Ethik / Philosophie, 5./6. Schuljahr, Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium
Stark in Ethik 5/6
Herausgegeben von | Eichhorn, Frank |
---|---|
Erschienen | Braunschweig: Schroedel, 2016 |
Seitenanzahl | 80 |
ISBN | 978-3-507-32680-4 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen |
Rezensiert von | Dries, Antonia Marie, Frederike Michel und Selin Demirci (Studierende), 24. Oktober 2018 |
Rezension von Dries, Antonia Marie, Frederike Michel und Selin Demirci (Studierende)
Einleitung
Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs in der Sekundarstufe I verabschieden sich die Schülerinnen und Schüler von der Grundschulzeit und finden sich in einer neuen Lernumgebung wieder. Nicht alle Schülerinnen und Schüler haben zuvor Erfahrungen mit dem Ethikunterricht gemacht und nun nicht nur ein neues Fach, sondern mit dem illustrierten Lern- und Arbeitsheft „Stark in … 5/6“ auch eine neue Form von Material vorliegen. Das Lern- und Arbeitsheft „Stark in … 5/6“ erweckt auf den ersten Blick große Hoffnungen, hier hervorragend eine Brückenfunktion für alle Schülerinnen und Schüler zu erfüllen, unabhängig davon, ob sie vorher bereits Ethikunterricht hatten oder nicht. Dies klingt fast zu schön, um wahr zu sein, und bedarf eines weiteren Blicks auf unser neugewonnenes Lernmaterial, um dies zu überprüfen. Die Rubrik Arbeitsheft finden wir bislang durchaus im Fremdsprachenunterricht vor, doch wie sinnvoll ist es, ein Arbeitsheft im Ethikunterricht zu verwenden?
Konzept und Aufbau
Das Konzept des Arbeitsheftes fällt dem Leser sofort ins Auge. Durch das illustrierte und farbenfrohe Cover werden Reize angesprochen und Interesse geweckt. Öffnet der/die LeserIn die erste Seite, wird man mit einem Vorwort begrüßt und erhält somit unverzüglich eine Anleitung sowohl zum Umgang mit dem Heft im Allgemeinen als auch mit den Aufgaben im Besonderen. Alle Aufgaben weisen Differenzierungs-Symbole auf, welche im Vorwort in einer Art Legende erläutert werden und das Verständnis sowie die Bearbeitung von Aufgabenstellungen erleichtern.
Das Lern- und Arbeitsheft ist spielerisch gestaltet und enthält trotzdem genau die richtige Menge an Ernsthaftigkeit. Außerdem zeichnet es sich durch einen logischen Aufbau aus, welcher didaktisch-methodisch an die Grundlagen Schülerorientierung, Handlungsorientierung und Wissenschaftsorientierung der Lehrpläne anknüpft.
Das Arbeitsheft ist in acht Kapitel gegliedert, wobei jedes über eine informative Deckblattseite eingeleitet und mit einer Kompaktseite abgeschlossen wird. Charakteristisch für die Deckblätter sind die Bebilderung und die praxisbezogenen Denkanstöße. Die Kompaktseiten am Ende eines Themas sind farblich abgegrenzt und variabel gestaltet, so dass sie der Sicherung der wichtigsten Inhalte dienen und Transparenz schaffen.
„Jeder Mensch ist einzigartig“ stellt das einleitende Kapitel dar, gefolgt von „So viele Gefühle!“ und „Gemeinschaft erleben“. Mit dem Thema „Freundschaft“ als viertem Themenfeld kann die Klasse 5 abgeschlossen und mit „Gutes Handeln – was heißt das überhaupt?“ in der darauffolgenden Jahrgangsstufe 6 weitergearbeitet werden. Diesem Kapitel schließen sich „Vielfalt der Religionen“ und „Natur und Technik“ an, zum Abschluss greift das Lern- und Arbeitsheft das Themenfeld „Alle nutzen Medien“ auf. Im Durchschnitt haben die Kapitel neun Seiten, auf denen dank abwechslungsreicher Operatoren die Herangehensweise und Bearbeitung der Aufgaben variiert. Die ersten vier Kapitel beschäftigen sich mit dem eigenen Individuum und dem Miteinander, wohingegen sich die letzten vier mit komplexeren gesellschaftlichen Themen (Handeln, Religionen, Umwelt und Medien) auseinandersetzen.
