Sozialkunde / Politik, 5./6. Schuljahr, Realschule
Politik entdecken 1
Herausgegeben von | Berger-von der Heide, Thomas |
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Erschienen | Berlin: Cornelsen, 2011 |
Seitenanzahl | 168 |
ISBN | 978-3-06-064922-8 |
Geeignet für | Nordrhein-Westfalen |
Rezensiert von | Neubert, Nicole, Isabell Moschkau und Anna Michailowa (Studierende), 5. Dezember 2013 |
Rezension von Neubert, Nicole, Isabell Moschkau und Anna Michailowa (Studierende)
Einleitung
Mit „Politik entdecken“ und „Demokratie heute“ liegen uns zwei sehr unterschiedliche Lehrwerke für die Sekundarstufe I der Realschule in Nordrhein-Westfalen vor. Auf den ersten Blick wirkt „Demokratie heute“ etwas aufwendiger gestaltet, da es im Gegensatz zu „Politik entdecken“ in ein Hardcover eingebunden ist. Dieser Eindruck wird beim Durchblättern der Werke noch weiter verstärkt, da „Demokratie heute“ deutlich mehr Zusatzmaterial in Form von Methoden- und Vertiefungsseiten anbietet. Dagegen bietet „Politik entdecken“ am Ende des Werkes ein Lexikon und die Möglichkeit, Arbeitsformen und Arbeitstechniken nachzuschlagen. Beide Werke wirken durch die verwendeten Bilder und Grafiken auf dem aktuellsten Stand und sind somit für die Schüler/innen ansprechend gestaltet.
Im Folgenden werden die Werke an Hand der Kapitel zum Thema Wirtschaft analysiert und miteinander verglichen.
Aufbau der Schulbücher
Inhaltliche Struktur
Das Schulbuch „Demokratie heute“ besteht aus fünf großen, voneinander abgegrenzten Themenbereichen: „Jugend und Politik“, „Miteinander leben“, „Wirtschaften“, „Jugend und Medien“, „Schutz der Umwelt“ und „Kinder in aller Welt“. Außerdem gibt es ein Vorwort, das sich an die Schüler/innen richtet und eine Erklärung des Faches Politik als Einstieg. Am Ende des Buches befinden sich ein Stichwortverzeichnis, Internetadressen und ein Bilderquellenverzeichnis sowie Hinweise zur Bearbeitung der Aufgaben. Im zweiten Schulbuch „Politik entdecken“ werden folgende sieben große Themenbereiche unterschieden: „Politik entdecken“; „Zusammenleben in der Schule“, „In Familien leben“, „Wirtschaft entdecken“, „Umweltschutz geht alle an“, „Mit Fremden leben“, „Kinder der Welt“. Auch hier gibt es ein doppelseitiges Vorwort für die Schüler/innen und einen Anhang mit Lexikon, Arbeitstechniken, Arbeitsformen, Kompetenz-Trainer und Kompass, die für eine Arbeitserleichterung sorgen.
Im Schulbuch „Demokratie heute“ besteht jedes Kapitel meist aus mehreren Unterkapiteln, die noch in einzelne, kleinere Themenbereiche eingeteilt sind. Dazu kommen Methodenseiten, Vertiefungsseiten und eine Zusammenfassung von jedem Unterkapitel, die den Schüler/innen das Wiederholen erleichtert. Eine Kompetenzseite am Ende jedes Kapitels dient zur Überprüfung und Anwendung des gelernten Wissens.
Einen ähnlichen Kapitelaufbau hat auch das Buch „ Politik entdecken“. Die Kapitel sind nach dem Doppelseitenprinzip aufgebaut, welches sich durch das ganze Buch zieht. Jedes Kapitel besteht aus mehreren Unterkapiteln, einem Kompetenz-Trainer, der der Selbstkontrolle und Wiederholung dienen soll, und einer Methodenseite, die allerdings nicht in jedem Kapitel vorhanden ist. Vertiefungsbereiche sind in diesem Buch nicht vorhanden, daher bleibt es der Lehrkraft überlassen, Differenzierungsaufgaben anzubieten.
