Geschichte, 7./8. Schuljahr, Gymnasium
Geschichte und Geschehen 3
Herausgegeben von | Bernlochner, Ludwig |
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Erschienen | Stuttgart: Klett, 2006 |
Seitenanzahl | 224 |
ISBN | 978-3-12-411570-6 |
Geeignet für | Bayern |
Rezensiert von | Läufer, Franziska und Sandra Nickel (Studierende), 28. Februar 2012 |
Projekt | Universität Regensburg, Wintersemester 2011/12 |
Rezension von Läufer, Franziska und Sandra Nickel (Studierende)
Einleitung
„Auf Entdeckungsreise gehen mit dem neuen Buch von Geschichte und Geschehen“. Dieses Zitat aus dem Vorwort verdeutlicht das Hauptziel dieses Buches. Es möchte den Schüler motivieren, sich eigenständig mit den im Laufe des Jahres besprochenen Themen auseinanderzusetzen. Es soll die nötigen Hilfestellungen wie z.B. die Einführung in das Thema oder den Umgang mit den richtigen Methoden geben und anregen, selbständig mit dem Thema umzugehen. Der letzte Abschnitt betont wiederum, wie wichtig auch die Freude am Umgang mit Geschichte ist, denn die Autoren verbleiben mit dem Satz: „Bei deiner Reise durch die Zeit wünschen wir dir viel Spaß!“
Gestaltung
Das rezensierte Buch stammt aus der Reihe „Geschichte und Geschehen“ des Verlages Klett. Hier soll der Band drei der bayerischen Ausgabe behandelt werden. Mögliches Begleitmaterial sind ein Lehrerband, ein Themenheft mit Grundwissen sowie eine CD-ROM. Der Einband ist auf den ersten Blick hin ansprechend. Er zeigt Bilder und Fotos aus der zu behandelnden Zeit. Das Layout des Buches ist einheitlich gestaltet. Es dominiert die Farbe Rot und ihre Schattierungen. Dies wirkt übersichtlich und nicht zu bunt. Die Qualität von Druck, Bildern und Karten ist durchgehend hoch, wobei vielleicht zu Beginn des Buches zusätzlich eine Übersichtskarte schön gewesen wäre. Auch das Format der Abbildungen ist brauchbar, einige Bilder wurden jedoch relativ klein gedruckt im Gegensatz zu anderen. Diese können dann vom Schüler übersehen oder für unwichtig gehalten werden.
Aufbau
Das Buch ist in sechs große Kapitel (Von der Französischen Revolution/Napoleon bis zur Weimarer Republik) und ein siebtes zur Vertiefung eingeteilt. Die Großkapitel werden in verschiedene Unterkapitel gegliedert. Das Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich, wobei die Überschriften der einzelnen Unterkapitel aber teilweise etwas lang geraten sind. Problemorientierte Zugänge scheinen da auf, wo Themen als Frage formuliert wurden. Mit rot werden Methoden-, Vertiefungs- und Erlebnisseiten hervorgehoben. Register und Glossar finden sich am Ende des Buches und sind relativ knapp, dafür gibt es aber einen ausführlichen Grundwissenskatalog. Zu Beginn des Buches gibt es ein Vorwort, das den Schüler direkt anspricht, was positiv ist. Danach folgt eine ausführliche Anleitung, wie mit dem Buch umzugehen ist. Dies erleichtert den Umgang mit dem Buch. Die Themenblöcke bestehen jeweils aus einer farbigen und reich bebilderten Auftaktdoppelseite sowie Einzelkapiteln aus Verfassertext mit Arbeitsteil. Am Ende jedes Großkapitels gibt es die bereits erwähnten Methoden-, Vertiefungs- oder Erlebnisseiten. Das Verhältnis von Verfassertext zu Material ist ausgewogen, wobei auffällt, dass manche Seiten nur aus Text bestehen. Hier wären ein paar Bilder zur Auflockerung sinnvoll gewesen.
Fachdidaktische Aspekte
Die Texte sind weitgehend altersgerecht geschrieben. Syntax und Wortwahl bleiben meist auf einem für die Schüler verständlichen Niveau. Einige wenige Sätze könnten jedoch durch ihre Länge etwas verwirrend sein. Hilfreich ist die Marginalienspalte mit kurzen Zusammenfassungen am Rand der Verfassertextseiten. Einige Fachbegriffe werden nicht hinreichend erklärt. Man kann sie zum Teil im Grundwissen nachschlagen, doch fehlt im Text der nötige Verweis auf diese Möglichkeit. Der Text ist weitestgehend wertneutral formuliert. Man erkennt das Bestreben der Autoren, die Schülerinnen und Schüler selbst nach Bearbeitung der Quellen zu einem eigenen Urteil kommen zu lassen. Konkurrierende Standpunkte, die mit dem Zeichen „kontrovers“ gekennzeichnet sind, werden offen dargelegt. Schade ist, dass sie nicht häufiger zu finden sind. Zwei gibt es im Bereich des deutschen Nationalparlaments (S. 69) und einen weiteren beim Thema Schuld am Kriegsausbruch von 1914 (S. 137).
Die Darstellung politischer Ereignisse und ihre wichtigsten Akteure stehen bei der Darstellung eindeutig im Vordergrund, doch wird auch auf andere zentrale Dimensionen der Forschung eingegangen. So finden sich besonders bei der Behandlung des Zeitraums nach dem Ersten Weltkrieg immer wieder Exkurse über das Alltagsleben der Menschen. Die sich wandelnde Rolle der Geschlechter wird ebenso besprochen wie Veränderungen in Kultur und Wissenschaft.
