Sozialkunde / Politik, 5./6. Schuljahr, Realschule
Politik.21 1 – Ausgabe Nordrhein Westfalen
Herausgegeben von | Riedel, Hartwig |
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Erschienen | Bamberg: C. C. Buchner, 2012 |
ISBN | 978-3-7661-8806-9 |
Geeignet für | Nordrhein-Westfalen |
Rezensiert von | Bollmann, Christin, Isabell Schmucker und Laura Ruhmann (Studierende), 20. Dezember 2013 |
Projekt | TU Dortmund, Sommersemester 2013, Das Schulbuch im sozialwissenschaftlichen Unterricht |
Rezension von Bollmann, Christin, Isabell Schmucker und Laura Ruhmann (Studierende)
Aufbau der Schulbücher
In „Anstöße“ wird auf der ersten Doppelseite die Vorgehensweise beim Arbeiten mit dem Schulbuch erläutert. Beispielsweise werden die Bezeichnungen in der Randspalte sowie die Funktionsweise des Miniglossars beschrieben (z.B. „Begriff“ in der Randspalte bietet das wesentliche Sachwissen). Darauf folgt das Inhaltsverzeichnis. Hierbei wird schon ersichtlich, dass jedes Kapitel auch eine bestimmte Arbeitsmethode vorstellt, da diese im Inhaltsverzeichnis farbig hervorgehoben werden. Positiv zu bemerken ist außerdem, dass es kleine Bilder zu den einzelnen Kapiteln gibt, durch die man bereits einen ersten Eindruck vom Thema gewinnt. Die Auftaktdoppelseite zu Beginn eines Kapitels ist als Einführung in die neue Thematik zu verstehen und hat die Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler zu aktivieren. Das Lehrwerk „Anstöße“ macht die Umweltproblematik auf der Auftaktseite des Kapitels „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ anhand von drei Fotos, die eine Müllhalde, Waldsterben und das Anpflanzen junger Bäume zeigen, und zwei kritischer Zitate deutlich und regt so die Schülerschaft zum Nachdenken an. Ein kurzer Text über unsere natürlichen Ressourcen reißt das Problem zusammenfassend auf. Das Kapitel gliedert sich in doppelseitige Unterkapitel, die aus Verfassertexten (VT) sowie Materialien (M) bestehen. Am Ende eines Unterkapitels werden Arbeitsvorschläge genannt, die jeweils zwischen drei und fünf Aufgaben enthalten und sich entweder auf den Verfassertext oder auf ein Material beziehen. In jedem Kapitel wird auch eine Arbeitsmethode vorgestellt, im Kapitel „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist es die Internetrecherche. Dabei wird beschrieben, wie man bei dieser Methode vorzugehen hat, welche Vor- und Nachteile sie bietet und welche Gefahren sie birgt. Am Ende des Kapitels erfolgt die Ergebnissicherung, die aus kurzen zusammenfassenden Texten und einem „Check-it“-Kasten besteht. In diesem wird durch besondere Aufgaben das Wissen nochmals abgefragt, z.B. durch ein Quiz oder eine Karikatur. Am Ende des Schulbuchs befindet sich ein Glossar, in dem die Methoden und Arbeitstechniken detailliert aufgelistet und beschrieben sind.
