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Geschichte, 9./10. Schuljahr, Gymnasium

Mosaik D 3 – Der Geschichte auf der Spur

Mosaik D 3 – Der Geschichte auf der Spur
Herausgegeben von Cornelissen, Joachim, Martin Ehrenfeuchter und Christoph Henzler
Erschienen München: Oldenbourg, 2009
ISBN 978-3-637-01020-8
Geeignet für Nordrhein-Westfalen
Rezensiert von Ackerhans, Luisa (Studentin), 29. Dezember 2011
Projekt Leibniz Universität Hannover, Sommersemester 2011

Rezension von Ackerhans, Luisa (Studentin)


Einleitung
Ein Schwarzweiß-Foto stellt eine Konfrontation sowjetischer und amerikanischer Panzer am amerikanischen Kontrollpunkt „Checkpoint Charlie“ in Berlin 1961 dar, daneben befindet sich eine Karikatur zur Aufteilung der Welt zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, darunter ein eindrucksvolles Foto des Atompilzes über Mururoa: Mit großen, qualitativ hochwertigen Bildern wird das dritte Kapitel „Die Welt und Deutschland nach 1945“ (S. 96/97) des Schülerbuches „Mosaik D3. Der Geschichte auf der Spur – Vom Ende des ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart“ eingeleitet. Das kompakte Lehr- und Arbeitsbuch ist für die 9. Klasse an Gymnasien konzipiert und auf den neuen Kernlehrplan von Nordrhein-Westfalen ausgerichtet.

Aufbau und Konzeption des Inhalts
Die erste Doppelseite stellt einen Überblick in Form einer Zeitleiste von 1918/19 bis 2007 dar. Auf den ersten Blick scheint diese etwas unübersichtlich, doch bei genauerem Betrachten durchdacht und schlüssig, da die wichtigsten Ereignisse aufgelistet und teilweise mit aussagekräftigen Bildern versehen sind. Die Folgeseiten bieten einen kurzen, aber gut zusammenfassenden Rückblick auf die Geschehnisse von 1500 bis 1918. Doch das erst dann folgende Inhaltsverzeichnis wirkt etwas konfus. Die vier Kompetenzbereiche, welche ein wertvolles Konzeptionselement des Schulbuches darstellen, sind leider nicht deutlich genug hervorgehoben. Denn sowohl diese als auch die Kapiteleinleitungen und die Seitenzahlen sind in roter Schrift gedruckt, wodurch eine Unterscheidung schwer fällt. Der Versuch, das Inhaltsverzeichnis durch wenige Farben und kleine Bilder übersichtlich zu gestalten, ist nicht gelungen. Im Gegenteil: Die Kapitelüberschriften erscheinen vom Rest abgegrenzt, da sie in größerer Schriftgröße und fett abgedruckt sind, wodurch die Unterüberschriften zu klein wirken. Die Bilder sind wenig aussagekräftig, da sie zu klein und somit schwer zu erkennen sind. Sie fungieren weniger zur Erläuterung als dass sie zur Unübersichtlichkeit und Ablenkung vom Wesentlichen führen. Am Ende des Inhaltsverzeichnisses werden die einzelnen Kompetenzbereiche zwar erläutert, doch geschieht dies zu knapp und nicht eindeutig genug. Es ist beispielsweise unklar, wieso „Das Krisenjahr 1923: Hyperinflation und Ruhrkrise“ (S. 44) als Wahlthema vermerkt ist. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die typischen Konzeptionselemente sich in jedem Kapitel wiederfinden lassen. Die durchgängige Kopfzeile, mit Kapitelthema und Unterthema versehen und mit einem kapiteltypischen Bild hinterlegt, erleichtert ein schnelles Zurechtfinden im Buch. Einheitlichkeit bringt auch das Doppelseitenprinzip; der Auftakt eines jeden Kapitels findet in diesem Prinzip statt, wo große Bilder in das jeweilige Thema einführen, Spannung erzeugen und Neugier bei den Schülerinnen und Schülern wecken. Auch die Kapiteleinleitungen sind einheitlich gestaltet; auf gelb hinterlegten Seiten führen gut verständliche Autorentexte in die Thematik ein und es wird auf die Bilder der Auftaktseite eingegangen. Außerdem werden die Lernziele des Kapitels aufgeführt, was sowohl für die Schülerinnen und Schülern, als auch für die Lehrer von großem Nutzen ist. Die Einheitlichkeit im Seitenaufbau ist ebenfalls positiv zu bemerken, da die Unterscheidung von Autoren- und Quellentexten durch einen unterschiedlichen Schrifttyp hervorgehoben ist und die Überschriften sowie die Aufgabenstellungen in roter Schrift gedruckt sind. Somit ist eine schnelle Orientierung auf den Seiten gewährleistet. In den jeweiligen Kapiteln finden sich Methodenseiten, Projektideen („Geschichte aktiv/kreativ“) und am Ende eines jeden Kapitels die Einheit „Kompetenzen trainieren, sichern und vertiefen“, was einen modernen, methodenorientierten Unterricht unterstützt. Auch gibt es zu diesem Schulbuch geeignete Lehrermaterialien mit Lösungen der Arbeitsaufträge, Tafelbildern, Arbeitsblättern und Diagnosebögen, die Tests zur Wiederholung und Selbstdiagnose der Schülerinnen und Schülern beinhalten. Des Weiteren gibt es eine CD-ROM mit Karten und Grafiken aus dem Schulbuch, Kopiervorlagen und vielem mehr, was die Vorbereitung und schließlich das Unterrichten erleichtert.