Eine Unterscheidung in Quelle und Darstellung wird in den Arbeitsteilen leider nicht vorgenommen, alle Materialien werden mit M gekennzeichnet und durchnummeriert. Text und Quellen sind meist inhaltlich verbunden, manche Quellen dienen jedoch als zusätzliche Information und könnten auch im Text eingearbeitet werden. Die graphischen Materialien sind vielfältig, allerdings wären zu Beginn jedes Kapitels Überblickskarten wünschenswert. Bei den Quellengattungen dominieren Bilder und schriftliche Quellen. Hier könnte mehr variiert werden, z.B. mit Urkunden, Briefen oder Liedern. Positiv fällt besonders auf, dass keine Quelle als reine Illustration verwendet wird, sondern stets zur Arbeit mit den Materialien aufgefordert wird.
Methodische Aspekte
Bei den Aufgabenstellungen werden zum Großteil Operatoren verwendet, die klar vorgeben, was von den Schülerinnen und Schülern geleistet werden soll. W- Fragen kommen seltener vor. Die Fragen nehmen in der Regel nicht nur auf ein einzelnes Material Bezug, sondern verlangen häufig die Auswertung oder den Vergleich von mehreren Quellen oder Darstellungen. Somit kann das reiche Materialangebot sinnvoll ausgeschöpft werden; zusätzlich wird immer wieder auf Materialien hingewiesen, die außerhalb des Buches zu finden sind. Damit bieten die Arbeitsanweisungen die Möglichkeit, sich bei der Bearbeitung vom Schulbuch zu lösen. So gibt es zum Beispiel einen Arbeitsauftrag, der das Grundgesetz mit einbezieht. Neben den Arbeitsaufträgen, die reines Heraussuchen von Informationen anhand von einem oder mehreren Materialien fordern, finden sich auch manchmal Aufgaben, die die Kreativität der Schülerinnen und Schüler fördern ohne, dabei auf reinen „Aktionismus“ abzuzielen, den Schönemann als einen der vier schlechten Aufgabentypen in Schulbüchern charakterisiert (vgl. hierzu Schönemann, Bernd/Thünemann, Holger: Schulbucharbeit. Das Geschichtslehrbuch in der Unterrichtspraxis. Schwalbach/Ts. 2010. S. 94). So gibt es die Anregung zu einem Rollenspiel, das die genaue Bearbeitung mehrerer Materialien voraussetzt und einen Einblick in die Lebenssituation im Jahr 1923 geben soll. Zusätzlich finden sich auf den Methodenseiten auch Arbeitsaufträge, die die Schülerinnen und Schüler zum selbständigen Arbeiten anregen. Es wird auf eine zuvor erklärte Methode hingewiesen, die nun auf neues Material angewandt werden soll.
Jene Methodenseiten regen mitunter auch zum kritischen historischen Denken an, indem sie darauf hinweisen, mit welchen Techniken zum Beispiel Wahlplakate arbeiten und wie dadurch versucht wird, den Wähler zu manipulieren. Die Schülerinnen und Schüler werden so anhand von Beispielen dafür sensibilisiert, wie einseitig manche Darstellungen sein können. Durch die Verwendung von vielen verschiedenen Materialien verweisen die Arbeitsaufträge immer wieder auf die Multiperspektivität von Geschichte. Unterschiedliche Materialien müssen z. B. zueinander in Bezug gesetzt oder verglichen werden. Manchmal liefert das Buch auch geeignete Anregungen, sich mit der außerschulischen Geschichtskultur zu befassen, indem es beispielsweise bei der Behandlung der Völkerschlacht den Forschungsauftrag anbietet, sich über das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig zu informieren. Zudem gib es eine ganze Doppelseite, die sich ausschließlich der Erforschung und Entdeckung von Gebäuden und Denkmälern widmet (S. 76f.). Bei den meisten Arbeitsaufträgen findet sich keine ausdrückliche Nennung möglicher Sozialformen. Nur bei besonders dafür geeigneten Materialien, wie zum Beispiel Abbildungen von den Wahlplakaten verschiedener Parteien, enthält die Aufgabenstellung dazu die Anweisung, diese in Gruppenarbeit zu analysieren.
Das Methodenkonzept ist stringent und wird konsequent vermittelt. Das Fundament dafür bilden die Methodenseiten. Das Repertoire der Methoden ist ebenfalls vielfältig, obwohl dies zum Teil dazu führt, dass manche Aufgaben sehr arbeits- und auch zeitintensiv sind. Sie könnten dann als längere Projektarbeit im Unterricht Verwendung finden. Die Schülerinnen und Schüler werden meist zu kritischer Analyse hin geleitet, aber manchmal bleibt die Aufgabe des Bearbeitens der Quelle leider bei der reinen Beschreibung und Nennung von Aspekten stehen. Die Bildmaterialien werden gut eingebunden, die Schülerinnen und Schüler werden immer angeleitet, Diagramme auszuwerten oder Gemälde zu analysieren. Auf die CD-ROM wird hingegen nur manchmal verwiesen. Mehr Internet- und Lesetipps zu Jugendliteratur wären sicher im Interesse der Schülerinnen und Schüler.
Fazit
Wir halten das Buch für sehr empfehlenswert, da es ausreichend bebildert ist und das Layout konsequent umgesetzt wurde. Wir glauben, dass die vielen Ideen und Tipps Schülerinnen und Schüler anregen werden, sich näher mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen. Vor allem die Methodenseiten haben sehr überzeugt.