Geschichte, 7./8. Schuljahr, Gymnasium
Das waren Zeiten 2
Herausgegeben von | Brückner, Dieter und Harald Focke |
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Erschienen | Bamberg: C. C. Buchner, 2010 |
Seitenanzahl | 216 |
ISBN | 978-3-7661-4482-9 |
Geeignet für | Schleswig-Holstein |
Rezensiert von | Eltut, Türkan und Manuela Struve (Studierende), 13. Dezember 2010 |
Projekt | Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sommersemester 2010 |
Rezension von Eltut, Türkan und Manuela Struve (Studierende)
Von der Hansezeit bis zur Industrialisierung
Das Schulbuch der Reihe „Das waren Zeiten“ ist ein Arbeitsbuch für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I an Gymnasien, das die Zeit vom Spätmittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts thematisiert. In Zusammenarbeit mit fünf weiteren Autoren haben die Gymnasiallehrer Dieter Brückner und Harald Focke das Schulbuch im C.C. Buchner Verlag herausgegeben, welches die Anforderungen des Lehrplans des Bundeslandes Schleswig- Holstein erfüllt. Gegebenfalls kann die Arbeit mit dem Schulbuch durch zusätzliche Begleitmaterealien ergänzt werden, die ebenfalls unter gleichem Obertitel bei C.C. Buchner erschienen sind.
Konzeption und Inhalt
Die Herausgeber haben sich zum Ziel gesetzt, ein den Richtlinien des Instituts für Qualitätssicherung in Schleswig-Holstein entsprechendes Unterrichtswerk zusammen zu stellen, das eine „schülergemäße Grundlage“ für einen „modernen Geschichtsunterricht“ bietet. Die Zielsetzung des Schulbuches ist es, einen „Beitrag zur gesellschaftlichen Grundbildung“ zu leisten und das „historische Interesse“ der Schülerinnen und Schüler zu fördern, so die Autoren selbst in ihrem Beitrag zur Konzeption des Buches. Als weiteren wichtigen Punkt legen die Autoren den Fokus auf kompetenzorientiertes Arbeiten.
Es lässt sich eine klare Gliederung des Werkes erkennen. Farblich unterlegt, findet man sich wiederholende Muster, die das Lernen unterstützen und vereinfachen sollen. So kennzeichnet etwa die Farbe Lila den Beginn eines neuen Kapitels, das jeweils mit einer Auftaktdoppelseite eingeleitet wird. Die Seite ist stets großzügig illustriert und mit einem fiktiven Erzähltext versehen. Dieser narrative Teil ermöglicht durch seine lebendige und leicht verständliche Erzählform besonders gut, dass die Schülerinnen und Schüler einen Zugang zur jeweiligen Epoche finden. Mit der Farbe Grün sind in jedem Kapitel mehrere Lerntipps unterlegt, die das eigenständige Lernen und die Methodenkompetenz fördern sollen. Die Farbe Blau signalisiert Projektanregungen zu vielseitigen Themen mit begleitenden Materialien. Die farblichen Markierungen werden auch am Anfang des Buches in einer klaren und verständlichen Anweisung zur Handhabung erklärt, so dass es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht wird, sinnvoll mit dem Buch zu arbeiten (S. 5).
Am Ende eines jeden Kapitels gibt es unter dem Titel „Was war wichtig“ eine doppelseitige Zusammenfassung der wichtigsten Fakten, Daten und Begriffe über das vorangegangene Thema. In einem Merkkästchen werden die wichtigsten Daten zusammengefasst und noch einmal mit Hilfe eines Zeitstrahls visualisiert. Des Weiteren werden wichtige Begriffe und Personen glossarartig vorgestellt. Diese werden in einem kurzen, zusammenfassenden Verfassertext wieder aufgegriffen und in Beziehung zueinander gesetzt. Ebenfalls werden auf dieser Seite Lese-, Exkursions- und Internettipps gegeben, die zum eigenständigen Weiterarbeiten anregen sollen. Zusätzlich werden in einer grün abgehobenen Spalte kompetenzorientierte Impulse gegeben. So sollen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise auf Spurensuche gehen, in dem sie historische Zeugnisse wie alte Straßen oder Kirchen in ihrer Umgebungen suchen, wodurch sie ihre Methodenkompetenz schulen sollen (S. 51).
Im Anhang befindet sich unter „Wo steht was?“ ein Stichwortregister und unter „Wer steht wo?“ ein Namensregister. Außerdem gibt es ein Abkürzungsverzeichnis und zu jedem Kapitel sinnvolle Lesetipps zu aktuellen Jugendbüchern mit historischen Inhalten.
