Erdkunde, 9./10. Schuljahr, Realschule
Diercke geography for bilingual classes 2
Herausgegeben von | Hoffmann, Reinhard |
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Erschienen | Braunschweig: Westermann, 2008 |
Seitenanzahl | 176 |
ISBN | 978-3-14-114012-5 |
Geeignet für | Nordrhein-Westfalen |
Rezensiert von | Heinecke, Marit (Studentin), 16. September 2010 |
Projekt | Leibniz Universität Hannover, Wintersemester 2009/10 |
Rezension von Heinecke, Marit (Studentin)
Einleitung
Der Band Volume 2 - Textbook baut auf die Werke „Diercke Geography – Basic“ und „Diercke Geography - Volume 1“ auf und schließt die Westermann-Schulbuchreihe für den bilingualen Erdkundeunterricht in der Sekundarstufe I ab. Während die ersten beiden Bände der Reihe im Medienverbund mit einem Arbeitsheft erschienen sind, gibt es für Volume 2 kein „Workbook“. Zu jedem „Textbook“ bzw. „Workbook“ gehört ein für die Lehrerhand bestimmtes Aufgabenlösungsheft („Solutions“). Außerdem gibt es in der Reihe ein „Toolkit“ mit speziellen Hilfen für den bilingualen Unterricht, welches in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 ergänzend eingesetzt werden kann. „Diercke Geography - Volume 2“ ist für den bundesweiten Einsatz konzipiert. Um den verschiedenen Vorgaben der Länder gerecht zu werden, liegt der Fokus auf zentrale geographische Themen. Nach Verlagsangaben ist das Schulbuch für den Einsatz an Gymnasien, Gesamt- und Realschulen vorgesehen.
Konzept und Aufbau
Die Gliederung des Stoffes erfolgt nach dem thematischen Prinzip. Rahmenthemen sind die Globalisierung und deren Teilaspekte aus einer problemorientierten Perspektive. Der Vorteil dieses Aufbaus ist, dass sich die einzelnen Kapitel auch als isolierte bilinguale Module zu einem der Themenkomplexe in den deutschsprachigen Geographieunterricht einbinden lassen. Sogar eine weitere Unterteilung in Schwerpunkte ist möglich, da die Unterthemen der Kapitel – dem Doppelseitenprinzip folgend – jeweils Einzelaspekte des Kapitelthemas behandeln. Diese bauen in aller Regel jedoch nicht aufeinander auf, was eine frei wählbare Reihenfolge, die isolierte Behandlung oder das Weglassen von Unterthemen ermöglicht.
Volume 2 bietet acht Einheiten zu den Themen: „Global Economy“, „People“, „Energy Resources“, „Environment – Global Change”, “Global Disparities”, “Sustainable Development”, “Europe Changes”, “Germany in a Changing World”. Die Titel verdeutlichen einerseits die Dominanz kultur- und wirtschaftsgeographischer Inhalte und andererseits die Bemühung um Aktualität und Lebensweltbezug. Damit entsprechen sie den Lehrplan- bzw. curricularen Vorgaben vieler Bundesländer. Bezüglich des gewählten Zugangs sind die letzten beiden Kapitel abweichend gestaltet: Hier wird ein allgemein- bzw. regionalgeographischer Zugang gewählt und Länder bzw. Städte exemplarisch thematisiert. Gleichzeitig stellen die Kapitel „Europe“ und „Germany“ mit einem Drittel des Gesamtumfangs einen Schwerpunkt innerhalb des Lehrwerkes dar. Auch hier liegt innerhalb der Themen der Schwerpunkt auf kultur- und wirtschaftsgeographischen Inhalten.
Positiv hervorzuheben ist das Abschlusskapitel „Skills“, welches auf neun Doppelseiten zur Spracharbeit auffordert und damit den Besonderheiten des bilingualen Geographieunterrichts gerecht wird. Es bietet übersichtliche, zusammenfassende methodische und sprachliche Hilfen zu geographierelevanten Arbeitsweisen, z.B. „Working with Population Pyramids“ (S. 144-145). Die Seiten sind – mit minimalen Änderungen – dem „Toolkit“ entnommen. Als weitere Hilfestellung im Umgang mit Zahlenwerten und Maßeinheiten in der Fremdsprache dient eine Übersicht im hinteren Einband.