Das Lehrbuch „Politik entdecken“ startet mit dem Inhaltsverzeichnis, in dem die Kompetenzen und Methoden, auf die in dem jeweiligen Kapitel besonders eingegangen wird, farbig markiert sind. Insgesamt ist das Inhaltsverzeichnis weniger strukturiert als die der anderen beiden Lehrbücher, es fehlen die verschiedenen farblichen Abgrenzungen der Themen sowie Bilder zu den Kapiteln. Zu Beginn des Schulbuchs wird der Aufbau eines Kapitels exemplarisch vorgestellt. Die Auftaktdoppelseite am Anfang des Kapitels „Umweltschutz geht alle an“ veranschaulicht die Umweltproblematik sehr gut, sie verwendet Ausschnitte aus Internet und Zeitung und ein großes Bild der Erdkugel, auf der verschiedene Tierarten positioniert sind. Inhaltlich geht es auf diesen Auftaktseiten hauptsächlich um Artenschutz. Auf die Auftaktseiten folgen Unterkapitel, die zum Beispiel „Leben auf der Erde“ oder „Auch Rohstoffe gehen zu Ende“ heißen. Zu jedem Unterkapitel gibt es fünf Aufgaben, die bearbeitet werden sollen, und die unterschiedlichen Bild- und Textmaterialien sind mit „M“ gekennzeichnet. Am Ende befindet sich eine Doppelseite mit der Überschrift „Kompetenztrainer“. Hier gibt es Quizze, Karikaturen oder Aufgabenstellungen, die darauf abzielen, das erlernte Wissen abschließend zu sichern. Die Lösungen der Aufgaben werden zur Selbstkontrolle auf den letzten Seiten zur Verfügung gestellt. Ein Lexikon am Ende des Lehrwerks bietet die Möglichkeit, wichtige Begriffe nachzuschlagen, und eine Liste der Arbeitstechniken unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung der Aufgaben.
Das Lehrwerk „Politik.21“ beginnt als Einleitung mit einer Auflistung zur Vorgehensweise mit dem Schulbuch. Hier werden die Auftaktseiten, Materialteile etc. erklärt, allerdings ohne Bilder aus den Kapiteln zur Orientierung zu zeigen. Dadurch könnten sich die Schülerinnen und Schüler weniger angesprochen fühlen als von den Einführungsseiten in „Anstöße“ und „Politik entdecken“. Darauf folgt das Inhaltsverzeichnis, welches farblich und daher übersichtlich strukturiert ist, sodass die einzelnen Themen voneinander unterscheidbar sind. Allerdings fehlen auch hier die Bilder zu den einzelnen Kapiteln, mit denen ein erster Einblick gewonnen werden könnte. Auf der Auftaktdoppelseite des Kapitels „Umweltschutz – das geht uns alles an“ befinden sich mehrere Fotos, die verschiedene Gefahren für die Umwelt ansprechen. Neben einem Arbeitsauftrag, der sich auf die Wahl und die Erläuterung eines der Fotos bezieht, sind Kompetenzen aufgelistet, die die Schülerinnen und Schüler nach Erarbeitung des Kapitels erlangt haben sollen. Die erste Aktivierung der Schülerschaft findet somit nur über die Bilder statt und reicht eventuell nicht aus, da die Botschaft nur über einen Wahrnehmungskanal vermittelt wird. Erst durch die Auseinandersetzung mit der Aufgabe werden die Kinder stärker zum Nachdenken angeregt. Nach der Auftaktseite folgen die verschiedenen Unterkapitel, z.B. „Müll –wie er unsere Umwelt gefährdet“. Dabei fällt auf, dass die Kapitel textlastiger sind als in den anderen beiden Lehrbüchern. Ein weiterer Unterschied zu den anderen beiden Schulbüchern liegt darin, dass sich nicht auf jeder Doppelseite Aufgaben zum Unterkapitel befinden. Jedoch gibt es am Ende jedes Kapitels eine Zusammenfassung über die Inhalte des jeweiligen Themas und es muss eine Aufgabe gelöst werden, zu deren Lösung das Wissen des gesamten Kapitels erforderlich ist. Zudem gibt es ein „Politiklexikon“, in dem die wichtigsten Sachbegriffe noch einmal erklärt werden. Es fehlt in diesem Kapitel allerdings eine Methodenseite, auf der sich Schülerinnen und Schüler wie in den anderen beiden Schulbüchern über die Arbeitstechniken informieren können, in anderen Kapiteln befinden sich aber solche Methodenschulungen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass „Anstöße“ und „Politik entdecken“ sehr gut strukturierte Schulbücher sind, in denen man sich sowohl als Lehrkraft als auch als Lernender gut zurechtfinden kann. Die Aufgaben und Anforderungen sind deutlich und nachvollziehbar formuliert und variieren in ihrer Darstellungsform. „Politik.21“ ist der einzige Band, der im Voraus eine Übersicht über die zu erwerbenden Kompetenzen gibt. Hinsichtlich der Auftaktdoppelseiten bestehen inhaltliche Unterschiede, die äußere Form hingegen ist mit einigen Bildern und kurzen Textausschnitten aber in den drei Schulbüchern ähnlich. Die Ergebnissicherung in allen Werken unterstützt einen nachhaltigen Lerneffekt. „Politik entdecken“ ist der einzige Band mit zusätzlichen Kompetenztrainerseiten und dazugehörigen Lösungen, die den Schülerinnen und Schülern eine Selbstkontrolle ermöglichen.
