Ethik / Philosophie, 5./6. Schuljahr, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Andere Schulart
Navi Ethik
Herausgegeben von | Hickmann, Karen et al. |
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Erschienen | Köln: Bildungsverlag Eins, 2009 |
Seitenanzahl | 128 |
ISBN | 978-3-427-65040-9 |
Geeignet für | Saarland, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen |
Rezensiert von | Beckermenn, Kristina und Marie Esefeld (Studierende), 7. November 2012 |
Projekt | Justus-Liebig-Universität Gießen, Sommersemester 2012, Schulbücher im Ethik- und Philosophieunterricht |
Rezension von Beckermenn, Kristina und Marie Esefeld (Studierende)
Orientierung
„navi – die neue Reihe für eine neue Art von Richtlinien und Lehrplänen!" - Der Bildungsverlag Eins versucht mit dem „navi Ethik" erstmals ein Lehrwerk für den Förderschwerpunkt Lernen vorzulegen. Die Reihe „navi Ethik" besteht aus einem Schülerbuch mit dem gesamten Lernstoff der Mittel- und Oberstufe sowie Schülerarbeitshefte für jeweils einen Doppeljahrgang. Wie wird nun diese Orientierung an neuen Richtlinien und Lehrplänen umgesetzt?
Gestaltung
Angenehm fällt auf, dass das Buch einen Hardcover-Einband hat. Das Layout kann insgesamt als einheitlich beschrieben werden. Die im Buch enthaltenen Bilder sind zum größten Teil aktuell und ansprechend. Die Bilder spiegeln die in der Schule vorhandene Multikulturalität bis zu einem gewissen Ausmaß wider, auf Schülerinnen und Schüler mit Behinderung wird allerdings nur am Rande eingegangen. Dennoch ist zu erwähnen, dass einige Bilder sehr klein sind und dadurch schlecht zu erkennen, diese Bilder haben vor allem illustrierende Funktion und wirken eher als Lückenfüller. Das Buch ist auf Umweltpapier gedruckt, die Qualität des Druckes kann als gut bewertet werden.
Konzept
Eine Kommunikation zwischen Autoren und Leser ist nicht existent. Es gibt im Buch kein Begleit-, Vorwort oder ähnliches. Das Buch steigt unvermittelt ein und beginnt mit dem Inhaltsverzeichnis. Den Lesern wird dadurch die Arbeit mit dem Buch erschwert. Auch im beigelegten Arbeitsheft für die Klassenstufe 5/6 wird keine Einleitung für die Schülerinnen und Schüler oder auch Lehrkräfte gegeben. Weder im Buch noch im Arbeitsheft werden die enthaltenen Piktogramme erklärt und auch die farblichen Abstufungen, die für Fragen und ähnliches vorgenommen werden, werden für die Schülerinnen und Schüler nicht expliziert. Ein klares Konzept für die jahrgangsübergreifende Arbeit mit dem Buch ist nicht ersichtlich. Es wird nicht deutlich, welche Texte und Aufgaben für welche Jahrgangsstufe gedacht sind. Darüber hinaus besteht die Schwierigkeit, wie das Buch sinnvoll in das nächste Schuljahr überführt werden soll.
Buch- und Kapitelübersicht
Das vorliegende Buch ist insgesamt in sechs Kapitel aufgeteilt. Themenbereiche dieses Lehrwerks sind: miteinander Leben und Lernen; Stärken, Ängste, Hoffnungen und Gefahren; dem Leben einen Sinn geben; bewusster Umgang mit Medien und Leitbildern. Zunächst ist dabei positiv anzumerken, dass das Inhaltsverzeichnis übersichtlich gegliedert ist. Dennoch muss man sagen, dass es in manchen Fällen sinnvoll gewesen wäre, das Inhaltsverzeichnis um die im Buch vorhandenen Unterpunkte zu erweitern, um so eine klarere inhaltliche Gliederung zu schaffen. Ein Beispiel dazu findet sich im sechsten Kapitel „Weltreligionen". Dieses gliedert sich in sieben Subkapitel, in denen separat die Weltreligionen und weitere Aspekte religiösen Lebens vorgestellt werden. Eine Gliederung dieser Art für die anderen Kapitel wäre auch für den adressierten Schüler- und Schülerinnenkreis von Bedeutung gewesen, da sie sich selbstständig einen Überblick über die Kapitel verschaffen könnten.
