Sozialkunde / Politik, Oberstufe, Gesamtschule, Gymnasium
Dialog Sowi Band 1 – Ausgabe NRW
Herausgegeben von | Stiller, Edwin |
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Erschienen | Bamberg: C. C. Buchner, 2014 |
Seitenanzahl | 365 |
ISBN | 978-3-661-72041-8 |
Geeignet für | Nordrhein-Westfalen |
Rezensiert von | Lehmann, Rocco (Student), 25. November 2014 |
Rezension von Lehmann, Rocco (Student)
Einleitung
C. C. Buchner hat mit „dialog sowi“ ein Lehrbuch vorgelegt, welches sich nicht nur auf den kürzlich veröffentlichten Kompetenzentwicklungsplan von NRW bezieht, sondern diesen Plan mit Leben erfüllt. Mit vielen verschiedenen thematischen Komplexen wird an die Vorgaben des Planes angeknüpft und aufgebaut.
Überblick zu Inhalten, Zielgruppen, Gestaltung
Das Lehrbuch orientiert sich sehr stark an den Maßgaben des Kernlernplanes für die Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen und bietet neben einer Einführung zur Grundlagenvermittlung je zwei Kapitel zum soziologischen, politologischen und ökonomischen Bereich bzw. deren Perspektiven:
1) Soziologie: Eigenes Leben - Identitätsfindung im 21. Jahrhundert: eine besondere Herausforderung?
2) Ökonomie: Jugendliche im Spannungsfeld von Produktion und Konsum
3) Ökonomie: Unternehmen in Deutschland - Die Gestaltbarkeit der Marktwirtschaft
4) Soziologie: „Der Star ist die Mannschaft!?! - Soziologische Kleingruppenforschung und die Entwicklung von Teamfähigkeit
5) Politik: Demokratie: Auf der Suche nach der optimalen Herrschaftsform
6) Politik: „Wir sind das Web“ - neue Formen der politischen Beteiligung.
Darüber hinaus enthält das Lehrbuch ein umfangreiches und sehr aktuelles Glossar. Beispielhaft sei auf die letzten Entwicklungen beim Erneuerbare Energien Gesetz verwiesen, welche auch hier berücksichtigt wurden (S. 349).
Im Buch befindet sich noch ein gut sortiertes Register und eine Operatorenübersicht, welche dem Lernenden aufzeigt, wann er welche Leistung wie zu erbringen hat und auf der anderen Seite auch dem Lehrenden zur Absicherung dienen kann.
Die Überschriften der Themen zeigen, dass die Autoren sich an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler orientiert haben, um sie mit interessanten Titeln für die einzelnen Themen zu motivieren.
Die Gestaltung ist sehr übersichtlich, da man die Farben des Inhaltsverzeichnisses auch in jedem Kapitel wiederfindet. Dabei wurde der obere Rand der einzelnen Seiten farblich an die Überschrift im Inhaltsverzeichnis angepasst, die Methodenseiten in einem zarten lachsrosa hervorgehoben, die Aufgabenstellungen mittels einer roten gepunkteten Linie abgegrenzt und auch die Orientierungsseite für die möglichen Lernwege stets gleich gestaltet. Leider ist es wohl aus Layoutgründen nicht anders möglich gewesen, aber manche Methodenseite erschließt sich in ihrer Gänze erst durchs Umblättern (S. 33). Auf der ersten Seite des Gruppenpuzzles ist kein Hinweis enthalten, dass es auf der Rückseite weiter geht. Bei dem gleichen Methodentraining werden auch noch einmal zusätzliche „Anmerkungen zur Arbeit mit biografischen Porträts“ am Ende formuliert. Jedoch ist auch hier die Gefahr groß, dass die Lernenden nicht unbedingt vier Seiten weiterblättern, nur um auf die Hinweise zu ihrer Textquelle weiter vorn zu stoßen.
Neben der farblichen Varianz gibt es noch ein zweites Element, welches für Orientierung sorgt. Zu jedem Kapitel wurde ein Titelbild ausgewählt, was den Leser beim Blättern in den oberen, äußeren Ecken auf jeder Seite durch das Buch begleitet.
Überblick über das Konzept und den Aufbau
Das Konzept wird ausführlich in der Einleitung dargelegt. Die Autoren haben bewusst Themen selektiert und unterschiedliche Perspektiven aufgegriffen, um den Anforderungen des Kernlehrplans gerecht zu werden. Gefordert wird in diesem auch die Ausbildung verschiedener Kompetenzbereiche, wie der Handlungs- und der Urteilskompetenz. Auch hier glänzt das Lehrbuch, da die einzelnen Kapitel mit einer sogenannten Überblicksseite beginnen. Diese besondere Seite macht deutlich, warum die nachfolgenden Themen für die Schülerinnen und Schüler ausgewählt wurden und welche Kompetenzen in den verschiedenen Bereichen entwickelt bzw. verbessert werden sollen. Zur Verbesserung des Verständnisses wurden die Zielformulierungen in der Ich-Form vorgenommen. Am Ende eines jeden Kapitels kann so jeder Lernende für sich in Gedanken abhaken, ob er das jeweilige Kompetenzentwicklungsziel erreicht hat. An dieser Stelle wäre es schön gewesen, für Grund- und Leistungskurse zu differenzieren, denn so wird vielleicht der eine oder andere Lernende von der „Zielflut“ übermannt.