Einleitung und Methoden
Zu Beginn des Buches „Demokratie heute“ fällt positiv auf, dass die Autoren den Schüler/innen schlüssig und verständlich ihr Konzept, die verwendeten grafischen Symbole und unterschiedlichen Arbeitsaufträge näher bringen. So werden im Vorwort auf Seite 7 die unterschiedlichen Farbunterlegungen bei Texten erläutert und Seitensymbole erklärt.
In dem Werk „Politik entdecken“ stößt man in dem doppelseitigen Vorwort auf eine ausführliche Erklärung des Buchaufbaus. An Hand von Beispielen wird das Gesamtkonzept des Buches dargestellt und erläutert. Zwei Webcodes sind auf diesen Seiten zu finden, sie helfen den Schülern/innen, das Buch im Quiz zu erkunden, oder weisen auf Internetseiten hin, auf denen weitere interessante Informationen zu finden sind.
Positiv hervorzuheben ist die Methodenvielfalt im Buch „Demokratie heute“. Immer wieder werden in dem Schulbuch Fallbeispiele angeboten, in denen die dazugehörigen Aufgaben zu einer Untersuchung von außen und zur Übernahme einer Innenperspektive anregen. In jedem Kapitel werden den Schüler/innen ein bis zwei Methoden zur Erarbeitung des Inhalts angeboten. Als Beispiele sind zu nennen: Befragung, Karikaturen auswerten und Plakate gestalten.
In „Politik entdecken“ gibt es leider nicht in jedem Kapitel eine Methodenseite. Insgesamt sind in diesem Buch vier Methoden zu finden: Konflikte erkennen/lösen; „Eisberg“ - Konfliktursachen entdecken; Erkundung: Einkaufsfalle Supermarkt; Kulturen entdecken: Auf Spurensuche vor Ort.
Übereinstimmungen mit dem Lehrplan von Nordrhein-Westfalen
Am Beispiel der Kapitel mit dem Schwerpunkt Wirtschaft werden die Werke im Folgenden analysiert. Das Kapitel „Wirtschaften“ im Schulbuch „ Demokratie heute“ entspricht dem vorgegebenen Lehrplan des Landes Nordrhein
Westfalen [1] vollkommen und beinhaltet zusätzliche Wissensvertiefungsmöglichkeiten. Beispielsweise wird der im Lehrplan angesprochene Inhaltschwerpunkt „ junge Menschen in der Konsumgesellschaft und Bedürfnishierarchie“ unter verschiedenen Themenpunkten („ Was braucht der Mensch?“, „Vielfalt der Bedürfnisse“, „Bedürfnisse und Bedarf“) auf den Seiten 106-111 behandelt.
Auch das Kapitel „Wirtschaft entdecken“ in „Politik entdecken“ erfüllt die Vorgaben des Lehrplans vollständig. So werden beispielsweise im Unterkapitel „Das Geheimnis des Geldes“ (S. 74-75) zentrale Veränderungen und rechtliche Rahmenbedingungen im Zahlungsverkehr und grundlegende Funktionen des Geldes erläutert.
Die didaktische Gestaltung des Buches
Verhältnis von problemorientierten und systematischen Zugangsweisen
Das Kapitel „Wirtschaft entdecken“ im Schulbuch „Politik entdecken“ bietet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen problemorientierten und systematischen Zugangsweisen. Die systematischen Anteile (z. B. „Geheimnisse des Geldes“, S. 74) ermöglichen einen systematischen Wissensaufbau zu den jeweils angesprochenen Themenbereichen. Die hier angesprochenen Sachverhalte werden ohne Wertung dargestellt, so dass der Eindruck einer geregelten wirtschaftlichen Welt entsteht, die einer bestimmten Ordnung folgt. Die problemorientierten Anteile des Kapitels zeigen exemplarisch Probleme auf, auf deren Grundlage komplexe Sachverhalte analysiert werden können. Hier werden vor allem Konflikte der wirtschaftlichen Welt verdeutlicht (z. B. „Fairantwortung“ beim Einkauf?, S. 86), so dass den Schüler/innen ein kritischer Blick auf spezielle Themen der Wirtschaft ermöglicht wird. Innerhalb dieser problemorientierten Unterkapitel entsteht der Eindruck einer konflikthaften wirtschaftlichen Welt, so dass die Schüler/innen durch das Kapitel „Wirtschaft entdecken“ beide Sichtweisen auf die Wirtschaft vermittelt bekommen.