Den Abschluss des Lehrwerks für den bilingualen Unterricht stellt ein umfassendes Verzeichnis von „Words“ dar. Dieses fasst alle neuen bzw. Fachvokabeln der einzelnen Kapitel zusammen und ist dabei auf die Übersetzung vom Englischen in das Deutsche beschränkt. Die im „Words“-Abschnitt aufgelisteten Vokabeln finden sich zudem am Ende einer jeden Doppelseite in einem „Key terms“-Kasten wieder, in dem die neu eingeführten Begriffe zusammenfassend aufgeführt werden. Noch unbekannte Vokabeln (z.B. „fertility“, S. 27) werden hier ebenso berücksichtigt, wie Fachbegriffe (z.B. „hub- and spoke system“, S. 13). An dieser Stelle erfolgt nach dem Prinzip der Einsprachigkeit nur eine Nennung ohne Übersetzung; die grundlegende Frage, ob eine strikt einsprachige Durchführung „bi“lingualen Sachfachunterrichts sinnvoll ist, bleibt damit der Lehrkraft überlassen.
Ein weiteres wiederkehrendes Element sind Kästen mit Erläuterungen von Sachverhalten oder Fachbegriffen. Diese sind aufgrund ihrer Gestaltung schnell zu finden, jedoch fehlt in einigen Fällen ein Titel oder die optische Hervorhebung des erklärten Begriffs (z.B. „globalisation“, S. 10); außerdem gibt es keine Übersicht über die integrierten Definitions-Kästen, was ein gezieltes Nachschlagen verhindert.
Aufgabenstellung
Die Diercke Geography for bilingual classes-Schulbücher enthalten auf jeder Doppelseite Arbeitsaufgaben. Diese sind im Vergleich zu muttersprachlichen Lehrwerken jedoch von geringerer Anzahl und unterscheiden sich auch qualitativ. So sind Aufgaben aus dem Anforderungsbereich I (z.B. „name“) und so genannte W-Fragen relativ stark vertreten, während einige Operatoren des Anforderungsbereichs III (z.B. „evaluate/judge if“) keine oder kaum Berücksichtigung finden. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Lernziele überwiegend im kognitiven Bereich liegen. Affektives Lernen wird teilweise jedoch in die methodisch-orientierten Aufgabenstellungen integriert, die besonders vielfältig sind. Diese animieren z.B. zu „role-plays“ oder Präsentationen.
Das Buch enthält einige zeitaufwändigere Aufgabenstellungen dieser Art, welche als „Project“-Vorschläge gekennzeichnet sind. Des Weiteren gibt es Aufgaben, die mit der Phrase „For experts“ eingeleitet werden und auf ein erhöhtes Anforderungsniveau hinweisen bzw. zu Fragestellungen überleiten, die in der Regel einen hohen Rechercheanteil haben und nur unter Verwendung zusätzlicher Materialien bearbeitet werden können.
Textquellen
In „Diercke Geography - Volume 2“ findet eine erhöhte Einbindung von Originaltexten mit nahezu konsequenter Nennung der jeweiligen Quelle statt. Neben Abschnitten aus Zeitungsartikeln sind dies vor allem Auszüge aus Internetseiten. Dem Leser muss jedoch bewusst sein, dass nicht alle dieser fremdsprachigen Originaltexte auch einen fremdkulturellen Hintergrund haben; so stammen diverse Materialien aus Spiegel – International Edition und vertreten daher, trotz der englischen Sprache, eine deutsche Perspektive.
Inhalt
Zur inhaltlichen Struktur ist anzumerken, dass die aus dem deutschen Diercke-Werk bekannten, regelmäßig in die Kapitel integrierten „Kompetenztraining“-Seiten und deren Inhalte im vorliegenden Schulbuch nicht wieder zu finden sind. Diese Reduktion führt unter anderem dazu, dass eine Anwendung der auf den „Skill“-Seiten vorgestellten Arbeitsschritte nicht erfolgt bzw. nicht durch das Buch angeregt wird. Damit geht ein Mangel an Transparenz bezüglich der Lernziele einher, welche in den deutschsprachigen Schulbüchern auf den o.g. Seiten in Listenform zu finden sind und in Volume 2 nicht integriert wurden. Letzteres ist z.T. jedoch schlichtweg der Tatsache geschuldet, dass die vorliegenden Reihe für den landesübergreifenden Einsatz bestimmt ist und verschiedenen Lernzielen gerecht zu werden versucht.
Bedauerlich ist der Verzicht auf das aus den anderen Diercke-Bänden bekannte „Minilexikon“, da dieses im muttersprachlichen Unterricht von den Schülerinnen und Schülern erfahrungsgemäß besonders gerne zur Testvorbereitung genutzt wird und derartige Definitionen ebenso im bilingualen Unterricht hilfreich wären.
