre Aufgabe ist, wenn in einem Arbeitsauftrag Begriffe wie „Erläutern“, „Diskutieren“ oder „Bewerten“ fallen.
Die Arbeitsaufträge variieren innerhalb des Schwierigkeitsgrades und stammen aus allen drei Anforderungsbereichen. Den Schülern und Schülerinnen werden anhand der Aufgaben Möglichkeiten aufgezeigt, ihre Ergebnisse zu präsentieren. Zum Beispiel werden sie dazu aufgefordert, Tabellen, einen Zeitstrahl, Plakate oder Lexikonbeiträge zu erstellen. Auch innerhalb der Sozialformen gibt es Abwechslung. Die Arbeitsaufträge können alleine oder in Gruppenarbeit durchgeführt werden, manche Ergebnisse sollen vor der Klasse präsentiert oder in der Klasse diskutiert werden.
Auch beziehen sich diese Arbeitsaufträge, wie oben schon deutlich wurde, nicht nur auf die „Informationsquelle Schulbuch“ sondern auch auf die Verwendung von anderen Medien und auf die Umgebung außerhalb des Klassenzimmers. So kommen in den anfänglichen Kapiteln oft Arbeitsaufträge vor, einen Atlas, das Internet, ein Lexikon zu gebrauchen oder einen Bibliotheksbesuch vorzunehmen, um an Informationen zu gelangen. Dieses Aufzeigen von Informationsquellen erachte ich als sehr wichtig für den Geschichtsunterricht. Die Mehrheit der Arbeitsaufträge, die eine Informationsquelle nennen, bezieht sich auf das Internet. Eine kritische Hinterfragung, ob es sich hierbei um ein zuverlässiges, bzw. vertrauenswürdiges Informationsportal handelt, geschieht nicht und bleibt dem Lehrer vorbehalten. Einschränkend muss man aber auch hier erwähnen, dass bei circa der Hälfte der Arbeitsaufträge, die das Internet mit einbeziehen, eine spezielle Internetadresse angegeben wird und die Schüler und Schülerinnen auch oft in weiteren Arbeitsaufträgen diese Internetseite bewerten sollen. Das Einbinden von Internetlinks finde ich gut, sollen die Schüler und Schülerinnen sich aber eigene Informationsquellen im Netz suchen, so sollte vorher ganz klar mit ihnen besprochen werden, dass man äußerst kritisch mit dieser Informationsquelle umgehen muss.
Die Schüler und Schülerinnen werden motiviert, ihre Umgebung genauer zu betrachten und zum Beispiel Gebäude wie Kirchen zu besuchen und in den historischen Kontext einzubinden. Dies nimmt zugleich Bezug auf die Region, in der sich die Schüler befinden. Die Arbeitsaufträge gehen auch auf moralische Aspekte ein. So soll im Kapitel „Die Französische Revolution als Aufbruch in die bürgerliche Gesellschaft“ diskutiert werden, welche Alternativen es zur Hinrichtung des französischen Königspaars gegeben hätte. In anderen Arbeitsaufträgen wird der Gegenwartsbezug angesprochen:
Methoden
In fast allen Kapiteln sind Methodenseiten eingebaut. Sie beziehen sich auf die Analyse bzw. Auswertung von historischen Karten bzw. Geschichtskarten, zeitgenössischer Spottbilder, Architektur als Quelle, Biographien, historische Bilder, Lieder und Statistiken. Die Methodenseiten bestehen jeweils aus einer Doppelseite und heben sich durch eine blaue Hintergrundfarbe klar von den anderen Kapitelseiten ab. Die Methodenseiten bestehen aus einem einführenden Text, zu der jeweiligen Methode und einer, in genaue Schritte unterteilten Arbeitsanweisung, wie etwas durchgeführt werden soll. Außerdem werden Materialien, Quellen bzw. Sekundärquellen dargestellt und es sind Arbeitsaufträge enthalten. So bietet das Schulbuch dem Schüler gleich die Möglichkeit die Methoden zu üben. Auch die späteren Arbeitsaufträge nehmen wieder Bezug auf die Methoden und vertiefen die Methodenkompentenz des Schülers.
