Sachkunde, Grundschule
Pusteblume 1/2
Herausgegeben von | Kraft, Dieter |
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Erschienen | Braunschweig: Schroedel, 2008 |
Seitenanzahl | 168 |
ISBN | 978-3-507-46781-1 |
Geeignet für | Berlin, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Thüringen |
Rezensiert von | Gosemärker, Eva (Studentin), 2. Oktober 2012 |
Projekt | TU Dortmund, Wintersemester 2011/12, Schulbücher für den Sachunterricht |
Rezension von Gosemärker, Eva (Studentin)
Einleitung
Das Buch „Pusteblume 1 und 2", erschienen 2010 im Schroedel Verlag, ist ein eigen-ständiges Arbeitsbuch für den Sachunterricht der Grundschulklassen 1 und 2. Das Arbeitsbuch erstreckt sich auf 167 Seiten, die sich in fünf Themengebiete unterteilen. Folgende Themengebiete werden im Arbeitsbuch behandelt: Zeit, Natur, Technik, Raum und Gesellschaft. Diese Themengebiete entsprechen dem Perspektivrahmen des Sachunterrichts der Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts, kurz GDSU. Das Themengebiet „Zeit" beinhaltet 27 Seiten, der Bereich „Natur" erstreckt sich auf 67 Seiten, der Bereich „Technik" umfasst 19 Seiten, das größte Themengebiet „Raum" enthält 29 Seiten und das kleinste Themengebiet „Gesellschaft" erstreckt sich auf über 17 Seiten.
Aufbau/Struktur
Jedem Themengebiet ist eine Farbe zugeordnet, die den Schülerinnen und Schülern zur Orientierung dienen soll. Die unteren Seitenränder des jeweiligen Kapitels sind dementsprechend farblich markiert. Im Schlussteil des Arbeitsbuches ist auf zwei Seiten eine Möglichkeit zur Selbsteinschätzung des eigenen Lernstands gegeben. Die SchülerInnen können dort ihren Lern- und Wissensstand einschätzen und bewerten. Zusätzlich enthält der Schlussteil eine Ergänzung der Themengebiete mit weiterführenden Falt- und Ausschneidematerialien, die sich auf bestimmte Aufgabenstellungen aus den fünf verschiedenen Themengebieten beziehen.
Zur Beschaffenheit des Buches ist zu erwähnen, dass der Buchdeckel aus einem dünnen Pappmaterial besteht und somit einen instabilen Eindruck macht. Er lässt sich problemlos knicken, was einerseits in Bezug auf mögliche Verschleißerscheinungen ein Kritikpunkt ist. Schließlich ist die Nutzung des Buches für einen Zeitraum von zwei Schuljahren gedacht. Dieser Aspekt lässt sich aber andererseits auch positiv auslegen, da das Buch im Transport leichter ist und weniger Platz in der Schultasche einnimmt.
Die Buchseiten haben DIN-A4-Größe und sind seitlich perforiert. Geht man davon aus, dass die Bücher als Ganzes in den Händen der Schüler sind, eignet sich die Perforierung, um ein leichtes Abtrennen der Seiten aus dem Buch zu ermöglichen. Die Buchseiten sind gelocht, so haben die Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, die Seiten einzeln abzuheften. Sind die Bücher in Schülerhand, stellt sich jedoch die Frage, ob sich Handhabbarkeit und Beschaffenheit des Buches für die Nutzungsdauer von zwei Schuljahren eignet oder ob nicht einzelne Blätter einmal versehentlich ausgerissen werden oder gar verloren gehen.
Die Aufmachung des Arbeitsbuches „Pusteblume 1 und 2" ist bunt, übersichtlich und ansprechend gestaltet. Das Cover des Buches ist hauptsächlich in der auffälligen, aber geschlechtsneutralen Farbe Gelb, gestaltet. Das Buch enthält viele Bilder, Zeichnungen und kleine Informationstexte. Verwaltet die Lehrperson die Arbeitsbücher als Ganzes, besteht die Möglichkeit Seiten aus dem Arbeitsbuch abzutrennen. Die Lehrperson kann bestimmte Seiten, mit denen die SchülerInnen gerade arbeiten sollen, verteilen. Das kann ein Vorteil für den Arbeitsablauf der Schüler sein. So arbeiten die SchülerInnen konzentriert und lassen sich nicht durch unnötiges Umblättern und Suchen nach der passenden Seite im Buch ablenken. Nachteilig ist es, wenn die Bücher in der Hand der Lehrperson sind und diese einzelne Blätter verteilt, sodass die Blätter ungeordnet abgeheftet werden oder verloren gehen können.