Weiter geht es im Lehrbuch mit einer Annährungs- und Planungsseite sowie mit verschiedenen Methodentrainingsseiten, Grundlagenbausteinen und Vertiefungsangeboten, Kontroversen-Themen und Aktionsangeboten. Ebenfalls enthalten sind Anregungen über das eigene Vorgehen in einem Abschnitt über die möglichen Lernwege, die dieses Buch anbietet. Literaturtipps sind auf der Seite zusätzlich vorhanden.
Der Lernende kann anhand von drei Kompetenztrainingsseiten mittels einer fiktiven Klausur, seinen eigenen Entwicklungsstand testen. Die Lösungen hierzu findet der Leser auf dem Blog, einer informativen Website, die vom Herausgeber gestaltet wird.
Wert wurde auch auf den Perspektivwechsel gelegt, und so kommen soziologische, politologische und ökonomische Aspekte gleichberechtigt zur Geltung.
Texte und Materialien
In diesem Lehrbuch gibt es viele Texte unterschiedlicher Länge, die auch kontrovers aufbereitet wurden. Des Weiteren gibt es auch jede Menge Karikaturen, Abbildungen, Grafiken und Tabellen zu aktuellen Themen. Auch die verwendeten Fotografien fallen durch ihre Qualität und Aktualität ins Auge.
Damit ist ein abwechslungsreiches und schülerorientiertes Arbeiten im Unterricht sehr gut möglich.
Arbeitsaufträge und Methodenvorschläge
Das Buch ist, wie bereits angemerkt, sehr gut mit verschiedenen Arbeitsvorschlägen und -aufträgen sowie vielen Methoden gespickt.
Die Arbeitsaufträge sind schülergerecht formuliert und können auch für den Grund- und Leistungskurs differenziert eingesetzt werden.
Die Methoden sind vielfältig und teilweise wirklich leicht und ohne großen Aufwand umzusetzen. Genannt sei hier das Beispiel „In den Schuhen des anderen laufen“ (S. 53). Hier wird die normale Debatte einmal anders durchgeführt und der Perspektivwechsel dem Lernenden sicher erleichtert. Die Lernenden sollen nämlich im übertragenen Sinn in die Schuhe der anderen schlüpfen, in dem sie sich auf die gezeichneten oder ausgeschnittenen Füße stellen und die Argumentation ihres Gegenübers aufgreifen und inhaltlich zusammenfassen.
Ein zweites Beispiel ist ein Spiel zum Thema „Der ´homo oeconomicus´ in der Kritik der experimentellen Wirtschaftsordnung: Wie egoistisch ist der Mensch?“ (S. 107). Auch hier eine tolle Idee, die sicher für Diskussionsbedarf und eine aktive Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler sorgen wird. Die Lernenden müssen sich hier in Paaren zusammenfinden und sich über die Verteilung eines bestimmten Geldbetrages einigen.
Neben den aktuellen Inhalten im Buch wird auch auf verschiedene Internetseiten verwiesen, welche zum Zeitpunkt der Rezension auch alle funktionierten.
Sonstiges
Sehr schön ist auch die Ermunterung an den Leser, den direkten Kontakt zu den Verfassern zu suchen. Sei es per Email oder über den Blog.
Die Seite „Zehn gute Gründe, das Fach Sozialwissenschaften (SoWi) zu wählen“ hätte man sich m. E. sparen können, denn wenn der Lernende das Buch in der Hand hält, ist die Wahl eigentlich schon getroffen.
Der Blog dialogsowi.wordpress.com erfährt seit dem 11. Mai 2014 keine Aktualisierung mehr. Ebenso ist die Seite www.dialog-sowi.de, welche das Zusatzmaterial zur Verfügung stellt, seit dem 18. Mai 2014 nicht mehr verändert worden. Bei der letzteren Seite besteht im Bereich Layout und der damit verbundenen Übersichtlichkeit dringend Handlungsbedarf. Ein Dialog scheint hier nicht (mehr) stattzufinden.
Fazit
Das Lehrbuch überzeugt auf ganzer Linie und stellt eine Empfehlung für den Unterricht dar. Der im Titel angesprochene Dialog lässt sich mit Hilfe des Buches sehr gut im Unterricht umsetzen. Die strenge Orientierung am Kompetenzentwicklungsplan von NRW grenzt natürlich die Verwendung in den anderen Bundesländern stark ein, jedoch kann es auch hier als Impulsgeber für die Unterrichtsgestaltung der Lehrenden dienen.