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Geschichte, 5./6. Schuljahr, Gymnasium

Geschichte und Geschehen /A

Geschichte und Geschehen /A
Herausgegeben von Sauer, Michael
Erschienen Stuttgart: Klett, 2008
Seitenanzahl 264
ISBN 978-3-12-443010-6
Geeignet für Nordrhein-Westfalen
Rezensiert von Dotschev. Philipp (Wissenschaftler), 1. Januar 2009
Reihe Geschichte und Geschehen

Rezension von Dotschev. Philipp (Wissenschaftler)


Einführung
Mit Beginn des Schuljahrs 2007/08 wurden in Nordrhein-Westfalen auch für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer am Gymnasium die neuen Kerncurricula in Kraft gesetzt. Unter dem Schlagwort Kompetenzorientierung erzwingt der neue Lehrplan für das von neun auf acht Jahre verkürzte Gymnasium eine deutliche Stoffreduktion. Viele Lehrende werden sich vermutlich schwer tun, die damit einhergehende Reduzierung der Unterrichtsstunden im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I um ca. 25 Prozent gut zu heißen.
Trotzdem müssen die an Unterricht Beteiligten auf die veränderte Situation reagieren. Für die Schulbuchverlage bietet dies jedenfalls eine gute Gelegenheit, ein neues Buch auf den Markt zu bringen. Das schülerstärkste Bundesland Nordrhein-Westfalen darf dabei als attraktivster Absatzmarkt gelten. So beeilte sich der Klett-Verlag mit der 2008 erschienenen Neuausgabe seines seit über zwanzig Jahren unter dem Titel „Geschichte und Geschehen“ firmierenden Lehrwerks. Als Herausgeber konnte mit Michael Sauer ein renommierter und praxisorientierter Lehrstuhlinhaber für Geschichtsdidaktik gewonnen werden. Dem Göttinger Didaktiker stand mit Rolf Brütting, Ursula Fries, Martin Krön, Georg Langen, Peter Offergeld, Raimund Schulz, Helge Schröder und Franz-Josef Wallmeier ein erprobtes Team erfahrener Schulbuchautoren zur Seite.

Erste Seite
Der erste Blick beim Öffnen des Buches fällt auf den auf der Innenseite des Einbandes beginnenden und ausklappbaren bebilderten Zeitstrahl. Die rot gefärbte Zeitlinie taucht auch als strukturierendes Element auf jeder Seite des Buches in der Kopfzeile und in ausführlicherer Form zu Beginn jeden Kapitels auf. Leider wird diese gut gemeinte Lernhilfe schwach eingeführt. Als Beispiel seien hier die Daten zur römischen Geschichte genannt, die sich durch Übervereinfachung, willkürliche Auswahl und Sachmängel hervortun: „1 Jh. v. Chr. – Rom wird Kaiserreich. 0 – Die christliche Zeitrechnung beginnt mit dem angenommenen Geburtsjahr von Jesus. 100 n. Chr. – Griechische Kaufleute reisen nach China. 379-395 – Das Christentum wird römische Staatsreligion. 476 – Das Weströmische Reich endet.“ Hier wäre die Nennung von konkreten Namen wie Augustus oder Theodosius auch aus lernpsychologischer Sicht geeigneter gewesen. Außerdem ist es unter Historikern keinesfalls Konsens, in der Chronologie ein Jahr Null zu definieren. Auch das Layout des Zeitstrahls kann aufgrund fehlender Zuordnungen von Bild und Ereignis nicht überzeugen. Vielleicht hätten sich die für die Einbandgestaltung Verantwortlichen im ersten der 13 Methodentrainings, das die Erstellung einer Zeitleiste schülergerecht erklärt, ein paar Anregungen holen sollen. Trotz der genannten Mängel ist die Grundidee, wieder verstärkt ein chronologisches Zusammenhangwissen zu vermitteln, gut zu heißen. Dies wird auch in den Sachkompetenzerwartungen der neuen Richtlinien ausdrücklich gefordert.