Das Buch ist in fünf Einheiten untergliedert, vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit: „Neues Denken – neue Welten“, „Kampf um den Glauben?“, „Absolutismus und Aufklärung“, „Das Zeitalter der bürgerlichen Revolutionen“, „Industrielle Revolution und Soziale Frage“. Klare Überschriften untergliedern die Themen in Teilgebiete, die dann wieder in kleinere Einheiten unterteilt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Doppelseite im ersten Kapitel zum Thema „Leben und Arbeiten hinter Stadtmauern“. Nach den sozialen Aspekten wird dieser Themenkomplex in kleinere Unterthemen, wie „Randgruppen“ oder „die jüdische Minderheit“ strukturiert (S. 14). Dies geschieht sinnvoll und unterstützt die einfache Handhabung des Buches.
Problematisch hingegen ist die Markierung der Materialien. An diversen Stellen wird nicht deutlich, auf welches Material sich die Kommentare beziehen, die den Materialien erläuternd beiseite gestellt werden (u.a. S. 22). So ist es zum Teil sehr schwierig, die Materialien richtig einzuordnen, was allein schon aus wissenschaftlichen Gründen ein großer Kritikpunkt ist, denn es sollte immer nachvollziehbar sein, woher das Material stammt und in welchem Kontext es zum jeweiligen Thema steht.
Quellen und Darstellungen
Völlig gleich an welcher Stelle man das Schulbuch aufschlägt, muss einem sein Quellen- und Bilderreichtum auffallen. Auf jeder Seite findet man mindestens zwei Darstellungen, beispielsweise Fotografien, Gemälde, Kupferstiche, Karikaturen und Schemen. Größtes Manko hierbei ist, dass einige dieser Darstellungen unverbunden auf der Seite stehen, ohne dass etwa in der Aufgabenstellung auf sie Bezug genommen wird (u.a. Bild 2, S. 32). So muss der Sinn dieser Darstellungen hinterfragt werden. Häufig besitzen sie allein einen illustrativen Charakter. Es wäre dem Buch zugutegekommen, wenn man auf einige Bebilderungen verzichtet und somit die Gefahr umgangen hätte, dass die Schülerinnen und Schüler von der Menge der Bilder überfordert werden. Es stellt sich die Frage, ob man stattdessen mehr Text oder andere Informationen hätte verwenden sollen.
Dennoch sind die Darstellungen meist treffend gewählt. Es finden sich stets, dem Thema entsprechend, die meist rezipierten Bilder jeder Epochen, wenn auch manchmal die Qualität der Darstellungen etwas zu wünschen übrig lässt. So kann man etwa auf der Fotografie des Modells einer Stadt (S. 8) sehr wenig erkennen, gleiches gilt auch für einen Kupferstich (M4, S. 85).
Die schriftlichen Quellen sind meist kurz und treffend ausgewählt. Mit mindestens drei Quellen pro Doppelseite sind auch sie recht vielfältig, und tragen zur Multiperspektivität bei. Meist wurden mehrere Quellen zu einem Thema ausgewählt, die verschiedene Standpunkte und Betrachtungswinkel widerspiegeln. Außerdem werden die Schülerinnen und Schüler so schon in jungem Alter an das herangeführt, worauf die Geschichte zu großen Teilen fußt, nämlich die Quellen. Viele der Quellen sind gekürzt, sodass sie genau auf das jeweilige Thema und den zugehörigen Verfassertext passen. Leider ist nicht ersichtlich, in welchem Ausmaße gekürzt wurde und wie sinnentfremdet die Quelle dadurch wird. Auch hier besteht die Gefahr, dass die gekürzten Quellen allein illustrativen Zwecken dienen, da mit ihnen eine eigene Analyse- und Interpretationsleistung nicht möglich bzw. nötig ist.
Fachwissenschaftliche Kriterien
Fachwissenschaftlich lassen sich keine Mängel erkennen. Der aktuelle Forschungsstand ist berücksichtigt. Perspektivenvielzahl wird besonders durch die Projekteinheiten geschaffen, welche unterschiedliche Aspekte, wie Frauen, Kinder, Regional-, Kultur- und Europageschichte behandeln.
Was den Themenbereich „Frauen“ betrifft, wird das Leben von Dienstmädchen zur Zeit der Industriellen Revolution dargestellt (S. 198). Im gleichen Kontext wird das Lehrplanquerschnittsthema „Kindheit“ durch das Thema „Kinderarbeit“ abgedeckt (S. 197). Das Projekt zum „Schleswig-Holstein Lied“ und seiner Entstehung stellt ein regionalgeschichtlichen Bezug her (S. 150). Genauso wird mit einem Lied aus der Französischen Revolution Europageschichte vermittelt, wobei sich die Möglichkeit anbietet, fächerübergreifend zu arbeiten (S. 123).