Im Kapitel „Wirtschaften“ im Schulbuch „Demokratie heute“ ist der Zugang zu den einzelnen Themenbereichen dagegen überwiegend systematisch, die Inhalte werden im Autorentext umfassend dargestellt und durch das zugehörige Material illustriert. Auf einigen Seiten innerhalb des Kapitels werden allerdings bestimmte Probleme aufgegriffen, die mit dem zuvor erworbenen Wissen gelöst werden sollen (z. B. „Stefanie will einen iPod kaufen“, S.129). Die Problemstellungen, die hier verwendet werden, dienen als exemplarische Sachverhalte, das bedeutet, dass man den Lösungsweg einfach auf andere Situationen übertragbar machen kann.
Schülerorientierung
Beide Schulbücher orientieren sich stark an ihrer Klientel und verwenden eine dem Alter der Schüler/innen angemessene Sprache. Es werden lebensnahe Beispiele wie Handys, iPods und Markenkleidung verwendet, so dass die Schüler/innen leicht einen Zugang zu den angesprochenen Themenbereichen bekommen. In „Politik entdecken“ werden beispielsweise Abbildungen von Prominenten und das Thema „Fußball“ verwendet, um mögliche Interessen der Schüler/innen aufzugreifen. Allerdings spricht das Beispiel „Fußball” wahrscheinlich eher die Jungen an, da Wirtschaft aber vermutlich häufiger im Interessensgebiet der Jungen liegt, hätten die Mädchen hier mit mehr auf sie zugeschnittenen Beispielen berücksichtigt werden müssen. In „Demokratie heute“ wurden die Beispiele im Buch so gewählt, dass sie sowohl die Jungen als auch die Mädchen ansprechen. Es werden einige Identifikationsmöglichkeiten geboten, dennoch ist das Kapitel „Wirtschaften“ relativ neutral gehalten, so dass spezielle Interessen der Schüler/innen wenig Berücksichtigung finden. Daher wird es den Schüler/innen zum Teil schwer fallen, sich in den Inhalten wieder zu finden
Auffällig ist hier der unterschiedliche Umfang und Schwierigkeitsgrad der Kapitel. Während die Inhalte der Unterkapitel in „Politik entdecken“ jeweils auf eine Doppelseite reduziert wurden, sind die Unterkapitel in „Demokratie heute“ unterschiedlich lang, das Werk bietet deutlich anspruchsvollere Texte, Grafiken und Aufgaben. Problematisch ist, dass einige Seiten in „Demokratie heute“ durch die Verwendung vieler zum Teil ineinander laufender Schaukästen und Grafiken (z. B. S. 124) unübersichtlich und überladen wirken.
Kontroversitätsgebot und Überwältigungsverbot
In „Politik entdecken“ werden Konflikte von verschiedenen Seiten betrachtet, dazu dienen vor allem die bereitgestellten Textausschnitte und Abbildungen. Die Materialien zeigen die unterschiedlichen Positionen zu einem Thema auf, allerdings fehlt teilweise der genaue Argumentationskontext; dies führt dazu, dass die Schüler/innen zu einer vorgefertigten Schlussfolgerung kommen („Was ist wichtig?“ S.87). Es erfolgt meist eine gezielte Auseinandersetzung über die dazugehörigen Aufgaben. Das Unterkapitel zum Thema „Fair Trade“ ist stark reduziert auf die Probleme, die die Menschen haben, die in den Zulieferbetrieben arbeiten. Dabei wird weniger Bezug darauf genommen, warum Firmen heutzutage häufig im Ausland produzieren, so dass größere Zusammenhänge nicht genug Berücksichtigung finden.