Konzeption
Der Band gliedert sich in zehn Kapitel. Auf das fakultative Einführungskapitel folgen zwei durch Randglossen explizit dem Lehrplan-Inhaltsfeld 1 „Frühe Kulturen und erste Hochkulturen“ zugeordnete Lerneinheiten, während sich Kapitel vier und fünf mit den klassischen Themenfeldern „Griechenland“ und „Rom“ beschäftigen. Hätte man den Band nach dem alten Lehrplan gestaltet, wäre nach 142 Seiten Schluss gewesen, womit der Band 60 Seiten dünner als sein Vorgänger geworden wäre. Doch zur Erfüllung der Vorgaben mussten auch noch das Inhaltsfeld 3 „Was die Menschen im Altertum voneinander wussten“ sowie das Inhaltsfeld 4 „Europa im Mittelalter“ in den Anfangsband integriert werden.
Jedes Kapitel wird stets mit einer Orientierungsseite, bestehend aus kurzem Einführungstext mit Leitfragen, Geschichtskarte, Zeitstrahl und Bildern eingeleitet und mit der Doppelseite „Wiederholen und Anwenden“ abgeschlossen. Die oftmals quizartig gestalteten Abschlussseiten weisen jeder Aufgabe den laut Richtlinien zu erwerbenden Kompetenzbereich zu: Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Urteilskompetenz. Nur das Lehrplanstichwort „Handlungskompetenz“ sucht man hier vergeblich. In die Kapitel eingestreut sind die gelb unterlegten Doppelseiten mit den bereits erwähnten Methodentrainings, wie z.B.: „Sachquellen untersuchen“, „Verfassertext auswerten“ oder „Geschichtskarten verstehen“. Herzstück jeden Methodentrainings sind die „Methodischen Arbeitsschritte“, die stets den drei Gliederungspunkten „Beschreiben, Untersuchen, Deuten“ zugeordnet sind und am Schluss des Buches als „Methodenglossar“ noch einmal wiederholt werden.
Die Ausweisung von Methodenseiten gehört mittlerweile zum Schulbuchstandard. Neu ist dagegen die Rubrik: „Geschichte erinnert und gedeutet“, wo etwa am Beispiel der gegenwärtigen Mittelaltermärkte versucht wird, das Konzept Geschichtskultur ins Schulbuch einfließen zu lassen. Ebenfalls innovativ und vor allem auch für den Lehrer nützlich ist die Definition von Operatoren. „Begründe“, „Beschreibe“, „Fasse zusammen“, sind einige von 32 aufgeführten Arbeitsanweisungen, die im Schlussteil erklärt und tatsächlich bei den Aufgabenstellungen im Buch verwendet werden. Jugendgemäße Literaturtipps, eine Anleitung zur Arbeit mit der beigefügten CD und ein ausführliches Register beschließen das Lehrbuch. Erklärungen der historischen Fachbegriffe findet man in dem Register jedoch nicht, da diese in den Texten selbst rot unterlegt und an Ort und Stelle erklärt werden.
Das Layout des Buches steht im Zeichen von Ordnung und Gradlinigkeit. Die Seiten mit den Verfassertexten besitzen relativ breite Randspalten, die zum Teil mit kleineren Abbildungen, Aufgaben oder Begriffserklärungen gefüllt werden. Ein verspieltes Ineinanderfließen von Text und Bild wird aber grundsätzlich vermieden. Die Textblöcke sind engzeilig und mit kleiner Schriftgröße formatiert. Weiteres Merkmal der neuen Sachlichkeit sind die durchgängige Zeilenzählung der Quellentexte und der vergleichsweise ausführliche, wenn auch nicht vollständig vereinheitlichte Zitierstil bei der Quellenangabe, den man sich übrigens auch für die Bildquellen gewünscht hätte. Nicht ganz einleuchtend ist die Aufteilung der Aufgabenstellungen, die zum einen in alphabetischer Ordnung in der Randspalte auftauchen und zum anderen in numerischer Zählung in der Fußzeile; jedoch ohne dass sich die einen von den anderen qualitativ unterscheiden.