Das Thema „Umweltschutz“ ist in allen drei Schulbüchern an die Lehrpläne des Politikunterrichts an der Realschule für die Klassen 5 und 6 angelehnt und gibt einen Einblick in verschiedene politische Themen und Problematiken.
Zielgruppe und äußerliche Gestaltung
Bei allen drei Schulbüchern handelt es sich um Politikbücher für die Klassen 5 und 6 der Realschule. Es liegen keine Begleitmaterialien vor, um die Inhalte für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung zugänglich zu machen (z.B. Hördokumente für Sehgeschädigte etc.). Im Hinblick auf den inklusiven Unterricht sind diese Differenzierungserfordernisse von Bedeutung.
Bei der Gestaltung lässt sich feststellen, dass „Politik.21“ das einzige Schulbuch mit Hardcover ist. Ebenso findet sich auf dem Cover kein Foto, wie bei den anderen beiden Lehrwerken, sondern eine Skizze von Jugendlichen, die die Hände nach oben strecken. Farblich ist das Cover in Gelb und Violett gehalten und weckt aufgrund der Abstraktheit weniger Interesse, sich das Schulbuch anzuschauen. Die Cover der anderen beiden Lehrwerke zeigen hingegen realitätsnahe Fotos, zu denen die Schülerinnen und Schüler einen Bezug herstellen können. „Anstöße“ hat als einziges Buch einen kurzen Klappentext auf der Rückseite, in dem über das Konzept des Schulbuchs informiert wird. „Anstöße“ hat den geringsten Zeilenabstand, was den anderen beiden Büchern einen Vorsprung beim Layout gibt.
Texte
Die Untersuchung der Texte der drei Schulbücher erfolgt nach den Merkmalen lernwirksamer Texte nach Gräsel (2010, S.138). Die Voraussetzungen eines lernwirksamen Textes sind die Aktivierung von Vorwissen sowie die Vernetzung mit neuen Informationen. Außerdem werden die Texte nach den vier Merkmalen der Textverständlichkeit nach Langner et. al. (in Gräsel 2010, S.139) analysiert. Dazu gehören die Einfachheit, Gliederung, Prägnanz und der Anregungsgrad der verwendeten Sätze.
