Sozialkunde / Politik, 5./6. Schuljahr, Realschule
Demokratie heute 1 – Ausgabe Nordrhein-Westfalen
Herausgegeben von | Brockhausen, Alfons et al. |
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Erschienen | Braunschweig: Schroedel, 2011 |
Seitenanzahl | 208 |
ISBN | 978-3-507-11035-9 |
Geeignet für | Nordrhein-Westfalen |
Rezensiert von | Armann, Liza, Maria Argiropoulou, Nadine Lintel-Höping und Anett Leibscher (Studierende), 5. Dezember 2013 |
Projekt | TU Dortmund, Sommersemester 2013, Das Schulbuch im sozialwissenschaftlichen Unterricht |
Rezension von Armann, Liza, Maria Argiropoulou, Nadine Lintel-Höping und Anett Leibscher (Studierende)
Einleitung
„Demokratie heute 1“ ist ein Arbeitsbuch für Realschulen der 5. und 6. Jahrgangsstufe in Nordrhein-Westfalen. Zu Beginn des Buches werden für Schüler/innen sowie für die Lehrkraft die Konzeption und wichtige Symbole kurz vorgestellt, zum Beispiel ein Zeichen, das daran erinnert, dass an der jeweiligen Stelle nicht in das Buch hineingeschrieben werden darf. Die einzelnen Kapitel im Buch sind jeweils nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Eingeleitet werden die einzelnen Themen mit einer sogenannten „Aufmacherseite“, die jeweils aus Bildern, einem kurzen Sachtext und gezielten Fragen besteht. Durch verschiedene Arbeitsaufträge und die Vorstellung von Methoden werden die Themen aufbereitet. Am Ende der Kapitel werden die wichtigsten Informationen noch einmal zusammengefasst.
Unter der Rubrik „Zeige deine Kompetenzen“ bekommen die Schüler/innen die Möglichkeit, ihr erlerntes Wissen zu prüfen. Das erlernte Wissen wird durch Fragen überprüft. Die Antworten sind in einer Wortschlange zur Selbstkontrolle vorgegeben. Im Anhang befinden sich neben einem Stichwortverzeichnis und einer Liste mit Internetadressen auch Hinweise zur Bearbeitung der Aufgaben.
Im Folgenden konzentrieren wir uns in der Analyse des Buches exemplarisch auf das Kapitel 5 „Kinder in aller Welt“.
Fachliche Schwerpunkte ‚
Das 5. Kapitel „Kinder in aller Welt“ ist in verschiedene Unterkapitel gegliedert. So werden in dem großen Unterkapitel „Wie Kinder leben“ vor allem verschiedene Lebenssituationen von Kindern auf den jeweiligen Kontinenten der Erde beschrieben. Thematisiert werden des Weiteren „Kindersoldaten“ sowie „Wie Kinder unter Krieg leiden“. Das zweite große Unterkapitel heißt „Kinderrechte“. Durch die Methode Stationenlernen erarbeiten sich die Kinder, welche verschiedenen Kinderrechte es gibt, und lernen den Weltkindertag kennen.
Im Kapitel „Kinder in aller Welt“ ist der Schwerpunkt auf gesellschaftliche und lebensweltliche Fragen gerichtet. Die Schüler/-innen lernen die Lebenssituationen von Kindern auf der ganzen Welt kennen. Dabei wird die unmittelbare Lebenswelt nicht ausgelassen (S. 178).
Durch die verschiedenen Texte wird die gesellschaftliche Relevanz der einzelnen Unterthemen deutlich gemacht. Politische, rechtliche und wirtschaftliche Fragen haben in diesem Kapitel keinen Schwerpunkt. Dennoch werden sie angeschnitten. Zum Beispiel werden Aufgaben der Vereinten Nationen und der Genfer Konvention benannt. Es werden Definitionen von absoluter und relativer Armut geliefert sowie Programme für Nachhaltigkeit wie das „GoodWeave“-Siegel vorgestellt.
Die fachliche Schwerpunktsetzung lässt sich auf den Kernlehrplan Politik für Realschulen in Nordrhein-Westfalen zurückführen. Dieser sieht in der 5. und 6. Jahrgangsstufe eine Auseinandersetzung mit Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen vor.
Der mit dem Titel dieses Arbeitsbuches suggerierte Schwerpunkt Demokratie findet im 5. Kapitel nur verdeckt Beachtung. Die Schüler/innen werden ermutigt, sich aktiv gegen Kinderarmut und für ihre Rechte einzusetzen. Dies eröffnet Möglichkeiten zur Partizipation am gesellschaftlichen Geschehen und ist Bestandteil von demokratischem Denken.
Fachdidaktische Gestaltung
Im 5. Kapitel „Kinder in aller Welt“ stehen die Schüler/innen als Rezipienten stets im Fokus. Die Texte sind dem Alter entsprechend und werden durch Definitionen von Fachbegriffen am Seitenrand sinnvoll ergänzt.
