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Sozialkunde / Politik, 5./6. Schuljahr, Realschule

Anstöße 1

Anstöße 1
Herausgegeben von Lübbert, Heinrich et al.
Erschienen Stuttgart: Klett, 2011
Seitenanzahl 184
ISBN 978-3-12-065440-7
Geeignet für Nordrhein-Westfalen
Rezensiert von Lintel-Höping, Nadine, Anett Leibscher, Liza Armann und Maria Argiropoulou (Studierende), 5. Dezember 2013
Projekt TU Dortmund, Sommersemester 2013, Das Schulbuch im sozialwissenschaftlichen Unterricht

Rezension von Lintel-Höping, Nadine, Anett Leibscher, Liza Armann und Maria Argiropoulou (Studierende)


Einleitung
Der rote Faden des Buches orientiert sich am Titel „Anstöße“. Ziel ist es, die Schülerschaft anzustoßen, über Probleme und Fragen des politischen und gesellschaftlichen Lebens nachzudenken und politische Entscheidungen nachzuvollziehen.
Das Buch ist gegliedert in neun Kapitel, welche jeweils mit einer Auftaktdoppelseiten beginnen. Diese führen durch Bilder, Zitate und Denkanstöße in Form von teils widersprüchlichen Aussagen in die jeweils folgenden Themen ein. Die Kapitel des Buches sind wiederum in Unterkapitel gegliedert, die durch Bilder, Grafiken oder Karikaturen eingeleitet und begleitet werden. Durch Verfassertexte, verschiedene Quellen und „Arbeitsvorschläge“ werden die Themen aufbereitet.
Zur weiteren Erarbeitung der Inhalte werden verschiedene Methoden auf „Methodendoppelseiten“ vorgestellt. Wichtige Begriffe werden erläutert und in einem „Miniglossar“ erklärt. Weiterhin gibt es zu einigen Kapiteln „Online-Links“. Hier können die Schüler/innen unter www.klett.de/online selbst zu den Themen recherchieren.
Am Ende der Kapitel findet man Ergebnisseiten mit dem Punkt „check it“, welche die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen und die eingangs formulierten Denkanstöße aufgreifen. Im Anhang befinden sich ein Glossar der Methoden, Hinweise zum Lösen der Aufgaben durch Angaben verschiedener Anforderungsbereiche mit speziellen Arbeitstechniken, welche altersgemäß aufbereitet werden, ein Stichwortverzeichnis und das Bildquellenverzeichnis.

Im Folgenden diskutieren wir exemplarisch das Kapitel 7 „Kinder leben überall anders“.

Fachliche Schwerpunkte
Das Kapitel 7 „Kinder leben überall anders“ ist in mehrere Unterkapitel gegliedert. Das erste Unterkapitel „Kinder haben gleiche Rechte“ gibt einen Überblick über die zehn von der Kinderrechtskonvention 1989 erarbeiteten Kinderrechte. In den Unterkapiteln werden die einzelnen Rechte genauer dargestellt. Ein großer Unterpunkt ist das Recht auf Bildung. „Ich will lernen“ als eines der Unterkapitel beschreibt die katastrophale Bildungssituation in Entwicklungsländern. Der rote Faden im Kapitel und somit der Schwerpunkt findet sich im Vergleich des Lebens von Kindern in Entwicklungsländern und Industrieländern, vor allem im Vergleich der Einhaltung der Kinderrechte in den einzelnen Regionen.
Ein Bezug zur eigenen unmittelbaren Lebenswelt ist durch die Gegenüberstellung der Lebensumstände in den Entwicklungsländern und in Deutschland stets gegeben. Politische, rechtliche und wirtschaftliche Aspekte haben in diesem Kapitel keinen Schwerpunkt, dennoch werden sie angeschnitten. Aufgaben der Vereinten Nationen und verschiedener Organisationen werden erläutert, die Kinderrechtskonvention erklärt, Probleme, Funktion und Intention von Entwicklungshilfe besprochen und das Problem der Nicht-Einhaltung der Kinderrechte trotz Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention problematisiert.

Fachdidaktische Gestaltung
Im Fokus steht, wie eingangs erwähnt, das Thema Kinderrechte. Eine altersgemäße kindgerechte Vermittlung ist durchgehend gegeben. Die Schüler/innen werden stets direkt angesprochen, Fremdwörter und schwierige Sachverhalte durch Erläuterungen im Miniglossar sinnvoll ergänzt. Die zur Verfügung stehenden Materialien ermöglichen einen wissensorientierten Zugriff der Schüler/innen auf die Themeninhalte und führen durch Arbeitsvorschläge am Ende eines jeden Unterkapitels zu handlungsorientierten Problemlösungsansätzen.
Die Vorstellung der Methoden und Arbeitstechniken (hier Gruppenpuzzle S. 120f.) geben der Lehrkraft Ideen zur Erarbeitung an die Hand und dienen der Förderung von Urteils-, Handlungs,- und Methodenkompetenz der Schüler/innen. Besonders der Aspekt der Diversität findet große Beachtung in diesem Kapitel. Durch die Vorstellung von Kindern verschiedenster Nationen in Alltagssituationen wie auf dem Schulweg, in ihrem Zuhause oder bei der Freizeitgestaltung und der direkten Gegenüberstellung dieser Alltagssituationen mit denen der Schüler/innen in Deutschland schließt sich ein direkter Lebensbezug an. Die Schüler/innen können sich dadurch mit Alltagssituationen identifizieren und bekommen einen leichteren Zugang zur zentralen Problemstellung des Unterkapitels.
Die Strukturierung der Kapitel, die genauen Erläuterungen der Methoden und die Arbeitsaufträge bedürfen fast keiner weiteren Lenkung durch die Lehrperson. Die Schüler/innen sind anhand des Buches in der Lage, die einzelnen Themenbereiche selbständig zu erarbeiten. Online-Links, Methoden und Arbeitsaufträge geben die Strukturierung einer Unterrichtsstunde bzw. Unterrichtsreihe nahezu lückenlos vor.