Im Schulbuch „Politik entdecken“ wird eine Vielzahl unterschiedlicher Textsorten verwendet, angefangen bei Sachtexten mit Verweisen auf Lexikoneinträge, über Screenshots aus Internetseiten und Mitschriften aus Radiosendungen, bis hin zu Tagesschaumeldungen und Interviews. Im Vergleich dazu handelt es sich bei den Texten in „Anstöße 1“ um Schulbuchtexte, bei denen zwischen Autorentexten und Verfassertexten unterschieden wird und die durch ein Miniglossar und Begriffserklärungen unterstützt werden. Die Verfassertexte geben einen Überblick über das gesamte Thema des Unterkapitels, während die Autorentexte bestimmte Aspekte des Themas genauer beleuchten. Es finden sich außerdem kurze prägnante Texte direkt unter den Bildern, die deren Inhalt gut unterstützen. Andere Textformen, wie Kommentare oder Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften wurden jedoch nicht verwendet. Das Schulbuch „Politik.21“ nutzt wie „Politik entdecken“ eine große Bandbreite unterschiedlicher Textarten, wobei ein Großteil der Texte von Internetseiten stammt. Leider nutzt dieses Schulbuch jedoch kein Glossar oder Lexikon zur Begriffserklärungen. Zum Aufbau der verwendeten Texte in allen drei Schulbüchern lässt sich sagen, dass es sich um relativ kurze prägnante Texte mit einfachem Satzbau und einem geringen Anteil an Fremdwörtern handelt. Wenn Fremdwörter verwendet werden, werden sie in allen Schulbüchern kurz im Text oder in Form eines Glossars bzw. Lexikons erklärt. Die Informationen folgen dicht aufeinander ohne viele Wiederholungen oder unnötige Ausschweifungen, und der Aufbau der Texte ist strukturiert und nachvollziehbar. Das Schulbuch „Politik.21“ behandelt das Thema Umwelt nicht sehr umfangreich, sodass die verschiedenen Texte eher ähnliche Inhalte thematisieren. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Klimawandel und seinen Folgen, sowie Aspekten der Mülltrennung. Die anderen beiden Lehrwerke befassen sich mit mehreren Themenbereichen von Umwelt, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Insgesamt sind alle Texte der Schulbücher gut verständlich und beinhalten Informationen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler schon einmal befasst haben sollten und sprechen dann immer wieder neue Aspekte und Inhalte an. Unterschiede in den Texten lassen sich hinsichtlich des Lebensbezugs der Schülerinnen und Schüler finden. Im Schulbuch „Anstöße“ gibt es zahlreiche lebensnahe Beispiele, und einige rhetorische Fragen regen zum Mitdenken an. Außerdem werden inhaltlich viele Verbindungen zwischen der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler und anderen Lebenswelten geschaffen. Beispielsweise werden die Auswirkungen des Verhaltens europäischer Länder auf die Natur und Menschen auf anderen Kontinenten hergestellt, die nicht unbedingt offensichtlich sind. Im Gegensatz dazu verwendet „Politik.21“ zwar auch viele Beispiele mit Realitätsbezug für die Schülerschaft, nutzt aber weniger rhetorische Fragen, bis auf vereinzelte Fragen in einem Quiz in dem das eigene Verhalten reflektiert werden soll. Auch „Politik entdecken“ verknüpft verschiedene Lebenswelten miteinander, spricht die Schülerinnen und Schüler jedoch nicht so direkt an und macht keinen Gebrauch von rhetorischen Fragen. Die Texte sind reine Sach- und Informationstexte, die weniger zum Nachdenken über das eigene Verhalten und Handeln anregen.
Aufgaben
Die Analyse der Aufgaben in den drei Schulbüchern erfolgt nach den Kriterien von W. Wiater (2011, S. 34-37) sowie nach der klassifizierenden Aufgabenanalyse nach Kiper et. al. (2010, S. 145-149).
