Sozialkunde / Politik, Andere Schulstufe, Andere Schulart
Zur Sache: Sozialkunde. Politik und Sozialkunde für berufliche Schulen
Herausgegeben von | Maasz, Christian et al. |
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Erschienen | Berlin: Cornelsen, 2012 |
Seitenanzahl | 361 |
ISBN | 978-3-06-450629-9 |
Geeignet für | Bayern |
Rezensiert von | Walz, Anna-Maraike (Studentin), 29. Juli 2013 |
Rezension von Walz, Anna-Maraike (Studentin)
Diese Rezension ist Teil eines Projektes der Universität Dortmund
Einleitung
Durch die Implementierung des Lernfeldkonzepts an den beruflichen Schulen sehen sich auch die Schulbuchverlage in der Verantwortung ihre Schulbücher umzugestalten. Das Buch „Zur Sache: Sozialkunde“ versucht politisches und gesellschaftliches Wissen mit beruflichen Handlungskompetenzen zu kombinieren. Einleitend ist zu sagen, dass sich die Themen an den Lernzielen des Faches Politik und Sozialkunde orientieren, die jeder Auszubildende und jede Auszubildende während seiner beruflichen Ausbildung verinnerlicht haben sollte. Durch anwendungsorientierte Aufgaben, die anhand von Texten und einer Vielzahl von Schaubildern, Tabellen und Karikaturen erarbeitet werden können, lernen die Schüler und Schülerinnen mit Politik umzugehen. Methoden- und Praxisbeispiele sind in jedem Kapitel zu finden und stellen so die politischen und gesellschaftlichen Themen in einen Bezug zur Arbeitswelt. Zusammenfassungen und weiterführende Ideen am Ende der Thematik schließen jedes Kapitel ab. Somit ist kurz und knapp zu sagen, dass das übergeordnete Ziel dieses Schulbuches nicht nur die stringente Wissensvermittlung ist, sondern vielmehr die aktive Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen. Dies wird daran ersichtlich, dass eine Vielzahl von methodischen Anregungen für Lehrende und Lernende aufgezeigt werden und darüber hinaus immer wieder eine Beziehung zur Realität gezogen wird.
Aufbau/Struktur
Das Lehrbuch ist in 13 Kapitel untergliedert. Jedes Kapitel wird auf etwa 25 bis 40 Seiten beschrieben. Es sind folgende Themen enthalten:
1. Ausbildung und Beruf
2. Arbeitswelt im Wandel
3. Soziale Sicherung
4. Recht
5. Soziale Beziehungen
6. Staatsziele und Staatsordnung
7. Politische Entscheidungsprozesse
8. Repräsentation und Wahl
9. Politik und Partizipation
10.Deutschland in Europa
11.Wirtschaften und Wirtschaftspolitik
12.Lebens- und Zukunftssicherung
13.Internationale Beziehungen
Das Lehrbuch ist entsprechend dem bayrischen Lehrplan gegliedert, nichtsdestotrotz kann es in allen Bundesländern im Politik- und Gemeinschaftskundeunterricht angewandt werden, denn es deckt inhaltlich alle Themen einer gewerblich-technischen Berufsausbildung ab und ist bundesweit zugelassen.Jedes der dreizehn Kapitel bearbeitet eine in sich geschlossene Wissenseinheit. Nach dem fünften, zehnten und dem letzten Kapitel ist jeweils ein Wissens-Check zu finden, der Beispielaufgaben enthält, die zur Ergebnissicherung während des Unterrichts oder zur Leistungskontrolle herangezogen werden können. Darin sind die wichtigsten Lerninhalte zusammengestellt. Am Ende des Lehrbuches (ab Seite 342) sind Lösungsvorschläge für den jeweiligen Wissens-Check zu finden, wodurch die Kontrolle des Lernerfolges, durch den Lernenden selbst, gewährleistet ist. Die Wissens-Check-Seiten sind jeweils mit einem in roter Farbe gehaltenem Stempel „Wissens-Check“ gekennzeichnet.
Jedes Kapitel beginnt mit einer Auftaktdoppelseite, die überblicksartig die folgende Thematik anhand von Bilder, Karikaturen, Schaubildern oder ähnlichem, widerspiegelt. Das Ziel ist es, dem Lernenden einen ersten Zugang zum Thema zu ermöglichen. Auch gibt es bereits auf der Auftaktseite Einstiegs- oder Anregungsfragen zu der bevorstehenden Thematik. Die Kapitel selbst sind in sogenannte Themenseiten weiter aufgefächert, wobei ein Thema auf einer Doppelseite abgehandelt wird.
