Geschichte, Oberstufe, Gymnasium
Zeiten und Menschen 2
Herausgegeben von | Lendzian, Hans-Jürgen |
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Erschienen | Paderborn: Schöningh, 2005 |
Seitenanzahl | 544 |
ISBN | 978-3-14-024961-4 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein |
Rezensiert von | Kiejko, Johanna und Anika Matteoszus (Studierende), 27. August 2010 |
Projekt | Christian-Albretchts-Universität Kiel, Wintersemester 2009/10 |
Rezension von Kiejko, Johanna und Anika Matteoszus (Studierende)
Einleitung
Die folgende Rezension bezieht sich auf das Geschichtsschulbuch „Zeiten und Menschen 2“, welches 2005 im Schöningh-Verlag veröffentlicht wurde. Es handelt sich bei der vorliegenden Version um den zweiten Band der Reihe mit dem thematischen Schwerpunkt „Die Welt nach 1945“.
Themen
Die Themenschwerpunkte des Bandes „Die Welt im Schatten des Ost-West-Konfliktes“, „Zusammenbruch und Neubeginn: Deutschland 1945-1949“, „Ein Volk – zwei Geschichten: Bundesrepublik Deutschland und DDR 1949-1989“, „Die deutsche Einheit: Aus der Vergangenheit in die Zukunft“, „Europa – auf dem Weg zur Einheit in Vielfalt?“, „Krisenherd Balkan – zwischen Integration und Konflikt“, „Die islamische Welt auf der Suche nach einem Platz in der Moderne“ und „Asien, China und Japan auf dem Weg in die Moderne“ entsprechen den baden-württembergischen Lehrplanvorgaben für das Fach Geschichte. Die alternative Ausgabe für Nordrhein-Westfalen des Buches weist eine andere Themenschwerpunktsetzung auf, so z.B. die Inklusion der Weimarer Republik und das Wegfallen der außereuropäischen Themen „Islam“ und „Asien“.
Neben dem Herausgeber des Lehrwerkes Hans-Jürgen Lendzian sind als Autoren noch zehn weitere Personen beteiligt. Nach eigenen Aussagen des Verlages handelt es sich bei „Zeiten und Menschen 2“ um ein „Lern- und Arbeitsbuch“, wonach es also darstellende Texte und eine Arbeitsmaterialiensammlung mit dazugehörigen Aufgabenstellungen kombiniert. Dementsprechend soll es im Rahmen eines problemorientierten Geschichtsunterrichts eingesetzt werden und hat die klare Zielsetzung den Schülerinnen und Schülern „Kompetenz für Geschichte“ zu vermitteln.Rezension
Gebrauchsqualität
Das Lehrwerk “Zeiten und Menschen 2“ hat mit den Maßen 24,5 cm x 18 cm eine angenehm handliche Größe und verspricht auf Grund der Bindung im festen Buchdeckel gute Stabilität und lange Haltbarkeit. Jedoch ist es mit seinen 544 teils farbigen Seiten bei gut einem Kilogramm Gewicht kein leichtes Gepäckstück für den (fast) täglichen Transport im Schulranzen.
Aufbau und Konzept
Das Schulbuch gliedert sich in acht thematische Lerneinheiten (siehe oben). Jede Lerneinheit ist in sich nochmals anhand eines sieben Elemente umfassenden, didaktischen Konzeptes gegliedert, so dass jede Lerneinheit sich dem Nutzer in der Abfolge „Auftaktdoppelseite – Auf einen Blick – Info – Thema – (Methode) – Forum – Zusammenfassen, Üben, Darstellen (ZÜD)“ präsentiert. Als Lernhilfe wird den Schülerinnen und Schülern zu Beginn des Lehrwerkes eine erläuternde Arbeitsanweisung an die Hand gegeben (S. 7). Diese Arbeitsanweisung enthält zum einen eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Inhalts (z.B. „Info“: Darstellung von historischen Zusammenhängen) und zum anderen einen Überblick über die zu erwerbenden Kompetenzen („Info“: Erwerb von Basis- und Orientierungswissen) (S. 7).