Die Art und die Anzahl der Aufgaben variiert in den drei verschiedenen Schulbüchern. In „Politik.21“ befinden sich die wenigsten Aufgaben. Die Aufgabenstellungen sind in allen drei Lehrwerken nach der Beschäftigung mit dem Text- und Bildmaterial für die Schülerinnen und Schüler lösbar. Generell sind die Operatoren sowie das dazugehörige Material zum Lösen der Aufgabe vorgegeben. Die Schülerinnen und Schüler brauchen sich also keine eigenen Gedanken darüber machen, auf welche Art und Weise sie die Aufgabe lösen müssen. Der Anteil der geschlossenen Aufgaben ist in den Schulbüchern sehr hoch. Häufig müssen die Schülerinnen und Schüler lediglich Texte zusammenfassen und Aspekte aufzählen oder nennen. Dazu müssen die Lernenden erworbenes Wissen wiedergeben können. In „Anstöße“ gibt es allerdings auch Aufgaben, die zur Selbstreflexion anregen. Beispielsweise sollen die Schülerinnen und Schüler überlegen, wie viel Müll sie selbst produzieren oder wie viel Wasser sie verbrauchen und müssen anschließend nachdenken, wie man den Verbrauch verringern könnte. In „Politik entdecken“ wird in der Aufgabenstellung deutlich häufiger nach der eigenen Meinung gefragt, die z.B. in Ideenkarussells dargestellt werden soll. Es können auch eigene Beispiele in Aufgaben ausgesucht werden, sodass man sich nicht nur auf im Text gefundene Aussagen beschränken muss. In „Politik.21“ soll man sich über vorhandene Projekte informieren und Umfragen erstellen, wobei der Grad der Offenheit dabei auch fragwürdig ist, da die Items für die Umfrage schon vorgegeben sind. In „Anstöße“ und „Politik.21“ wird das kreative Denken der Schülerinnen und Schüler gefördert, da die Aufgabenstellungen verlangen, eigene Ideen und Meinungen zu entwickeln und umzusetzen, z.B. an Aktionstagen zur Verbesserung der Umwelt. Vor allem in dem Schulbuch „Anstöße“ wird die Fähigkeit zur Problemlösung durch die Aufgabenstellung gefördert. Man muss sich selbst mit Problemen auseinandersetzen und sich Lösungen ausdenken, die nicht schon vorher im Text aufgelistet wurden. In den anderen beiden Lehrwerken wird dies in einen etwas geringeren Umfang ebenfalls getan. Positiv zu bemerken ist, dass bei allen drei Schulbüchern soziale Interaktionen zum Lösen der Aufgaben nötig sind. In einigen Aufgabenstellungen wird vorgeschlagen, dass man in Gruppen zusammenarbeitet, in anderen soll die ganze Klasse etwas gemeinsam planen und auswerten. So lernen die Schülerinnen und Schüler, zu kooperieren und sich sozial zu verhalten. Nur bei „Politik entdecken“ werden die Lernenden dazu motiviert, sich selbst zu organisieren. Die Verantwortung für die Gruppeneinteilung liegt allein bei den Schülerinnen und Schülern.
Generell lässt sich feststellen, dass die Inhalte und Themen der Aufgaben in allen drei Bänden einen hohen Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler aufweisen. Durch die Aufgaben in den Schulbüchern, in denen die Lernenden beispielsweise ihren eigenen Wasserverbrauch, ihre eigene Müllproduktion etc. berechnen sollen oder Aktionstage für Umweltverbesserungen planen sollen, können sie die Themen der Aufgaben direkt auf ihren Alltag beziehen. In allen drei Lehrwerken werden verschiedene Darstellungsformen genutzt, um die Bearbeitung der Aufgaben zu unterstützen. Einige Aufgaben beziehen sich auf Texte, andere wiederum auf Bilder, Fotos und Karikaturen. Positiv zu bemerken ist bei allen drei Schulbüchern die Ergebnissicherung.
Abbildungen
Die Abbildungen in den Kapiteln zur Umwelt werden in den drei Schulbüchern nach den Kriterien im Handbuch zur Bilddidaktik von Rune Petterson (2008, S. 134) analysiert.