Texte und Materialien
Zu Beginn der Unterkapitel findet eine Einleitung durch knappe Verfassertexte statt. Die Texte sind sprachlich an die Altersstufe der Schülerschaft angepasst und geben einen ersten erklärenden Einblick in die Thematik des Unterkapitels. Auf den Verfassertext folgen verschiedene Quellen, aus denen die Schüler/innen weitere Informationen zum Thema des Unterkapitels erhalten. Es ist eine leichte Dominanz an Fachtexten im Gegensatz zu Bildquellen oder Grafiken zu erkennen. Zeichnungen oder Bilder unterstützen den Einstieg ins Thema und sollen zum Nachdenken und/oder Mitfühlen anregen.
Auch bei der Auswahl der Fotografien wird der vergleichende Aspekt wieder aufgegriffen. Fotografien von Kindern in Entwicklungsländern werden meist Fotografien von Kindern aus Industrieländern gegenübergestellt. Dieses Vorgehen unterstützt die Identifizierung der Schülerschaft mit der Problematik, da sie Bekanntes auf den Fotografien erkennen und ihrem Alltag zuordnen können. Die Fotografien sind für die Arbeitsaufträge weniger relevant. Tabellen, Diagramme oder Landkarten sowie Zeichnungen unterstützen die Schüler/innen bei der Erarbeitung. Die Bilder sind in ihrer Anordnung kontextbezogen und passen gut zusammen.

Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Die Arbeitsaufträge in Kapitel 7 sind für die Schüler/innen verständlich formuliert. Auffallend ist, dass die Arbeitsaufträge als Arbeitsvorschläge dargestellt werden. In einer sinnvollen zeitlichen Abfolge, orientiert an der Abfolge der Quellen werden diese Arbeitsvorschläge zum Ende jedes Unterkapitels gegeben. Sie spiegeln die Philosophie des Buches, „Denkanstöße“ zu geben, wider. Die Lernenden sollen angeregt werden, selbstständig zu entscheiden wie eine sinnvolle Erarbeitung des Themas erfolgen könnte.
Die Arbeitsaufträge geben Anregungen, welche Sozialform oder Methode genutzt werden kann, um das Kapitel zu erarbeiten. Bereits erlernte Methoden werden wiederholt aufgegriffen und gefestigt. Durch die genauen Erläuterungen der Sozialformen sind die Schüler/innen in der Lage, sich diese ebenfalls selbstständig anzueignen. Diese Förderung der Selbständigkeit, die starke Schülerorientierung sowie die Methodenvielfalt bietet eine hohe Kompetenzorientierung und abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung.

Fazit
Insgesamt wird das Lehrwerk dem Anspruch, Denkanstöße zu geben, gerecht. Es wird im Buch weniger von Arbeitsaufträgen als von Denkanstößen in Form von Arbeitsvorschlägen gesprochen. Das Buch wird damit seinem Titel gerecht. Es ist positiv anzumerken, dass die Schüler/innen angehalten werden sich aktiv und selbstständig mit den Themen auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite birgt dieser Ansatz die Gefahr, dass die Lernenden sich selbst überlassen sind. Dies könnte zu Überforderung führen.
Im untersuchten Kapitel „Kinder in der Welt“ fehlt leider der Lebensweltbezug in Form von Kinderarmut in Deutschland. Ansonsten wird das Thema aber sehr ausführlich, aktuell und zielgruppengerecht behandelt. Eine große Stärke des Bandes ist der Umgang mit Fachbegriffen. Sie werden an verschiedenen Stellen im Buch nach verschiedenen Ordnungskategorien (am Seitenrand und im Glossar am Ende) behandelt und sind so leicht auffindbar und gleichzeitig themennah erklärt. Somit ermöglicht „Anstöße 1“ ein selbstständiges und schülergerechtes Arbeiten und ist für den Einsatz in 5. und 6. Klassen sehr geeignet.


Lizenz: CC BY-ND 4.0 Lizenz „Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ (CC BY-ND 4.0)


Info Zitation Lintel-Höping, Nadine, Anett Leibscher, Liza Armann und Maria Argiropoulou. Rezension zu: Anstöße 1 von Lübbert, Heinrich et al. (Hg.). Stuttgart: Klett 2011, ISBN 978-3-12-065440-7, Edumeres 2013, https://edu-reviews.edumeres.net/rezensionen/rezension/lintel-hoeping-nadine-anett-leibscher-liza-armann-und-maria-argiropoulou/, zuletzt geprüft am 26.03.2024.

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