Sachkunde, Andere Schulstufe, Grundschule
Umweltfreunde 3
Herausgegeben von | Koch, Inge |
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Erschienen | Berlin: Volk und Wissen, 2012 |
ISBN | 978-3-06-082356-7 |
Geeignet für | Thüringen |
Rezensiert von | Rogalla, Laura und Svenja Neuhaus (Studierende), 24. September 2012 |
Rezension von Rogalla, Laura und Svenja Neuhaus (Studierende)
Einleitung
"Die Unterrichtsgestaltung in Heimat- und Sachkunde erfordert die Kombination von strukturiertem Lehrer-Schülergespräch und Phasen selbstgesteuerten Lernens durch Erkundungen und Beobachtungen. Hierbei sind unterschiedliche Lernorte und Handlungsräume zu nutzen oder zu schaffen und die Medien in kritischem, verantwortungsvollem Umgang einzubeziehen. Die Unterrichtsformen orientieren sich am Konstruktivismus. Eine integrative Didaktik, mit offenen Unterrichtsformen und einem hohen Grad der Differenzierung, zielt auf eine enge Kooperation mit außerschulischen Partnern und Eltern" (Lehrplan für die Grundschule – Heimat und Sachkunde 2010 – Thüringen, S.6). Ausgehend von dieser Vorgabe des Thüringer Ministerium soll das Heimat- und Sachkundebuch „Umweltfreunde 3" betrachtet werden.
Aufbau/Struktur
Das Buch ist mit einem Softcover-Einband versehen und umfasst 128 Seiten. Das Gewicht ist somit sehr gering gehalten worden, der dünne, flexible Einband knickt allerdings sehr schnell. Das grüne Cover ist mit den durch das Buch leitenden Charakteren illustriert worden. In der Innenseite des Einbandes findet man eine Übersicht über die Zeichen und Symbole, die die Arbeit mit dem Buch für die Schülerinnen und Schüler strukturieren und erleichtern sollen. Zusätzlich finden sich farbliche Punkte, die den Lehrerinnen und Lehrern die Lernbereiche der einzelnen Themen im Sinne der Vielperspektivität verdeutlichen sollen.
Das Inhaltsverzeichnis des Buches ist klar nach Ober- und Unterthemen gegliedert, sodass die Schülerinnen und Schüler auch selbständig, für sie interessante Themen im Buch finden können. Die Themen sind dem Verlauf des Schuljahres angepasst, sodass das Buch chronologisch durchgearbeitet werden kann.
Autorentexte/Verfassertexte
Die einzelnen Kapitel werden mit einer Fotografie eingeleitet. Diese ist jeweils mit der Kapitelüberschrift, sowie einleitenden Fragen/Denkanstößen zum Thema versehen. So findet man bspw. im ersten Kapitel „In der Schule" ein Bild mit Kindern einer vietnamesischen Schule, welches mit den Fragen „Wie kommen wir gut miteinander aus?", „Worüber sollen wir in der Klasse sprechen?" und „Wie sage ich meine Meinung?" übertitelt wird (S.5). Die Idee, den Einstieg in das erste Thema auf die Weise zu gestalten, dass die Kinder sich mit ihrem eigenen Schulalltag auseinandersetzen ist ganz nett gemacht, dennoch fehlt gerade in diesem Beispiel durch die Abbildung der vietnamesischen Schule der Bezug zur Realität der Kinder an deutschen Schulen. In den folgenden Kapiteln wird dies dann aber besser umgesetzt.
Innerhalb der einzelnen Kapitel findet sich eine große Vielfalt von Herangehensweisen an das jeweilige Thema. Hierzu zählen Informationstexte, Abbildungen, Diagramme, Zeitleisten etc. Die einzelnen Seiten sind zusätzlich mit den im Einband erläuterten Symbolen und Wegweisern versehen, die den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben sollen, sich zusätzliche Informationen zu einem bestimmten Thema oder einer Arbeitsweise zu beschaffen. Es ist allerdings anzumerken, dass diese leider nicht immer sinnvoll eingesetzt werden. So führt bspw. der Verweis zur Frage „Wie überwintern Störche und Schwalben" auf S. 43, lediglich zu Randnotizen in Zeitleisten auf den Seiten 51 und 123, die die geforderten Informationen zur Beantwortung der Frage nur mangelhaft zur Verfügung stellen. Hinzu kommt, dass diese Randnotizen nicht die Frage nach der Art und Weise der Überwinterung, sondern nach dem Ort der Überwinterung beantworten. Die Schülerinnen und Schüler sind bei der Beantwortung der Frage somit auf anderweitig zur Verfügung gestellte Informationen oder Eigenrecherche angewiesen. Dies gilt auch für die Informationstexte generell, da diese an einigen Stellen umfangreicher hätten sein können. Sie sind in altersgemäßer Sprache verfasst, der Sprachstil und die Informationsfülle sind an einigen Stellen aber zu reduziert.
