Geschichte, 7./8. Schuljahr, Realschule
Zeitreise 2
Herausgegeben von | Christoffer, Sven |
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Erschienen | Stuttgart: Klett, 2009 |
Seitenanzahl | 184 |
ISBN | 978-3-12-427020-7 |
Geeignet für | Bayern |
Rezensiert von | Dobmeier, Christina und Claudia Hannes (Studierende), 27. Februar 2012 |
Projekt | Universität Regensburg, Wintersemester 2011/12 |
Rezension von Dobmeier, Christina und Claudia Hannes (Studierende)
Das Geschichtsschulbuch Zeitreise 2 des Ernst Klett-Verlages ist für Real- und Wirtschaftsschulen in Bayern zugelassen bzw. konzipiert und wurde 2009 neu überarbeitet.
Das Layout wirkt relativ schlicht und vielleicht etwas bieder. Jedoch bietet es einen guten Einstieg ins Zeitalter des Mittelalters, da das Bild Facetten höfischen Lebens im Mittelalter darstellt.
Aufbau des Schulbuches
Das Geschichtsbuch umfasst 184 Seiten und wird in sechs Themenbereiche untergliedert. Bereits im Inhaltsverzeichnis, aber auch im Verlauf des Buches, werden die Kapitel durch unterschiedliche Farben hervorgehoben. Diese Farben erleichtern dem Leser eine gezielte Orientierung in den einzelnen Themengebieten. Die sechs Kapitel umfassen folgende Themengebiete: 1. Kapitel „Das Werden des mittelalterlichen Europas“ (lila), 2. Kapitel „Vom Leben im Mittelalter“ (gelb), 3. Kapitel „Miteinander und Gegeneinander im mittelalterlichen Europa“ (grün), 4. Kapitel „Aufbruch in eine neue Zeit“ (dunkelblau), 5. Kapitel „Reformation und Dreißigjähriger Krieg“ (rot) und 6. Kapitel „Wiederholen – Vertiefen – Verknüpfen“ (violett).
Jeder der sechs Blöcke beginnt mit einer Auftaktdoppelseite. Bei fünf der sechs Seiten befindet sich jeweils eine Karte auf der linken Seite, die den Schülerinnen und Schülern eine geografische Orientierung bietet. Außerdem wird anhand eines kurzen Textes und eines einführenden Bildes den Schülerinnen und Schülern ein erster Einblick über die Thematik gegeben. Zusätzlich verfügt jede Auftaktdoppelseite über einen Zeitstrahl. Anhand von kleinen Bildern und kurzen Erläuterungen erhalten die Lernenden auch zeitlich einen groben Überblick über die Geschehnisse der im Folgenden behandelten Themenbereiche. Ziel der Auftaktdoppelseite ist es zudem, die Motivation und Neugier der Schülerinnen und Schüler zu wecken und ihr Interesse für die einzelnen Themengebiete zu gewinnen. Die Auftaktdoppelseiten sind gelungen, da sie durch die Karten, einem passenden Bild und durch den Zahlenstrahl einen schnellen und motivierenden Einstieg in die Thematik bieten. Die Farbwahl ist immer unterschiedlich, was optischer Monotonie entgegenwirkt. Gegen Ende der Kapitel enthält das Schulbuch Abschlussdoppelseiten, in denen die wichtigsten Inhalte noch einmal zusammengefasst werden. Außerdem kann man Rätsel, Spiele usw. finden, die dem kreativen Umgang mit Geschichte dienen.
Darüber hinaus enthält das Buch zwei Projektseiten, in denen die Schülerinnen und Schüler die Regionalgeschichte Bayerns hinterfragen sollen. Bei dem ersten Projekt sollen die Schülerinnen und Schüler „Eine Burgführung vorbereiten“, während sie sich beim zweiten Projekt mit dem „Hohen Friedensfest Augsburg“ befassen und eine Exkursion dorthin planen sollen. Die Projektseiten dienen gleichermaßen zur Motivation der Lernenden wie zur handlungsorientierten Vertiefung eines Themengebietes. Neben den beiden Projektseiten befinden sich noch vier Methodenseiten im Schulbuch. Der am Beginn des Lehrwerks aufgeführte Grundwissenstest wird auf den letzten Seiten aufgelöst und bietet den Schülerinnen und Schülern die richtigen Lösungen an. Am Ende finden sich ein Methodenglossar, ein Verzeichnis der Namen, Sachen und Begriffe, ein Verzeichnis der Textquellen sowie ein Verzeichnis der Bildquellen.