Fachdidaktik und Methodik
Durch die durchweg sinnvollen und hilfreichen Methodenseiten wird die Methodenkompetenz der Schülerinnen und Schüler geschult. Diese blau hinterlegten Seiten enthalten schlüssig erklärte Hilfestellungen zur Erschließung der Materialien und Quellen sowie systematische Arbeitstechniken und Übungen. Ein Beispiel ist die Analyse von Plakaten (S. 43), die auch auf der Folgeseite angewendet werden soll. Durch Wiederholung werden die erlernten Methoden immer wieder vertieft. Auch die Handlungs- und Urteilskompetenz wird durch die Projektideen gefördert. Durch sie erhalten die Schülerinnen und Schüler Anregungen für aktives Tun und kreatives Gestalten, was den Anspruch der Nachhaltigkeit an den Geschichtsunterricht erfüllt. So werden die Lernenden durch den Vorschlag, eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus zu besuchen (S. 87) ermuntert, sich aktiv und real mit der Geschichte auseinanderzusetzen und auch das Lernen im sozialen Kontext wird in diesem Kompetenzbereich beispielsweise durch Gruppenarbeit geschult.
Durch das vielfältige Methodentraining lassen sich abwechslungsreiche und somit für die Schülerinnen und Schülern spannende Unterrichtskonzepte erstellen. Auch die Angaben über die Lernziele am Anfang eines jeden Kapitels sind sowohl für die Lernenden, als auch für die Lehrer hilfreich. Leider findet hier kein direkter Bezug zu der Einheit Kompetenzen trainieren, sichern und vertiefen statt. Jedoch sind diese Sicherungsseiten insgesamt sinnvoll: Hier können Inhalte wiederholt, vertieft sowie Lernfortschritte festgestellt werden. Auch die Sicherung wichtiger Kompetenzen in Dateienstruktur wie im Computer ist sehr gelungen (S. 52).
Die Aufgabenstellungen sind durchweg altersangemessen, präzise und unter Einbezug der Operatoren formuliert. Die drei Anforderungsbereiche der Sachanalyse, des Sach- und Werturteils sind insgesamt berücksichtigt worden, jedoch folgen die Fragen teilweise beliebig additiv aufeinander und ein explizierter Problematisierungszusammenhang als aufbauender Lösungsweg ist nicht klar erkennbar. Ausreichend wird von den Lernenden verlangt, Konflikte zu analysieren, allerdings werden kritische Reflektion und eine Auseinandersetzung mit Kontroversen oder theoretischen Erklärungsmodellen vernachlässigt. Auch gibt es selten die Möglichkeit, sich mit konkurrierenden Standpunkten auseinander- und sich somit in andere Rollen hineinzuversetzen. Ein guter Ansatz ist die Sicht auf die Schicksale während der NS-Zeit (S. 57), auf die später wieder eingegangen wird (S. 71), jedoch stellt dieses Beispiel eine Ausnahme dar. Somit wird die Empathiefähigkeit der Schülerinnen und Schüler, die eine wichtige Kompetenz im Geschichtsunterricht darstellt, leider zu wenig gefördert.
Dem sollte allerdings die gelungene Multiperspektivität des Schulbuches entgegengestellt werden; durch Texte aus ausländischer Sicht (S. 180) zum Thema der deutschen Einheit und durch einen Originaltext auf Englisch mit Vokabelhilfen (S. 37) wird Perspektivenvielfalt aufgezeigt. Insgesamt findet ein regionaler, nationaler, europäischer und weltlicher Bezug statt, allerdings könnte dieser ausgebaut werden. Gute Beispiele sind hier Aufgabenstellungen zu den Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen (S. 87) und der Bezug auf aktuelle politische Ereignisse (S. 39).
Innerhalb der Aufgabenstellungen wird  auch zu Recherchen im Internet aufgefordert, welches dem Anspruch des Einbezugs neuer Medien entspricht. Zudem nehmen sie guten Bezug zu den Quellen und Materialien auf.