Die Themenseiten umfassen einen Text, sowie Tabellen, Gesetzestexte, Grafiken oder auch Karikaturen, die dem Lernenden den Inhalt anschaulich gestalten. Am Anfang jeder Doppelseite gibt es ein Bild oder eine Karikatur, die bezogen auf das Thema Aufgaben nebenstehend hat. Begriffe, die in roter Farbe geschrieben sind, können am Rande der Buchseite nachgelesen werden. Es sind meist Definitionen oder Merksätze zu dem jeweiligen Begriff. Es können aber auch bestimmte Sachverhalte sein, die zum vollständigen Verständnis beitragen. Wie zum Beispiel, die Aufzählung der fünf verschiedenen Sozialversicherungen auf Seite 58.
Die Überschriften der Seite, sowie die einzelnen Titel der Textabschnitte sind schwarz und fett gedruckt und stechen hervor. Die Grafiken, Bilder etc. sind farblich dezent, in angenehmen Farben, gestaltet.
Am Ende der Doppelseite sind 5-6 Arbeitsaufgaben zum Thema zu finden, die oftmals die kognitive Ebene der Wissensabfrage überschreiten. Darin sind — optisch hervorgehoben— Arbeitsmethoden, die dem Lehrenden Impulse zur Unterrichtsgestaltung geben sollen, aufgezeigt; wie zum Beispiel auf Seite 235 der Hinweis der „Pro-und Kontra Diskussion“.
Das Ziel der Umgestaltung weg von der Fächersystematik hin zu der Lernfeldstrukturierung der schulischen Ausbildung in den Berufsschulen, fordert von den Lehrenden mehr praxisorientiertes Lehren. Die Möglichkeit, allgemeinbildende Fächer in berufliche Fächer zu integrieren und damit eine umfassendere gesellschaftliche, politische und berufliche Handlungsorientierung zu erreichen, wird zum Beispiel durch die in allen Kapiteln enthaltene Praxisdoppelseite und Methodikdoppelseite in diesem Schulbuch versucht umzusetzen. Fächerübergreifender Unterricht ist das Ziel.
„Politik im Beruf“ ist auf einer Doppelseite — farblich unterscheidbar von den Themendoppelseiten — in jedem Kapitel zu finden. Hier werden die jeweils zu behandelnden gesellschaftlichen und politischen Themen aufgegriffen und in Bezug zu der realen Arbeitswelt gestellt. Es soll deutlich gemacht werden, dass so gut wie jeder Bereich durch die Politik beeinflusst wird; aber auch die Lernenden stets politisch handeln bzw. durch ihr Handeln die Politik wiederum beeinflussen. Gut sichtbar, oben links auf der Seite, wurde in der Art eines roten Stempels „Praxis“ gedruckt. Die Arbeitsaufträge sind länger und ausführlicher, was darauf hinweist, dass dies Aufgaben sind, die sich für Gruppenarbeiten oder ausführlichere Bearbeitungen eignen. Neben der „Praxisdoppelseite“ ist ebenfalls in jedem Kapitel mindestens eine „Methodendoppelseite“ zu finden, die es den Lernenden ermöglicht, verschiedene Methoden anhand eines konkreten Themas kennenzulernen. Der Vorteil ist hier, dass es gleich zu einer praktischen Anwendung kommen kann. Beispielsweise werden die Auszubildenden auf der Methodendoppelseite des Kapitels „Soziale Sicherung“ dazu aufgefordert, Sozialversicherungsbeiträge zu berechnen (Seite 76-77). Dies führt wohlmöglich dazu, dass bei der nächsten Gehaltsabrechnung die bislang vorherrschende Unsicherheit und Hilflosigkeit durch Verständnis und mehr Selbstvertrauen in das eigene Wissen ersetzt wird. Der Lernende weiß nun, wofür und weshalb die Sozialbeiträge bezahlt werden müssen. Das heißt, es kommt durch die Aneignung bestimmter Arbeitsformen zu einer Kompetenzerweiterung, die dem Schüler oder der Schülerin auch außerhalb der Schule Nutzen bringt.
Wie bereits erwähnt, ist jedes Kapitel eine Einheit in sich, die durch eine Zusammenfassung am Ende geschlossen wird. Diese Doppelseite ist mit dem roten Stempel „Service“ gekennzeichnet und enthält zum einen „Karteikarten, die kurz die wichtigsten Inhalte des Kapitels wiedergeben und zum anderen enthält sie Fragen für „Längsdenker“ und „Querdenker“. Ein Beispiel für eine Längsdenker-Frage aus dem Kapitel 3 „Soziale Sicherung“ wäre: „Der arbeitende Mensch ist unterschiedlichen Risiken ausgesetzt. Nennen Sie fünf solcher Risiken und geben Sie an, welche Vorsorgemaßnahmen hierfür getroffen werden.“ Diese Art der Fragen zielen auf die Abfrage von Sachverhalten ab. Die Querdenker-Fragen zielen dagegen auf die Anwendung des gelernten Wissens. Das selbständige Denken kann so überprüft werden. Als Beispiel sei — ebenfalls aus Kapitel 3 — folgende Querdenker- Fragen aufgezeigt: „Deutschland ist ein Sozialstaat. Erläutern Sie den Zusammenhang von sozialer Gerechtigkeit, Solidarität, Subsidiarität und Generationsvertrag an einem Beispiel“ (Seite 79).
