Geschichte, 5./6. Schuljahr, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Gymnasium, Gesamtschule, Realschule
Exploring History 1
Herausgegeben von | Lohmann, Christa |
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Erschienen | Braunschweig: Westermann, 2007 |
Seitenanzahl | 152 |
ISBN | 978-3-14-111048-7 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Berlin, Bayern, Thüringen |
Rezensiert von | Schuh-Fricke, Ulrike (Lehrerin), 1. September 2008 |
Reihe | Exploring History |
Rezension von Schuh-Fricke, Ulrike (Lehrerin)
Einleitung zur Konzeption des Buches
„Exploring History“ ist der Titel des im Westermann Verlag erschienenen Geschichtsbuch für den bilingualen Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I.
Der Titel weckt beim Leser die Erwartung, dass mit Hilfe des vorliegenden Buches die Schülerinnen und Schüler angeregt und geleitet werden, Geschichte zu erforschen und entdecken, Ursachen und Wirkungen von historischen Prozessen zu erkunden, Verhalten, Denkweisen und Beweggründe der historisch handelnden Personen zu analysieren und sich selbst eine Meinung zu bilden.
Gestaltung und Bildmaterial
Auf dem vorderen und hinteren Einband des Buches wird der Ausschnitt eines Gemäldes wie in einem Brennglas dargestellt. Der gezeigt Bildausschnitt zeigt, wie Napoleon seiner Frau Josephine die Kaiserkrone aufsetzt. Das gesamte Bild wird auf der Auftaktseite zum Thema „The French Revolution“ noch einmal präsentiert; leider gibt es zu dem Bild keine einzige Aufgabe und mit nur einem kurzen Satz (Seite 48) wird erwähnt, dass Napoleon zum Kaiser gekrönt wird. Warum gerade dieses Bild und dann der gewählte Ausschnitt als Titelbild auf dem Einband gewählt wurde, bleibt unklar.
Methoden; sprachliche Hilfestellung
Auf den Innenseiten des Einbandes finden sich Listen mit Operatoren und „Terms for Discussion“; letztere sind geordnet nach Sachfeldern wie z.B. „War and Peace“, „Economy“ oder „Living conditions“.
Die Platzierung der sprachlichen Hilfen auf der hinteren Umschlagseite halte ich für sehr ungeschickt und wenig hilfreich, da die Schülerinnen und Schüler ständig blättern müssen, wenn sie sich dieser Begriffe bedienen wollen.
Sehr viel hilfreicher wäre es gewesen, diese sprachlichen Hilfen den Schülerinnen und Schülern dort anzubieten, wo sie benötigt werden, wie z.B. auf Seite 13 bei der Bewältigung der Aufgabe „Assess Colbert’s economic system“.
Neben diesen beiden erwähnten sprachlichen Hilfestellungen und Erklärungen von einigen der in den Autorentexten verwendeten Worte bietet das Buch keine weiteren sprachlichen Hilfsmittel an; es fehlen z.B. Vokabeln, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler Ursachen und Wirkungen, Veränderungsprozesse etc. beschreiben und darstellen können. So werden die Schülerinnen und Schüler mit Aufgabe 3 auf Seite 131 zwar aufgefordert, die „long-term causes“ und „short-term causes“ für den Ausbruch des 1. Weltkrieges zu benennen, aber sprachliche Mittel oder methodische Hilfen zur Bewältigung der Aufgabe werden nicht gegeben. Hier ist Eigeninitiative der Kolleginnen und Kollegen erforderlich.
Inhalt/Aufbau des Buches (fachdidaktisches Konzept)
In acht Kapiteln stellt das Buch die historischen Veränderungen von der Zeit Ludwig XIV. bis zum Ersten Weltkrieg dar.
Der Beschreibung des Herrschaftssystems des Absolutismus folgen die Kapitel
- The American Revolution
- The French Revolution
- Industrialization
- The Struggle for Unity and Liberty
- New Imperialism and the Scramble for Africa
- Imperial German
- The First World War
Jedes Kapitel wird durch zwei Auftaktseiten, auf denen sich ein Zeitleiste, Bilder und Texte finden, eingeleitet. Diese beiden Seiten sind sehr ansprechend und regen zum Gespräch und zum Spekulieren an; die Zeitleiste gibt einen Überblick über die vorgestellte Epoche. Dies erleichtert den Schülerinnen und Schülern die Einordnung der dargestellten historischen Ereignisse und Prozesse. Leider fehlen Aufgaben und sprachliche Mittel, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler die interessanten Bilder, Texte und graphischen Darstellungen selbst entschlüsseln können.
Die einzelnen Kapitel beginnen mit dem Autorentext; Quellen unterschiedlicher Art finden sich neben bzw. im Anschluss an den Text. Auch bei der Wahl der Textquellen neigen die Verfasser dazu, sehr theoretische und sprachlich und inhaltlich zu schwierige Texte auszuwählen, so z.B. Auszüge aus Rousseaus und John Lockes theoretischen Abhandlungen, Cipollas Betrachtungen über die Industrielle Revolution oder Bewertungen von Bismarcks Außenpolitik durch verschiedene Historiker; Grundlage für den History Workshop mit dem Schwerpunkt „Analysing Sources“ sind zwei sehr theoretische, inhaltlich und sprachlich sehr anspruchsvolle Texte über die Französische Revolution von Edmund Burke und Thomas Paine. Sicher werden die Autoren argumentieren, dass die Schülerinnen und Schüler lernen müssen, mit authentischen, komplexen und theoretischen Texten umzugehen und deren Inhalte zu entschlüsseln. Dies ist richtig und ein wichtiges Ziel im Geschichtsunterricht; aber im bilingualen Unterricht müssen sprachliche und/oder methodische Hilfsmittel (Scaffolds) vorhanden sein bzw. gegeben werden, die den Schülerinnen und Schülern den Zugang zu und das Verständnis der Texte erleichtern.