In „Demokratie heute“ werden wirtschaftliche Konflikte vor allem über das zu bearbeitende Material behandelt. Stark moralisierende Positionen werden hier vermieden, so dass die Schüler/innen sich während der Bearbeitung der Aufgaben ein eigenes Bild machen können. So wird das Thema „Fair Trade“ durch ein Fallbeispiel eingeleitet, welches dann mit Hilfe eines Informationskastens zum Thema bearbeitet werden soll. Dies führt zu einem objektiven Blick auf den Sachverhalt.
Wissenschaftsorientierung
Die Inhalte beider Werke sind fachwissenschaftlich korrekt und auf einem aktuellen Stand. Es wird in beiden Fällen mit lebensnahen Themen wie Taschengeld, Markenkleidung und Fair Trade gearbeitet. Zudem liefern beide Werke vollständige und aktuelle Quellenangaben, die meisten Internetlinks sind einsehbar. Die Texte beider Werke bieten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schülerorientierung und Wissenschaftlichkeit, wobei die Texte in „Demokratie heute“ einen deutlich höheren Anspruch haben als die Texte in „Politik entdecken“. Laut Joachim Detjen ist es wichtig, dass die Texte Fragen offen lassen und nicht den Eindruck einer objektiven Wahrheit erwecken, damit die Bearbeitung der Zusatzmaterialien überhaupt nötig wird [2]. In beiden Werken werden Texte zum Teil diskursiv gestaltet und Fragen offen gelassen, so dass immer eine Auseinandersetzung mit dem Material erfolgen muss. Gerade im anspruchsvolleren „Demokratie heute“ helfen die Zusatzmaterialien zum besseren Verständnis der Texte.
Leitmedium oder Begleitmedium
„Politik entdecken“ eignet sich auf Grund seines Aufbaus eher als Strukturierungshilfe für den Unterricht. Die Lehrkraft sollte, um thematisch weiter in die Tiefe zu gehen, noch weitere Materialien breitstellen. Es bietet sich also an, das Werk als Grundlage zu verwenden und aktuelle Themen und Beispiele hinzuzufügen, um somit ein umfassenderes Bild zu vermitteln.
„Demokratie heute“ beinhaltet deutlich mehr zusätzliches Material als „Politik entdecken“, daher muss die Lehrkraft weniger Material nachreichen. Zum Teil fehlen hier allerdings grundlegende Informationen, die bei der Bearbeitung der Aufgaben hilfreich sein könnten. So sollen die Schüler/innen etwa anhand einer Abbildung vier Fälle dem Minimal-oder Maximalprinzip zuordnen (S. 125). Die Abbildung reicht hier aber wahrscheinlich nicht aus, um zu verstehen, wie das Minimal-und Maximalprinzip funktionieren. Es fehlt also ein erläuternder Text. Daher ist auch dieses Werk eher als Begleitmedium zu betrachten, da zum Teil Informationen nachgereicht werden sollten, um die Aufgaben angemessen bearbeiten zu können.
Arbeitsaufträge
Im Folgenden werden die Aufgaben in den Schulbüchern anhand der sechs Kernfragen von Dirk Lange, Waltraud Meints und Andreas Slopinski analysiert [3].
Werden die Anforderungen der jeweiligen Kerncurricula umgesetzt und zu erwerbende Kompetenzen genannt?
In beiden untersuchten Schulbüchern werden die zu erwerbenden Kompetenzen nicht explizit zu Beginn des Kapitels genannt. Beide Bücher leiten das Thema mit einem Einstiegstext ein. In dem Buch „Demokratie heute“ sind daraufhin jedoch Leitfragen formuliert, welche die zu erwerbenden Kompetenzen und die Kernthemen des Kapitels darstellen. Das Buch „Politik entdecken“ richtet das Wort am Ende des Einführungstextes an die Schüler/innen und macht so sehr kurz und latent auf die Kompetenzen aufmerksam. "Ihr werdet z.B. erfahren und erforschen, wie Konsumenten beeinflusst werden können". Auf den letzten beiden Seiten des Kapitels wird das Erlernte in beiden Büchern nochmal zusammenfassend abgefragt. Dabei sind die einzelnen Fragen der Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Urteilskompetenz und Handlungskompetenz zugeordnet.