Umsetzung
Wie setzt „Stark in Ethik…5/6“ sein Konzept um? Das Deckblatt leitet über die Aktivierung von Vorwissen und kurze Arbeitsaufträge in die folgende Thematik ein und weckt das Interesse der Schülerinnen und Schüler. Durch den orangenen Hintergrund ist diese Seite leicht zu erkennen und schafft Struktur. Doch nicht nur das Deckblatt ist gut durchdacht gestaltet, sondern auch die einzelnen Kapitel. Diese beweisen mit einer modernen Gestaltung durch Farben und Aufgaben, welche die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler miteinbeziehen, dass das Lern- und Arbeitsheft sich um Längen von herkömmlichen Ethikbüchern absetzt.
Das erste Kapitel „Jeder Mensch ist einzigartig“ bietet die perfekte Vorlage für den Einstieg in eine neue Klasse, sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkraft. Es beginnt mit der Gestaltung eines eigenen Steckbriefes, die Schülerinnen und Schüler bekommen die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen und vorzustellen. Die Lehrkraft erhält durch das Lehrmaterial die Möglichkeit, die Vorstellung der neuen Lerngruppe in den Unterricht miteinzubeziehen. Eine gute Lernatmosphäre setzt voraus, dass die Lehrkraft viel über die Schülerinnen und Schüler weiß und sich für die eigenen Schülerinnen und Schüler interessiert. Besonders für Berufseinsteiger bietet „Stark in…5/6“ hierzu eine hilfreiche Vorlage.
Hervorzuheben ist dabei, dass das Lern- und Arbeitsheft keine Stereotypen verwendet. Die Bilder, Namen und Beispiele sind sehr vielfältig und zeigen stets Schülerinnen und Schüler, die verschiedene ethnische Abstammungen haben und unterschiedlichen Nationalitäten zugehören. Es wird weiterhin kein Geschlecht überpräsentiert. Dies ist ein sehr relevanter Aspekt, der leider noch viel zu häufig unbedacht bleibt. Die Repräsentation von vielgestaltigen Gruppen spielt eine große Rolle für das Lernklima im Klassenraum. Finden Schülerinnen und Schüler sich in ihrem Lernmaterial in zufriedenstellender Art und Weise wieder, wirkt sich dies positiv auf ihr Selbstwertgefühl aus. Sie können sich identifizieren und dies bringt den Ethikunterricht voran.
Wenn es um die Aufgabenstellungen geht, können durchaus Kritikpunkte benannt werden. Es gibt wenig bis gar keine Differenzierung für die formulierten Aufgabenstellungen, was bei leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern zu Langeweile führen könnte. Hier kann sich die Lehrkraft nicht nur auf das Lehrmaterial in Form des Lern- und Arbeitsheftes beziehen und müsste schriftliche wie mündliche Aufgaben bei Bedarf variieren und angemessen umfunktionieren. Der Lehrkraft sollte dies stets im Hinterkopf behalten.
Am Ende jeden Kapitels findet sich eine Kompaktseite. Diese ist durch ihre auffällige lilafarbene Gestaltung ein guter Abschluss und bietet eine Ergebnissicherung. Was manch einem fehlen könnte, ist ein Lexikon am Ende eines Kapitels oder des Lern- und Arbeitsheftes, was den roten Faden unterstützen würde, welcher sich konstant durch das Lern- und Arbeitsheft zieht.
Schwerpunkt Methodenkompetenz
Im Anschluss an das Vorwort wird die Methodenvielfalt anhand von kleinen Symbolen vorgestellt und erklärt. Neben dem dargestellten Differenzierungs-Symbol wird den Schülerinnen und Schülern durch einen Operator die Aufgabe nochmals genauer beschrieben. Somit erhalten die Schülerinnen und Schülern Transparenz und Missverständnisse können vermieden werden.