Quellen, Materialien und Anhang
Die Auswahl und Präsentation von Quellen und Materialien ist durchweg sinnvoll und abwechslungsreich. Grafiken lassen sich in angemessener Vielfalt finden, das Bildmaterial hat insgesamt eine hohe Qualität, das Format ist stimmig und auch Bildunterschriften und -bemerkungen sind immer vorhanden. Der Umgang mit den Bildern wird geschult und methodisch erschlossen; z.B. wird im Methodentraining verlangt, historische Fotos auszuwerten (S. 168). Die Textquellen sind von den Autorentexten durch kursiven Schrifttyp gut zu unterscheiden. Jedoch werden Kürzungen in den Textquellen nicht mit den gängigen eckigen Klammern mit drei Punkten versehen, sondern lediglich mit drei Punkten. Darüber hinaus lassen sich zu viele Internetquellen finden, die zudem auch nicht über einheitliche Quellenangaben verfügen (vgl. S. 103, 111, 187). Bezüge zu geschichtskulturellen Medien sind vorhanden, beispielsweise liegt eine Methodenseite zum Historienfilmbezug vor (S. 90). Hier ist allerdings unklar, wieso ein niederländisches Filmplakat ausgewählt wurde. Alles in allem findet wenig Kunstquellenbezug statt und leider gibt es keine Bezüge zu historischen Romanen oder Comics. Im Anhang befinden sich Glossar, Namen- und Sachregister, ein Bildquellenverzeichnis sowie eine kurze Erläuterung zu den Kapiteleingangsbildern. Das Glossar bietet gut verständliches Grundwissen über wichtige Begriffe, das Namen- und Sachregister erleichtert das Finden von Ereignisdarstellungen im Buch. Jedoch taucht der Begriff Weimarer Republik weder im Glossar noch im Register auf. Auch erscheint es ohne Kontext, dass am Ende des Registers der Name Richard von Weizsäcker mit seiner Zeit als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland erläutert wird. Es wird hier nicht darauf hingewiesen, dass auf dem Buchrücken ein Zitat von ihm aufgeführt wurde.

Fazit
Die didaktische Konzeption des Schulbuches ist vorwiegend wertvoll, besonders das Methodenkonzept ist mit seiner Handlungsorientierung und der Multiperspektivität hervorragend, jedoch fehlt ein Kontroversenbezug. Durch eine gut ausgewählte, qualitativ ausgezeichnete Quellen- und Materialienvielfalt werden verschiedene Sichtweisen auf historische Ereignisse geschult und mit hilfreichen Grafiken und Karten erläutert. Ebenfalls wird Bezug auf die altersgerechten und fachwissenschaftlich überwiegend angemessenen Autoren- und Quellentexte genommen. Obwohl keine Autoren- oder Konzeptvorstellung vorliegt, die aufgrund der vielfältigen Kompetenzbereiche hilfreich gewesen wäre, bietet das Lehr- und Arbeitsbuch insgesamt eine wertvolle Orientierung und Unterstützung im Geschichtsunterricht, die das Geschichtsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler schult.


Lizenz: CC BY-ND 4.0 Lizenz „Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ (CC BY-ND 4.0)


Info Zitation Ackerhans, Luisa. Rezension zu: Mosaik D 3 – Der Geschichte auf der Spur von Cornelissen, Joachim, Martin Ehrenfeuchter und Christoph Henzler (Hg.). München: Oldenbourg 2009, ISBN 978-3-637-01020-8, Edumeres 2011, https://edu-reviews.edumeres.net/rezensionen/rezension/ackerhans-luisa/, zuletzt geprüft am 26.03.2024.

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