Nachdem die Lernenden durch die Texte über ein fundiertes Fachwissen verfügen, schließt sich ein Bezug zur eigenen Lebenswelt an. Der Anschluss an die Lebenswelt der Schüler/innen erfolgt meist am Ende des jeweiligen Unterkapitels, sodass der Alltagsbezug erst zum Abschluss der Unterrichtsreihe sichtbar wird.
Besonders der Aspekt Diversität findet Beachtung, was vorwiegend mit dem Thema des Kapitels zusammenhängt. Es werden Kinder unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Geschlechts vorgestellt, sodass für die Schüler/innen die Möglichkeit besteht, sich mit den Inhalten zu identifizieren.
Die Texte im Buch erscheinen stets mit Quellenangaben und werden so den wissenschaftlichen Anforderungen gerecht. Deutlich wird eine starke Wissensorientierung. Die Schüler/innen bekommen durch die Texte eine Fülle an Wissen vermittelt.
Im Fokus des Kapitels stehen einzelne Problemfälle (dargestellt durch Texte, ggf. ergänzt durch Grafiken und/oder Bilder), welche mit anschließenden Aufgaben ergänzt werden. Von einem konkreten Fall wird durch gezielte Fragestellungen versucht eine Allgemeingültigkeit zu ermitteln (zum Beispiel von „Worauf muss Straßenkind Ricardo verzichten?“ zu „Was tun Straßenkinder, um zu überleben?“ S. 195)
Texte und Materialien
Die Autorentexte übernehmen meist eine einleitende Funktion. Es besteht ein ungefähr gleiches Verhältnis zwischen Fachtexten und Autorentexten. Der Textanteil erscheint auf den meisten Seiten dominant. Bilder beziehen sich auf den Textinhalt und bieten mit Bildunterschriften Orientierung. Zeichnungen und Karikaturen nehmen einen nur geringen Anteil ein. Gearbeitet wird auch mit Landkarten und Grafiken (Diagramme/Tabellen).
Besonders auf die Grafiken beziehen sich die anschließenden Aufgaben. Die Fotografien hingegen unterstützen häufig nur die Inhalte. Die Bilder tragen in diesem Kapitel vorwiegend dazu bei, einen Einblick in die Lebenssituation der Kinder aus aller Welt zu erlangen. Sie regen zum Nachdenken und Mitfühlen an, werden aber weniger in die Arbeitsaufträge eingebunden. Lediglich eine Karikatur wird am Schluss unter der Rubrik „Zeige deine Kompetenzen“ behandelt. Die Bilder sind in den Kontext der jeweiligen Seite eingebettet und passen in ihrer Anordnung zusammen.
Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Die Arbeitsaufträge im behandelten Kapitel sind für Schüler/-innen sowie für die Lehrkraft verständlich formuliert. In den „Hinweisen zur Bearbeitung der Aufgaben“ auf den letzten Seiten des Buches, wird durch die benutzten Operatoren erkenntlich, um welchen Anforderungsbereich es sich handelt. Jede Aufgabe gibt klar vor, ob zum Beispiel „beschrieben“, „verglichen“ oder „Stellung genommen“ werden muss. Einige Aufgaben werden durch eine Hilfestellung ergänzt. Durch die Operatoren wird eine Steigerung des Schwierigkeitsgrads deutlich.
Die Arbeitsaufträge an sich geben keinen Hinweis darauf, welche Sozialform für die Bearbeitung angedacht ist, es werden jedoch verschiedene Methoden in den Kapiteln vorgestellt, zum Beispiel das Stationenlernen sowie das Gruppenpuzzle. Bei der Beschreibung der Methoden wird deutlich, dass Gruppenarbeitsphasen und Diskussionen im Plenum durchzuführen sind. Die handlungsorientierten Methoden bieten den Schülern/innen im besonderen Maße Offenheit bei der Bearbeitung sowie bei der Gestaltung ihrer Ergebnisse. Zur Bearbeitung werden des Weiteren Internetlinks vorgeschlagen, welche die Inhalte sinnvoll ergänzen (zum Beispiel „http://www.unicef.de" oder „http://www.geolino.de"). Die Aufgaben und vor allem die Methoden zeigen der Lehrkraft Möglichkeiten auf, wie sich die Schüler/innen aktiv mit dem Stoff auseinandersetzen können, wobei sicherlich ein größerer Wechsel der Arbeitsformen wünschenswert wäre.
Fazit
Sehr positiv aufgefallen ist uns die persönliche Ansprache der Leser/innen. Die Kapiteleinstiege sind im Vergleich zu ähnlichen Lehrwerken sehr kurz ausgefallen. So besteht die Gefahr, dass die Lernenden nicht in angemessener, altersgerechter Form mitgenommen werden. Die fehlende Sensibilität für das geringe Alter der Schüler/innen äußert sich mitunter auch in der Gestaltung der Arbeitsaufträge. Sie sind eher offen formuliert und verzichten auf Anleitungen bezüglich der Sozialformen. Insgesamt handelt es sich bei Demokratie heute um ein gutes, ausführliches Lehrbuch, dass seine Leser/innen allerdings mehr an die Hand nehmen könnte.