Didaktik und Methodik
Der Sprachstil der Verfassertexte wird dominiert von Nominalsätzen. Dies mag der Forderung nach Knappheit geschuldet sein, erschwert das Verständnis des Inhaltes für die Schülerinnen und Schüler aber ungemein. Ein Beispiel: „Die Stadtherren setzten zunächst Burggrafen und Stadtvögte für die Verwaltung ein.“ (S. 12) Wenn den Schülerinnen und Schülern der siebten Klasse nun eines dieser Nomen nicht völlig klar ist, ist sogleich das Verständnis des gesamten Satzes gefährdet. Begriffe werden zum Teil eingeführt, ohne dass sie näher erläutert werden. Was genau ist beispielsweise ein Vogt? Was sind die Aufgaben eines Burggrafen? Und wer ist eigentlich der Stadtherr? Von einer genauen Vorstellung des formelhaften Begriffes „Verwaltung“ ganz zu schweigen. So werden die Schülerinnen und Schüler zum Teil mit einer Vielzahl von Begriffen überflutet, die sie in der siebten Klasse wohl kaum schon genau einordnen können. Zudem haben die Autorentexte teilweise eine sehr hohe Informationsdichte. Es wäre besser gewesen, die Informationen auf mehr Text zu verteilen und die Texte dadurch zu entzerren und sie für die Schülerinnen und Schüler leichter lesbar und zugänglicher zu machen. Somit sind Sprachstil und der Informationsgehalt der Texte durchaus für die vorgesehene Altersklasse als schwierig zu bewerten.
Die Aufgabenstellungen arbeiten sehr gezielt mit den Operatoren, wodurch die Anforderungen sehr klar und nachvollziehbar sind. Sie reichen von „beschreibe“ bis hin zu „vergleiche“ und regen zusätzlich zu eigenständiger, kreativer Arbeit an. Positiv zu erwähnen ist, dass häufig gefordert wird, dass die Schülerinnen und Schüler sich in bestimmte Rollen versetzten und die Sichtweisen historischer Persönlichkeiten einnehmen sollen (z.B. S. 95).
Auf den Doppelseiten am Anfang und am Ende des Buches werden die Kompetenzen eingeführt. Dabei wird neben den vier Basiskompetenzen besonders auf die „historischen Kompetenzen“ eingegangen, bei denen es sich um speziell auf das historische Lernen ausgerichtete Kompetenzen handelt, wie etwa „Quellen untersuchen“ oder „Perspektiven erkennen“. Die Schülerinnen und Schüler werden angeleitet, wie sie beispielsweise einen „Experten befragen“. Sehr deutlich und für die Schülerinnen und Schüler verständlich wird erklärt, welche Kompetenzanforderungen an sie gestellt werden. So wird etwa unter der Kompetenz „Diagramme deuten“ zum einen erläutert, welche Formen von Diagrammen es gibt und zum anderen auch erklärt, wie die Schülerinnen und Schüler mit diesen umgehen, und sie auswerten können. Die Kompetenzen werden dann auch im Buch selbst eingehalten und im Rahmen der „Was war wichtig“-Seiten wiederholt aufgegriffen.
Fazit
„Das waren Zeiten 2“ ist ein praktisches und übersichtliches Schulbuch, welches mit viel Aufwand versucht, die Schülerinnen und Schüler für Geschichte zu interessieren und darauf zielt, kompetenz- und problemorientierten Unterricht zu unterstützen. Dabei erreicht das Buch diese Zielsetzung zumeist, schießt gelegentlich aber auch über dieses Ziel hinaus. An einigen Stellen findet es z.B. nicht das richtige Maß zwischen Text und Bild und stellt zum Teil überhöhte Erwartungen an die Schülerinnen und Schüler. Viele Details hätte man hier schülerfreundlicher gestalten können. Gut gelungen sind hingegen die Ansätze, in denen versucht wird, die Schülerinnen und Schüler für Geschichte zu sensibilisieren, die durchgehend und auf mehreren Ebenen zu erkennen sind. Gelegentlich lassen sich aber leider auch Mängel erkennen, z.B. was das wissenschaftliche Arbeiten angeht. Unklarheiten in der Markierung der Quellen und Materialien, sowie das undurchsichtige Kürzen der Quellen wirken wenig wissenschaftlich. Dennoch ist „Das waren Zeiten 2“ ein klar gegliedertes und informatives Geschichtsbuch, das jedem Schüler ermöglicht, damit zu arbeiten und einen guten Einblick in die jeweiligen Themen zu erhalten. Es ist somit durchaus zu empfehlen, auch wenn es, unserer Meinung nach, für die zweite Auflage einiges zu verbessern gilt.