Ethik / Philosophie, 7./8. Schuljahr, 9./10. Schuljahr, Realschule
Fair Play - Lehrwerk für den Ethikunterricht
Herausgegeben von | Pfeiffer, Volker |
---|---|
Erschienen | Paderborn: Schöningh, 2012 |
Seitenanzahl | 320 |
ISBN | 978-3-14-025053-5 |
Geeignet für | Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Hamburg, Bremen, Brandenburg, Thüringen |
Rezensiert von | Wolf, Janina und Tanja Nowaczyk (Studierende), 23. April 2014 |
Projekt | Justus-Liebig-Universität Gießen, Wintersemester 2013/14 |
Rezension von Wolf, Janina und Tanja Nowaczyk (Studierende)
Einstieg
Schülerinnen und Schüler werden in ihrer Entwicklung zu jungen Erwachsenen mit vielen Fragen konfrontiert. Ihre individuelle Persönlichkeit befindet sich an vielen Stellen noch am Anfang eines Entwicklungsprozesses. Kleine alltägliche Probleme werden oft durch spontane Entscheidungen gelöst. Ist die Problematik jedoch gravierender, müssen sie unterschiedliche Standpunkte und Meinungen abwägen. „Fair Play Ethik“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die Schülerinnen und Schüler auf diesem Weg zu unterstützen. Durch den Fokus auf den Kompetenzzuwachs, die Aktualität von Themengebieten und die Schülerzentrierung gelingt es dem Lehrwerk, die Schülerinnen und Schüler darin auszubilden, Probleme eigenständig zu reflektieren, indem sie unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen.
Schulbuchkonzept
Das Schulbuch beginnt mit einem Vorwort, in dem sich das Autorenteam direkt an die Schülerinnen und Schüler wendet und das Konzept des Schulbuches in verständlichen Worten vorstellt. Eine direkte Kommunikationen wird zwischen Autor und Leser erzeugt. Zunächst werden die 16 Kapitel, in die das Schulbuch untergliedert ist, präsentiert. Anschließend werden die einzelnen Bausteine eines jeden Kapitels dargestellt. Dadurch, dass die Gliederung und die einzelnen Bausteine im Vorfeld erläutert werden, wird eine hohe Transparenz geschaffen.
Die einzelnen Kapitel müssen nicht in einer bestimmten Reihenfolge bearbeitet werden, da sie inhaltlich nicht aufeinander aufbauen. Dies bietet den Vorteil, dass die Lehrkraft nach Aktualität von Themen oder Interessenlage der Schüler bestimmte Kapitel präferieren könnte. Allgemein erschließt das Lehrwerk zunächst den Nahbereich und im weiteren den Fernbereich der Schülerinnen und Schüler. Die drei großen Bereiche „Individuum“, „Gesellschaft“ und „Ideengeschichte“ bilden hierbei den Rahmen. In jedem Kapitel wiederholen sich ausgewählte Bausteine, wie beispielsweise die drei Kompetenzen (Fähigkeit zur Selbstreflexion, Fähigkeit zur Empathie und Fähigkeit zum Argumentieren), oder Methodenkästen. Trotzdem ist jedes Kapitel in sich abgeschlossen und kann einzeln behandelt werden. Die Kapitel haben jeweils mehrere aufeinander aufbauende Unterkapitel, deren Reihenfolge vorgegeben ist. Ein Unterkapitel beschränkt sich immer auf eine Doppelseite.
Das Lehrwerk verfügt über ein ausgewiesenes Methoden- und Kompetenzkonzept,das den Lesern gegenüber kommuniziert wird Die bei einem Thema anzuwendende Methode wird in einem farbig hinterlegten Kasten explizit erklärt. Außerdem werden die zu erlangenden Kompetenzen transparent anhand von Piktogrammen dargestellt. Des Weiteren folgt am Ende eines Kapitels eine Rekapitulation des erlernten Stoffes durch gezielte Wissensfragen. Auf den letzten Seiten des Schulbuches gibt es ein Methodenverzeichnis mit einem Überblick dartüber, welche Methode in welchem Kapitel angewendet wird.
