Sachkunde, Andere Schulstufe, Grundschule
Mobile Sachunterricht 1&2
Herausgegeben von | Binder, Sigrid und Joachim Kahlert |
---|---|
Erschienen | Braunschweig: Westermann, 2010 |
Seitenanzahl | 108 |
ISBN | 978-3-14-110301-4 |
Geeignet für | Nordrhein-Westfalen |
Rezensiert von | Cataluna Rodado, Janine, Nicola Köster und Christoph Spin (Studierende), 24. September 2012 |
Projekt | TU Dortmund, Wintersemester 2011/12, Schulbücher für den Sachunterricht |
Rezension von Cataluna Rodado, Janine, Nicola Köster und Christoph Spin (Studierende)
Einleitung
Die beiden Schulbücher „Mobile 1/2“ und „Mobile 3/4“ sind für den Sachunterricht in Nordrhein-Westfalen konzipiert. Die Bücher umfassen insgesamt 103 Seiten („Mobile 1/2“), bzw. 175 Seiten („Mobile „3/4“). Auf diesen Seiten sollen den Kindern alle in dem Lehrplan in Nordrhein-Westfalen geforderten Kompetenzen vermittelt werden. Das kleine Maskottchen „Wobbel“ begleitet die Kinder durch beide Bücher Die einzelnen inhaltlichen Schwerpunkte, die auch im Lehrplan eingefordert werden, sind „Natur und Leben“, „Technik und Arbeitswelt“, „Raum, Umwelt und Mobilität“, „Menschen und Gemeinschaft“ sowie „Zeit und Kultur“. Innerhalb dieser Schwerpunkte gibt es verschiedene Themen. Im Bereich „Mensch und Gemeinschaft“ beispielsweise „Zusammenleben“, „Aufgaben des Gemeinwesens“ und „Mädchen und Jungen“.
Die beiden Bücher sind vom Aufbau her ähnlich bzw. gleich strukturiert. Dies hat den Vorteil, dass sich theoretisch, wenn beide Bücher durchgehend von Klasse 1. bis 4. genutzt werden, ein roter Faden durch die gesamte Grundschulzeit im Fach Sachunterricht ergeben könnte. Ein Lehrerhandbuch steht in Form einer CD-Rom zur Verfügung. Die CD-Rom stellt der Lehrkraft Materialien und Arbeitsblätter im Word-Format bereit. Außerdem gibt es eine Bilddatenbank, in der ausgewählte Abbildungen aus dem Lehrwerk für die Gestaltung eigener Arbeitsblätter zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden Filme oder interaktive Anwendungen angeboten, die sich für den Einsatz im Unterricht eignen und alternative Zugänge zu den behandelten Themen eröffnen.
Inhaltsanalyse
Natürlich steigt in „Mobile 3/4“ das fachliche und sprachliche Niveau an. Auffällig bei dem zweiten Buch im Unterschied zum Buch für die Klassen 1 bis 2 ist aber auch, dass die einzelnen Kapitel deutlich länger und umfangreicher sind. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum es im Buch für die 3. und 4. Klasse, neben dem „Wobbel“ und dem „Aktiv-Wobbel“, auch noch ein zusätzliches Symbol „Lesefutter“ gibt. Dieses „Lesefutter“-Symbol markiert Texte, die zum Teil länger als andere sind und besonders viele wichtige Informationen enthalten. Auf den folgenden Seiten wird dann durch Text- und Bildmaterial zum Beispiel auf die Thematik Klimawandel (aktueller Bezug) und auf alternative Energiequellen, wie beispielsweise Solarzellen, eingegangen. Ein solch starker Bezug zu der Thematik „Nachhaltigkeit“ ist in „Mobile 1/2“ nicht zu erkennen.
Die einzelnen Kapitel sind in beiden Büchern durchweg gleich strukturiert und gestaltet. Um den Kindern eine visuelle Markierung der einzelnen Kapitel zu geben, hat jedes Kapitel am oberen und unteren Seitenrand eine eigene farbliche Gestaltung und ein eigenes, thematisch passendes Symbol. Im Bereich „Technik“ ist dieses Symbol zum Beispiel ein Schraubenschlüssel, der Bereich „Natur und Leben“ ist dagegen mit einer Blume markiert.