Materialien
Das Buch differenziert durch die Symbole M, Q und D Materialien, Quellen und Sekundärquellen. In der Einführung werden zu den Materialien Bilder, Karten, Zeichnungen und Tabellen gezählt. Sie sollen die Autorentexte und Quellen ergänzen. Zu den Quellen werden nur geschriebene Texte gezählt. Somit werden Bildquellen mit einem M gekennzeichnet. Erst auf der Methodenseite „Methode: Historische Bilder analysieren“ wird dem Schüler deutlich gemacht, dass auch ein historisches Bild eine Quelle darstellt. Es erscheint mir zwar wichtig, zwischen verschiedenen Gattungen von Quellen zu unterscheiden. Quellen, die nicht schriftlich festgehalten wurden, aber als Materialien zu vermerken, erscheint mir etwas zu oberflächlich. An sich sind die Quellen und Materialien sehr vielseitig und bieten eine gute Arbeitsgrundlage. Es wäre schön, wenn bei den Quellen noch mehr auf die Überlieferung eingegangen wäre. Auch fehlen mir bei den Autorentexten Angaben, auf welche Quellen die Informationen basieren und wie diese Quellen überliefert worden sind. So werden die religiösen Ansichten und Lebensweisen der Azteken beschrieben ohne eine Angabe über die Quellenlage zu bieten.
Autorentexte, Orientierung und Regionalbezug
Das Buch bietet viele informative Sachtexte, die ansprechend und gut verständlich sind. Die Autorentexte sind zumeist in kleine Texte mit eigenen Überschriften unterteilt, die alle gut aufeinander aufbauen. So hat der Lehrer die Möglichkeit, das Lesepensum der Schüler passend zur Lesekompetenz der Klasse zu dosieren.
Es ist schade, dass in dem Schulbuch keine epochale Einordnung geschieht. Selten werden Begriffe wie Mittelalter oder Neuzeit verwendet und zu diesen Epochen werden keine Zeitrahmen genannt, geschweige denn, dass die inhaltlichen Themen des Buches den Epochen zugeordnen werden. Insgesamt erscheint mir die zeitliche Orientierung des Buches zu schwach. Zwar bietet die Zusammenfassungsseite am Ende des Kapitels einen Zeitstrahl, dieser begrenzt sich aber nur auf den jeweiligen Themenabschnitt und bietet keine Einordnung zu den anderen Themen oder in die Epoche. Ein durchlaufender Zeitstrahl wäre vorteilhaft.
Die Arbeitsaufträge bieten zum Teil einen Regionalbezug. Ein Kapitel mit dem Titel „Aufgeklärter Absolutismus am sachsen-anhaltischen Beispiel“ bezieht sich nur auf das Bundesland, in dem die Schüler leben. Dies schließt somit mehr an die Lebenswelt der Schüler an. Die Geschichten aus dem Geschichtsbuch wirken nicht mehr so weit weg. Auch schließt es thematisch gut an das vorige Kapitel, das den Absolutismus in Frankreich behandelt hat, an. Bezogen auf das nächste Kapitel, welches die Französische Revolution thematisiert, wirkt es aber etwas dazwischengeschoben. In dem nachfolgenden Kapitel werden teilweise Punkte aus dem vorangegangen wiederholt.
Fazit
Das Schulbuch ist ein gutes Hilfsmittel um den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Es vermittelt nicht nur fachliches Wissen, sondern auch Methodenkompetenzen und fördert den Umgang mit anderen Hilfsmitteln. Ich denke, das Schulbuch hat eine motivierende Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler, da es ansprechend und variantenreich gestaltet ist. Die Autorentexte und Arbeitsaufträge greifen an die Lebenswelt der Schüler und Schülerinnen an, sie sind zum Teil regionsgebunden, knüpfen aktuelle Themen auf und bieten anschauliche Beispiele.