Ein Beispielkapitel
Im achten Kapitel, für das Franz-Josef Wallmeier verantwortlich zeichnet, geht es um das Thema „Herrschaft im mittelalterlichen Europa“. Drei (genau genommen sechs) Leitfragen führen ins Thema ein: „Wie kam es, dass ein Frankenkönig Kaiser wurde, und warum wurde später immer der deutsche König Kaiser? Warum krönte der Papst den Kaiser und wie war sein Verhältnis zum Kaiser? Wie regierten die Könige und welche Macht hatten die Fürsten?“ Grundlegenden Sachfragen wurde damit der Vorzug vor übergeordneter Problemorientierung gegeben. Auch die zielführende Auswahl der Bilder und Ereignisdaten auf dem Zeitstrahl unterstreicht die sachliche Tendenz. Es verwundert daher nicht, dass sich auf den folgenden 25 Seiten ein gedrängter und nüchterner Darstellungsstil entfaltet.
Die durch Zwischenüberschriften gegliederten Textblöcke des Darstellungsteils enthalten eine hohe Informationsdichte und daher häufig abstrakte Begriffe. Wirft man einen vergleichenden Blick in den Vorgängerband, so merkt man schnell, dass der Autor seine alten Textbausteine wiederverwendet und alles scheinbar Überflüssige abgeschnitten hat. Durch diese Kürzungen gingen jedoch leider viele der bedeutungsvollen und geschmeidigen Verbindungswörtchen verloren, so dass der verschlankte Verfassertext oftmals wie nacktes Gerippe wirkt. Mag schon Erwachsenen bei diesem Stil die Lesefreude vergehen, so dürfte er umso weniger als schülerfreundlich einzuschätzen sein. Die Nennung bloßer Herrschernamen ohne die mit diesen Personen verbundenen biographischen Erzählungen lässt diese zu inhaltsleeren Variablen herabsinken. Aufgrund des hohen Abstraktionsgrades sinkt der Behaltenswert.
Mehrfach verwendet Wallmeier in Verfassertext und Aufgabenstellungen den Begriff „symbolisch“ und zeigt damit, dass er sich den Trend der zeitgenössischen Mittelalterforschung zu Eigen gemacht hat. Hier hätte noch stärker die Möglichkeit geboten werden können, eine der symbolischen Handlungen (Krönung, Belehnung, Investitur) mit den dazugehörigen Gesten und Formeln in bildhafter Sprache zu beschreiben und damit eine Brücke von den Interessen der Forschung zur Auffassungsgabe des Kindes zu schlagen. Doch ein aufmerksamer Lehrer wird dankbar sein, dass ihm über den Abdruck des Widukind-Berichts von der Königserhebung Ottos oder die Bildersequenz zum Belehnungsakt aus dem Sachsenspiegel die Chance dazu gegeben wird.
Immerhin gelingt es dem Autor, die Inhalte, die sich im Vorgängerband auf acht Untereinheiten verteilten, durch geschickte Umstellungen und Einschübe in nunmehr sechs Einheiten zusammenzufassen, ohne auf zentrale Aussagen, Quellen und Methoden zu verzichten. Bis auf wenige, durch zu starke Verdichtung missverständlich wirkende Passagen, z.B. zum Investiturstreit, ist der Darstellung durchweg ein hohes Maß an sachlicher Korrektheit zu bescheinigen. Die Zusammenstellung von Darstellungstexten, Quellentexten und Abbildungen ist didaktisch durchdacht und stets sinnvoll aufeinander bezogen. Grundsätzlich ist dem Autor auch zuzustimmen, dass das Themenfeld „Herrschaft im mittelalterlichen Europa“ über den von ihm gewählten verfassungsgeschichtlichen Zugriff am sinnvollsten angegangen wird. Ebenso zeugt die Auswahl der Inhalte von solider Fachkenntnis.
Erfreulich ist, dass wichtige Bildquellen, (z.B. S. 172, S. 193) in großzügigem Format wiedergegeben werden, so dass wirklich mit ihnen gearbeitet werden kann. In der Tat beziehen die Aufgabenstellungen die Abbildungen recht sinnvoll mit ein. Die Druckqualität der ganz überwiegend farbigen Abbildungen ist durchweg gut. Gleiches gilt auch für die zahlreich eingebundenen Geschichtskarten. In diesem Kapitel verdient der Bildteil größeres Lob als der Autorentext. Dennoch entsteht unweigerlich der Eindruck, dass die zugehörige Methodenseite „Bilder untersuchen“ zeitweise über das Niveau von Sechstklässlern hinausgeht. Sehr ambitioniert ist auch die fakultative Zusatzmethodenseite „Urkunden auswerten“. Formulierungen wie „Eine allgemeine Begründung der Rechtshandlung leitet über zum Hauptteil, der in der Regel aus der Vorgeschichte, der Rechtshandlung selber und den Strafandrohungen bei Zuwiderhandlung besteht“ (182) beschreiben zwar den Aufbau einer mittelalterlichen Urkunde, sind jedoch von der Lebenswelt eines Elfjährigen recht weit entfernt. Der Arbeitsauftrag „Vergleiche die Übersetzung mit dem [mittellateinischen] Faksimile“ (183) kann im Schulbuch für das erste Lernjahr kaum mehr als eine Fremdheitserfahrung hervorrufen.
Für die Aufgabenstellungen dieses Kapitels gilt neben teilweise zu hohem Anspruch generell, dass sie sehr kopflastig sind. Kognitive, textrezeptive und in Einzelarbeit schriftlich zu lösende Aufgabentypen sind überproportional häufig vertreten. Handlungsorientierte Aufgaben sind rar, Anleitungen zur Partner- oder Gruppenarbeit fehlen völlig. Die handlungsorientiert unterrichtende Lehrkraft kann sich dazu aber Anregungen bei den Autoren der anderen Kapitel holen.

