Das Projekt „Schulbuchrezensionen“ wurde zum 1. Januar 2019 nach fast 15 Jahren Laufzeit abgeschlossen.
Bisher verfasste Rezensionen bleiben weiterhin auf edu.reviews einsehbar. Ein Verfassen neuer Rezensionen ist leider nicht mehr möglich.

Zurück zur Übersicht

Ethik / Philosophie, 5./6. Schuljahr, Gymnasium

Fair Play 5/6

Fair Play 5/6
Herausgegeben von Pfeifer, Volker
Erschienen Paderborn: Schöningh, 2010
Seitenanzahl 228
ISBN 978-3-14-025010-8
Geeignet für Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Saarland, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hessen, Bremen, Berlin, Schleswig-Holstein
Rezensiert von Budde, Jessica, Markus Krüger, Philipp Rest und Saskia Schmitz (Studierende), 7. November 2012
Projekt Justus-Liebig-Universität Gießen, Sommersemester 2012, Schulbücher im Ethik- und Philosophieunterricht

Rezension von Budde, Jessica, Markus Krüger, Philipp Rest und Saskia Schmitz (Studierende)


Einleitung
Die Autoren des Buches „Fair Play“ für die 5. und 6. Klasse haben sich zum Ziel gesetzt, ethisch-philosophische Themen aus dem Lebensumfeld der Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen und mit ihrem Buch einen Leitfaden zu bieten, der ihnen hilft, Konflikte des Alltags zu verstehen und zu lösen. „Fair Play“ will den Schülerinnen und Schülern helfen, selbstständig, durch eigenes Nachdenken vernünftige Antworten in schwierigen Situationen zu finden. Inwieweit dies gelungen ist, wollen wir in dieser Rezension kritisch hinterfragen.
Zunächst ist zu bemerken, dass das Buch in einem stabilen Einband gebunden ist, dabei aber trotzdem nicht zu schwer ist. Das Äußerliche des Buches ist leider nicht sehr ansprechend, da die Farben eher trostlos wirken und das Bild mehr auf ein Biologiebuch schließen lässt. Das Buch ist in sieben Fragenkreise strukturiert, die sich jeweils mit einem ethischen Thema, wie zum Beispiel „Streit mit Erwachsenen“ beschäftigen. Jeder Fragenkreis ist wiederum in zwei Themengebiete aufgeteilt, die jeweils für ein Kapitel stehen. Jedes Kapitel beginnt mit zwei farblich hervorgehobenen, den Kapiteln zugeordneten Auftaktseiten, die mit Bildern, kurzen Texten oder Sprichwörtern in ein neues Hauptthema einführen sollen und einen ersten Überblick bieten. Die Doppelseiten bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, zunächst ihre eigene Meinung zu den betreffenden Problemen zu formulieren, um anschließend diese Vorstellung gemeinsam mit der Klasse zu besprechen und gegebenenfalls zu korrigieren. Kleine Bilder in der linken oberen Ecke sollen den Lernenden eine Orientierung bieten und schlagen vor, die jeweiligen Themen in Partnerarbeit, Gruppenarbeit usw. zu bearbeiten. Darüber hinaus bieten Hilfekästchen unterschiedliche Möglichkeiten, die Aufgaben sinnvoll zu erarbeiten, an denen sich die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf Schritt für Schritt entlangarbeiten können. Weiterhin enthalten die Auftaktseiten Wissenskästen, in denen wichtige Begriffe und Informationen aufgezeigt werden,