Ein Glossar, das den Lernenden die Möglichkeit bieten würde, bedeutende Grundbegriffe nachzuschlagen, fehlt hingegen. Dies könnte vor allem für schwächere Schülerinnen und Schüler einen Nachteil darstellen, denen einige der verwendeten Grundbegriffe zu Beginn unbekannt sind (z.B. „Investitur“ S. 32). Zwar werden einzelne Fachtermini in den Marginalspalten auf der jeweiligen Seite erklärt und auf den Abschlussseiten und im Verzeichnis mit Seitenangaben wiederum genannt. Eine gebündelte Erklärung der wichtigsten Fachbegriffe in einem Glossar wäre jedoch hilfreich, um auch über den Text hinaus Begriffe nachschlagen zu können.
Didaktische Ansätze
Die Autoren führen den Schülerinnen und Schülern zu Beginn ihr Konzept vor Augen und weisen auf der Seite „So arbeitest du mit diesem Buch“ (S. 6) auf den Aufbau ihres Lehrwerks hin. Diese Seite bringt den Lernenden die einzelnen Symbole, die jeweilige Anordnung der Auftaktdoppelseite usw. näher.
Die verschiedenen Symbole dienen den Schülerinnen und Schülern zur besseren Orientierung. Beispielsweise ist in jeder Themeneinheit ein eigenes Symbol auf der linken Seite oben aufgeführt (z. B. eine Krone, eine Burg, ein Schiff usw.). Darüber hinaus gibt es Symbole für Fragen und Anregungen, Tipps, Begriffserklärungen und Software bzw. Online-Links. Die Unterkapitel der Themeneinheiten vermitteln das nötige Fachwissen, während die Methodenseiten den Schülerinnen und Schülern die richtige Herangehensweise näher bringen möchte. Handlungsorientierte Anregungen erfolgen ebenfalls durch die Methodenseiten, die Projektseiten und – vereinzelt – über die Arbeitsaufträge. Durch die genaue Anleitung der einzelnen Arbeitsschritte und die Übersichtlichkeit auf den Methodenseiten ist es durchaus möglich, dass die Schülerinnen und Schüler diese Aufgaben selbstständig bewältigen können. Die Projektseiten fordern die Lerngruppe dazu auf, außerschulisch handlungsorientiert zu arbeiten, was jedoch problematisch werden könnte, da Vorhaben wie „Hohes Friedensfest Augsburg“(S. 156f.) organisatorisch und zeitlich sehr aufwändig sind.
Autorentext
Die Verfassertexte sind sachlich gehalten und in ihrer einfachen Syntax altersgemäß. Die Inhalte werden vom Verfasser neutral dargestellt, nur selten werden die Schülerinnen und Schüler persönlich angesprochen. Wichtige Fachbegriffe, die sich die Schülerinnen und Schüler merken sollen, werden innerhalb des Textes kursiv hervorgehoben und in der Marginalspalte erklärt. Aus inhaltlicher Perspektive erscheint manches vielleicht zu reduziert. In einigen Texten werden geschichtlich bedeutsame Einzelheiten von Ereignissen nicht genauer erklärt. Ein diesbezügliches Beispiel findet sich auf den Seiten 90, 92 und 94, auf denen der Beginn der Kreuzzüge sowie die Kreuzzüge erwähnt werden, jedoch die Abläufe einzelner Kreuzzüge komplett fehlen.
Quellen und Materialien
Das Buch „Zeitreise 2“ unterscheidet zwischen Quellen und Darstellungen, indem sie jeweils mit Q oder D gekennzeichnet und durchnummeriert werden. Dabei steht das Q für z.B. authentische Bilder und Texte aus der Vergangenheit, während das D für Darstellungstexte, Karten, Statistiken, Diagramme usw. verwendet wird. Das unterscheidet das Lehrwerk von vielen anderen, die Materialien undifferenziert ausschließlich mit „M“ aufführen. Positiv lässt sich darüber hinaus hervorheben, dass z.B. beim Thema Kreuzzüge sowohl arabische als auch christliche Quellen multiperspektivisch gegenübergestellt werden. Somit wird den Schülerinnen und Schülern die Pluralität der Sichtweisen deutlich (siehe S. 93 und 95). Die Quellen und Darstellungen stehen stets in Verbindung mit den Verfassertexten und werden durch verschiedene Aufgabenstellungen verknüpft. Das Verhältnis zwischen dem Autorentext und den aufgenommenen Quellen bzw. Darstellungen ist in dem Lehrwerk sehr ausgewogen. Auf der linken Hälfte einer Doppelseite ist der Verfassertext abgedruckt, während sich auf der rechten Seite Quellen und Darstellungen sowie Arbeitsaufträge befinden.