Exemplarische Analyse des Thermenbereiches Gesellschaft Im Folgenden soll speziell ein Themenbereich aus der „Pusteblume 1 und 2" sowohl formal als auch inhaltlich näher vorgestellt werden. Schwerpunkt der Analyse wird der Themenbereich „Gesellschaft" sein, den wir hinsichtlich der Inhalte des Perspektivrahmens Sachunterricht betrachten. Dieser Themenbereich enthält, wie im Perspektivrahmen erwünscht, sowohl inhaltsbezogene Kompetenzen (Fachinhalte), sowie auch prozessbezogene Kompetenzen (Methoden- und Handlungskompetenz).
Die Einführung des Themenbereichs „Gesellschaft" beginnt mit dem Thema: „In der Schule". Dieses Thema eignet sich idealerweise für die Schulanfangsphase. Die Kinder lernen mithilfe eines großen Posters die Institution Schule mit dem dazugehörigen Schulgelände, welches hier beispielhaft darstellt wird, näher kennen. Auf dem Poster sind verschiedene Räume abgebildet, die man in der Schule finden kann, wie z. B. der Musikraum, die Sporthalle, die Klassenzimmer, die Kantine, der Erste-Hilfe-Raum usw. Auf der folgenden Seite findet sich eine Aufgabenstellung, die sich auf das Poster auf der vorherigen Seite bezieht. Sie sollen die abgebildeten Raumbilder dem Poster zuordnen können und dementsprechend ausmalen. Insbesondere bei dieser Aufgabe ist es für Kinder umständlich, zwischen dem Poster und den zugehörigen Aufgaben hin und her zu blättern. Das Poster und die Aufgaben befinden sich auf einem Blatt, jeweils auf der Vorder- und Rückseite. So lässt sich die Aufgabe nur umständlich bearbeiten. In der zweiten Aufgabe werden die Schüler aufgefordert, die Raumnummern in leere Kästchen einzutragen. Die Aufgaben sollen dazu dienen, die einzelnen Räume der Schule und damit verbundene Handlungsräume kennen zu lernen und im Unterricht oder als Hausaufgabe erste Erfahrungen mit Schriftzeichen zu sammeln. Jedoch ist diese Aufgabe wenig sinnvoll, da Raumnummern in Schulen variieren und Handlungsabläufe innerhalb der Räume nicht thematisiert werden. Die Formulierungen der zugehörigen Arbeitsaufträge sind kurz und verständlich. Auch wenn die Schüler die Aufgabe noch nicht eigenständig lesen können, können sie anhand der Aufmachung der Seite erahnen, was erwartet wird. Lehrer und Eltern wissen aufgrund der übersichtlichen Arbeitsaufträge, wie das Kind arbeiten soll und können entsprechend Hilfestellung leisten.
Das nächste Thema im Bereich Gesellschaft heißt „Ich und Du". Dieses Thema dient der Selbstreflektion und Bewusstmachung individueller Merkmale des jeweiligen Kindes als Person und als Teil der Gesellschaft, verglichen mit denen der Mitschüler. Die Einschulung und damit der Beginn eines neuen Lebensabschnitts steht im Vordergrund. Es geht darum, die Klassengemeinschaft kennenzulernen und seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Das Blatt enthält auf den ersten Blick keine direkte Aufgabenstellung. Die Gestaltung des Blattes soll selbsterklärend sein. Als Hilfestellung und Orientierung für Lehrer und Eltern ist auf dem unteren Blattrand die Aufgabe kleingedruckt abgebildet. Die Aufgaben in diesem Bereich zielen auf den im Perspektivrahmen auf Seite 11 unter Punkt 8 angegebenen Aspekt „kulturelle und psychische Verschiedenheit".
Dem Thema „Ich und Du" folgt das Thema „In der Familie", welches sich für beide Jahrgangstufen der Schuleingangsphase, 1 und 2, eignet. Einige Aufgaben sind mit Schreibaufwand verbunden. Es geht in den Aufgaben darum, sich als Familienmitglied zu reflektieren und sich der Rollen, sowie anfallenden Aufgaben im Haushalt bewusst zu werden. Dafür soll das Kind einen Haushaltsplan erstellen und ggf. überlegen, wie es sich in den familiären Haushalt einbringen kann. Was kann ich als Kind schon? Wie kann ich helfen? Die Aufgaben zum Thema nehmen ebenfalls Bezug auf die im Perspektivrahmen Sachunterricht angesprochenen Aspekte. Dort wird auf Seite 10 unter der Sozial- und kulturwissenschaftlichen in Perspektive der Punkt 1 „Institution Familie", „Reflektion eigener Erfahrung" und die der „sozialen Probleme" angesprochen.