Fazit
Das Schulbuch „Zur Sache. Sozialkunde. Politik und Sozialkunde für berufliche Schulen“ versucht in allem Umfang die heutigen bildungspolitischen Forderungen an die Lehrer und Lehrerinnen, berufliche und allgemeinwissende Lerninhalten zu verknüpfen, gerecht zu werden. Auch wenn die Wissensvermittlung nach wie vor eines der wichtigsten Ziele des Schulunterrichts ist, werden die immer mehr an Bedeutung gewinnenden methodischen und anwendungsorientierten Kompetenzen in diesem Lehrbuch versucht, umzusetzen. Dies ist zum Beispiel an den Methodendoppelseiten oder auch der Zusammenfassung mit den Quer- und Längsdenker-Aufgaben ersichtlich.
Im Großen und Ganzen ist — meiner Meinung nach —dieses Schulbuch gelungen. Die Kombination von Theorie und Praxis ist, nicht nur durch die Praxisdoppelseiten, sondern auch durch die Vielzahl von Beispielen aus der Arbeitswelt auf den jeweiligen Themenseiten, erfolgreich umgesetzt werden.Die Anregungen für mögliche Methoden zur Gestaltung des Unterrichts geben dem Lehrenden Impulse und lassen den Unterricht kreativ und motivierend wirken. Des Weiteren ist positiv zu vermerken, dass unbekannte Begriffe oder Sachverhalte farblich unterschieden werden und auf der gleichen Seite am Rand erklärt werden. Dadurch muss der Schüler oder die Schülerin nicht erst auf eine andere Seite blättern, um einen Begriff nachzuschlagen, sondern bleibt im Lernprozess konzentriert.
Für mich als angehende Lehramtsstudentin war dieses Schulbuch für die Vorbereitung meines Unterrichts äußerst hilfreich. Gerade für junge Lehrpersonen ist es wichtig, dass ihnen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie bestimmte Lerninhalte gestalten können und welche Arbeitsaufträge oder Fragen für das jeweilige Thema passend sind. Auch wenn im Unterricht nicht direkt mit dem Schulbuch gearbeitet wird, kann es also als Hilfsmittel für die Konzipierung des Unterrichts förderlich sein, denn es sind alle Lerninhalte enthalten, die ein Auszubildender während seiner Ausbildung im Politik- und Sozialkundeunterricht lernen muss.
Auch wenn das Fazit überwiegend positiv ausfällt, muss doch angemerkt werden, dass der Lehrbuchtext sehr kurz gehalten ist. Das heißt, die Informationen werden sehr kurz, knapp und gebündelt aufgezeigt. Es ist zu erkennen, dass es den Verfassern darum ging, ein möglichst kreativitätsförderndes, handlungsorientiertes Lehrbuch zu gestalten, wobei die Themenseite in Ansätzen schon leicht überladen wirken. Obwohl die Idee mit der Doppelseite einerseits sehr gut wirkt — „Alles auf einem Überblick!“ — so wäre es doch vielleicht eine Möglichkeit gewesen, anstatt einer Doppelseite zwei Doppelseiten mit einer Thematik zu entwerfen. Auch eine geringere Anzahl von Grafiken oder Bildern würde die überladene Wirkung etwas reduzieren. Des Weiteren ist mir negativ aufgefallen, dass bei einigen Themen, wie zum Beispiel im Kapitel „Deutschland in Europa“ ab Seite 216, bestimmte Sachverhalte nicht auf dem aktuellsten Stand sind. Ich hätte mir gewünscht, dass ein Lehrbuch, welches 2012 gedruckt wird, dann auch auf dem neusten Stand ist. Abschließend kann gesagt werden, dass das Layout, sowie die von vorne bis hinten herrschende Einheitlichkeit, bezüglich Methoden-, Praxis-, und Zusammenfassungs- Doppelseite, sowohl für Lehrende als auch für Lernende eine Struktur aufzeigt, die es möglich macht, Politikunterricht interessant und anschaulich zu machen. Besonders der Wissens-Check ermöglicht den Lernenden, ihren eigenen Lernerfolg immer wieder zu testen und so eine sofortige Rückmeldung über ihren Lernprozess zu erhalten. Auch wenn ich mir persönlich ein Schulbuch dieser Art für meine Schulzeit gewünscht hätte, ist es für den Unterricht an Berufsschulen als Lehrbuch direkt nicht zu empfehlen, wohl aber als Vorbereitung für den Unterricht für die Lehrperson. Methodenvorschläge sind, meines Erachtens, für die meisten Berufsschüler-/innen weniger interessant und wichtig. Nach Abschluss einer Thematik könnte der Lehrer den Wissenstest als Kopie verteilen, womit der Lernprozess kontrolliert werden kann, ohne dass jeder Lernende ein eigenes Lehrbuch besitzen muss.