Methodenkonzept und neue Medien
Die vier Methodenseiten sollen den Schülerinnen und Schülern wichtige Arbeitstechniken vermitteln. Im ersten Band des Schulbuches Zeitreise wurden die Schülerinnen und Schüler in die Methoden „Vom Fund zur Rekonstruktion“, „Ein Schaubild verstehen“, „Schriftliche Quellen auswerten“ und „Geschichtskarten lesen und auswerten“ eingeführt. In dem vorliegenden zweiten Band setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Methoden „Bilder als Geschichtsquellen betrachten“, „Stadtpläne erzählen aus der Geschichte“, „Eine Kurzbiografie schreiben“ und „Eine Pro-Contra-Diskussion führen“ näher auseinander. Zu Beginn weisen diese Methodenseiten kurze einführende Texte auf. Im Anschluss daran werden die einzelnen methodischen Arbeitsschritte genauer erklärt und den Schülerinnen und Schülern Aufgaben gestellt. So wird der didaktisch opportunen Förderung von Kompetenzen Rechnung getragen.
Neben den vier ausgewählten Methoden, in die die Schülerinnen und Schüler eingeführt werden, verfügt das Schulbuch über Software und Online-Links zu verschiedenen Themen. Zusätzlich werden immer wieder Lesetipps für interessante Bücher, die den Lernenden erneut die Möglichkeit zur Themenvertiefung bieten, geliefert.
Aufgabenstellungen
Die Aufgaben, die den Schülerinnen und Schülern in dem Schulbuch gestellt werden, verfolgen das Ziel, die Quellen, Darstellungen und den Verfassertext zu analysieren und den Schülerinnen und Schülern zugängig zu machen. Oft werden sog. Operatoren eingesetzt, beispielsweise sollen die Lernenden „beschreiben“, „vergleichen“, „finden“, „nennen“, „erklären“, „auflisten“, „begründen“, „beurteilen“ usw. Die zu bearbeitenden Aufgaben sind zum Teil auch handlungsorientiert. Die Schülerinnen und Schüler sollen zum Beispiel eine Szene nachspielen, einen Zeitungsartikel verfassen, Radiosprecher spielen oder ihren Heimatort erkunden usw. Weiterhin wird bei der Lösung der Aufgaben des Öfteren auf das Herstellen des Gegenwartsbezugs Wert gelegt. Den Schülerinnen und Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden, damalige geschichtliche Ereignisse mit aktuellen Geschehnissen zu verbinden. Hierdurch wird die Aneignung von ausschließlich trägem Wissen vermieden.
Fachdidaktische Aspekte
Es ist von Bedeutung, dass Quelle und Darstellung unterschieden werden. Auf die multiperspektivischen Anregungen wurde ebenfalls schon hingewiesen. Hinsichtlich der Verwendung von unterschiedlichen Sozialformen bietet das Schulbuch wenig Hinweise oder Aufforderungen, wobei das Nachspielen von Szenen bereits eine Andeutung auf Arbeiten in Gruppen gibt, während andere Arbeiten alleine oder in Partnerarbeit gelöst werden können.
Insgesamt vermittelt das Schulbuch breit angelegtes allgemeines Geschichtswissen, legt aber auch Wert auf Regionalgeschichte.
Fachwissenschaftliche Aspekte
Die wichtigsten Aspekte der Epoche finden sich im Schulbuch wieder. Beispielsweise werden im Mittelalter sowohl einzelne Herrscher, als auch die Gesellschaft und Kultur in den Blick genommen. Ein bedeutender Nachteil des Schulbuches liegt allerdings in der immensen Reduzierung der einzelnen Themen auf die wichtigsten Informationen. Dadurch werden den Schülerinnen und Schülern Details vorenthalten, die für das Verständnis eventuell von Bedeutung sein könnten. Möchte die Lehrkraft ihre Lerngruppe ausreichend über die Themen informieren, muss sie gegebenenfalls auf zusätzliches Material zurückgreifen, was einen Mehraufwand bedeuten kann.
Fazit
Auf den ersten Blick macht das Schulbuch „Zeitreise 2“ einen positiven Eindruck. Es überzeugt durch eine klare Themengliederung, die Auftakt- und Abschlussdoppelseite sowie durch das Heranziehen von PC bzw. Internet durch Online-Links. Auch die Methoden- und Projektseiten bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit vertiefter Beschäftigung und der Ausbildung von Kompetenzen.
Eine Schwäche des Schulbuches stellt vielleicht jedoch die zu starke Reduktion der Themengebiete dar. Sprache und Satzbau der Texte sind für die 7. Klasse angemessen.