Das Konzept der Autoren
Die erarbeitenden Autoren Ulrike Hanraths, Volker Pfeifer, Helmut Wamsler und Andrea Welz stellen ihr System ausführlich auf den Seiten 5 und 6 vor. Die aufgeführten Begleitworte sind durchweg nützlich, da zum Beispiel das vorgestellte Farbkonzept durchgehend verwendet wird und für die Schüler und Schülerinnen und die Lehrkraft eine hilfreiche und wichtige Orientierung bietet. Das Buch ist so aufgebaut, dass es für jedes neue Themenkapitel eine Auftaktseite gibt, die mit vielen Bildern und einem einleitenden Text ausgestattet ist. In jedem Kapitel werden den Schülerinnen und Schüler grundlegende Fähigkeiten vermittelt, die zusätzlich durch Kompetenzseiten unterstützt werden. Jedes Kapitel bietet am Ende eine Zusammenfassung zum zuvor behandelten Thema an und verweist zudem noch auf Buch- und Filmvorschläge. Neben einem Methodenverzeichnis auf Seite 225 findet sich außerdem noch ein Glossar am Ende des Buches.
Die Themendarstellungen sind didaktisch sowie methodisch sehr gut gelungen. Es liegt eine inhaltlich klar nachvollziehbare Gliederung der Kapitel vor, die sich in einer Grundaufteilung in Fragen, Texten und Diskussionsbeiträgen widerspiegelt. Die philosophischen Texte weisen eine sehr gute didaktische Reduktion auf (z.B. Aristoteles) und für den leichteren Umgang sind zusätzlich stets Zeilenangaben zu den jeweiligen Texten vorhanden. Außerdem sind Texte und Bilder immer aufeinander abgestimmt und nehmen somit Bezug aufeinander. Es liegt ein klar erkennbarer roter Faden vor, der sich vor allem durch die stetig gleiche Aufteilung des Buches bemerkbar macht. Die Themen sind stets problemorientiert und orientieren sich an aktuellen Dingen wie ‚Streit mit den Eltern‘, ‚Mobbing‘ oder ‚Religionen‘. „Fair Play“ ist sehr altersangemessen und ansprechend für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6. Auf Seite 174 wird der Fragenkreis beispielsweise mit einem Märchen zum Thema „Wer ist der/die Schönste?“ eingeleitet, da die Kinder sich in diesem Alter noch sehr gerne mit Märchen befassen und sich sehr gut damit identifizieren können. Dieses Märchen beinhaltet nun das eigentliche Hauptthema und bietet einen Übergang zu den anschließenden aktuelleren Dingen wie „Topmodels“ und Brad Pitt (zum Thema Schönheit). Neben den aktuellen Themen behandelt Fair Play 5/6 auch die philosophischen und sozialwissenschaftlichen Aspekte, die sich über das ganze Buch hinweg erstrecken, während religiöse Themen sogar in einem extra Kapitel (vgl. Fragenkreis 7) erläutert werden. Die Heterogenität der Jugendlichen ist durchaus gewährleistet. Wie im zuvor genannten Beispiel zum Thema „Religionen“ (S. 212ff.), werden hier alle großen Religionen aufgeführt und benannt und es wird auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede innerhalb der Feierlichkeiten eingegangen. Außerdem ist es so, dass Jungen und Mädchen in etwa gleich oft im Buch abgebildet werden und viele verschiedene Interessengebiete abgedeckt werden (z.B. Natur, Kunst, Medien, Tiere, ...). Es ist jedoch kritisch zu betrachten, dass das Buch sehr gering international geprägt ist und fast ausschließlich auf europäische Bilder zurückgreift (bis auf Seite 117, auf der hungernde Kinder dargestellt werden).
Es gibt drei große Kompetenzen, die sich in jedem Kapitel wiederfinden und bei den Schülerinnen und Schüler gefördert werden sollen: 1. Die Fähigkeit über sich selbst nachzudenken, 2. die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen und 3. die Fähigkeit zum guten Argumentieren. Die Methoden werden zu Beginn jedes Kapitels auf die Inhalte abgestimmt. Mithilfe der Bildverweise wird den Lernenden deutlich gemacht, auf welche Kompetenzen es im Folgenden ankommen wird. Die Methoden wechseln sich innerhalb der Fragenkreise ab, um die verschiedenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den unterschiedlich geeigneten Übungen zu stärken. Der Kompetenzeinsatz wird den Lernenden durch den Sinn des Einsatzes verschiedener Methoden deutlich gemacht (z.B. durch Bilder).
In drei Schritten wird in jedem Kapitel zunächst auf das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zurückgegriffen, welches in der Regel durch einen anschließenden Text gefestigt wird. Den Texten folgen grundsätzlich Fragen, die an die Lerngruppe gerichtet sind. Diese fordern die Kinder zur eigenen Reflexion auf. Bildquellen werden logisch mit den Inhalten der Texte verknüpft. Besonders auffällig ist, dass die Bildquellen altersgerecht an die Schülerinnen und Schüler angepasst werden, sodass sie sich mit diesen identifizieren können. Das didaktische Konzept des Buches baut auf philosophische und alltägliche Themen auf. Einerseits wird neues Wissen vermittelt, während andererseits an anderen Stellen auf Erfahrungen zurückgegriffen wird, die die Schülerinnen und Schüler bereits selbst in ihrem Leben gemacht haben. 