Hervorzuheben ist die Aktualität der Themen, welche zu einem erhöhten Lebensweltbezug führt und zu einer sehr konkreten Auseinandersetzung mit spezifischen Problemen unserer Zeit anleitet. Dies trifft in besonderem Maße auf die ersten sechs Kapitel zu. Die Aktualität spiegelt sich auch in den Materialien und eingebetteten Originaltexten wider, von denen kaum einer älter als vier Jahre ist (ausgenommen selbstverständlich historische Quellen und Entwicklungsangaben). Zu den Materialien ist zudem zu sagen, dass es den Autoren zum überwiegenden Teil gelingt, eine hohe Vielfalt zu schaffen und den Vorteil des bilingualen Unterrichts, Originaltexte verwenden zu können, zu nutzen. Das Alter der Schülerinnen und Schüler im Blick, dient der Großteil der Materialien hierbei nicht nur der Illustration, sondern der gezielten Erarbeitung von Inhalten (in den meisten Fällen Konkretisierungen und Ergänzungen des Autorentextes). Inhaltliche und redaktionelle Fehler sind nur vereinzelt zu finden (z.B. fehlende Einheit in M2, S. 112).
Einbindung neuer Medien
Verweise auf (englischsprachige) Internetseiten sind lediglich zum Thema „World Population“ zu finden und erfahren an dieser Stelle auch keine weitere Einbindung in den Unterrichtszusammenhang, z.B. durch Aufgabenstellungen oder Rechercheanregungen. Damit bleibt die Verknüpfung zum Medium „Internet“ sowohl quantitativ als auch qualitativ hinter den Möglichkeiten zurück. Abgemildert wird dieses Defizit durch die häufige Einbindung von Texten aus dem Internet, zu denen auch stets die Quelladresse angegeben ist.
Gestaltung / Layout
Aus gestalterischer Perspektive ist das Schulbuch ansprechend und qualitativ hochwertig verarbeitet, was sowohl für die äußere Erscheinung, als auch für die integrierten Materialien (Karten, Fotografien, Diagramme) gilt. Jedoch ist die farbliche Kodierung von wiederkehrenden Elementen z.T. irritierend. So erscheint es auf den ersten Blick, als sei diese nicht konsequent eingehalten worden. Erst bei genauer Analyse der Gestaltung zeigt sich, dass jedem Thema eine Farbe zugeteilt wurde. Die Konsequenz ist, dass sich die Farbgebung mit jedem Kapitel ändert, womit die Chance vertan wird, Farben als optisches Mittel zur Lenkung des Schülerblickes und als Orientierungshilfe zu nutzen. Des Weiteren wurde auf die aus den deutschsprachigen Diercke-Schulbüchern bekannte Verwendung von Symbolen (z.B. Stift = Methode, Info = Zusatzinformationen etc). verzichtet. Damit büßt das Buch an Übersichtlichkeit ein, wenn auch ohne gravierende Konsequenzen.
Fazit
Aus Sicht sowohl von Lehrerinnen und Lehrer als auch Schülerinnen und Schüler bilingualer Erdkundekurse ist es sehr zu begrüßen, auf ein englischsprachiges Erdkunde-Schulbuch, wie das vorliegende, Zugriff zu haben, welches nach den Gesichtspunkten deutschen Fachunterrichts gestaltet wurde und die sprachlichen Fähigkeiten der Schülerschaft berücksichtigt. Dabei hebt sich „Diercke Geography for bilingual classes“ vor allem aufgrund des Umfangs der Produktreihe, welcher aktuell in keinem anderen Verlagshaus zu finden ist, von der Konkurrenz ab. Einschränkend muss jedoch noch einmal darauf hingewiesen werden, dass es zu Volume 2 leider kein „Workbook“ als Ergänzung zum Schulbuch gibt. Damit wird die Möglichkeit verpasst, der für den bilingualen Unterricht typischen Herausforderung des Verschriftlichens gerecht zu werden und dem Lehrer die aufwändige Erstellung von Arbeitsblättern, unter der Berücksichtigung fachlicher und fremdsprachlicher Aspekte, abzunehmen. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass Volume 2 den von den anderen Diercke-Erdkunde-Werken gewohnten Stil fortführt und damit den Anforderungen an ein modernes Schulbuch in vollem Umfang gerecht wird.