Jedes Kapitel beginnt mit einer Auftaktseite, auf der Bilder und Schlagwörter, unter Umständen auch eine Leitfrage in das Thema einführen sollen. Am Ende der Kapitel findet sich keine Zusammenfassung, Übung oder ähnliches. Ein Pluspunkt des Buches zeigt sich ganz am Ende. Hier schließt sich nach dem letzten Kapitel noch ein Glossar für die Schülerinnen und Schüler an, in dem alle wichtigen Termini für die Lernenden ansprechend und verständlich erklärt werden. Eine übersichtliche Gestaltung der Seiten fehlt. Die Seiten wirken auf den Betrachter oftmals sehr überladen und unübersichtlich, vor allem durch die unklare farbliche Gestaltung.
Kapitel- und Themengliederung
Inhaltlich lässt sich die Anlehnung sowohl an den sächsischen als auch an den thüringischen Lehrplan feststellen. Das Arbeitsheft stellt dabei eine gute Ergänzung dar. Die Kapitel sind weitestgehend inhaltlich nicht stringent aufeinander aufgebaut. Beispielsweise kann man im ersten Kapitel einige Teilbereiche zu einem schlüssigen Aufbau zusammenfügen, im Allgemeinen steht aber jede Seite für sich allein. Ein Themenaspekt wird auf einer Seite behandelt. In Kapitel sechs hingegen ist eine klare, kleinschrittige Gliederung erkennbar. Die einzelnen Subkapitel sind parallel zueinander aufgebaut, was Schülerinnen und Schüler dabei helfen kann, Zusammenhänge herzustellen und Vergleiche anzustellen. Insgesamt kann man sagen, dass die Kapitel additiv aneinander gefügt sind und sich inhaltlich nicht aufeinander beziehen.
Didaktische und methodische Aufbereitung der Kapitel und Themen
Sowohl philosophische als auch religionskundliche und sozialwissenschaftliche Aspekte haben Eingang in die Kapitel dieses Buches gefunden, jedoch auf dem für die Zielgruppe angemessenen Niveau. Alles in allem ist die didaktische und methodische Aufbereitung schwer zu beurteilen, da der jahrgangsübergreifende Aufbau eine Einschätzung der didaktischen Tauglichkeit nicht zulässt – insbesondere unter Berücksichtigung des individuellen Förderbedarfs der Schülerinnen und Schüler. Aus diesem Grund lässt sich auch eine Altersangemessenheit der Themen nicht beurteilen. Die Altersspanne von ca. zehn Jahren in der vierten Klasse bis hinauf zu 16 Jahren in der achten Klasse (oder älter) ist für ein Lehrbuch kaum didaktisch sinnvoll abzudecken. Grundsätzlich ist eine Schüler- und Problemorientierung gegeben. Bei der Themenauswahl kann man einige jahrgangsübergreifende Bereiche ausmachen, dennoch gibt es viele Themen, die man eher einer Klassenstufe zuordnen würde. Auf die Heterogenität der Schülerschaft und ihre Interessen wird nicht ausreichend eingegangen, was sich beispielhaft am Themenkomplex „Liebe und Partnerschaft" darstellen lässt. Hier werden Themen wie Homosexualität, Liebe und Partnerschaft in anderen Kulturen etc. nicht aufgegriffen.
Materialien
Das Buch besteht aus Autorentexten, vorwiegend Sachtexte und einigen Erfahrungsberichte. Durch dieses Vorgehen haben die Texte einen hohen Themenbezug und auch die Länge der Texte ist akzeptabel. Die Texte differieren jedoch im Niveau nicht ausreichend, besonders im Hinblick auf die breite Altersspanne der Schülerschaft. Auf sprachlicher Ebene lässt sich feststellen, dass die Texte für die Schülerinnen und Schüler verständlich geschrieben sind. Beispielsweise wird auf den Einsatz von Fachtermini weitestgehend verzichtet und wenn diese verwendet werden, sind sie gut erklärt. Das Glossar bietet hierbei eine zusätzliche Hilfestellung für die Schülerinnen und Schüler. Die Texte zeigen ein hohes Maß an Aktualität und beziehen sich auf die Lebenswelt der Schülerschaft. Einige Texte wurden leider sehr unleserlich gestaltet, indem sie in zwei Spalten aufgeteilt wurden und zusätzlich noch eine Zeilennummerierung (jeder Zeile) eingefügt wurde. Diese Präsentation erschließt sich aber nicht aus der Länge oder Schwierigkeit der Texte, sondern scheint eher willkürlich.