Bei Betrachtung der Aufgabenstellungen tritt der Anforderungsbereich 2 (Reorganisation und Transfer) in beiden Büchern am häufigsten auf. Die Aufgaben aus dem Anforderungsbereich 1 (Reproduktion) nehmen wiederum einen größeren Anteil ein als die aus Anforderungsbereich 3 (Reflexion und Problemlösen). Dennoch sind die Aufgaben des Schulbuches „Demokratie heute“ insgesamt anspruchsvoller, da beispielsweise häufiger Sachverhalte begründet oder erläutert werden müssen und eine intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Diagrammen erfolgt.
Werden die Schüler/innen zur Bewältigung der Lernaufgabe fachlich angemessen vorbereitet?
Anhand der Texte, Bilder, Grafiken etc. in „Politik entdecken“ ist es den Schüler/innen meistens gut möglich, die Aufgaben zu bearbeiten. Das betrifft vor allem die Reproduktions- und Reorganisationsaufgaben. Jedoch können vor allem bei den anderen Anforderungsbereichen Probleme auftreten. Exemplarisch wird eine Transferaufgabe dargestellt, in der die Schüler/innen zwei Beispiele finden sollen, bei dem ein und dasselbe Gut sowohl ein Konsumgut als auch ein Produktionsgut sein kann. In dem Text werden die Begriffe so erklärt: Sachgüter „können in Güter zum unmittelbaren Verbrauch (Konsumgüter) und in Güter, die zur Produktion weiterer Güter dienen (Produktionsgüter) unterschieden werden“. Als Hilfestellung wird folgendes Beispiel angeführt: „Eine Schere ist ein ..., wenn sie vom Frisör verwendet wird. Verwende ich sie dagegen für meine privaten Zwecke, dann handelt es sich um ein...“. Unseres Erachtens ist dieses Beispiel jedoch ungeeignet, denn das Verständnis wird durch das Einbringen eines Beispiels aus dem Dienstleistungssektor deutlich erschwert, so dass eine Erläuterung durch die Lehrkraft nötig wird.
Positiv in dem Buch „Politik entdecken“ ist die Übersichtlichkeit der Aufgaben. Sie stehen immer unten am Rand, sind nummeriert und hinter der Aufgabenstellung befindet sich ein Hinweis, welcher Text oder welche Abbildung zur Lösung notwendig ist. Des Weiteren sind einige Aufgaben am Ende mit einer Zange gekennzeichnet. Diese symbolisiert verschiedene Arbeitstechniken wie beispielsweise „ein Cluster erstellen“. Durch die Erklärungen der Arbeitstechniken auf den letzten Seiten des Buches sind die Schüler/innen in der Lage, selbstständig zu arbeiten. Eine weitere Hilfestellung bietet ein in dem Buch integriertes Lexikon auf das die Schüler/innen durch blau hervorgehobene Wörter verwiesen werden.
Unterscheiden sich die genannten Operatoren von den implizit gemeinten?
In beiden Büchern stimmen die genannten Operatoren zum größten Teil mit der Liste der Operatoren der Kerncurricula überein. Allerdings gibt es Ausnahmen, wie durch ein Aufgabenbeispiel aus „Politik entdecken“ gezeigt werden soll: „Nennt Vorteile des Tauschhandels mit Geld gegenüber dem ‚Ware gegen Ware‘-Geschäft“. Hier wird der Operator „nennen“ verwendet, welcher dem Anforderungsbereich 1 entspricht. Da die Vorteile jedoch nicht explizit in dem dazugehörigen Text stehen, ist es keine reine Reproduktionsleistung sondern gehört vielmehr zu dem Anforderungsbereich 2 (Reorganisation und Transfer).
Ist eine Steigerung der Komplexität und ein Zusammenhang zwischen den Aufgaben ersichtlich?
Ein Anstieg der Komplexität der Aufgaben ist in beiden Büchern ersichtlich. Bei „Politik entdecken“ ist es in der Regel der Fall, dass die Aufgaben aufeinander aufbauen. Demzufolge ist es hilfreich, wenn sie nacheinander bearbeitet werden, da so auf das Vorwissen aufgebaut werden kann. Die einzelnen Aufgaben in dem Buch „Demokratie heute“ bauen nicht zwangsläufig aufeinander auf. Das bedeutet, dass die Schüler/innen nicht unbedingt die Reihenfolge einhalten müssen, da die Ergebnisse der einen Aufgabe nicht immer als Grundlage für die nächste dienen.