„Fair Play Ethik“ bezieht die Schülerinnen und Schüler direkt mit ein, da nicht nur die Probleme der Schülerinnen und Schüler angesprochen werden, sondern auch zur Diskussion stehen. Des Öfteren ist der Einstieg in ein neues Kapitel problemorientiert gestaltet. Dies wirkt sich positiv auf die Selbst- und Reflexionskompetenz der Schülerinnen und Schüler aus, weil sie sich ein eigenes Bild über die Problematik des Kapitels verschaffen müssen. Nicht zu vernachlässigen ist die fachliche Ebene, denn diese wird durch sorgfältig ausgewählte Texte und Bilder unterstützt. Des Weiteren ist anzumerken, dass der Zugang zu einem neuen Thema altersangemessen gewählt ist. Dies zeichnet sich zum einen durch den vorhandenen Wirklichkeitsbezug aus und zum anderen durch die angemessene Sprache. Gerade im Ethikunterricht ist die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler ein wichtiger Aspekt und dies wird in dem Schulbuch berücksichtigt. Spezifische Fachbegriffe werden verwendet und anschließend in einem farbig hinterlegten Kasten erklärt. Das Lehrbuch bietet Einblicke in verschiedene Kulturkreise, wie z.B. in dem Kapitel „Soziale Gerechtigkeit“ bei dem Thema „Armut weltweit“. Die Erläuterungen über das Christentum, den Islam und das Judentum finden in den einzelnen Kapiteln statt. Dadurch wird Toleranz für die in der Klasse vertretenen Religionen geschaffen.
Das Lehrwerk besitzt ein für die Schülerinnen und Schüler ansprechendes Layout. Das Cover ist farbig gestaltet und bildet die Zielgruppe ab. Der Einband besteht aus einem Hardcover, dies gewährleistet einen längeren Verwendungszeitraum. Innerhalb des Schulbuches wird eine angemessene Schriftgröße verwendet sowie eine hohe Qualität der abgedruckten Bilder. Hat eine Aufgabe einen Bildbezug, dann ist es möglich, die Details auf dem Bild zu erkennen und somit die Aufgabe zu lösen.
Bausteine eines Kapitels
Im Folgenden wird exemplarisch der Aufbau eines Kapitels erläutert, wobei das didaktische Konzept gleichzeitig dargelegt wird. Der Einstieg in ein neues Kapitel beginnt immer mit einer Auftaktdoppelseite. Assoziativ wird nach den jeweiligen Bildinhalten gefragt und sie werden in die jeweiligen Themen mit eingebunden. Gedichte, Comics sowie Werbeslogans werden auch angewendet, um einen assoziativen Einstieg in das Thema zu finden. An manchen Stellen wird zu Beginn anhand einer Methode eingestiegen. Dadurch, dass die Einstiege vielfältig sind, werden viele Schülerinnen und Schüler angesprochen. Somit können sie einen leichten Einstieg in das Thema finden.
In diesem Schulbuch wird sich auf drei Kompetenzen beschränkt: Fähigkeit zur Selbstreflexion, Fähigkeit zur Empathie und Fähigkeit zum Argumentieren. Bei dem Erlernen der Kompetenzen wird keine Reihenfolge eingehalten, somit bauen sie nicht aufeinander auf und dementsprechend kommen sie wiederholt vor. In einem Unterkapitel steht jeweils nur eine bestimmte Kompetenz im Fokus, die auf der Doppelseite oben links oder rechts in der Ecke gekennzeichnet ist. So ist Transparenz bei den Schülerinnen und Schülern gewährleistet. Die Aufgabenstellungen zielen explizit auf den Kompetenzerwerb bzw. -zuwachs. Dadurch, dass die Kompetenzen immer wiederkehrend sind, werden diese weiter gefördert und gefestigt.
Im Vordergrund des Buches steht die Bearbeitung von Texten oder Bildern. Das Schulbuch verwendet leicht verständliche Texte. Vielfältige Textsorten wie Autorentexte, informierende Sachtexte, philosophische oder religiöse Gesetzestexte oder Gedichte sind Teil des Konzeptes und eröffnen ein breites Spektrum an unterschiedlichen Positionen. Durch die Abwechslung an ausgewählten Texten wird ein fachlicher und theoretischer Input gegeben, der die Schülerinnen und Schüler an vielen Stellen zur Selbstreflektion anregt. Außerdem haben die Texte einen Themen- und Alltagsbezug, wie beispielsweise der Konflikt um „Stuttgart 21“. Das große Spektrum an Bildern, Comics oder Schaubildern ergänzt die Texte und ist an manchen Stellen Zentrum einer Aufgabenstellung. Meist geschieht dies sehr assoziativ. Bilder übernehmen oft den Einstieg in das neue Themenfeld. Abbildungen können zusätzliche neue Aspekte in bereits eingeführte Themen bringen. An manchen Stellen übernehmen die abgedruckten Bilder jedoch keine Funktion, sondern wirken nur illustrativ. Dies kann leicht zu einer Ablenkung von dem eigentlichen Thema führen.