Jede Lerneinheit beginnt mit einer nicht im Inhaltsverzeichnis (wohl aber in der Arbeitsanweisung) aufgeführten „Auftaktdoppelseite“, die anhand von repräsentativen Abbildungen mit Bildunterschriften und eines sehr kurzen Begleittextes in die Thematik einführen und die zentrale Fragestellung der Lerneinheit aufzeigen soll. Die darauf folgende Doppelseite „Auf einen Blick“ enthält erneut einige repräsentative Abbildungen zur Thematik und ist dazu gedacht, einen orientierenden Überblick über die Lerneinheit zu geben. Es werden an dieser Stelle auch alle Unterkapitel des Darstellungsteils aufgeführt, und es gibt kurze Einleitungstexte zu den zu bearbeitenden Vertiefungsthemen. Als „Info“ wird der Darstellungsteil des Buches bezeichnet. Hier schildern zusammenfassende Lesetexte die geschichtlichen Zusammenhänge innerhalb einer thematischen Lerneinheit. Das Bildmaterial (310 von 382 Abbildungen) dient in diesem Teil des Lehrwerkes nur der Illustration der Autorentexte, verfügt aber immerhin über erklärende Bildunterschriften. Anschließend werden im „Thema“-Teil der Lerneinheit zwei bis fünf inhaltliche Einzelaspekte vorgestellt, die anhand des aufgeführten Arbeitsmaterials und der Aufgabenstellung vertiefend behandelt werden. So sind die Schülerinnen und Schüler in der Lerneinheit „Die Welt im Schatten des Ost- West- Konfliktes“ z.B. aufgefordert im „Thema“ u.a. den Aspekt „Die Bombe – Strategische und moralische Positionen zur Atomrüstung im ‚Kalten Krieg‘“ (S. 65ff.) vertiefend zu bearbeiten. Wo die Autoren eine einschlägige, geschichtswissenschaftliche Methode für erforderlich hielten bzw. diese exemplarisch einbringen konnten, findet sich im „Thema“ eine blau unterlegte Methodenseite. Dort findet sich eine kurze Beschreibung der Methode, z.B. der „ideologiekritischen Quelleninterpretation“ (S. 59). Im Anschluss an die Vorstellung der Methode wird schrittweise zu ihrer Anwendung angeleitet. Auch die nächste, als „Forum“ betitelte Sektion der Lerneinheit umfasst, wie die Sektion „Thema“, Materialien und Aufgabenstellungen. Diese sind hier jedoch nicht mehr auf die fachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit inhaltlichen Themen sondern auf die Analyse von Expertenmeinungen aus Geschichtswissenschaft und Publizistik fokussiert, z.B. „ ‚Ende der Geschichte‘ oder ‚Amerikanisches Empire‘? – Positionen zur Entwicklung der internationalen Politik nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes“ (S. 88ff.) Schließlich folgt die Sektion „Zusammenfassen, Üben und Darstellen“, kurz „ZÜD“ genannt. Hier bietet das Lehrwerk wiederholende und neue Arbeitsaufträge an, mit denen sowohl das angeeignete Sachwissen als auch die Kompetenzen gefestigt werden können. Abschließend wiederholt eine sogenannte „Schlüsselquelle“ die Stellung des Kernproblems und soll mit einer vorgegebenen, fachwissenschaftlichen Methode bearbeitet werden. Hinzu kommen als Lernhilfen noch die bereits erwähnten Methodenseiten und ein Glossar am Ende des Schulbuches (S. 531-544). Als Orientierungshilfen dienen, neben dem Inhaltsverzeichnis, ein Bildquellennachweis (S. 547) und ein Register (S. 545f.). Dieses Register umfasst jedoch nur rund 230 Einträge, was in Anbetracht des Buchumfangs von 544 Textseiten und dem Umstand, dass es sich um ein gemischtes Personen- und Sachregister handelt, doch verhältnismäßig gering erscheint.