Wird die Kommunikationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler durch die Aufgabenstellung gefördert?
Die Kommunikationsfähigkeit kann beispielsweise durch Gruppenarbeiten, Rollenspielen, gemeinsame Gestaltung von Plakaten, Brainstorming gefördert werden. Bei der Betrachtung der Aufgaben in den elf Unterkapiteln des Wirtschaftskapitels in „Politik entdecken“ wurde die Kommunikationsfähigkeit lediglich in drei Unterkapitel gefördert. Jedoch ist hier noch anzumerken, dass innerhalb dieser drei Unterkapitel mehrere Aufgaben die Kommunikationsfähigkeit ansprechen. Im Buch „Demokratie heute“ gibt es fast in jedem größeren Aufgabenblock eine Kommunikationsaufgabe. Daher wird die Kommunikationsfähigkeit in diesem Werk stärker gefördert.
Werden die Lernenden in die Lage versetzt, Positionen aus einer anderen Perspektive einzunehmen, um so ihre eigene Position einer Überprüfung durch andere zu unterziehen?
In beiden Büchern werden die Schüler/innen nur selten animiert, sich in die Perspektive einer anderen Person hinein zu versetzen. Zählt man allerdings die Gruppenaufgaben dazu, summieren sich die Arbeitsanweisungen, die einen Perspektivwechsel erfordern. Denn gerade in der Arbeit mit andern Gruppenmitgliedern müssen sich die Schüler/innen in die jeweils andere Person hinein versetzen können und überprüfen in diesem Zusammenhang automatisch ihre eigene Position.
Fazit
Durch die Auseinandersetzung mit beiden Schulbüchern kommen wir zu dem Schluss, dass das Buch „Demokratie heute“ insgesamt anspruchsvoller ist. Sowohl die Autorentexte als auch die Grafiken und Aufgaben haben einen höheren Schwierigkeitsgrad. Daher eignet sich das Werk eher für den Unterricht mit Regelschulklassen, also für Klassen ohne Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Eine Differenzierung wäre rein durch die Aufgabenstellungen nicht möglich. Jedoch enthält das Werk vertiefendes Zusatzmaterial, womit vor allem die stärkeren Schüler/innen über die im Lehrplan festgelegten Inhalte hinaus gefördert werden können. Unserer Meinung nach ist das Buch „Politik entdecken“ eher für den gemeinsamen Unterricht, also den Unterricht mit Regelschüler/innen und Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf innerhalb einer Klasse zu empfehlen. Neben dem Schwierigkeitsgrad ist auch die verwendete Sprache leichter zu verstehen. Des Weiteren ist eine bessere Übersichtlichkeit bei der Gestaltung der einzelnen Seiten gegeben. Da die Themen eher oberflächlich auf jeweils einer Doppelseite behandelt werden, muss die Lehrkraft zur Vertiefung der Themen für Zusatzmaterial sorgen. Ein Vorteil dabei ist, dass sie ihrer Klasse entsprechend differenzieren kann und sowohl die stärkeren als auch schwächeren Schüler/innen angemessen gefördert werden können.
[1] Kernlehrplan für die Realschule in Nordrhein-Westfalen Politik verfügbar unter:
www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_SI/RS/PL/RS_Politik_Endfassung.pdf (Stand: 03.09.2013).
[2] Joachim Detjen, Das Schulbuch. Klassisches Medium für den Politikunterricht, in: Bundeszentrale für Politische Bildung (Hg.), Politikunterricht im Informationszeitalter – Medien und neue Lernumgebungen, Bonn 2001, S. 183-197, S.194.
[3] Dirk Lange/ Waltraud Meints/ Andreas Slopinski, Lernaufgaben in der Politischen Bildung – eine Analyse von in Niedersachsen zugelassenen Schulbüchern, in: Hanna Kiper u.a. (Hg.), Lernaufgaben und Lernmaterialien im kompetenzorientierten Unterricht, Stuttgart 2010, S. 179-187, S.180f.