Die Aufgaben (blau markiert) beziehen sich immer auf einen Textausschnitt, auf ein Bild oder einen Comic. Die Herangehensweise zum Bearbeiten der Aufgaben ist kleinschrittig und die Aufgabenstellungen sind einfach formuliert. Zuerst müssen die Schülerinnen und Schüler einen Text-, Bild-, oder Alltagsbezug herstellen. Anschließend geht es weiter mit der Textarbeit. In dem darauffolgenden Schritt müssen die Schülerinnen und Schüler abstrahieren und danach wird eine Stellungnahme von ihnen gefordert. Durch Fragen nach der eigenen Meinung sind Anregungen zum selbständigen, problemlösenden Denken gegeben. Die Aufgabenstellungen sind für jede/-n Schülerin/Schüler zu bewältigen, da sie einfach und kurz formuliert sind. Es findet keine Leistungsdifferenzierung anhand von Aufgaben statt. Die Fragestellungen sind zum Teil mit W-Fragen formuliert. Operatoren könnten die Fragestellung präzisieren.
In Texten oder Aufgabenstellungen werden zum Teil unbekannte Begriffe, wie zum Beispiel „Nachhaltigkeit“, eingeführt und anhand von Beispielen in Infokästen (beige hinterlegt) erläutert. Die Schülerinnen und Schüler können sich somit auf der Doppelseite kurz über die Begriffe informieren. Durch anschauliche Beispiele und eine leicht verständliche Sprache werden Grundvoraussetzungen zur Bearbeitung der Aufgabenstellung gegeben. Zusätzlich werden fachspezifische Begriffe, wie beispielsweise „fundamentalistisch“, mit einem „*“ gekennzeichnet und im Glossar erklärt. Leider werden nicht alle im Infokasten definierten Begriffe ein weiteres Mal im Glossar aufgegriffen.
Durch Vorschläge zum Weiterarbeiten (mit einem grünen Kasten gekennzeichnet) haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich intensiver mit dem jeweiligen Thema auseinanderzusetzen. Diese Aufgaben können auch für das Weiterarbeiten von leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern genutzt werden. Die Vorschläge zum Weiterarbeiten sind nicht für jedes Thema vorhanden.
In manchen Aufgabenstellungen sind Internetlinks angegeben, wenn sich die Schülerinnen und Schüler über ein bestimmtes Thema informieren sollen oder noch weitere Informationen einholen müssen. Mit der Methode „Internetrecherche“ erlernen sie den professionellen Umgang mit dem Internet. Auch für private Probleme, wie zum Beispiel Mobbing, werden Links angegeben
Einzelne Aufgaben sollen durch die Verwendung bestimmter Methoden bearbeitet werden. In Methodenkästen (hellgrün hinterlegt) werden diese auf der jeweiligen Doppelseite definiert und im Anschluss angewendet, so entsteht ein unmittelbarerPraxisbezug. In einem Verzeichnis werden die Methoden aufgeführt. Bestimmte Methoden werden innerhalb des Schulbuches auch mehrfach verwendet und die Informationen variieren jeweils passend zur Aufgabe. Die Methoden werden weitestgehend sinnvoll mit den Inhaltsseiten verknüpft. Außerdem stehen fachliche Methoden, wie beispielsweise die Dilemmadiskussion oder der Perspektivenwechsel, im Fokus. Leider werden die Methoden nach der einmaligen Einführung in vielen Aufgaben nicht mehr explizit genannt und dadurch ist nicht überall eine Transparenz gegeben.
Jedes Kapitel schließt mit einer Doppelseite zur Rekapitulation des Themenkomplexes ab. Dies geschieht durch Aufgaben, die den jeweiligen Inhalt auf wesentliche Aspekte komprimieren. Die Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit, ihren Leistungsstand eigenständig zu reflektieren. Leider werden keine Lösungsvorschläge oder Erwartungshorizonte zu den Aufgaben gegeben. Diese wären jedoch notwendig, damit sich die Schülerinnen und Schüler selbst kontrollieren können.
Fazit
„Fair Play Ethik“ ist unser Erachtens ein gelungenes Lehrwerk. Die Aufgabe, die sich das Autorenteam gesetzt hat, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebenswelt abzuholen, wurde erreicht. Dies zeigt sich in dem Anwenden verschiedener Methoden als auch in der Steigerung ihrer Kompetenzen. Das Erlernen der Selbstreflexion kann eine Hilfestellung für das weitere Leben sein. Auf aktuelle Problemstellungen, seien sie persönlicher oder gesellschaftlicher Art, wird anhand von zahlreichen Text- und Bildmaterialien aufmerksam gemacht und es werden gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Lösungsansätze entwickelt.