Das vierte Thema im Bereich „Gesellschaft" behandelt das „Richtige Verhalten in der Schule". Dieses Thema ist relevant für den Schulanfang. Die Schülerinnen und Schüler sollen Klassenregeln kennenlernen und somit auch soziale Kompetenzen erwerben, um die Atmosphäre innerhalb der Klassengemeinschaft angenehm zu gestalten. In der jeweiligen Aufgabe ist bildlich ein Beispiel für mögliches Fehlverhalten der Schüler dargestellt, welches erkannt und interpretiert werden soll. In diesem Zusammenhang lernen die SchülerInnen auch mögliche Bewertungsformen kennen, z. B. Smileys. Die Aufgabe erfordert eine Einschätzung des Abgebildeten von gut, über weniger gut bis schlecht vorzunehmen.
Das folgende Thema knüpft an das richtige Verhalten in der Schule an und heißt „Verhalten auf dem Schulhof". Ein großes Bild zeigt hier mögliche Verhaltensweisen von Kindern auf, welche die Lernenden einzeln betrachten und auf der folgenden Seite anhand von Smileys einschätzen sollen.
Ein weiteres Thema im Bereich „Gesellschaft" ist „Gemeinsam leben und arbeiten". Die Schülerinnen und Schüler sollen Klassenregeln für das Arbeiten während des Unterrichts kennenlernen. Sie lernen Grenzen kennen und erfahren anhand von Beispielen mögliche Konsequenzen von Fehlverhalten. Die Schüler sollen eigene Überlegungen für mögliche Sanktionen anstellen. Dieses Thema ist, wie im Arbeitsbuch üblich, mit bunten Zeichnungen geschmückt. Es sind auch kleine Textpassagen vorhanden, die Lesekompetenz erfordern. Dennoch kann sich die Lehrkraft offen halten, in welcher Schulstufe dieses Thema behandelt wird, da diese Regeln in der gesamten Schullaufbahn eine wichtige Rolle spielen. Leider werden die Regeln nicht bildlich abgedruckt, sodass hier die Lesekompetenz der Lernenden erforderlich ist. Die Aufgaben nehmen Bezug auf Punkt 5 auf Seite 10 des Perspektivrahmens, wie z. B. „Strukturen und Regelungen", und „Funktionsweisen des Gemeinwesens".
„Wir stimmen ab" lautet das nächste Thema im gesellschaftlichen Bereich und führt die Schüler erstmals an das Demokratieverständnis unserer Gesellschaft heran. Auch im Klassenzimmer bildet man eine Gemeinschaft, die Entscheidungen treffen muss, wie z. B. die Wahl des Klassensprechers. Die Schülerinnen und Schüler lernen ein Abstimmungsverfahren und dessen Regeln kennen. Die Aufgaben zum Thema sind bildlich und in Textform dargestellt. Leider tragen die Aufgaben nicht zwangsläufig zu einer Förderung des Demokratieverständnisses bei: Hier wird eine Szene dargestellt, in der Schüler sich im Sportunterricht auf ein Spiel einigen sollen. Die Lehrperson leitet ein Abstimmungsverfahren ein und vertröstet die Minderheit auf die nächste Woche. Wie es in der nächsten Woche weitergeht, ist offen gelassen. Die Lernenden haben die Aufgabe, sich einen möglichen Ausgang für die Situation zu überlegen.
Mögliche Ausgänge wären eine demokratische Neuabstimmung in der nächsten Woche oder eine Entscheidung zugunsten der jetzigen Minderheit, damit beide Parteien einmal ihr Lieblingspiel spielen konnten. Die Lehrperson muss im Unterricht deutlich machen, dass es sich dabei um zwei unterschiedliche Aspekte der Demokratie handelt: um das Mehrheitsverfahren und den Minderheitenschutz.
Diesem Thema folgt „Was mache ich, wenn ich wütend bin". Die Schülerinnen und Schülern lernen den Umgang mit ihren eigenen Aggressionen kennen. Die Aufgaben fordern eine Reflexion des eigenen Verhaltens. Warum bin ich wütend? Was mache ich, wenn ich wütend bin? Was darf ich nicht machen, wenn ich wütend bin? Im Anschluss wird die sogenannte „Stoppregel" eingeführt. Auch das Vorstellungsvermögen der Kinder wird angesprochen, indem sich die Kinder Geschichten ausdenken, in denen sie die Regel anwenden würden. Hier wird der im Perspektivrahmen auf Seite 10 unter Punkt 4 erwähnte Aspekt „Vermeidung von Konflikten" (mit Hilfe der Stoppregel) und „Vorstellung von Konfliktfeldern" vermittelt.