So leiten unter anderem Stift, Hand und Auge unmissverständlich zum schriftlichen Formulieren, Gestalten oder eine eigene Meinung bilden ein und darüber hinaus werden den Schülerinnen und Schülern weitere Methoden wie die Arbeit mit dem Computer, das Finden von Informationen außerhalb des Klassenraums oder Rollenspiele nähergebracht, welche mit den Symbolen Computer, Fußspuren und Masken gekennzeichnet sind. Außerdem werden sowohl Partner- als auch Gruppenarbeit über entsprechende Symbole gefordert und gefördert sowie mit Sprechblasen und Ausrufe/Fragezeichen zu Diskussionen angeregt.
Dabei variieren die Aufgabenstellungen, so dass die verschiedenen Methoden einerseits den Lebensweltbezug suchen (Beispiel S. 11 „Mal ehrlich: Konntest du gut mit Lob und Kritik umgehen. Berichte.“), die eigenen Freizeitmöglichkeiten thematisieren (S. 78) und andererseits die Schülerinnen und Schüler über Mediensteckbriefe (S.72) zur Reflexion des eigenen Umgangs mit Medien anregen. Trotz Vorgabe der jeweiligen Methode zur Bearbeitung der Aufgabe ist es der Lehrkraft überlassen, ob Zugänge oder Erarbeitungsphasen abgewandelt oder an das Kompetenzniveau der Lerngruppe angepasst werden.
Durch die Methodenvielfalt setzen sich die Schülerinnen und Schüler nicht nur mit der Aufgabe an sich auseinander, sondern auch mit der eigenen Person, mit den Klassenkameraden und der Umwelt. Somit sorgt das Lern- und Arbeitsheft für einen spannenden, abwechslungsreichen und doch zugleich inhaltlich wertvollen Unterricht. Das weit gefächerte Methodenspektrum trägt daher sowohl zum strukturierten, selbstständigen und organisierten Arbeiten als auch zu einem sehr anschaulichen und motivierenden Unterricht bei. Insgesamt zeichnet sich dieses Arbeitsheft dadurch aus, dass die Wissensvermittlung nicht ausschließlich über Text- und Bildmaterial gegeben wird, sondern die Aufgabenstellungen orientieren sich daran, dass die Schülerinnen und Schüler eigene Erfahrungen sammeln können.
Fazit
Das Lern- und Arbeitsheft „Stark in…5/6“ hinterlässt einen positiven Eindruck. Der Aufbau und die Struktur weisen einen roten Faden auf, der sich in allen Themenbereichen wiederfinden lässt. Zunächst fällt das wesentlich leichtere und handlichere Format auf, das im Vergleich zu herkömmlichen Schul- und Ethikbüchern seltener vorzufinden ist. Was besonders für die Verwendung des Lern- und Arbeitsheftes spricht, ist der große Aktualitätsbezug sowie die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, ihre eigene Persönlichkeit, Vorstellungen und Meinungen vertreten zu können. Ethische Themenfelder können auf das eigene Individuum und den Umgang in der Gesellschaft übertragen werden.
Zudem weist das Lern- und Arbeitsheft eine große Methodenvielfalt und –variation auf, die an Klasse und Lernniveau angepasst werden können. Aufgabenstellungen sind deutlich formuliert und durch ein Differenzierungs-Symbol gekennzeichnet, somit werden Unklarheiten ausgeschlossen und Transparenz geschaffen.
„Stark in…5/6“ bietet besonders für BerufseinsteigerInnen eine hilfreiche Unterstützung, jedoch ist zu vermerken, dass es nicht als einziges Unterrichtswerkzeug genutzt werden sollte, da manche Themenbereiche je nach Lernniveau einer detaillierteren Bearbeitung bedürfen. Lernziele sollten vor jeder Unterrichtsstunde von der Lehrkraft festgehalten werden, so wird eine sinnvolle Einbindung des Lern- und Arbeitsheftes gewährleistet.
Durch die Umsetzung der genannten Aspekte wird der Ethikunterricht zu einem aufregenden und lebensweltbezogenen Fach, bei dem Lehrkraft sowie Schülerinnen und Schüler voneinander profitieren können.