Das Projekt „Schulbuchrezensionen“ wurde zum 1. Januar 2019 nach fast 15 Jahren Laufzeit abgeschlossen.
Bisher verfasste Rezensionen bleiben weiterhin auf edu.reviews einsehbar. Ein Verfassen neuer Rezensionen ist leider nicht mehr möglich.

Zurück zur Übersicht

Geschichte, Grundschule

Entdecken und Verstehen 5/6

Entdecken und Verstehen 5/6
Herausgegeben von Berger-v. d. Heide, Thomas und Hans-Gert Oomen
Erschienen Berlin: Cornelsen, 2009
Seitenanzahl 288
ISBN 978–3-464–64185-9
Geeignet für Brandenburg, Berlin
Rezensiert von Brechler, Jessica (Studentin), 29. Dezember 2011
Projekt Leibniz Universität Hannover, Sommersemester 2011

Rezension von Brechler, Jessica (Studentin)


Einleitung
„Liebe Schülerinnen und Schüler! Mit dem Beginn der fünften Klasse habt ihr nun auch Geschichte als neues Fach. Doch sicher habt ihr euch schon vorher in der Schule mit Geschichte beschäftigt: Ihr kennt die Geschichte eures Bezirkes, Gebäude, Traditionen und Persönlichkeiten, die für die Geschichte Berlins und Brandenburgs von Bedeutung sind. In diesem Band geht es nun um die früheste und frühe Geschichte der Menschen. [...]“(S. 3).
Mit dieser Begrüßung empfängt das Geschichtsbuch „Entdecken und Verstehen 5/6. Geschichtsbuch für die Grundschulen in Berlin und Brandenburg. Von der Urgeschichte bis zum Beginn des Mittelalters“ die Schülerinnen und Schüler, um mit sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit zu nehmen.

Das 2009 von Dr. Thomas Berger und Prof. Dr. Hans- Gert Oomen herausgegebene Schulbuch wird von Cornelsen verlegt. Zusätzlich bietet der Verlag eine Sammlung von Kopiervorlagen an.
Das Buch hat einen Paperback-Einband und verzichtet somit zwar auf zusätzliches Gewicht, allerdings empfiehlt sich ein Einschlag, um die Lebensdauer des Buches zu verlängern. Es umfasst annähernd 300 durchgehend farbig bedruckte Seiten.

Didaktisch-methodisches Konzept und Gestaltung
Das Schulbuch wirkt auf den ersten Blick sehr einladend und motivierend. Auf der ersten Seite wird den Schülerinnen und Schüler vermittelt, wie das Buch aufgebaut ist. Nach einer Einführung folgen die Themenseiten, die ergänzt werden durch Quellen, Randspalten, Aufgaben, Tipps zum Weiterlesen, Methodenlehre und Do-it-yourself-Anregungen. Den Abschluss der einzelnen Kapitel bildet eine Zusammenfassung und am Ende des Buches befindet sich der Anhang.
Inhaltlich widmet sich das Buch den Schwerpunkten „Auf den Spuren der ältesten Menschen und ihrer Gesellschaft“, „Erste Spuren in der Geschichte – Europa in der Altsteinzeit“, „Die Entwicklung im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes“, „Große Reiche und ihre Kulturen im Mittelmeerraum“, „Aus der Geschichte des Alten Ägyptens“, „Aus der Geschichte des Alten Griechenlands“, „Aus der Geschichte des Römischen Reiches“, „Das Erbe der Antike“, „Zwischen Antike und Mittelalter“, „Aus der Geschichte des europäischen Mittelalters“ und „Lebensformen im Mittelalter“. Das Schulbuch erfüllt somit exakt die Vorgaben des Kerncurriculums für Berlin und Brandenburg. Den im Untertitel genannten Anspruch, das Buch reiche bis zum Beginn des Mittelalters, erfüllt es jedoch nicht, es beschäftigt sich vielmehr mit dem Mittelalter bis ins 15. Jahrhundert hinein. Am Ende des Buches findet sich ein Zeitstrahl, der den farbigen Markierungen der einzelnen Themengebiete folgend die wichtigsten Daten des Buches noch einmal parallel darstellt. Dem folgen ein Register sowie das Verzeichnis der Text- und Bildquellen. Ein Glossar, der  wichtige Begriffe aufgreift, fehlt leider, die eingeführten Methoden werden auch nicht noch einmal zusammengefasst.

Die Randspalten des Buches sind in der Farbe des jeweiligen Kapitels gehalten und erleichtern somit eine Orientierung. Viele Fotografien, Karten, Rekonstruktionszeichnungen und Zeichnungen in ansprechenden Farben tragen zur Motivation bei, sich dem Thema Geschichte zu widmen, genau wie vereinzelte Regionalbezüge. Zudem werden die Vielfältigkeit der Geschichte, des Unterrichtsfaches und die Angebote auch außerhalb der Schule durch Internettipps oder Buchvorstellungen vorgestellt.