Am Ende des Kapitels „Gesellschaft" dürfen die Lernenden ein Rätsel lösen und somit ihr neu erlerntes Wissen überprüfen. Da sich die Themen auf beide Schuljahre, 1 und 2, beziehen, sind entsprechend manche Themen in der Erinnerung weiter zurück und werden mit Hilfe des Rätsels "aufgefrischt".
Begleitmaterial Zum Arbeitsbuch „Pusteblume 1 und 2" gibt es ein Sachbuch, eine Lernsoftware für SchülerInnen, auf die an manchen Seitenrändern verwiesen wird, sowie auch ein Lehrerhandbuch, welches der Lehrperson die Nutzungsmöglichkeiten des Arbeitsbuches aufzeigt. Die Lehrperson bekommt hier Hilfestellung zur Unterrichtsdurchführung und Bearbeitungsmöglichkeiten der Aufgaben. Daraus lässt sich entnehmen, dass die Verwendung des Arbeitsbuchs flexibel gehalten ist. Je nach Bedarf, kann die Lehrperson auf bestimmte Themen zurückgreifen. Eine Reihenfolge oder ein Zeitplan ist nicht festgelegt.
Für den analysierten Bereich „Gesellschaft" werden im Begleitmaterial für Lehrpersonen Kompetenzen genannt, die die Lernenden anhand des Arbeitsbuches erwerben können. Aufgeführt sind: „Sich in die Rolle anderer hineinversetzen", „Gemeinsam arbeiten, Konflikte analysieren", „Lernprozesse zunehmend selbstständig planen, gestalten und beurteilen" und „Eigene Lernentwicklungen/Leistungen einschätzen". Diese entsprechen zum Teil den Erwartungen des Perspektivrahmens Sachunterricht. In Bezug auf den analysierten Perspektivrahmen der Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts werden folgende, auf den Seiten 10 und 11 genannte Aspekte im Arbeitsbuch „Pusteblume 1 und 2" nicht gezielt angesprochen: „Bedeutung von Religionen, Bräuchen und Lebensweisen", „Konsum - Umgang mit Dingen", „Ökonomische und ökologische Grundlagen des Zusammenlebens". Möglicherweise wird in der Fortsetzung „Pusteblume 3 und 4" intensiver auf die eben genannten Aspekte eingegangen, weshalb sich das nicht zwingend als Schwachpunkt auslegen lässt.
Fazit
Abschließend lässt sich über das Arbeitsbuch „Pusteblume 1 und 2" sagen, dass es sich weitgehend um ein gelungenes Arbeitsbuch handelt, welches sich je nach Aufgabenstellung für das eigenständige, sowie gemeinschaftliche Arbeiten und flexiblen Einsatz durch die Lehrperson eignet. Dennoch ist die Aufmerksamkeit der Lehrperson gefordert, die Aufgaben inhaltlich kritisch zu betrachten, um angesprochene Schwachstellen, wie z. B. die fehlenden Erläuterungen zu den unterschiedlichen Aspekten der Demokratie zu erkennen und auszugleichen.
Ein Zeitrahmen oder eine Reihenfolge sind nicht vorgegeben. Gut geeignet ist das Buch daher für die jahrgangsgemischte Schuleingangsphase. Die Kinder werden unterschiedlich gefördert: Sie werden aktiv zu Bewegungen angeleitet, kreativ zum malen, basteln, falten und ausschneiden angeregt und geistig anhand von anschaulichen Beispielen und Aufgaben gefordert. Die Aufgaben können von der Lehrperson individuell an die Lernenden angepasst werden, da oft direkte Arbeitsaufträge bewusst fehlen bzw. nur kleingedruckt am unteren Seitenrand erläutert sind.
Zu kritisieren ist, dass der Themenbereich „Gesellschaft" im Vergleich zu den vier anderen Bereichen mit 17 Seiten der kleinste Themenbereich ist. Es ist fraglich, ob bei alleiniger Nutzung des Arbeitsbuches die im Perspektivrahmen im Bereich der sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive verorteten Kompetenzen erreicht werden können. Der Themenbereich „Gesellschaft" enthält zahlreiche Unterkapitel, denen jedoch jeweils nur ca. zwei Seiten gewidmet sind. Die kulturelle Perspektive wird kaum angesprochen, obwohl auch Lernende der Schuleingangsphase mit Heterogenität und diversen Kulturen innerhalb der Klassengemeinschaft konfrontiert werden. Ebenso wird zu wenig Wert auf den Erwerb sozialer Werte wie z. B. Respekt und Toleranz gelegt. Diese Themen sind nicht erst ab der 3. Klasse relevant. Viele Aspekte des Perspektivrahmens sind angesprochen worden, könnten aber intensiver behandelt werden.