Der Anteil der Bilder variiert stark von Schulbuch zu Schulbuch. Den größten Anteil findet man in „Anstöße“, in dem das Bild-/Textverhältnis fast ausgeglichen ist und der Anteil der Bilder nahezu die Hälfte der Seiten ausmacht. In „Politik entdecken“ sind etwas weniger Bilder auf den Seiten, sodass der Textanteil größer ist. Auf jeder Seite sind ca. zwei bis drei Bilder, die etwa ein Drittel der Seite einnehmen. Der Bildanteil im Schulbuch „Politik.21“ ist um einiges geringer als in den anderen Lehrwerken. Lässt man die Schaubilder außen vor, findet man auf vielen Seiten kein oder nur ein sehr kleines Bild. Die Qualität der Bilder in allen drei Schulbüchern ist gut und sie sind ästhetisch ansprechend. Bis auf ein bis zwei Ausnahmen in „Politik entdecken“ machen die Abbildungen keinen veralteten Eindruck und sind aktuell. Auch bezüglich der Bandbreite der Abbildungen gibt es eine große Übereinstimmung, so finden sich in allen Lehrwerken Fotos, Karikaturen, Schaubilder und Grafiken. In „Politik entdecken“ werden diese noch durch Diagramme und Zeichnungen unterstützt. Beim Vergleich der Schaubilder wird jedoch deutlich, dass in den Werken „Politik entdecken“ und „Anstöße“ mehr Prozesse und Zusammenhänge in verschiedenen Themenbereichen vermittelt werden als in „Politik.21“. In „Anstöße“ wird den Abbildungen ein hoher Stellenwert zugeschrieben, so gibt es beispielsweise ein Schaubild, das eine komplette Doppelseite einnimmt. Sie dienen nicht nur zur Unterstützung der Texte, sondern stehen in vielen Fällen für sich und vermitteln eine bestimmte Aussage. Ebenso spielen die Abbildungen im Lehrwerk „Politik entdecken“ eine wichtige Rolle. Im Gegensatz dazu steht das Schulbuch „Politik.21“, in dem die Bilder eher kleine Denkimpulse geben sollen, aber, abgesehen von den Karikaturen, keine eigenständige Aussage übermitteln. In allen drei Lehrwerken werden die Abbildungen durch Unterschriften und Erklärungen unterstützt, jedoch variieren diese im Umfang. In „Politik entdecken“ befindet sich unter jeder Abbildung ein erklärender Satz, der die Aufmerksamkeit auf die Aussage des Bildes lenkt. In „Anstöße“ handelt es sich teilweise um einen kurzen Text. Den geringsten Anteil an Bildunterschriften ist in „Politik.21“ zu finden, in dem es teilweise keine Bildlegenden gibt oder nur die Quellenangaben unter dem Bild zu finden sind. Alle Schulbücher enthalten Hinweise zu den Abbildungen in den Fließtexten. Sie unterscheiden sich jedoch in der Bild-Textverknüpfung. In „Politik entdecken“ und „Anstöße“ sind viele Bilder mit Aufgabenstellungen verbunden, in „Politik.21“ sind hingegen nur vereinzelt die Bilder mit den Aufgaben verknüpft, was mit dem geringen Anteil von Bildern begründet werden kann. In Bezug auf die Lesbarkeit ist der Unterschied in allen drei Werken nicht so groß, da der Großteil der Abbildungen einfach zu lesen ist und auch die etwas komplexeren Schaubilder nach kurzer Auseinandersetzung ihre Aussage gut vermitteln. Die Schaubilder in „Anstöße“ benötigen eventuell etwas mehr Zeit, da sie teilweise umfangreicher sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bilder in allen Lehrwerken eine Rolle spielen und in keinem der Schulbücher nur eine dekorative Funktion haben. Ihr Stellenwert, Umfang und Einsatz variiert jedoch stark, sodass individuell entschieden werden muss, ob sie für den jeweiligen Unterricht geeignet sind.
Fachdidaktik
Die fachdidaktischen Aspekte in den Schulbüchern werden nach den intentionalen, thematischen, methodischen und medialen Komponenten nach Langner (2007, S. 144-148) untersucht.
Das Materialangebot wird in allen drei Lehrwerken leider wenig bis gar nicht durch Verweise auf zusätzliche Quellen erweitert. Während in „Anstöße“ keine Verweise auftauchen, ist in den beiden anderen Schulbüchern je eine Aufgabe im Kapitel enthalten, die eine Öffnung des schulbuchgestützten Unterrichts ermöglicht (Internetrecherche über ein selbst gewähltes Tier bzw. eigenständiges Informieren bei der Stadt über Klimaprojekte). Ein bzw. drei Internetlinks sind zudem in „Politik entdecken“ bzw. „Politik.21“ aufgeführt.