Zu den fachwissenschaftlichen Forschungsansätzen sei zusammenfassend gesagt, dass sowohl eine Deutschland zentrierte („Zusammenbruch und Neubeginn: Deutschland 1945-1949“, „Ein Volk- zwei Geschichten: Bundesrepublik Deutschland und DDR 1949-1989“ und „Die deutsche Einheit: Aus der Vergangenheit in die Zukunft“), eine europäische („Europa auf dem Weg zur Einheit in Vielfalt?“ und „Krisenherd Balkan- zwischen Integration und Konflikt“) und eine global geschichtliche Perspektive („Die islamische Welt auf der Suche nach einem Platz in der Moderne“, „Asien- China und Japan auf dem Weg in die Moderne) zu erkennen sind. Besonders anzumerken ist, dass es im Kapitel „Ein Volk – zwei Geschichten: Bundesrepublik Deutschland und DDR 1949-1989“ ein Arbeitsthema „Frauenleben in Ost und West“ (S. 232-240) gibt. Vier der sieben zu bearbeitenden Materialien sind verschiedene Frauenbiografien, je zwei aus dem Westen und zwei aus dem Osten, zudem kommt noch eine Karikatur zur Einführung einer Frauenquote im Berufsleben und zwei wissenschaftliche Texte, die die unterschiedliche Familienpolitik in Ost und West beschreiben (und auch jeweils von zwei Akademikerinnen verfasst wurden). Sieht man sich die dazugehörigen Arbeitsaufträge an „Wie wirkt sich ihr Geschlecht auf ihre beruflichen Chancen aus? Welche Bedeutung haben Männer für das Leben der vier Frauen?“ (S. 232), so kommt man jedoch zu der Erkenntnis, dass es sich hierbei lediglich um „Frauengeschichte“, nicht aber um die wünschenswerte Gendergeschichte handelt.
Layout
Bei näherer Betrachtung tun sich einige Ungenauigkeiten und Nachlässigkeiten im Layout des Lehrwerkes auf, die zum einen vermeidbar gewesen wären und zum anderen die Orientierungsfunktion des farbkodierten und mit Symbolen markierten Inhaltsverzeichnisses in Bezug zur Umsetzung in den Sektionen untergraben. Das Inhaltsverzeichnis zeigt zunächst die übergeordnete Organisation des Lernstoffes in acht thematische Lerneinheiten. Jede dieser Lerneinheiten ist gemäß dem didaktischen Gliederungskonzept, wie bereits zuvor erwähnt, in Sektionen unterteilt. Jede Sektion ist durch ein bestimmtes Symbol gekennzeichnet: So ist z.B. die Sektion „Auf einen Blick“ mit einem schwarz-weißen Kullerauge markiert, „Info“ ist durch ein aufgeschlagenes Buch (als Symbol des Überblickwissens) und „Thema“ durch die Stilisierung eines Aktenordners (vertiefende Kenntnis) dargestellt. Nur die Sektion „ZÜD“ weist kein charakteristisches Symbol auf. Eines der Symbole des Inhaltsverzeichnisses ist jedoch in mehrfacher Hinsicht problematisch: Ein ausgefüllter roter Kreis dient im Inhaltsverzeichnis dazu die einzelnen Vertiefungsthemen der Sektion „Thema“ aufzulisten, jedoch scheint ein Fehler bei den Markierungen der letzten drei Lerneinheiten im Inhaltsverzeichnis aufgetreten zu sein, da hier der ausgefüllte rote Kreis ohne ersichtlichen Grund auch für die Diskussionsthemen des „Forum“ verwendet wurde (S. 5f.). Überhaupt ist die rote Markierung von Vertiefungsthemen (S. 6) im „Thema“ (beabsichtigt) und von Diskussionsthemen (S. 6) im „Forum“ (fehlerhaft) von vornherein unsinnig, da in den Sektionen selbst die Vertiefungsthemen mit blauer Schrift (S. 74) und die Forumsthemen mit grüner Schrift (S. 88) markiert sind. Wenn man noch einen organisatorischen Schritt weiter in die Gliederung des Buches geht, stellt man fest, dass eben jene ausgefüllten roten Kreise in einer kleineren Version in der detaillierten Übersicht „Auf einen Blick“ für die Markierung der Unterkapitel des „Info“- Darstellungstextes verwendet wurden (S. 10). Diese Ungereimtheiten verwirren.