Begleitmaterial
Als Begleitmaterial steht für jeden Doppeljahrgang ein Arbeitsheft zur Verfügung. Dieses stellt Arbeitsblätter für den vertiefenden Umgang mit den behandelten Themen aus dem Buch bereit. Dem Inhaltsverzeichnis können durch eine farbliche Markierung einzelner Seiten Empfehlungen für die jeweilige Klassenstufe entnommen werden. Insgesamt ist zu sagen, dass das Arbeitsheft übersichtlicher gestaltet ist als das Buch. Die Schriftgröße wurde teilweise etwas größer gewählt und trägt damit zur besseren Lesbarkeit der Texte bei. Die Arbeitsblätter sind so gestaltet, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus alleine mit dem Heft arbeiten können. Für die schriftliche Bearbeitung sind Zeilen vorgegeben, so dass die Schülerinnen und Schüler im Heft bleiben können und keine extra Blätter benötigen. Auch die Fragestellungen sind kurz und prägnant. Insgesamt sind die Aufgabenstellungen abwechslungsreich. Manche Arbeitsblätter sind von ihrem Anspruch recht hoch, gerade für die untere Klassenstufe. Das Arbeitsheft kann bei konsequentem Einsatz eine sinnvolle Ergänzung zum Buch sein.
Aufgabenstellungen
Aufgabenstellungen werden in blau unterlegten Kästchen präsentiert. Fragen aus einem Kästchen beziehen sich in der Regel aufeinander, ansonsten stehen die Aufgabenstellungen in einem losen Zusammenhang. Ein kontinuierlicher Aufbau des Schwierigkeitsgrades innerhalb mehrerer Aufgabenstellungen ist nicht erkennbar. Unspezifische W-Fragen und spezifizierte Fragen mit Operatoren halten sich die Waage. Einige der Aufgabenstellungen sollen den Schüler oder die Schülerin dazu anregen, sich in der Klasse zu äußern und damit eine Diskussion anstoßen. Es soll gelernt werden, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu präsentieren, dadurch wird versucht, einen Transfer des Gelesenen zu erreichen. In der Regel können die Aufgaben relativ kurz beantwortet werden, z.B. indem auf längere Verschriftlichungen verzichtet wird. Im Hinblick auf den Förderschwerpunkt Lernen ist besonders der Aspekt des selbstständigen, problemlösenden Denkens, zu dem Aufgabenstellungen anregen sollen, schwierig in genereller Weise umzusetzen. Dennoch lässt sich dieser Aspekt ansatzweise wiederfinden. Positiv hervorzuheben ist, dass zu einigen Themenbereichen verschiedene Projektideen vorgeschlagen werden. Eine gute Projektidee gibt es zum Thema Medien, bei der die Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen zum Medienkonsum ihrer Mitschüler und -schülerinnen entwickeln sollen. Einige der Projektideen eignen sich als Hausaufgabe, in der die Lernenden selbstständiges Arbeiten einüben können. Insgesamt sind die Aufgabenstellungen zwar nicht sehr abwechslungsreich, zum Unterricht in einer Förderklasse sind sie trotzdem geeignet, da die Schülerinnen und Schüler mit deren Hilfe das klassische Aufgabenmuster kennenlernen und damit umzugehen lernen können.
Fachdidaktik
In der Förderschule können fachdidaktische Positionen und Fragestellungen nur in begrenztem Maße berücksichtigt werden. Fachspezifische Kompetenzen wie Argumentieren, Umgang mit Medien, sich positionieren und Einfühlungsvermögen werden durchaus innerhalb des Buches behandelt. Auch hier ist wieder die inhaltliche Passung von Aufgabenstellung, Text und den dazu gehörigen Kompetenzen auf die Autorentexte zurückzuführen.
Fazit
Insgesamt ist die offene, jahrgangsübergreifende Gestaltung ambivalent zu beurteilen. Zum einen ist es durchaus positiv, dass die Lehrenden aus den vorhandenen Themenkomplexen frei wählen können und diese gut auf den Lernstand der Klasse abstimmen kann. Auf der anderen Seite könnten Schwierigkeiten aus einem Lehrkraftwechsel resultieren, da eindeutige Hinweise auf Jahrgangsempfehlungen zu den Themen fehlen. Besonders problematisch erscheint nach wie vor die Gestaltung der Seiten, die wir für teilweise unübersichtlich und überladen halten.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die vom Verlag intendierte Orientierung an den neuen Lehrplänen gut gelungen ist. Die Themen sind aus dem Lehrplan abgeleitet und angemessen aufbereitet, auch wenn sich die Frage stellt, ob die große Alterspanne die Arbeit mit dem Buch nicht erschwert.