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Sozialkunde / Politik, Wirtschaft, Oberstufe, Gymnasium, Gesamtschule

Ökologie und Ökonomie

Ökologie und Ökonomie
Herausgegeben von Petri, Annette
Erschienen Schwalbach/Ts.: Wochenschau, 2015
Seitenanzahl 72
ISBN 2190-3611
Geeignet für Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Bayern, Thüringen
Rezensiert von Lehmann, Rocco (Lehrer), 8. September 2015

Rezension von Lehmann, Rocco (Lehrer)


Einleitung
Stehen sich Ökologie und Ökonomie unvereinbar gegenüber oder können diese beiden Konzepte im 21. Jahrhundert den Weg gemeinsam beschreiten? Dieser Frage widmet sich Annette Petri in diesem rundum sehr gut gelungenen Basisheft aus dem Wochenschau Verlag.

Überblick zu Inhalten und Zielgruppen
Das Basisheft ist für die Sekundarstufe II ausgelegt. In vier thematischen Blöcken wird hinterfragt, ob und in welcher Form sich Umweltschutz und Wirtschaft im 21. Jahrhundert entwickeln.
Nicht nur das eigene Konsumverhalten der Lernenden soll kritisch hinterfragt werden, sondern auch die Mesoebene (National) und die Makroebene (International) dieses Themengebietes sollen angesprochen werden.

Die vier Schwerpunkte sind:

1.      Der globale Klimawandel – Vor uns die Sintflut?

2.      Ökologie versus Ökonomie – Ein unauflösbarer Konflikt?

3.      Wachstum und Wohlstand – Wirtschaftspolitik im 21. Jahrhundert?

4.      Ökologie und Ökonomie – Aktuelle Konflikte und Lösungsansätze

Der letzte Block ist mit 28 Seiten der umfangreichste Abschnitt. Alle anderen umfassen zwischen 8 und 11 Seiten.

Überblick über Konzept, Gestaltung und Aufbau
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt bereits erste wichtige Fragen, wie „Ist der Mensch für den Klimawandel verantwortlich?“. Die Lernenden setzen sich mit dem Ist-Zustand der Extremwettersituationen weltweit auseinander und erlangen dadurch Kenntnisse, wie der Klimawandel entsteht und welche Auswirkungen er auf die Umwelt und die Menschen hat.

Im zweiten Kapitel werden Ökologie und Ökonomie gegeneinander abgewogen und die Frage formuliert, ob die Beiden überhaupt miteinander harmonieren können. In diesem Abschnitt ist ein Exkurs zu Adam Smith und der Freien Marktwirtschaft, ein Text zur Sozialen Marktwirtschaft sowie ein Schaubild über den erweiterten Wirtschafskreislauf, aber auch eine Pro- und Contrameinung zur Ökosozialen Marktwirtschaft zu finden.
Das dritte Kapitel setzt sich mit Wachstum und Wohlstand auseinander. Hierbei wird anhand aktueller Beispiele(dritte Landebahn für Münchens Flughafen, Stuttgart 21 und dem Widerstand gegen den Bau von Stromtrassen in den Süden der Republik) diskutiert in wie weit Grenzen für das wirtschaftliche Wachstum existieren. Der Begriff des „Wachstums“ wird in den Kontext des Konjunkturzyklus gesetzt, aber auch das magische Viereck und seine Erweiterung zum magischen Vieleck werden hier diskutiert. Darüber hinaus werden auch verschiedene Ansichten zum wirtschaftlichen Wachstum und der daraus resultierende Einfluss auf die Umwelt aufgezeigt. Neben der Bundeskanzlerin wird unter anderem, höchst aktuell, Papst Franziskus aus seiner Enzyklika „Laudato Si“ vom Mai 2015 zitiert. Aber auch Naomi Klein wird hier, als Gegenpol zu Frau Merkel, aufgeführt. Aufgeworfen wird auch die Frage, wie zukünftig Wohlstand gemessen werden sollte und ob das Bruttoinlandsprodukt wirklich der richtige Ansatz dafür ist. Vorgestellt wird im Anschluss der aktuelle Vorschlag der Enquete-Kommission des Bundestages, um einen neuen Wachstumsbegriff zu definieren.

Inhaltlich schließen sich die didaktischen und methodischen Hinweise für den Lehrenden an. Erläutert wird hier zum Beispiel die Intention für dieses Heft, die Inhalte der einzelnen Kapitel werden zusammengefasst und die einzelnen Ziele, die mit den verschiedenen Inhalten erreicht werden sollen, lassen sich an dieser Stelle entnehmen. Ergänzt wird dieser Abschnitt mit weiterführenden Literaturempfehlungen.
Im vierten und letzten Kapitel werden aktuelle Konflikte zwischen Ökologie und Ökonomie sowie mögliche Lösungsansätze diskutiert. Auch hier wird mit Hilfe aktueller Tendenzen (Beispiele: Entstehen einer Sharingkultur, Uber, Energiewende) das Thema sehr gut und vielfältig behandelt. Auch dabei entstehende Probleme, wie der unausgereifte Emissionshandel, das mögliche Greenwashing von Unternehmen oder Probleme bei der Verhandlung internationaler Klimaschutzprogramme werden hier behandelt.

Texte, Materialien, Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Die Texte sind, ebenso wie alle verwendeten Grafiken, Schaubilder und Abbildungen, sehr aktuell. Nur wenige Quellen stammen aus dem Jahr 2010, viele sind aus den Jahren 2013 und 2014 ausgewählt worden. Das Layout der Schaubilder wurde sehr schlicht gewählt, der Inhalt steht hier klar im Vordergrund.

Die Texte sind sehr vielseitig zusammengestellt. Unter anderem finden hier Zeitungsartikel (beispielsweise aus FAZ, Badische Zeitung) und Zeitschriftenartikel (unter anderem aus Spiegel, Wirtschaftsdienst) Verwendung. Ebenso kommen Auszüge aus Texten vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit oder auch von Blogs wie reset.org zum Einsatz. Es wurden verschiedene, thematisch sehr gut passende, Karikaturen ausgewählt und eingefügt.
Insgesamt 11 verschiedene Methoden werden in diesem Heft vorgestellt und angewandt. Dabei erstreckt sich die Vielfalt von einer Kartenabfrage bis hin zur Szenario-Technik und dem Selberzeichnen einer Karikatur. Den Lernenden, aber auch den Lehrenden werden viele Tipps an die Hand gegeben, damit die jeweilige Methode beste Ergebnisse produziert. So findet man in diesem Heft beispielsweise klare, eindeutige „Kriterien für die Gestaltung einer guten Rede“ (Seite 7). Diese Seiten sind stets auf dem Rand mit dem Wort „Methode“ gekennzeichnet.

Die Arbeitsvorschläge sind sehr unterschiedlich gestaltet. Sie sind zum einen auf unterschiedlichen Niveaustufen angesiedelt (Beispiel: „Lesen Sie“, „Fassen Sie zusammen“, „Entwickeln Sie“) und zum anderen sind sie so formuliert, dass die Lernenden auch in diesem Moment einen Perspektivwechsel vornehmen (Beispiel: „Erarbeiten Sie als Mitarbeiter/innen des IPCC[…]“ (Seite 6))

Fazit
Vielfalt und Kontroversität wird in diesem Heft groß geschrieben. Der Autorin ist es gelungen, dieses brisante und sehr aktuelle Thema gelungen aufzubereiten. Das Heft bietet eine solide Grundlage für einen gelungenen Unterricht zu einem wirklich aktuellen und konfliktreichen Thema unserer Zeit.