Materialien
Im Großen und Ganzen nutzt „Fair Play 5/6“ eine große Vielfalt an Textsorten: informierende Texte, argumentierende Texte, philosophische Gesetzestexte und journalistische Texte. Biografien sind im eingeschränkten Maße vorhanden. Außerdem werden immer wieder die Meinungen von Kindern mit eingebracht, die durch zusätzliche Internet-Links gestützt sind. Für die 5. und 6. Klasse sind die Textlängen angemessen kurz und die Themen sehr gut ausgewählt. Es liegt eine große Themenvielfalt vor, die oft stark schülerbezogen und sehr aktuell ist. Zusätzlich werden Quellenangaben und Zusatzinformationen zu den unterschiedlichen Themen geboten. Das Buch greift insofern unterschiedliche Positionen auf, als dass es z.B. auf philosophische Positionen (vgl. Seite 189 Thales von Milet und Seite 149 Albert Schweitzer) oder religiöse Positionen (vgl. Seite 201 Judentum, Islam, Christentum, ...) eingeht und sich somit auf die Individualität der Schülerinnen und Schüler bezieht. Weiterhin werden alle philosophisch relevanten Epochen erwähnt (von Antike bis Moderne). Materialien werden durch die Aufgabenstellungen diskutiert und analysiert. Das Buch ermöglicht es, ethische Grundlagen zu hinterfragen, da philosophische Verweise in Form von Zitaten (vgl. Seite 196) oder Textauszügen (vgl. Seite 197) erfolgen. Diese liegen jedoch nur in geringem Maße vor und sind inhaltlich an das Niveau

Begleitmaterialien und neue Medien
Begleitmaterialien und neue Medien in Form von Internetverweisen, Filmtipps oder Musik werden nur teilweise benannt. Auf den Seiten 142 und 143 werden beispielsweise Internetverweise zum Thema Umwelt und Umweltschutz genannt, die zu dem dort behandelten Thema passen und den Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bieten, weitere ausgewählte Informationen zu finden. Die Begleitmaterialien sind sinnvoll und haben einen Mehrwert, jedoch sind sie nur in geringem Maße vorhanden. 

Fachwissenschaftliche Aktualität
Alle zentralen Dimensionen des Fachs Ethik werden in jeweils einzelnen Kapiteln dargestellt. Zusätzlich wird auch die Dimension der Politikwissenschaft berücksichtigt. Die Dimensionen sind sinnvoll ausgewählt und werden ausreichend thematisiert, sodass ein sinnvoller Gesamtzusammenhang für die Schülerinnen und Schüler entsteht. Zu Beginn des Buches wird zunächst das Individuum thematisiert. Darauf aufbauend beschäftigt sich das Werk mit der Gesellschaft und später mit der Ideengeschichte anhand von Philosophentexten. Das inhaltliche Aufeinanderfolgen der Leitperspektiven erscheint uns hier als besonders sinnvoll. Der Umgang mit neuen Medien, das Phänomen Magersucht sowie die aktuelle Diskussion über die Rettung der Erde bilden einen Rahmen zu aktuellen ethischen Diskussionen. Natürlich werden nicht alle aktuellen Bereiche miteinbezogen, was aus unserer Sicht aber keinen Qualitätsverlust darstellt. Innerhalb des Buches ist zu jeder Zeit ein aktueller Forschungsstand gegeben. Fachliche oder faktische Fehler konnten wir nicht entdecken. Aus unserer Sicht liegt eine sehr seriöse Darstellung der Fakten vor.   

Fazit
Das Buch „Fair Play 5/6“ ist eine sehr gelungene Grundlage für den Ethikunterricht in den Klassen 5 und 6. Es überzeugt durch einen strukturierten Aufbau, altersangemessene inhaltliche Schwerpunkte und ein kompaktes Design. Es ist vor allem sehr positiv zu bewerten, dass das Konzept der Autoren sehr gut durchdacht ist und ideal auf Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte abgestimmt ist. Außerdem wird das Arbeiten mit dem Buch durch zusätzliche Hilfestellungen der Autoren vereinfacht. Im Großen und Ganzen betrachten wir Fair Play 5/6 als ein sehr gelungenes Werk, bei dem wir uns vorstellen können, es selbst einmal im Unterricht zu verwenden.


Lizenz: CC BY-ND 4.0 Lizenz „Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ (CC BY-ND 4.0)


Info Zitation Budde, Jessica, Markus Krüger, Philipp Rest und Saskia Schmitz. Rezension zu: Fair Play 5/6 von Pfeifer, Volker (Hg.). Paderborn: Schöningh 2010, ISBN 978-3-14-025010-8, Edumeres 2012, https://edu-reviews.edumeres.net/rezensionen/rezension/budde-jessica-markus-krueger-philipp-rest-und-saskia-schmitz/, zuletzt geprüft am 26.03.2024.