In die einzelnen Themenkomplexe wird mit einer Auftaktseite eingeführt, um die Schülerinnen und Schüler neugierig zu machen. Es folgt ein Zeitstrahl, der zeigt, welche Jahrhunderte in dem Kapitel bearbeitet werden. In den Randspalten finden sich Abbildungen und Erklärungen verwendeter Fachtermini. Zum großen Teil erstreckt sich ein vertiefender Aspekt auf eine Seite, ab und an gibt sich jedoch auch die Doppelseitengestaltung. Am Ende der Kapitel findet sich häufig entweder ein Lektüretipp, die Beschreibung einer Methode oder aber eine Aktivität wie beispielsweise die Herstellung einer Toga. Anschließend wird das Thema noch einmal knapp zusammengefasst. Die Seiten sind somit klar gegliedert und die Kapitel folgen einem systematischen Aufbau.

Eine genauere Betrachtung einzelner Seiten zeigt, dass gut ein Drittel der Seite den Abbildungen vorbehalten bleibt. Hier wird zwar nach dem Titel oft die Gattung genannt, weitere Angaben finden sich aber nur im Quellenverzeichnis auf der letzten Seite. Da das Bildquellenverzeichnis keine Seitenzahlen aufweist, frage ich mich, wie es den Schülerinnen und Schülern möglich sein soll, den einzelnen Abbildungen einem Künstler zuzuordnen, was eindeutig ein Schwachpunkt des Buches ist.
Die Druckqualität ist sehr gut, die Größen sind zudem so festgelegt, dass eventuell mit der Abbildung verknüpfte Aufgaben leicht gelöst werden können; leider fehlen diesen jedoch häufig, viele Abbildungen sind somit reine Illustrationen. Zudem gibt es nur wenige Schaubilder, den größten Anteil bilden Fotos oder Rekonstruktionszeichnungen.  

Didaktische Aspekte und Autorentext
Die Texte der Autoren sind altersgemäß verfasst und der Satzbau ist so gewählt, dass man ihm mühelos folgen kann. Die Texte sind wertfrei geschrieben, unterschiedliche Standpunkte werden teilweise anhand kontroverser Quellentexte dargestellt. Zudem finden sich da, wo es sinnvoll ist, regionale Bezüge, die Interesse bei den Schülerinnen und Schülern wecken können.
Die Aufgabenstellungen decken alle drei Anforderungsbereiche ab, wobei ein großer Teil sich dem ersten Anforderungsbereich widmet. Die Aufgabenstellungen sind zudem sehr präzise und keineswegs unspezifisch. Außerdem bauen die Aufgaben in den meisten Fällen sinnvoll aufeinander auf und sehen auch Partner- und Gruppenarbeit vor. Die Autoren greifen geschichtsdidaktische Aspekte auf: so werden didaktische Prinzipien wie das der Kontroversität und auch vereinzelt das Thema Multiperspektivität ebenso berücksichtigt wie problem- und handlungsorientierte Aspekte. Der Gegenwartsbezug hingegen lässt sich leider viel zu selten finden. Aufgaben mit Lösungen sucht man in diesem Schulbuch vergeblich.
Die Methoden, die eingeführt werden, sind Museumsbesuche, Recherchieren im Internet, Bildanalyse, Präsentationen, Kartenarbeit, „Software als Informationsquelle“ und das Rollenspiel.


Fachwissenschaftliche Aspekte
Weiterhin negativ fällt auf, dass der Aspekt von Geschichte als Konstrukt nicht deutlich erwähnt wird. Zwar wird angegeben, dass die Quellen „ […] immer wieder neu befragt werden [müssen ...]“ und auch, dass „[...]der Schulbuchtext […]  nur Kenntnisse wieder [gibt], die die Wissenschaft heute von der Vergangenheit erarbeitet hat [...]“(S. 12),  eine genaue Erklärung aber, warum dies so ist, muss von der Lehrerin bzw. dem Lehrer kommen. Und auch der abschließende Kommentar zum Thema Quellen „Irrtum eingeschlossen“ wird nicht weiter erläutert.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass das Geschichtsbuch durch viele und farbige Abbildungen, einen systematischen Aufbau, einen Zeitstrahl zur Orientierung, farbig getrennten Kapiteln, schülerfreundliche und motivierende Texte, Anregungen auch außerhalb des Schulunterrichts, gut gewählten Aufgaben unter Berücksichtigung didaktischer Aspekte sowie der Orientierung an den Rahmenrichtlinien punktet.
Als großer Schwachpunkt erweisen sich hingegen fehlende Angaben bei Quellen und Abbildungen, die ein quellenkritisches Arbeiten unnötig erschweren oder unmöglich machen. Einige inhaltliche Fehler sind zudem leider nicht behoben worden, so beispielsweise die Aufgabe: „Rechnet nach: Wann wurde nach römischer Zeitrechnung Jesus Christus hingerichtet (30 v. Chr.)?“ auf Seite 21. Außerdem wäre es für die Schülerinnen und Schülern sicher reizvoller, wenn mit den Abbildungen häufiger Aufgaben verknüpft wären.


Lizenz: CC BY-ND 4.0 Lizenz „Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ (CC BY-ND 4.0)


Info Zitation Brechler, Jessica. Rezension zu: Entdecken und Verstehen 5/6 von Berger-v. d. Heide, Thomas und Hans-Gert Oomen (Hg.). Berlin: Cornelsen 2009, ISBN 978–3-464–64185-9, Edumeres 2011, https://edu-reviews.edumeres.net/rezensionen/rezension/brechler-jessica/, zuletzt geprüft am 26.03.2024.