Die Abbildungen im Buch sind zahlreich, gezeichnete und reale Bilder wechseln sich ab. Sie sind größtenteils mit Begleittexten versehen und veranschaulichen im Infotext Beschriebenes, oder liefern weitere Hinweise.
Jedes Kapitel wird mit einer sogenannten Medienseite abgeschlossen, die die Möglichkeit gibt das zuvor behandelte Thema mittels unterschiedlicher Methoden und Medien zu vertiefen (Diskussion, Handzettel schreiben, Fotografien, Experimente, Quellenarbeit etc.). Am Ende des Buches finden sich das Sachwörterverzeichnis, sowie die Nachweise zu Textquellen, Bildern und Fotos. Das Sachwörterverzeichnis beinhaltet viele, aber nicht alle relevanten Wörter, die zum besseren Verständnis der Themen notwendig wären. Es bietet dennoch eine gute Hilfe beim Auffinden bestimmter Themengebiete und schult das Arbeiten mit Lexika und Wörterbüchern.
Lehrplanbezug
Der Thüringer Lehrplan für den Heimat- und Sachkundeunterricht fordert, wie zu Beginn zitiert, „die Kombination von strukturiertem Lehrer-Schülergespräch und Phasen selbstgesteuerten Lernens durch Erkundungen und Beobachtungen" unter Einbeziehung unterschiedlicher Lernorte. Dieses Kriterium wird durchaus erfüllt, wie am Kapitel „Herbst und Wetter" gut zu erkennen ist. Auf zwei Doppelseiten (S.22-25) erlernen die Kinder Fachbegriffe zum Thema Wetter und zur Deutung von Wetterphänomenen. Zusätzlich werden sie dazu angeleitet, dass Wetter selbständig zu beobachten. In dieser Phase ist die Anleitung der Lehrperson durchaus wichtig, um sicher zu gehen, dass das neu eingeführte Thema und dessen Begrifflichkeiten von allen Schülerinnen und Schülern verstanden wurden. Zwar können die Schülerinnen und Schüler auch in dieser Phase bereits selbständig arbeiten, regelmäßiges Nachfragen durch die Lehrkraft oder eine gemeinsame Reflexion im Klassenverband sind jedoch sinnvoll. Die Medienseite zum Thema „Wetterberichte auswerten" (S.28), bietet dann aber die Möglichkeit des selbständigen Wiederholens zuvor bearbeiteter Themen. In diesem Fall sind die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, sich selbst damit vertraut zu machen, welche Informationen ihnen der Wetterbericht bietet und was in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist.
An diesem Beispiel wird auch die vielfältige mögliche Verwendung unterschiedlicher Medien deutlich. Die Schülerinnen und Schüler nutzen die Medien Radio, Zeitung, Fernsehen und Internet und können (unter Anleitung der Lehrkraft) diese eventuell auch vergleichen. Das Buch selbst thematisiert den Umgang mit Medien jedoch kaum. Lediglich im Kapitel „Wusstest du schon…" wird das Thema Internet aufgegriffen. Die Schülerinnen und Schüler lernen den Umgang mit dem Computer. Neben einem kleinen Internet-Lexikon (S.107) wird aber lediglich darauf hingewiesen, dass es für jeden Internetnutzer bestimmte Regeln gibt. Diese werden jedoch nicht thematisiert, sondern es wird auf den „Internetführerschein" verwiesen, den die Kinder online suchen sollen. Somit ist eine weitere Anforderung des Lehrplans, nämlich die „Medien in kritischem, verantwortungsvollem Umgang einzubeziehen" nur bedingt erfüllt. Das Buch bietet durchaus Anhaltspunkte, an denen angesetzt werden kann, ob und wie Medien eingesetzt und kritisch betrachtet werden liegt aber in der Hand der Lehrperson.
Die Anforderungen „offene Unterrichtsformen", „unterschiedliche Lernorte und Handlungsräume" und „hoher Grad der Differenzierung" lassen sich durchaus als erfüllt ansehen. Das Buch bietet Aufgabenstellungen, die die Klasse als Gemeinschaft ansprechen („Findet Informationen", „Führt eine Befragung durch"), aber auch Aufgabenstellungen, die die Eigenarbeit eines jeden Schülers fordern. Bei diesen Aufgabenstellungen handelt es sich häufig um Formate, bei denen es darum geht etwas auch seinem eigenen Erfahrungshorizont zu schildern. Wegweiser und Zusatzaufgaben sind dagegen meist als Klassenaufgaben formuliert. Anzumerken ist hierbei, dass die Aufgabenstellungen zwar eine mögliche Bearbeitungsform vorgeben, jedoch nicht so formuliert sind, dass die Lehrperson in ihrer Entscheidung, ob eine Aufgabe in Einzel-, Partner-, oder Gruppenarbeit bearbeitet werden soll, eingeschränkt ist.
