Geschichte, 5./6. Schuljahr, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Hauptschule, Realschule, Grundschule, Gesamtschule, Gymnasium
Zeitlupe 3
Herausgegeben von | Pandel, Hans-Jürgen |
---|---|
Erschienen | Braunschweig: Schroedel, 2003 |
Seitenanzahl | 191 |
ISBN | 978-3-507-35531-6 |
Geeignet für | Hamburg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein |
Rezensiert von | Mielke, Janina und Duchow, Marc (Studierende), 1. Juni 2009 |
Projekt | Christian-Albrechts-Universität Kiel, Wintersemester 2008/09 |
Rezension von Mielke, Janina und Duchow, Marc (Studierende)
Das Geschichtsbuch „Zeitlupe 3“ ist für Hauptschulen, Gesamtschulen und Regionale Schulen konzipiert und für die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern, Rheinland- Pfalz, Saarland und Schleswig- Holstein zugelassen. Es umfasst auf seinen 191 Seiten die Bereiche von den neuen Weltmächten bis hin zur EU. Zu diesem Schulbuch ist ein Lehrerband, dessen Umfang 96 Seiten umfasst, verfügbar. Der Lehrerband ist nicht Gegenstand dieser Rezension.
Der Schwerpunkt dieser Rezension liegt auf der Untersuchung der fachlichen Korrektheit und Multiperspektivität. Gegenstand der Untersuchung waren die Kapitel „Die neuen Weltmächte“ und „Novemberrevolution und Weimarer Republik“.
Fachdidaktische Aspekte
Aus fachdidaktischer Sicht ist positiv zu bemerken, dass das Buch mit einem Teilthema pro Doppelseite innerhalb des Hauptthemas übersichtlich und fortlaufend aufgebaut ist (z.B. "Parteien tragen die Republik", Seite 26 und 27, im Hauptthema "Novemberrevolution und Weimarer Republik", Seite 22 - 41).
Das multiperspektivische Arbeiten wird eingeführt (z.B. Seite 9: Zwei Sichtweisen: Dieselbe Szene in zwei Bildern), was den Lehrplänen der einzelnen Bundesländer entspricht. Dennoch hätte die Multiperspektivität, die mittlerweile eine herausragende Relevanz im Geschichtsunterricht einnimmt, vermehrt eingebracht werden können.
Die Texte für Schülerinnen und Schüler sind gut verständlich (z.B. Seite 6: „Die USA blieben nicht die einzige Weltmacht im 20.Jahrhundert. Im Jahr 1917 entstand im Osten Europas ein neuer, großer Staat: Die Sowjetunion. Dieses Land hatte ganz andere Ziele und Ideale als die USA.“). Die Inhalte sind auf das Wesentliche reduziert (z.B.: Das Kapitel „Novemberrevolution und Weimarer Republik“ wird in die Abschnitte „Von der Revolution zur Republik“, „Parteien tragen die Republik“, „Die Inflation“, „Gewalt von rechts bedroht die Republik“, „Die Weimarer Republik“, „Neue Rechte und neue Rollen – Frauen in der Republik“, „Die Weltwirtschaftskrise führt zur Massenarbeitslosigkeit“, „Die Republik scheitert“ sowie eine Zusammenfassung unterteilt.), was Schülerinnen und Schüler dieses Alters beim Lernen unterstützen dürfte.
Diese bislang positiven Eindrücke werden ein wenig durch den geringen Anteil an Autorentexten oder Quellen gestört. Dieser Anteil hätte insgesamt umfassender sein können, da es sich um ein Schulbuch handelt, dessen vorrangiger Zweck nicht die Illustration sein kann. Viele der Bilder, Graphiken und Karten sind zwar in guter Art und Weise in Aufgaben oder den Text integriert, allerdings wird durch die recht starke Illustrierung der Platz für Autorentext, Textquellen und Kontroversen erheblich eingeschränkt. Es wäre unserer Meinung nach besser, einen Teil des Bildmaterials als Kopiervorlagen oder in anderer medialer Form den Lehrenden und Lernenden an die Hand zu geben und mehr Texte zu verwenden..
Transkulturelle Ansätze werden leider komplett außer Acht gelassen. Man hätte darstellen können, welche Auswirkungen der Zweite Weltkrieg in den verschiedenen Ländern hatte und nicht nur in Europa.
Die Epochenthemen (u.a. „Die gescheiterte Demokratie“, „Nationalsozialistische Gewaltherrschaft“ sowie „Freiheit und Einheit“) des Lehrplans des Landes Schleswig – Holstein für die achte und neunte Klasse an Hauptschulen werden weitgehend aufgegriffen, ohne jedoch alle Aspekte in gebotener Ausführlichkeit zu erwähnen (Seite 27: Der Versailler Vertrag ist den Verfassern gerade einmal 18 Zeilen wert).
Geschichte wird in Zeitlupe (Band 3) als Prozess gezeigt, in dem auf wenigen Seiten erklärt wird, welchen Standpunkt die handelnden Personen/Parteien/Nationen inne hatten und welche Entwicklungen sich ergaben sowie wo diese Entwicklungen hinführten. Dies ist toll gemacht, auch wenn ein vermehrter Einsatz von Autorentexten, wie bereits erwähnt, wünschenswert gewesen wäre. ..