Resümee
Mit dem vorliegenden Lehrwerk hat der Klett-Verlag sehr rasch auf die neuen Richtlinien im Geiste von Kompetenzorientierung und Unterrichtszeitverkürzung reagiert und sich damit seine Marktposition gesichert. Das Buch tritt sowohl optisch als auch inhaltlich in betont sachlichem Gewand auf. Die Beiträge der verschiedenen Autoren, die das Spektrum geschichtlichen Seins von der Altsteinzeit bis zum Spätmittelalter abbilden, zielen auf einen fachwissenschaftlich ausgerichteten Gymnasialunterricht. Herausgeber und Verlag haben das Kunststück fertig gebracht, den allgegenwärtigen Forderungen nach Methodenschulung und moderner Medienbildung bei gleichzeitiger Sachorientierung unter den Bedingungen verkürzter Unterrichtszeit gerecht zu werden. Ein Pluspunkt ist dabei sicherlich die beigefügte CD-ROM, die den Rezeptionsgewohnheiten der meisten Schülerinnen und Schüler entspricht.
Ob sich das Buch bei den Schülerinnen und Schülern hoher Beliebtheit erfreuen wird, muss die Praxis zeigen. Der teilweise abstrakte und hochverdichtete Schreibstil sowie das teilweise hohe Niveau der Arbeitsaufgaben dürfte vor allem disziplinierte und leistungsorientierte Kinder herausfordern, für durchschnittliche Elf- bis Zwölfjährige jedoch bisweilen eine Überforderung darstellen. Hier wäre einigen der Autoren zu wünschen gewesen, noch mehr Mut zur Stoffreduktion aufzubringen und mehr Energie in kindgerechtere Formulierungen zu investieren.
Alles in Allem kann die Einführung der neusten Ausgabe von „Geschichte und Geschehen“ dennoch guten Gewissens empfohlen werden. Der Lehrer erhält ein modernes und fachlich fundiertes Schulbuch, das seinen Platz als Leitmedium des Geschichtsunterrichts behalten wird. Lediglich bei leistungsschwächeren Klassen wird die Lehrkraft das Schulbuchangebot weiter didaktisch reduzieren müssen.

