Geschichte, 5./6. Schuljahr, Gesamtschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Andere Schulart
Zeitreise 1
Herausgegeben von | Christoffer, Sven et al. |
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Erschienen | Stuttgart: Klett, 2005 |
Seitenanzahl | 216 |
ISBN | 978-3-12-424010-1 |
Geeignet für | Bremen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen |
Rezensiert von | Buntjer, Marika und Nadine Mahnke (Studierende), 1. März 2010 |
Projekt | Universität Osnabrück, Sommersemester 2009, Mittelalter im Schulbuch |
Rezension von Buntjer, Marika und Nadine Mahnke (Studierende)
Aufbau
Das Geschichtsbuch für die Gesamtschule umfasst 216 Seiten und ist in sieben verschiedene Themeneinheiten gegliedert. Es ist nach den curricularen Vorgaben des Geschichtsunterrichts für die 5./6. Klasse konzipiert, was aus dem Buch selbst nicht hervorgeht. Auch auf der Verlagsseite sind Angaben zur Schulform und Klassenstufe nicht auf Anhieb zu finden.
Zeitreise I beginnt mit einem allgemeinen Einstieg in die Thematik Geschichte, darauf folgt ein Exkurs in die Steinzeit bis hin zur ägyptischen Kultur. Anschließend wird die Welt der Griechen und Römer betrachtet, um dann zum Schwerpunkt des Schulbuches, dem „Leben im europäischen Mittelalter“, zu gelangen. Um den LeserInnen die Handhabung des Buches zu erleichtern, folgt nach dem Inhaltsverzeichnis eine übersichtliche Anleitung.
Layout
Der schlicht gehaltene Einband des Geschichtsbuches zeigt leider ein unpassendes und darüber hinaus nicht ansprechendes Titelbild einer ägyptischen Wandmalerei. Da der Schwerpunkt von Zeitreise I das Mittelalter und nicht Ägypten ist, entspricht das Titelbild nur bedingt dem Inhalt des Buches. Ansonsten wirkt das Layout insgesamt angemessen, nicht überladen und übersichtlich. Die Bilder verfügen über eine gute Qualität.
Konzept
Das übersichtliche Inhaltsverzeichnis erleichtert die Orientierung in hohem Maße. Symbole zu den jeweiligen Themen tauchen durchgängig im Buch auf und lassen einen roten Faden erkennen. Die gelungenen Auftaktdoppelseiten, mit Zeitstrahl und Karte der behandelten Regionen, sollen, so der Verlag, die Neugier der SchülerInnen wecken und in die jeweilige Themeneinheit einleiten. Jedes Kapitel wird am Ende mit einer Doppelseite zusammengefasst. Dies geschieht zum Beispiel durch ein Quiz oder ein Spiel. Zwischendurch enthält das Schulbuch sinnvolle Methodenseiten, die die SchülerInnen an das Arbeiten mit Geschichtsquellen heranführen. Am Ende des Schulbuches befindet sich eine Gesamtübersicht in Form eines überschaubaren Methodenglossars. Die Text- und Bildquellen sind übersichtlich am Ende des Schulbuches aufgelistet, sodass ein schnelles Nachschlagen möglich ist. Einige unbekannte Begriffe werden auf den jeweiligen Seiten bereits erklärt, leider fehlt Zeitreise I ein Glossar, in dem die SchülerInnen einzelne Begriffe nachschlagen könnten.
Die Kapitel bestehen jeweils zu 50 Prozent aus Autorentext auf der linken Seite und 50 Prozent aus Darstellungen und Quellen auf der rechten Seite. Diese Einteilung ist vorteilhaft und trägt zu einem übersichtlichen Gesamtbild bei.
Text- und Bildquellen
Sehr gelungen ist die Verknüpfung von Text- und Bildquellen einschließlich der Autorentexte, wobei aber die Quellentexte in ihrer Länge für diese Jahrgangsstufen zu umfangreich sind.
Dies könnte zur Bearbeitungsschwierigkeiten führen. Trotzdem ist die Verbindung schlüssig. Die gewählten Bilder und Quellen sind aufeinander abgestimmt und ergänzen sich, sodass ein effektives Arbeiten möglich ist und es nicht zu Missverständnissen kommt. Ebenso positiv zu werten ist auch die umfangreiche Ausstattung des Buches mit Autorentexten, Quellenmaterial sowie Bildern. Mit Hilfe von Symbolen wird zwischen der reinen Quelle und der geschichtlichen Darstellung in Form von Schaubildern, Rekonstruktionen und Karten unterschieden, wobei Quellentexte leider nicht noch einmal extra gekennzeichnet sind. Die Lehrkraft müsste hier auf die spezifischen Unterschiede und Bedeutungen eingehen, da dies den SchülerInnen sonst nicht deutlich genug wird.