In Bezug auf die Abbildung der Wirklichkeit lässt sich Folgendes feststellen: In jedem Lehrwerk werden mehrere unterschiedliche Bereiche aus dem Umweltschutz angesprochen. Die Themen Müll, Artenschutz und Klimawandel finden sich allen drei Schulbüchern. „Anstöße“ beschäftigt sich außerdem mit Trinkwasser und Nachhaltigkeit, „Politik entdecken“ mit Nachhaltigkeit und energiesparenden (Haushalts-)Geräten. Bei „Politik. 21“ liegt der Fokus auf dem Thema Klimawandel, das vier Doppelseiten einnimmt. Die Schulbücher beinhalten also verschiedene Kontexte, die realitätsnah dargestellt werden. Teilweise fehlt hierbei jedoch eine Verdeutlichung der Beziehungen zwischen einzelnen Problemen, so wird z.B. nicht unbedingt klar, dass die Müllproblematik auch mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden kann. Außerdem bekommt man bei den drei Werken den Anschein, dass der Blick auf die Umwelt ausschließlich aus der Sicht eines Umwelt- und Tierschützers stattfindet. Um politische Urteilsfähigkeit zu erlangen und um die Wirklichkeit besser widerzuspiegeln, wäre es sicherlich auch notwendig, z.B. die Perspektive eines Wirtschaftsunternehmens einnehmen zu können und die CO² Emissionen einmal aus einer anderen Sicht zu sehen. Die Perspektiven könnten also vielfältiger sein.
Die drei Schulbücher setzen im Kapitel alle eher auf die Vermittlung der Umweltproblematik und wollen die Schülerschaft für die einzelnen Bereiche sensibilisieren. In allen finden sich lebensnahe Tipps, Anleitungen und Aufgaben zu einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Hierbei sind die Partizipationschancen der Schülerinnen und Schüler stark idealisiert; dass z.B. Staaten und Unternehmen viel mehr für die Umwelt bewirken könnten, wird außen vor gelassen. Politische Institutionen werden in den Kapiteln über den Umweltschutz kaum erwähnt. In „Politik.21“ gibt es nur zwei Texte – es geht um einen Stadtbaurat und in einem sehr kurzen Text um das Kyoto-Protokoll – in denen deutlich wird, dass Umweltschutz auch mit Politik im engeren Sinn zu tun hat. „Politik entdecken“ enthält lediglich einen Textabschnitt über das EU-Energielabel und dessen Ziele; „Anstöße“ lässt politische Institutionen ganz außen vor. Insgesamt lässt sich daher feststellen, dass der Einfluss der Politik und politische Zusammenhänge in allen drei Schulbüchern nicht ausreichend behandelt werden.
Weiterhin sind die drei Werke wenig auf heterogene Schulklassen zugeschnitten. Die Aufgaben und Texte sind alle auf ähnlichem Niveau und bieten keine flexiblen Lernwege an, sodass eine Differenzierung durch die Lehrkraft geschehen muss. Nur mithilfe des Schulbuchs ist also keine individuelle Förderung möglich.
Hinsichtlich der Didaktik kann man zusammenfassend sagen, dass keine signifikanten Unterschiede zwischen den Schulbüchern bestehen. Die inhaltlichen Schwerpunkte der drei Werke sind etwas unterschiedlich, aber bei allen sind die dargestellten Perspektiven und Kontexte realitätsnah und gleichzeitig für eine genauere Abbildung der Wirklichkeit zu einseitig gewählt. Zudem findet Politik im engeren Sinn zu wenig Beachtung. Trotzdem wird in allen Kapiteln deutlich, wie viele Bereiche zum Umweltschutz gehören und wie jeder Einzelne einen Beitrag für die Umwelt leisten kann.