Anhang: Das Schulbuch als Leitmedium im Medienverbund
Klassisch ist die Flankierung des Schülerbuches durch Lehrerband und Schülerarbeitsheft, die auch in diesem Fall erfolgt. Der zugehörige Lehrerband ist bereits erschienen, das Arbeitsheft soll Anfang 2009 erscheinen. Zur neueren Entwicklung gehört die Einbindung der „Neuen Medien“ in den Unterricht, die selbst Kritiker einer fortschreitenden Digitalisierung des Klassenzimmers aufgrund ihrer mittlerweile festen Verankerung in Curricula und Schulprogrammen unterstützen müssen. Der Klett-Verlag hat auf diese Herausforderung zum einen durch die im Lieferumfang enthaltene interaktive Schüler-CD-ROM und zum anderen durch die Einstreuung von Online-Links zu jedem Kapitel reagiert.
Der 160 Seiten starke Lehrerband bietet einen zum Schülerband analogen Kapitelaufbau aus der Feder derselben Autoren. Die zu jedem Kapitel dargelegten Lernziele, die jetzt Kompetenzziele heißen, sind je nach Verfasser recht unterschiedlich formuliert. Die von Michael Sauer verfassten Zielsetzungen zum Einführungskapitel sind eher grundsätzlicher Natur, während die Kompetenzziele des oben besprochenen Beispielkapitels von Wallmeier ganz überwiegend das Erlernen von Sachkenntnissen anführen. Eine explizite Ausweisung von Handlungskompetenzzielen findet man nur äußerst selten. Der gewünschte Service, den der Lehrer zur Erleichterung seiner Unterrichtsvorbereitung erwartet, wird auch geboten. Vor allem die Lösungsvorschläge zu den Aufgaben sowie die Erläuterungen zu den Quellen sind sehr hilfreich. Die Qualität der Tafelbildvorschläge schwankt dagegen je nach Verfasser; diejenigen des Beispielkapitels gehören im Vergleich eher zu den Schwächeren und zeichnen sich durch einfallslose Textanhäufung aus. Man findet zu anderen Kapiteln aber auch nützliche Strukturskizzen und Pfeilschemata. Brauchbare Anregungen kann man sich bei den Vorschlägen für Tests einschließlich der dazugehörigen Erwartungshorizonte holen. Für Lehrer, die einen schulbuchzentrierten Unterricht favorisieren, ist das Lehrerhandbuch auf jeden Fall zu empfehlen.
Die jedem Lehrbuch beigefügte CD-ROM wurde dagegen für den Schülergebrauch konzipiert und von der hannoverschen Software-Firma Kreaktor umgesetzt. Wählt man einen der sechs nach Epochen gegliederten Hauptmenüpunkte an, erhält man Zugriff auf zwei bis neunzehn Arbeitsblätter und Module. Bei den Arbeitsblättern handelt es sich um pdf-Dateien zum Ausdrucken. Die Module, deren wichtigste Textquellen- und Bildquellenmodule sind, ermöglichen handlungs- und produktorientiertes Arbeiten.
Das Textquellenmodul enthält drei Felder: Textvorlage, Kommentarfenster und Texteditor. Mit Hilfe der Funktionsleiste am oberen Rand lassen sich über Anklicken der üblichen Symbole gängiger Textverarbeitungsprogramme Textstellen markieren und gemäß der Aufgabenstellung ins Kommentarfenster kopieren und kommentieren. Zum Verfassen eigener Texte durch die Schülerinnen und Schüler ist das untere Texteditorfenster gedacht.
Ähnlich funktioniert das Methodenmodul Bild, nur dass sich hier mit Hilfe der Basisfunktionen eines Bildbearbeitungsprogramms auch Bildausschnitte bearbeiten und kommentieren lassen. Nur einmal vorhanden ist das Methodenmodul Video, das einen kurzen experimentalarchäologischen Dokumentarfilm zum Bau eines römischen Lagers enthält. Hier lassen sich neben Standbildern auch selbst gewählte Filmsequenzen kommentieren. Will man dieses Modul im Unterricht einsetzen, sollte man sich zuvor vergewissern, dass die Schülerrechner mit Soundkarte und Kopfhörern ausgestattet sind. Diese Methodenmodule sind sicher gut geeignet, um digitale Text- und Bildverarbeitung auch im Geschichtsunterricht einzuüben. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass es außer dem Ausdrucken keine Möglichkeit gibt, Arbeitsergebnisse zu sichern, so dass ein projektartiger Einsatz über mehrere Unterrichtsstunden nicht möglich ist.
Neben den genannten Methodenmodulen gibt es noch verschiedene andere Module, wobei es sich um animierte Bildsequenzen mit Infotexten in Pop-up-Fenstern, dynamische Geschichtskarten, Quizelemente oder um virtuelle Rundgänge handeln kann, die alle einen gewissen Grad an Interaktivität aufweisen. Die kontextsensitive Benutzerführung ist selbsterklärend, die Grafik liebevoll und übersichtlich gestaltet. Bis auf eine Ausnahme sind alle Module didaktisch durchdacht und schülerorientiert konzipiert, so dass selbstständiges Lernen ermöglicht wird. Auf alle Module der CD-ROM wird an der entsprechenden Stelle im Schülerbuch mit einem Piktogramm verwiesen. Die Ausführungen im Lehrerhandbuch zu den CD-Modulen sind aus mediendidaktischer Sicht gesehen jedoch recht dürftig und gehen selten über inhaltliche Kurzbeschreibungen hinaus.
Bei den Online-Materialien, die von der Verlagshomepage heruntergeladen werden können, handelt es sich zum größten Teil um klassische Arbeitsblätter im pdf-Format. Daneben gibt es weiteres, mit Bildern angereichertes Informationsmaterial, Wissenstests und eine Vielzahl an Surftipps. Bei den Wissenstests handelt es sich um für digitale Verhältnisse relativ schlichte Multiple-Choice-Tests zur Datenabfrage, deren Ergebnisauswertung wenig motivierend ist, was übrigens auch für die Quizmodule auf der CD-ROM gilt. Die Arbeitsblätter sind durchdacht gestaltet, so dass sie sich ohne weiteres im Unterricht einsetzen lassen. Die Online-Materialien verteilen sich höchst ungleichmäßig auf die Kapitel. Zum besprochenen Beispielkapitel „Herrschaft im mittelalterlichen Europa“ gibt es nur ein einziges Arbeitsblatt, während es zu den antiken Themen ein überreiches Angebot gibt. Das gilt vor allem für die Surftipps, bei denen es sich um kommentierte Links zu werbefreien Seiten handelt, hinter denen seriöse Institutionen oder engagierte Privatleute stehen. Fast alle Links funktionieren (30.10.2008). Doch nur wenige Verweise führen zu dezidiert kindgerecht gestalteten Seiten. Die Links sind daher eher als Service für die Unterrichtsvorbereitung des Lehrers zu deuten.