Obwohl das Buch für die 5./6. Klasse entwickelt ist, wird bereits zu differenzierter Quellenanalyse angeregt. Zum einen animieren einige Aufgabenstellungen zur kritischen Hinterfragung, zum anderen helfen Methodenseiten, wie zum Beispiel „Bilder als Geschichtsquelle betrachten“ (S. 148f.), Quellen zu verstehen und zu prüfen. Diese Heranführung an kritische Quellenanalyse ist in diesem Geschichtsbuch hervorragend gelungen.
Autorentexte
Die neutral gehaltenen Autorentexte stellen die Thematik in Abschnitten verständlich dar. Gerade das Thema „Anfänge des Christentums“ wird sehr sachlich behandelt, indem die Thematik geschichtlich und nicht etwa nur in religiöser Hinsicht betrachtet wird. Hier gibt es dennoch die Möglichkeit fächerübergreifend zu arbeiten. Gut ist, dass neben dem Christentum auch der Islam behandelt wird. Der interkulturelle Austausch wird hier angeregt.
Einige Autorentexte sind sehr einfach geschrieben, andere dagegen sehr komplex. Da das Buch für eine Gesamtschule konzipiert wurde, stellt sich hier die Frage, ob alle Texte des Schulbuches jedem potentiellen Leistungsniveau tatsächlich angemessen sind. Teilweise sind die Texte beinahe zu einfach geschrieben. Auf der anderen Seite werden Fachbegriffe verwendet, die oft erst viel später erklärt und am Seitenrand zusammenfassend dargestellt sind. (z.B. wird der Begriff „Lehen“ bereits beim Kapitel „Die Ottonen“ verwendet, thematisiert und erklärt wird er allerdings erst im nächsten Kapitel „Leben im Mittelalter“.)
Begleitmaterialien
Zeitreise I bietet eine Fülle von Begleit- und Zusatzmaterialien für Lehrkräfte und SchülerInnen im Internet an. Zusätzlich zum Schulbuch kann ein Arbeitsheft und eine CD-Rom für SchülerInnen und Lehrkräfte bestellt werden. Ob dies sinnvoll ist, bleibt der Lehrkraft überlassen. Auf der Homepage des Verlags findet sich ferner ein großes Spektrum an Arbeitsmaterialien, Literaturtipps, Link-Empfehlungen. Auch Arbeitsblätter können heruntergeladen werden.
Aufgabenstellungen
Zum Abschluss jeder Doppelseite sind im Schnitt drei Aufgaben zu bearbeiten. Die sehr vielfältig gestalteten Aufgabenstellungen weisen in einigen Fällen einen hohen Schwierigkeitsgrad auf. Die SchülerInnen werden durch manche anspruchsvollen Fragestellungen gefordert und zum Denken animiert. Das Ziel des Buches ist es, dass die SchülerInnen mit Quellen arbeiten, diese verstehen und durch sie ‚Geschichte’ wahrnehmen. Die Aufgabenstellungen sind an die Anforderungsbereiche der „EPA“ für das Fach Geschichte angelehnt. Hauptsächlich sind allerdings die Anforderungsbereiche I (Reproduktion) und II (Reorganisation und Transfer) vertreten. Anforderungsbereich III (Reflexion und Problemlösung) ist dagegen selten zu finden. Die Operatoren „nenne“, „erkläre“, „vergleiche“ oder beschreibe“ überwiegen. Häufig werden „W-Fragen“ gestellt, die mit einem Satz zu beantworten sind.
Multiperspektivität
Das Prinzip der Multiperspektivität findet zumindest partiell Eingang in das Werk ‚Zeitreise’. Indem das Buch oft verschiedene Quellen heranzieht, wird versucht, ein Thema aus mehreren Perspektiven zu betrachten. So werden zum Beispiel im Kapitel „Den Römern auf der Spur“ zum Thema Sklaven Textquellen von drei verschiedenen Personen herangezogen, um damit drei unterschiedliche Sichtweisen zu veranschaulichen (S. 120). Zusätzlich ist eine „Sklavenplakette“ abgebildet, die eine Inschrift enthält und damit eine weitere Perspektive auf die Thematik offenbart. Die Kinder sollen die einzelnen Quellen vergleichen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der Sichtweisen herausarbeiten.
Leider werden nicht bei jedem Themenschwerpunkt verschiedene Sichtweisen präsentiert. Quellen, die Anlass zum multiperspektivischen Austausch geben sollen, finden sich aber immerhin vereinzelt. Forschungskontroversen werden nicht thematisiert.
Fazit
Das Geschichtsbuch beleuchtet sowohl Wirtschaft und Gesellschaft als auch Alltag und Umwelt. Lobenswert hervorzuheben ist die Berücksichtigung der Rolle der Frau in einzelnen Kapiteln, wie „Mädchen am Hof“ im Abschnitt „Ritter, Knappen und Edelfrauen“ oder „Frauen in der Stadt“ im Abschnitt „Stadtluft macht frei – und gleich?“.
Trotz kleiner Schwächen weist das Buch keine gravierenden Mängel auf und ist zu empfehlen. Das Angebot an abwechslungsreichen Unterrichtskonzepten und die übersichtliche Gestaltung können einen kreativen und effektiven Geschichtsunterricht ermöglichen.