Fachwisenschaftliche Aspekte
Aus fachwissenschaftlicher Sicht gibt das Buch aufgrund der bereits angesprochenen Reduktion und dem daraus resultierenden Ausbleiben von Fehlern wenig Anlass zu Kritik. Der aktuelle Stand der Wissenschaft wird in äußerst knapper Form wiedergegeben. Problematisch erscheint es, dass Personen, die als durchaus „wichtig“ betrachtet werden können, kaum (z.B. Friedrich Ebert, Gustav Stresemann oder Karl Liebknecht) oder gar nicht (z.B. Aristide Briand) erwähnt werden. Dies zieht sich durch das ganze Buch hindurch (Stalin und Lenin werden erwähnt, die Amerikaner erscheinen weitgehend führungslos). Natürlich können nicht alle in irgendeiner Art und Weise handelnden Personen erwähnt oder behandelt werden, die Schülerinnen und Schüler sollen jedoch jene kennen, die mit den behandelten Themen eng verbunden sind und ohne die es bestimmte Entwicklungen nicht gegeben hätte. Grobe Fehler, wie falsche Personenangaben oder Daten, gibt es nicht.
Die angestrebte Wertfreiheit des Autorenteams wird grundsätzlich erreicht. Vor dem Hintergrund der Bildungsfunktion wird teilweise dennoch klar, in welche Richtung es hier gehen soll („Die Menschen mussten einen neuen Weg gehen: den einer demokratischen Republik oder den der Sowjetunion." Hier fehlt nur noch, dass das Wort "falschen" vor "der Sowjetunion" eingeführt wird, so deutlich ist die Wertung zu erkennen).
Methodik
Das Schulbuch „Zeitlupe 3“ bietet Methodenvielfalt. Es wird dazu angeregt, Filme zu schauen, Ausstellungen zu erarbeiten bzw. zu besuchen, Aufgaben in Gruppen oder auch allein zu erledigen. Quellen unterschiedlicher Arten werden präsentiert und es wird erklärt, wie man mit ihnen umzugehen hat.
In allen drei Bänden werden immer wieder unterschiedliche Methoden vorgestellt, was als überaus positiv zu bewerten ist. Zwar wird hauptsächlich in Band 1 und 2 - also für jüngere Schülerinnen und Schüler - das Methodenlernen eingeführt, aber diese kurzen und prägnanten Hinweise zum Erwerb einer neuen Methode geben den Lernenden alle wichtigen Ansatzpunkte um damit arbeiten zu können. Als Lehrkraft sollte man die sie anleiten, sich diese Hinweise herauszuschreiben oder in einer anderen Art dauerhaft für den Schulgebrauch zu sichern. Da sie mit den aufgezeigten Methoden noch öfter arbeiten sollten, wäre es sinnvoll, diese nicht nur in den Schulbüchern zu haben, die man wieder abzugeben hat.
Die Aufgabenstellungen im Buch sind präzise („nennt“, „beschreibt“, „zählt auf“ etc.) und in den meisten Fällen sinnvoll. In Ausnahmefällen erscheinen uns die Aufgaben aber eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Lehrkräfte ohne Vorbereitung zu sein (vgl. Aufgabe S.10: „Zählt die US-Stützpunkte“). [Hier fehlt nur noch die Ergänzung „Paust die Karte ab, malt diese farbig an und zeichnet eine Rakete in jedes Land, in dem sich ein US-Stützpunkt befindet.“] Schon wäre mindestens eine Schulstunde sinnfrei gefüllt. Diese Aufgaben wären noch nützlich,wenn im Anschluss eine Diskussion geführt werden würde über die Auswirkungen und Konsequenzen einer solchen militärischen Präsenz. Eine solche Aufgabe ist im Buch nicht vorgesehen, kann jedoch von der Lehrkraft eigenständig eine solche Aufgabe stellen. Ebenfalls haben sich kleinere Fehler beziehungsweise Wiederholungen in den Aufgaben eingeschlichen. Als Aufgabe 3 auf Seite 18 wurde die schon auf Seite 16 (Aufgabe 1) verwendete Frage wortwörtlich übernommen. Sie passt nur bedingt zum dazugehörigen Text.
Formale Aspekte
Abschließend gehen wir auf einige formal-praktische Kriterien ein. Das Buch wiegt knapp über 400 Gramm und ist somit im Vergleich zu andren Büchern sehr leicht. Der Einband erscheint leider instabil und die matten Farben sowie die wenig aussagekräftigen Bilder sind kein Grund zur Freude. Von außen hat „Zeitlupe 3“ dem Betrachter wenig Ansprechendes zu bieten. Die fehlende Kreativität des Einbandes wird im Inneren - also da, wo es wichtig ist - durch bunte Farben, wobei z.B. Arbeitsaufträge oder Methodenlernen jeweils mit einer eigenen Farbe versehen werden, wieder wettgemacht.
Das Buch enthält ein Glossar, ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis sowie ein Personen- und Sachregister. Auch die Nachweise von Text- und Bildquellen sind vorhanden, wobei diese für die Textquellen sehr gut sind. Die bibliographischen Angaben entsprechen der fachwissenschaftlichen Kriterien. Bei den Bildquellen sind die bibliographischen Daten im Bildquellenverzeichnis sehr unübersichtlich. Anhand dieser Aneinanderreihung von Ziffern und Buchstaben wird kaum ein Acht- oder Neuntklässler herausbekommen können, woher dieses oder jenes Bild tatsächlich stammt.
Fazit
Abschließend möchten wir feststellen, dass dieses Schulbuch trotz der angesprochenen Mängel einen insgesamt guten Eindruck macht. Die Fehler sind nicht so gravierend, als dass dieses Schulbuch im Unterricht nicht gewinnbringend eingesetzt werden könnte.