Aufgabenstellung
Die zu den Texten und Quellen gestellten Aufgaben sind recht konventionell; zumeist sollen die Schülerinnen und Schüler etwas beschreiben, erklären oder bewerten. Aufgaben, die den Schülerinnen und Schülern helfen, den präsentierten Stoff z.B. mit Hilfe von Diagrammen, tabellarischen Übersichten selbstständig zu strukturieren oder durch kreative Aufgaben sich den historischen Stoff anzueignen und sich zu bemühen, die Ereignisse aus der Sicht der Betroffenen zu sehen, fehlen häufig. Aufgaben wie „Work in groups and develop a diagram …“, „Prepare a short presentation …“(Seite 117), „Imagine you are a soldier in the trenches. An attack is just over and many of your comrades are hurt or dead. Write a letter to your parents about your experiences in France “ (Seite 135), “Make a mindmap…” (Seite 137) sind eher die Ausnahme und sind vor allem in den beiden letzen Kapiteln des Buches zu finden.
In 7 History Workshops sollen Schülerinnen und Schüler den Umgang mit unterschiedlichen Quellen, wie z.B. historischen Gemälden, Karten, Textquellen, Statistiken, Karikaturen, historischen Monumenten und die gezielte Recherche mit Hilfe des Internets erlernen.
Auf jeweils zwei Seiten wird den Schülerinnen und Schülern das Material präsentiert, indem zunächst die Art der Quelle(n) und ihre Nützlichkeit für die Erforschung und das Verstehen von Geschichte beschrieben werden. Es schließt sich ein Worksheet an, mit dem die auf den Seiten abgedruckten Quellen untersucht werden können. Ein generelles „Rezept“ (How to …), mit welchem die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, selbstständig auch andere Gemälde, Karikaturen oder Karten zu interpretieren, wird im Buch selbst nicht gegeben. Auch im Workbook finden sich leider keine systematischen Methodenboxen, aber man findet hier eine große Zahl von anspruchsvollen und sinnvoll in den jeweiligen Kontext eingebetteten Übungsmöglichkeiten, so dass die Schülerinnen und Schüler sich hier die notwendigen Kompetenzen aneignen können.
Kritische Anmerkungen
Leider gibt das Buch den Schülerinnen und Schülern recht wenig Raum, Geschichte selbst zu erforschen, es finden sich zu wenige Anleitungen und Hilfestellungen für die Schülerinnen und Schüler, wie „Geschichte“ untersucht und begreifbar gemacht werden kann.
Es besteht zudem die Gefahr, dass die Schülerinnen und Schüler an den recht umfangreichen, komplexen und sprachlich nur schwer zugänglichen Autorentexten (siehe exemplarisch das Kapitel „The Age of Enlightenment“, Seiten 20 und 21) verzweifeln. Zudem fehlt in vielen der Autorentexten eine Konzentration auf das Wesentliche: Warum ist es wichtig zu erwähnen, dass August Thyssen das dritte Kind einer wohlhabenden katholischen Familie war (Seite 67) oder dass 1858 der preußische König Friedrich Wilhelm IV für geisteskrank erklärt wird? Hier wie an anderen Stellen wäre weniger mehr gewesen.
Noch eine Randbemerkung am Schluss
Die Wortwahl der Autoren erscheint mir an einigen Stellen etwas fragwürdig. Das deutlichste Beispiel für eine falsche Wortwahl findet sich meines Erachtens in der Aufgabenstellung: „Explain the sudden fashion for revolution in western Europe in 1848“ (Seite 87). Ich unterstelle den Autoren, dass auch sie der Meinung sind, dass Revolutionen keine Modeerscheinungen sind, sondern das Ergebnis gesellschaftlicher, sozialer und politischer Entwicklungsprozesse. Eine entsprechende Aufgabe fehlt aber leider an dieser Stelle und die Chance wird vertan, den Schülerinnen und Schülern deutlich zu machen, dass es auch in Deutschland im 19. Jahrhundert demokratische Bewegungen und Demokraten gab, auf deren Ideen und Handeln sich sowohl die Weimarer Republik als auch die beiden Deutschlands (in sehr unterschiedlichen Formen und mit sehr verschiedenen Absichten) vor allem seit dem Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts bezogen haben (Entwicklung und Aufbau von historischem Bewusstsein).
Fazit
Mit Hilfe des Workbooks und mit dem Wissen, dass den Schülerinnen und Schülern vor allem die sprachlichen Mittel (z.B. zur Beschreibung von statistischem Material, Beschreibung von Ursache und Wirkungszusammenhängen) zur Bearbeitung der gestellten Aufgaben noch zur Verfügung gestellt werden müssen, lässt sich mit diesem Lehrwerk sinnvoll arbeiten.