Durch die offenen Aufgaben bleibt der Lehrperson immer auch die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob sie außerschulische Lernorte in ihren Unterricht mit einbezieht. Das Buch selbst fordert nur selten dazu auf, den Klassenraum zu verlassen, dennoch bieten die Themen und Darstellungen im Buch die Möglichkeit andere Lernorte sinnvoll in die Unterrichtsreihe zu integrieren.
Im Kapitel „Bei uns zu Hause – früher und heute" bspw. lernen die Kinder eine Karte zu lesen. Sie arbeiten hierzu zunächst mit der Karte selbst und sollen z.B. im Stadtplan die Himmelsrichtungen bestimmen oder bestimmte Wege beschreiben. Anschließend wird erklärt, wie man die Himmelsrichtungen in der freien Natur bestimmen kann. Das Buch schreibt an dieser Stelle nicht explizit vor den Klassenraum zu verlassen, es bietet sich an dieser Stelle jedoch durchaus an das zuvor theoretisch erlernte in der Praxis zu testen um das vorhandene Wissen zu erweitern.
Zusätzlich lassen die Aufgabenstellungen auch Raum für Differenzierung. Je nach Interesse oder Können des Schülers, können Aufgabenstellungen erweitert oder eingegrenzt werden.
Die Aufgabenstellungen sind sehr abwechslungsreich und für eine dritte Klasse angemessen. Insgesamt ist der Unterricht sehr handlungsorientiert, wie an den häufig genannten Operatoren „sucht", „sammelt", „beobachtet", „informiert euch", „betrachtet", „probiert" etc. zu erkennen ist. Die Kinder werden dazu angeleitet ihre Umwelt aktiv wahrzunehmen und zu analysieren.
Alle Themen, die der Lehrplan des Landes Thüringen fordert sind im Buch vorhanden. Ausbaufähig ist die Medienseite. Themen die scheinbar fehlen (z.B. das Thema Verkehrserziehung/Radprüfung), sind in Umweltfreunde 4 umgesetzt worden.
Didaktische Konzeption
Der Cornelsen-Verlag sieht vor, dass die Schülerinnen und Schüler sich mittels der Arbeit im Umweltfreunde-Buch „anwendbares Wissen, systematisch-progressiv aneignen" (vgl. www.cornelsen.de/lehrkraefte/reihe/r-5263/ra-5754/konzept).
Der Wissenserwerb soll vor allem durch folgende Komponenten vollzogen werden:
Beobachten und Wahrnehmen
Erkunden, Dokumentieren und Gestalten
Kommunizieren und Argumentieren
Untersuchen und Experimentieren
Sammeln und Ordnen
Arbeit in Projekten
Präsentieren
All diese Punkte werden im vorliegenden Schulbuch durchaus umgesetzt, allerdings nicht in einem ausgewogenen Verhältnis.
Viele Aufgabenstellungen regen die Kinder zum Kommunizieren miteinander an, das Argumentieren jedoch kommt häufig zu kurz – viele Aufgabenstellungen fordern lediglich das Beschreiben oder Erzählen. Der Punkt „Untersuchen und Experimentieren" wird insbesondere in den Kapiteln „Was mir gut tut", „Dem Wasser auf der Spur" und „Wusstest du schon…" behandelt. Den Kindern werden hier zahlreiche Möglichkeiten geboten, Phänomene ihrer Umwelt eigenständig zu entdecken und die Hintergründe zu verstehen, wenn die knappen Informationen der Texte durch den Unterricht noch weiter vertieft werden. Sie erkunden ihre Umwelt und dokumentieren ihre Entdeckungen. Zudem erlernen sie die notwendigen Arbeitstechniken (vgl. z.B. S. 101, Wegweiser: Einen Versuch machen).
Fazit
Insgesamt ist „Umweltfreunde 3" ein im Unterricht gut einsetzbares Buch. Die relativ offen gehaltenen Aufgabenstellungen und Impulse ermöglichen der Lehrkraft, den Unterricht nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Kritisch zu betrachten ist allerdings die Vielfalt an Zeichen im Buch. Diese sollend das Buch eigentlich strukturieren, bewirken jedoch leider eher das Gegenteil. Begriffe, Lernwörter, Anleitungen zu bestimmten Arbeitstechniken, Aufgaben und Informationstexte stehen oft direkt nebeneinander, sodass man schnell den Überblick verliert.