Oft werden die Kinder zum eigenen Entdecken durch verschiedene Experimente angeregt. Diese Bereiche sind dann zusätzlich noch mit einem „Aktiv-Wobbel“ gekennzeichnet, die Kinder sehen hier also auf Anhieb, dass sie aktiv werden sollen. So zum Beispiel im Buch Mobile 3/4, Kapitel „Energie“. Hier geht es u. a. um das Messen und Sparen elektrischer Energie. Ein kurzer Text erläutert zunächst, warum es wichtig ist, sparsam mit Energie umzugehen und erwähnt kurz und knapp alternative Energiequellen. Dann werden die Kinder aufgefordert sich ein Gerät zu besorgen, das misst, wie viel elektrische Energie genutzt wird, um dieses dann an verschiedene Elektrogeräte anzuschließen. Anschließend sollen sie aufschreiben, wie viel Strom die Geräte verbraucht haben. Im Anschluss daran soll überlegt werden, wie man elektrische Energie einsparen kann.
Eingeführt werden die Themen meist mit einem oder mehreren thematisch passenden Bildern. Hierzu sollen die Kinder etwas sagen und ihr bereits bestehendes Wissen kund tun. Hilfestellungen, um ein Bild zu beschreiben, erhalten die Kinder teilweise durch gezielte Fragen zu den Bildern. So wird beispielsweise in „Mobile 1/2“ das Thema Wetter durch Bilder eingeführt, die Schnee, Regen, Gewitter, Sonne, Wolken und Nebel abbilden. Um das bereits vorhandene Wissen der Kinder abzufragen und das genannte Thema einzuführen, werden sie aufgefordert, Fragen zu beantworten. Wie zum Beispiel: „Kennt ihr noch andere Wettersymbole? Wer braucht Wettervorhersagen? Beschreibt das Wetter heute!“ Außerdem werden den Kindern auf jeweils unterschiedliche Weise bestimmte thematische Fachbegriffe vermittelt, dies geschieht zum Beispiel durch eine Mind-Map, eine Symboltafel usw. Abschließend wird das jeweilige Thema immer mit verschiedenen Aufgabenstellungen vertieft, dazu müssen die Kinder das zuvor erworbene Fachwissen und die jeweiligen Fachbegriffe abrufen und anwenden.
An dieser Stelle sei aber auch gesagt, dass sich die einzelnen Themengebiete eigentlich nie aufeinander beziehen. Dieser Zustand ist sehr bedauerlich, weil somit keine vielperspektivische Ansicht für die Kinder entsteht, wie sie auch der Perspektivrahmen des Sachunterrichts für die Grundschule fordert. Ist ein Kapitel abgeschlossen, werden die gewonnenen Erkenntnisse von den Kindern nicht noch einmal eingefordert oder benötigt. Das ist schade, weil die Kinder somit die komplexen Strukturen, die in unserem Alltag eindeutig gegeben sind, nicht durchleuchten und begreifen. Vielmehr hat es auf uns, gewirkt, als ob die einzelnen Themengebiete abgearbeitet werden und anschließend in die „Schublade“ wandern. Aus unserer Sicht wäre es dagegen durchaus möglich, verschiedene Themen miteinander zu verknüpfen.
Bildmaterial und Autorentexte
Zum Bildmaterial kann gesagt werden, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gemalten Bildern und Fotos besteht. Die Inhalte der einzelnen Texte werden für die Kinder mit Hilfe der Fotos und Zeichnungen gelungen unterstützt. Zwar gibt es keine Seite auf der nur Text steht, sondern es sind immer auch Bilder oder Zeichnungen vorhanden, dennoch empfinden wir keine einzige Seite als überladen oder unübersichtlich. Ganz im Gegenteil, gerade im weiterführenden Buch für die Klassen 3. und 4. werden oft lange und „trockene“ Texte mit Hilfe von Bildern und Fotos gegliedert und unterbrochen. Die Fotos und Bilder sind immer aktuell und spiegeln die Lebenswirklichkeit der SchülerInnen wieder. Auch die Autorentexte sind durchweg altersgemäß und für die Kinder erschließbar. Natürlich steigen der Schwierigkeitsgrad und die Länge der einzelnen Texte von Thema zu Thema und von Buch zu Buch an. Dennoch ist auch ein schwieriger Inhalt durch die Unterstützung von Bildern und Grafiken für die SchülerInnen immer verständlich dargestellt. Oft werden umfangreiche und lange Texte zudem in einzelne, kleinere Texte untergliedert. Auch die Texte sind durchweg aktuell und es ist stets klarer Bezug zur Lebenswirklichkeit der Kinder erkennbar.