Materialien und Aufgabenstellungen
Der Darstellungsteil liefert den Leserinnen und Lesern das nötige Basiswissen zur Ereignisgeschichte und zu historischen Zusammenhängen innerhalb einer bestimmten Lerneinheit. Darauf aufbauend sollen mit Hilfe des schriftlichen und bildlichen Arbeitsmaterials (Textquellen, Bildquellen, Grafiken, Statistiken, Karten, Karikaturen etc.) vertiefende Kenntnisse zu bestimmten thematischen Teilaspekten der Lerneinheit erworben werden. Darüber hinaus versteht sich das Geschichtsschulbuch als Materialsammlung zum Erwerb und zur Einübung von fachspezifischen Kompetenzen. Im Ansatz ist diese Konzeption auch sehr vielversprechend, dennoch entsteht nach dem (kursorischen) Durchgehen der Arbeitsaufträge im Zuge der Gesamtanalyse einige Skepsis bezüglich der Umsetzung dieses Konzeptes. Da einige der Aufgaben sich zurück beziehen auf vorangegangene Darstellungstexte, würde es vom Aufbau angenehmer sein, wenn diese Aufgabenstellungen sich auch in der Nähe des betreffenden Textmaterials befänden und sich dem Leser nicht als Teil eines ganzen Aufgabenclusters entgegenstellten. Zudem könnte man einige der Alternativaufgaben oder als Projekte und Referate angelegte Aufgaben als optionalen Anhang von der eigentlichen Materialsammlung abspalten. Natürlich entspräche eine solches „Zerpflücken“ von Material und Aufgabenstellung nicht mehr dem originären Anspruch einer Materialsammlung oder eines Arbeitsangebotes. Dennoch glauben wir, dass sich Schülerinnen und Schüler von der schieren Masse eines solchen, immerhin gut drei Sektionen einer jeden Lerneinheit („Thema“, „Forum“, „ZÜD“), bzw. rund 40-60% des Raumes einer Lerneinheit im Buch umfassenden Angebotes schnell verschrecken oder demotivieren lassen.
Fazit
Zum Aufbau des Buches lässt sich sagen, dass uns die Auftaktseiten der Themen gut gefallen haben, da sie sich gut als Aufhänger für den Einstieg in eine Unterrichtseinheit anbieten. Der Doppelseite „Auf einen Blick“ konnten wir nicht sonderlich viel Positives abgewinnen, da es sich hierbei lediglich um eine mit visuellem Material aufgebauschte Inhaltsangabe zur Lerneinheit handelt. Diese Zwischenstufe hätte durchaus wegfallen können. Zum Darstellungsteil ist positiv anzumerken, dass historisch besetzte Begriffe im Fließtext zumindest mit Anführungszeichen markiert und somit augenscheinlich gemacht sind, oftmals sogar im Text oder im Glossar erklärt werden. Andererseits wäre eine Korrektur der fehlerhaften Markierungen im Inhaltsverzeichnis wünschenswert. Zum besseren Verständnis des zu Grunde liegenden, didaktischen Konzeptes wäre ein erklärendes Vorwort der Autoren weit nützlicher für die Transparenz des Lehrwerkes gegenüber den Schülerinnen und Schülern (Lehrkräften und Eltern) als die bloße Beschränkung auf die schwierig, da sehr knapp, formulierte, einseitige Arbeitsanweisung. Die abschließende Einschätzung zu diesem Lehrwerk fällt am Ende dennoch recht positiv aus, da uns der Aufbau und die Konzeption im Großen und Ganzen gefallen haben. Jedoch würden wir als Lehrer wohl selbst eine Systematik anlegen, die das Materialangebot und den Aufgabencluster zu jeder Einheit umstrukturiert und dadurch eine verbesserte Übersichtlichkeit bewirkt.Rezension