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Sozialkunde / Politik, Oberstufe, Gesamtschule, Gymnasium

Methodentrainer

Methodentrainer
Herausgegeben von Kolossa, Bernd
Erschienen Berlin: Cornelsen, 2010
Seitenanzahl 280
ISBN 978-3-06-064104-8
Geeignet für Baden-Württemberg, Berlin, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen
Rezensiert von Lehmann, Rocco (Lehrer), 26. Juli 2017

Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)


Einleitung
Im Rahmen der unterschiedlichen Themengebiete des Methodentrainers vom Cornelsenverlag können sich sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Studierende für die eigene Arbeit ein Handwerkszeug zulegen, um diese besser und effektiver zu gestalten. Auch für Lehrende kann dieses Buch eine Anregung darstellen.

Überblick über die Zielgruppe
Das Buch ist meines Erachtens nach über die eigentliche Schulzeit hinaus konzipiert, da es zu Teilen weit über die Ansprüche einer weiterführenden Einrichtung hinausgeht. So wird Networking, Teamarbeit und die Durchführung eines Seminarprojektes besprochen, was sich in dieser Tiefe jedoch nicht im Rahmen des klassischen Unterrichts an einer Schule umsetzen lässt. Für die Arbeit während des Studiums ist eine solche Vorgehensweise jedoch durchaus üblich.

Überblick über Konzept, Inhalte, Gestaltung und Aufbau
Das Cover zeigt eine Weltkarte, welche von Schachfiguren, einem Schaubild und einer stilisierten Menschengruppe überlagert wird. Das Inhaltsverzeichnis ist auf drei Seiten ausgedehnt, da nicht nur die Kapitelüberschriften, sondern auch alle Teilüberschriften aufgelistet werden. Die erstellten Kapitel machen die verschiedenen Anwendungsgebiete des Methodentrainers deutlich:

1.      Wann, wo, wie und mit wem? Die Lernumgebung

2.      Richtig und effizient recherchieren

3.      Wissen und Informationen managen

4.      Informationen strukturieren

5.      Die Präsentation: Informationen weitergeben und vermitteln

6.      Planung und Durchführung eines Seminarprojekts

7.      Im Team arbeiten

8.      Self-Improvement

9.      Anhang

Die einzelnen Kapitel sind unabhängig voneinander konzipiert und der Leser kann sich dem Abschnitt direkt zuwenden, bei dem er Hilfe benötigt, ohne erst das gesamte Buch gelesen zu haben.
Das letzte Kapitel dient dem Lehrenden dazu eine Grundlage für den Einsatz sämtlicher, aufgeführten Methoden, zu entwickeln. Für einen Teil der Aufgaben wurden hier die Lösungen hinterlegt und es gibt viele Literaturhinweise sowie auf der allerletzten Seite ein Register mit diversen Stichworten.