Aufgabenstellungen
Die Aufgabenstellungen sind in beiden Büchern sehr vielfältig. Sie sind zumeist in der an mehrere Adressaten gerichtet. Das suggeriert, dass die Kinder mindestens zu zweit zusammen arbeiten sollen. Aus unserer Sicht eine durchaus vorbildliche Herangehensweise zum Lösen von Aufgaben. Dennoch wäre es möglich, wenn es von der Lehrperson gewünscht ist, dass die Kinder die Aufgaben in Einzelarbeit erledigen. Zur richtigen Beantwortung der Fragen reicht es oft nicht aus, einfach „nur“ die Antwort aufzuschreiben. Meist werden nämlich bestimmte Arbeitsweisen zur Beantwortung einer Frage gefordert, wie zum Beispiel eine Mind-Map anfertigen, einen Text zusammenfassen und die Ergebnisse den Mitschülern angemessen präsentieren etc. Diese speziellen Arbeitstechniken werden den SchülerInnen am Ende der beiden Bücher in Form einer Auflistung erklärt. Somit können sie sich auch hier wieder selbstständig, ohne Hilfe der Lehrperson daran erinnern, wie sie zum Beispiel einen Text richtig zusammenfassen und die wichtigsten Informationen visuell gelungen ihren MitschülerInnen präsentieren. In „Mobile 1/2“ werden den SchülerInnen zusätzlich bestimmte Arbeitstechniken, hier bezeichnet als „Grundarbeitstechniken“, vermittelt. Diese Arbeitstechniken sind zum Beispiel das Planen eines Arbeitsprozesses, das Beschreiben und Auswerten von Bildern etc.
Auch werden die Schüler, falls es sich anbietet, am Ende eines Kapitels zu kleineren Experimenten angeregt, wie zum Beispiel in Kapiteln mit dem Themenschwerpunkt Technik, Die Schüler und Schülerinnen werden zudem dazu animiert, selbstständig mit Unterstützung beispielhafter Abbildungen, etwas zu basteln wie zum Beispiel im Themengebiet Werkzeug und Materialien in Mobile 1/2. Hier können die SchülerInnen einen sogenannten Werkzeugführerschein machen. Dafür sollen sie einen Nagel möglichst gerade in ein Brett schlagen, oder mit einem Bohrer ein Loch in eine Holzlatte bohren. Im weiteren Verlauf werden die SchülerInnen aufgefordert, zum Beispiel Fahrzeuge mit eigenem Antrieb zu basteln – auch hier unterstützt durch eine beispielhafte Abbildung. Durch diese Experimente werden den SchülerInnen die verschiedenen Themen aus unserer Sicht besonders deutlich vermittelt und sie sind nicht nur passive Zuhörer.
Ein Kritikpunkt, den wir in Bezug auf die Aufgabenstellungen haben, ist der, dass in „Mobile 1/2“ gerade am Anfang schon sämtliche Aufgabenstellungen ausschließlich schriftlich fixiert sind. Sollen die Kinder zum Beispiel etwas Malen oder Basteln, wäre es aus unserer Sicht besser, wenn diese Arbeitsschritte, gerade in der ersten und eventuell zweiten Klasse, zusätzlich zum Text mit Hilfe von Symbolen markiert wären. Somit könnten die Schüler, die eben noch nicht lesen können, wenigstens zum Teil gewisse Arbeitsschritte sich selber erschließen. So könnte man zum Beispiel eine Schere als ein Symbol fürs Basteln und einen Stift als Symbol fürs Malen benutzen.
Fazit
Betrachten wir die Schulbücher nun im Ganzen und im Zusammenhang, empfinden wir diese Bücher als eine gelungene Bereicherung für den Schulbuchmarkt. Natürlich gibt es kleinere Verbesserungsvorschläge und Kritikpunkte, wie zum Beispiel die rein schriftlichen Arbeitsaufträge für die SchülerInnen der Klassen 1 und 2. Aber an dieser Stelle sei auch die Frage gestattet, ob es das perfekte Schulbuch überhaupt gibt? Sieht man also von kleinen „Schönheitsfehlern“ ab, die wohl in jedem Schulbuch zwangsläufig anzutreffen sind, würden wir die beiden Unterrichtsbücher „Mobile 1/2“ und „Mobile 3/4“ durchaus als gelungen, ansprechend und für die Kinder als sehr geeignet empfehlen.