Bezug zu Lehrplänen
Hinsichtlich des Lehrplans lässt sich feststellen, dass die drei Lehrwerke den Anforderungen im Themenbereich „Umweltschutz“ entsprechen und sich für den Politikunterricht der Realschule in Nordrhein-Westfalen eignen. In allen Lehrwerken wird sowohl auf die Gefahren der Umweltverschmutzung (Verstöße gegen das Prinzip der Nachhaltigkeit) sowie auf die Möglichkeiten zum Umweltschutz (Möglichkeiten des nachhaltigen Handelns) eingegangen (vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2011, S. 20). Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, wie sie die Umwelt schützen können und welche Verhaltensweisen nicht zur Nachhaltigkeit beitragen. Man kann also sagen, dass die Bücher auf die Anforderungen im Lehrplan eingehen und sich deshalb für den Politikunterricht eignen.
Fazit
Abschließend ist festzustellen, dass sich die Schulbücher in einigen Aspekten unterscheiden. „Politik entdecken“ sowie „Politik.21“ bieten viele verschiedene Textformen, „Anstöße“ beschränkt sich eher auf Autorentexte. Die Aufgaben betreffend lässt sich feststellen, dass „Politik.21“ quantitativ weniger Aufgaben enthält als die anderen beiden Werke. In „Anstöße“ wird die Problemlösefähigkeit und Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler deutlich mehr gefördert als in „Politik.21“ und „Politik entdecken“. Des Weiteren ist „Politik.21“ im Gegensatz zu den anderen Schulbüchern sehr textlastig und nutzt weniger Bildmaterial zur Unterstützung der Texte. Dabei entsteht die Frage, ob Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse sich durch eine Darbietung angesprochen und motiviert fühlen, die wenig Abwechslung bietet. Während „Anstöße“ und „Politik entdecken“ Möglichkeiten der Ergebnissicherung sowie Erklärungen der Arbeitsmethoden anbieten, werden die Arbeitsmethoden in „Politik.21“ nicht erklärt. Inhaltlich bleibt zu bemerken, dass „Politik.21“ sich eher einseitig mit dem Begriff des Umweltschutzes beschäftigt. Den inhaltlichen Umfang der Kapitel betreffend sind „Politik entdecken“ und „Anstöße“ dem Schulbuch „Politik.21“ vorzuziehen. Auch in Bezug auf die Bildmaterialien sind die beiden erstgenannten Lehrwerke umfang- und facettenreicher als „Politik.21“.
Literaturverzeichnis
Gräsel, Cornelia (2010): Lehren und Lernen mit Schulbüchern. Beispiele aus der Unterrichtsforschung. In: Fuchs, Eckhardt et. al.: Schulbuch konkret. Kontexte, Produktion, Unterricht. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. S.137-147.
Kiper, Hanna et. al. (2010): Wie lassen sich Aufgaben aus Schulbüchern analysieren? Ein Überblick. In: Kiper, Hanna et. al. (Hg.): Lernaufgaben und Lernmaterialien im kompetenzorientierten Unterricht, Stuttgart: Kohlhammer. S. 145-149.
Langner, Frank (2007): Schulbuch. In: Reinhardt, Volker (Hg.): Planung politischer Bildung. Baltmannsweiler: Schneider. S. 144-149.
Petterson, Rune (2008): Aspekte der Verwendung von Bildern in Lehrbüchern. In: Lieber, Gabriele (Hg.): Lehren und Lernen mit Bildern. Ein Handbuch zur Bilddidaktik. Baltmannsweiler: Schneider. S. 134-145.
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2011): Kernlehrplan für die Realschule in Nordrhein-Westfalen. Politik. Im Internet abgerufen unter www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_SI/RS/PL/RS_Politik_Endfassung.pdf [02.09.2013].
Wiater, Walter (2011): Aufgaben im Schulbuch. In: Matthes, Eva; Schütze, Sylvia (Hg.): Aufgaben im Schulbuch. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. S. 34-3