Texte, Materialien sowie Methoden- und Arbeitsvorschläge
Im ersten Kapitel wird unter „1.1 Keine Zeit“ auf eine Online-Umfrage der Zeitschrift Men´s Health Bezug genommen. Ob dies wirklich repräsentativ ist und warum hier nur die Männer und ihr Zeitgefühl thematisiert werden ist fraglich und nicht ganz nachvollziehbar.
Teilweise finden auch aktuelle Entwicklungen, wie der elektronische Organizer, in dem Buch Berücksichtigung. Jedoch gibt es auch manche Beispiele, die etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, wie der Vorschlag sich einen Hängemappenwagen anzulegen. Dies geht meiner Meinung nach an der Lebenswelt der Jugendlichen sehr weit vorbei. Ein weiteres Beispiel stellt das Fotografieren dar, wo empfohlen wird eine Digitalkamera zu verwenden. Hier hat aber die (Weiter-)Entwicklung des Smartphones in den letzten Jahren diesem Produkt, zumindest im Alltag bei den Jugendlichen, das Aus beschert. Auch das youtube-clips auf 10 Minuten begrenzt seien, gehört der Vergangenheit an (S. 56).
Die Beispielformulierungen wurden sehr lebensnah erstellt, wie zum Beispiel im Abschnitt „1.3 Der Arbeitsplatz“, wo verschiedene Lernertypen und ihr Verhalten am heimischen Schreibtisch vorgestellt werden. Meines Erachtens wird jeder Lernende sich in irgendeiner der dargestellten Person wiederfinden. Solche gut gewählten Beispiele machen es den Lesern einfacher sich in diese Formulierungen und Gedankengänge hineinzuversetzen.
In den Kapiteln gibt es grundsätzlich immer einen bunten Mix aus vielen Textbausteinen sowie ein paar Grafiken und Abbildungen. Die theoretischen Inhalte wurden stets mit Beispielen verknüpft, um Begrifflichkeiten besser erläutern zu können. Bei den Anwendungsbeispielen kann es jedoch sein, dass diese schon etwas veraltet sind. Exemplarisch seien hier die Auslandseinsätze der Bundeswehr 2009 genannt. Es wurden viele Checklisten erstellt, welche sich über die Webcodes teilweise herunterladen und ausfüllen lassen. Die Arbeitsaufträge sind stets in einem rot hinterlegten Kasten zu finden, welche teilweise auch recht interaktiv anmuten und versuchen den Leser zu „aktivieren“. Neben den hervorgehobenen Aufgabenstellungen gibt es noch weitere Unterteilungen. Es gibt es noch grüne Materialkästchen, blaue Hervorhebungen mit Profitipps und orangene Kästchen mit Definitionen.
Die Aufgabenstellungen sind in der Regel eindeutig formuliert. Neben den Aufträgen mit bekannten Operatoren findet man jedoch auch noch W-Fragen. Interessant ist, dass eine Aufgabenstellung heute wieder sehr aktuell ist, denn dort wird der Problematik der „Fake-„ beziehungswiese der „Alternative-News“ vorweggegriffen (S. 57, Aufgabe 1).
Im Abschnitt „2.8 Statistiken und Diagramme“ wird ein Thema aufgegriffen, was für viele Lernende ein großes Problem darstellt. Die Erläuterungen zum Aufbau und Verständnis einer Tabelle und diverser Diagramme ist sehr gut gelungen und sollte von vielen Lernenden durchgearbeitet werden.
Im dritten Kapitel setzen sich die Autoren mit den verschiedenen Art von Wissen und Gedächtnistypen auseinander. Es wird geklärt, auf welche Arten sich Texte erfassen und bearbeiten lassen. Ebenso wurden Übungen eingebaut, wie zum Beispiel ein Exzerpt anzufertigen und Zitate korrekt wiederzugeben. Leider hat auch hier der Zahn der Zeit schon seine Spuren hinterlassen, wenn es um die Programme zur Datenverwaltung geht.
Der vierte Abschnitt dient der Strukturierung von Wissensbeständen und der Erstellung einer Hausarbeit. Fragen wie, „wie erstelle ich eine Gliederung?“ und „wie lassen sich Strukturen visualisieren?“, werden hier geklärt.
Da im Unterricht von Lernenden auch oft etwas präsentiert werden muss, wird auch dieses Thema aufgegriffen. Der Leser findet hier Hinweise, um eine formal und inhaltlich gelungene Präsentation zu erarbeiten. Der Einstieg in dieses Kapitel, über eine Geschichte, ist sehr gut gelungen und lässt einen direkt in das Thema abtauchen. Es werden tabellarisch verschiedene Einstiegsmöglichkeiten in einen Vortrag, zuzüglich einer kurzen Erläuterung über ihre jeweilige Wirkung, dargestellt. Darüber hinaus gibt es zu jeder Form auch noch ein konkretes Beispiel, was alles sehr anschaulich macht. Gut sind die Tipps zu Formulierungen von Texten, Handouts, etc. und die Hinweise zu Vorträgen und der Gestaltung elektronischer Präsentationen. Die eigene Körpersprache wird in diesem Abschnitt ebenfalls behandelt. Hier stellt sich jedoch die Frage, wieso auf Seite 145 und 149 zweimal die gleiche Überschrift „Körpersprache“ auftaucht. Letzterer Abschnitt ist „nur“ eine knappe Zusammenfassung des Vorangegangenen.
Im Abschnitt 6 „Planung und Durchführung eines Seminarprojekts“ wird der Leser mit sehr vielen Fakten auf nur wenigen Seiten konfrontiert. Hier geht das Buch meines Erachtens aufgrund der Tiefe weit an der Umsetzbarkeit im Rahmen der Schule vorbei. Beispielsweise sei die Frage erlaubt, welcher Schüler sich eine der genannten Projektmanagementsoftware kauft, um für die Schule ein Projekt zu planen?
Kapitel Sieben behandelt das Thema „Im Team arbeiten“. Der Begriff „Team“ wird geklärt und das Geben und (Auf-)Nehmen von Feedback wird reflektiert. Es werden auch verschiedene Teamübungen vorgestellt, welche sich auch in einer Klasse durchführen lassen. Das dort zu findende Bild (S. 248) lässt aber aufgrund des Alters der Teilnehmer eher auf eine Gruppe Lehrender schließen, welche diese Übungen durchgeführt haben.
Kapitel 8 „Self-Improvement“ geht auch wieder weit über die Schule hinaus. Hier bedarf es einer bereits entwickelten und selbstkritischen Persönlichkeit, um ein solches Vorgehen zu starten. Ich denke, dass der Durchschnittsschüler an so etwas nur in den seltensten Fällen Interesse hat. Nichtsdestotrotz ist es ein spannendes Themengebiet.

Besonderheiten
In dieser aktualisierten Version von 2010 wurden alle Kapitel überarbeitet und auch neue, fächerübergreifende Methoden mit in das Buch aufgenommen. Darüber hinaus wurden Webcodes ergänzt, die den Leser mit Formularen und Zusatzinformationen versorgen. Negativ anzumerken gilt, dass die Veröffentlichung leider nun schon sieben Jahre zurück liegt und viele Beispiele sowie genannte Anwendungen nicht auf dem aktuellen Stand sind.

Fazit
Lernende, die sich nicht nur für die Schule, sondern auch bereits für das Studium ein gutes Handwerkszeug zulegen wollen, sei dieses Buch sehr empfohlen. Für alle anderen wird dieses Buch an vielen Stellen inhaltlich zu sehr in die Tiefe gehen. Vielleicht wird der Cornelsen-Verlag dieses Werk nochmal aktualisieren, um neuere technologische Entwicklungen und neue Beispiele einzubeziehen.